Nach langem Warten und einer gescheiterten Kickstarter-Kampagne ist Donkey Crew’s Braveheart-Simulator "Of Kings and Men" endlich im Early Access. Oder “pre-Early Access”, wie es auf der Website heißt, wobei nicht klar ist, worin der Unterschied besteht. Of Kings and Men spielt im 13. Jahrhundert und ist ein Multiplayer-PvP-Metzelfest. Die Spieler übernehmen die Rolle von Rittern, die als menschliche Rasenmäher agieren, um den Argumenten der verschiedenen streitenden Fraktionen Gewicht zu verschaffen. Das Spiel verspricht riesige Schlachten und ein ausgefeiltes Kampfsystem und es spielt sich wie eine Art Call of Duty mit Schwertern und Pferden anstelle von Maschinenpistolen und Sprengstoff. Oder auch wie ein Simulator, in dem man für einen Tag William Wallace sein kann - an einem sehr schlechten Tag für William.
Der Titel “pre-Early Access” für Of Kings and Men ließ mich an eine Art Unfall denken aber ich bin froh, sagen zu können, dass es keiner ist. Es braucht definitiv noch viel Feinarbeit und hier und da etwas Adjustierung aber das Spiel lief bei mir sehr geschmeidig und ich habe einen guten Vorgeschmack darauf bekommen, was Donkey Crew uns da auftischen möchte. Of Kings and Men ist eine nette Abwechslung zu hektischen PvP-Shootern, wo man in der Regel aus einem Fußballfeld Entfernung von irgendeinem 14-Jährigen weggesniped wird, der alle Spawnpunkte kennt.
Nicht, dass man in OKAM nicht gesniped wird. Die Bögen sind sehr gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sie beherrscht, kann man seine Feinde mit einem Pfeilhagel eindecken, der sich gewaschen hat. Die Kämpfe sind hart und hektisch, überall um dich herum sterben Menschen, während du parierst und konterst, um dich gegen die ungewaschenen Horden zu verteidigen. Zum Glück sind bereits mehrere Spielmodi in der Early Access Version implementiert, die ich testen konnte, es war also nicht nur ein besinnungsloses Gemetzel in einem Fleischwolf.
Donkey Crew hat ein System namens “The Epic” gebaut, das im Wesentlichen einen permanenten Konflikt zwischen den rivalisierenden Fraktionen des Spiels simuliert. Du verhilfst deiner Seite zum "Sieg", indem du Gegner tötest, Gebiete einnimmst und die Macht deiner Fraktion vergrößerst. Klingt einfach, aber es ist klug, dem Spieler den handfesten Nachweis zu bieten, dass sein einzelnes Schwert wirklich einen Unterschied dabei macht, die Dinge zum Vorteil des gewählten Imperators zu beeinflussen. Auch wenn das Feature noch nicht voll integriert ist, werden Spieler (letztendlich) Territorien erobern und verlieren können, je nachdem, wie die Kämpfe aus gehen - das treibt die Motivation zum Handgemenge in die Höhe und hält die Spieler bei der Fahnenstange.
Es sind derzeit drei Spielmodi (weitere sind angekündigt) für Early Access-Spieler verfügbar: Instant Battle, Conquest und Deathmatch. Egal, welchen Modus man wählt, die Server sind angenehm voll (zumindest während ich spielte), und die vollgepackten Schlachtfelder haben die Spannung ein gutes Stück hoch getrieben. Das Gelände ist gleichzeitig offen und gedrängt: Es gäbe reichlich Freiraum für Bewegung, wenn da nicht die etwa 150 anderen Spieler wären, die um dich herum im Handgemenge ihre Kämpfe austragen.
Der Kampf in OKAM entspricht mehr oder weniger dem, was man von einem historischen Speil wie diesem erwarten darf. Es gibt Überkopfschläge, Schnellangriffe, Paraden und Abwehr und die Waffen fühlen sich eindeutig mittelalterlich an, es sind vor allem Stangen- und Klingenwaffen. Die Steuerung gab mir ein paar Rätsel auf, besonders zu Beginn der Lernkurve, wobei ich nicht sicher bin, ob ich die schon verlassen habe. Für eine Attacke drückt und hält man die Angriffstaste und führt dann die Maus in die Richtung, in der man schwingen möchte. Das klingt nicht überkomplex, aber da auch die Abwehr mit der Maus gesteuert wird, kann es schnell zu Verwirrung kommen, vor allem bei einem Scharmützel mit 50 Mann. Nach einer Weile hatte ich den Bogen raus, mache aber nach etlichen Stunden Spiel immer noch Fehler.
Mir persönlich scheint es, als wäre der Schwertkampf intuitiver mit einer Kinekt (auf positive Weise). Pfeil und Bogen fühlen sich Klasse an, genauso, wie man es erwartet. Gegner im Laufen zu erwischen ist ein echtes Kunststück, aber dafür umso befriedigender, wenn es gelingt. Auch der Angriff einer Meute von Gegnern fühlt sich gut an, wenn es gelingt, die Reihen mit einem Pfeilhagel merklich auszudünnen, bevor sie dich erreichen. Wenn so viele blutrünstige Spieler herumspringen, muss man seine Augen wirklich überall haben und sowohl Feinde als auch Freunde im Umkreis ständig im Blick behalten. Oft habe ich einen fliehenden Gegner verfolgt und erledigt, nur um festzustellen, dass ich meine Gruppe verloren hatte und allein auf dem Schlachtfeld stand, während die Gegner mich einkreisten. Wenn man im Rudel bleibt und gemeinsam zuschlägt, ist das Spielgefühl sehr befriedigend und die Immersion setzt voll ein.
Erfolge im Kampf bringen neben Stufenaufstiegen Silber, mit dem man sich Waffen und Rüstungen kauft und aufwertet. Dadurch, und durch die Einflusssphären, die man erkämpfen und verteidigen kann, wird dieses offene Gemetzel noch spannender und bewahrt das Spiel davor, zur Eintagsfliege zu verkümmern. Mit einer Horde Wilder durch die Landschaft zu ziehen macht einen Heidenspaß und fühlt sich mit einer gefährlichen, hart erkämpften Klinge gleich noch einmal so gut an.
Die Grafik von OKAM könnte etwas mehr Feinschliff gebrauchen, hält sich aber recht gut, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Spiel noch im (pre-) Early Access ist. Das Sonnenlicht glitzert auf der Rüstung, Bäume wiegen sich sanft im Wind und die Kampfanimationen sind geschmeidig. Die Klangkulisse ist sehr gelungen, und das ist wichtig bei einem Titel, in dem der Takt mit Eisen auf Eisen geschlagen wird.
Ein schönes Gameplay-Video findet ihr hier.
https://www.youtube.com/watch?v=WUAS3fEhiS0