Raven's Cry - Preview

Topware Interactive und das hauseigene Entwicklerstudio Reality Pump genießen gerade bei Fans des Rollenspielgenres einen exzellenten Ruf. Jahrelang wurden die Spieler mit Games aus dem "Two Worlds"-Universum beliefert, bis entschieden wurde, die positiven Erfahrungen auf ein anderes Genre zu übertragen. Es ist immer gefährlich, sich von einem erfolgreichen Konzept zu trennen und etwas Neues zu machen. Interessant erschien das Thema Karibik/Piraten und so wurde auf der Gamescom 2011 "Raven's Cry" angekündigt, ein Action-Adventure herum um den Leidens- und Racheweg des Piraten Christopher Raven. Nebenbei muss erwähnt werden, dass zu diesem Zeitpunkt keine anderen Spiele gleichen Themas angekündigt waren, die Idee war also neu und gut. Piratenspiele, zum Beispiel von Sid Meier, haben bereits früher die Spieler begeistert. Leider stand die Erstellung von "Raven's Cry" unter keinem guten Stern, mitten im Entwicklungsprozess wechselte der Entwickler und seitdem schreitet die Entwicklung in großen Schritten voran. DLH.Net war bei der ersten "Hands off"-Präsentationen (das ist Neudeutsch für "Schauen ja, aber nicht anfassen") dabei, hier unser Eindruck.

 

Wie schon erwähnt, führt der Spieler dem Protagonisten Christopher Raven die Hand, der versucht mit dem traumatischen Ableben seiner Eltern fertig zu werden, dass er als Junge miterleben musste. Die Mörder hatten an jenem dramatischen Tag nicht nur einen teuflischen Spaß daran, seine Eltern zu misshandeln und zu töten, sondern sie ließen den Augenzeugen Christopher leben, damit er den "Ruhm" der Angreifer weiterträgt. Damit er diesen Moment auch für immer im Gedächtnis behalten mag, schlugen sie ihm die linke Hand ab. Der kleine Christopher wird zufällig von einem Maroon namens Markus gefunden, der ihn rettet und großzieht. Der Haken, der nun seine Hand ersetzt, erinnert Christopher natürlich jederzeit an die Tat und er entwickelt zwangsläufig Rachegedanken, bei deren Umsetzung der Spieler Christopher Raven die Hand führt.

 

Die Handlung startet mit dem erwachsenen Christopher Raven, der sich mittlerweile zu einem Piraten gemausert hat, der aber sein eigentliches Ziel - die Rache - nie aus den Augen verliert. Man unterstützt den Korsaren dabei etwa durch klassische Kaperfahrten, Schatzsuchen oder Handel mit legalen und illegalen Gütern, um seinen Lebensweg zu finanzieren, der ihm seiner Rache näherbringt. In einer offenen Welt kann Christopher sich Aufgaben suchen, die ihm das Gold einbringen, dass er benötigt, um seine Rachepläne zu verwirklichen. Wichtig ist es für ihn, sich zum Beispiel Schiffe zu kaufen, diese auszurüsten und mit einer brauchbaren Crew zu besetzen. Er triff zum Beispiel auf seinem Weg speziell ausgebildete Seeleute, die er anheuern sollte, damit seine Überfälle auf andere Schiffe erfolgreicher werden. Der Protagonist wird dazu im Verlaufe des Spiels verschiedene Segelschiffe besitzen, die für den Kampf gegen die anderen Bewohner der Karibik nötig sind.

 

In Raven's Cry Fraktionen (europäische Mächte), die verteilt im Spiel bestimmte Gebiete und Städte bewohnen und auf die die Piratenmannschaft immer wieder trifft. Neben diesen Stammgebieten der Fraktionen gibt es auch Inseln (zum Beispiel St. Lucia), die keiner der genannten Gruppen zugeordnet sind. Diese freien Gebiete werden vor allem für den Handel mit illegalen Gütern wie Marihuana genutzt, aber auch jede andere Art Waren.

 

In den Städten kann Christopher Raven auch neue Quests annehmen. Wie diese Aufgaben erledigt werden, hat wesentlichen Einfluss auf das Spielgeschehen, denn der Ruf, den der junge Mann sich erwirbt, hat Folgen für das Fortfahren im Spiel. So kann er bei einer Fraktion Quests annehmen, die sich gegen eine andere Gruppe richten. Sollte er bei der Ausführung erwischt werden, so sinkt das Ansehen bei dieser Gruppe und ihm fällt es im Folgenden schwerer, sich unbehelligt im Einflussbereich der Angegriffenen zu bewegen. Der so erworbene schlechte Ruf klingt dann nicht automatisch ab, sondern kann allenfalls "abgearbeitet" werden.

 

Einer der wichtigsten Punkte in einem Action-Adventure ist das Kampfsystem. In diesem Spiel ist dies eine Mischung aus Hack 'n' Slash und Free-Floating-Kampf wie bei Batman Arkham Origins. Das dafür erstellte Motion-Capturing (kurz Mocap genannt) wurde bereits ins Gamplay integriert und sieht sehr flüssig aus. Beim Säbelkampf wirken die Angriffs- und Verteidigungsaktionen sehr lebensecht. Ausfallschritte oder Überkopf-Paraden unterstützen diesen Eindruck. Christopher Raven hat aufgrund seiner fehlenden Hand die Möglichkeit, seinen Haken als Waffe einzusetzen. Seine Fähigkeiten entwickeln sich im Spiel dabei mit zunehmender Erfahrung. Der Pirat hat neben seinen Nahkampfwaffen auch einige Pistolen auf Rücken und Brust geschnallt. Diese kann er wegen seines Hakens nicht nachladen, nach einem Schuss ist eine Pistole also verbraucht. Interessant ist auch, dass die Pistolen nur genutzten werden können, wenn es nicht regnet. Gibt es Niederschlag, wird das Schießpulver nass und das Abdrücken einer Pistolen führt zu einer Fehlfunktion und die Waffe ist verloren.

 

Denkt man an Piraten, fallen dem Beobachter auch gleich Seekämpfe ein. Es wird zwar im Spiel ein Schnellreise-System geben, aber wir bereits oben berichtet, gibt es sehr viele Gründe, das Schiff klarzumachen und in See zu stechen. Dabei geht es darum, andere Schiffe zu versenken oder zu kapern. Hier hat der Spieler das Schiff jederzeit unter Kontrolle und als Kapitän brüllt man die Einsatzkommandos für die Crew. Sobald man das Schiff in die richtige Position gebracht hat und der Befehl zum Abfeuern erteilt wurde, ist es hilfreich, die Kameraperspektive zu den Kanonen zu wechseln und das Ziel von dort besser zu erfassen.. 

 

Lautet die Quest zum Beispiel, die Ladung eines anderen Schiffes zu stehlen, kommt es darauf an, die Mission schnell und mit so wenig Opfern wie möglich, zu Ende zu bringen. Diese Faktoren sind auch wichtig für die Mannschaft, die das Gefühlen haben muss, dass ihr Anführer ein guter und fähiger Seemann ist. Sollte das nicht so sein und sind die Kaperfahrten vor allem stümperhaft ausgeführt worden, dann "dreht sich der Wind" in Richtung Meuterei. Neben dem interessanten Gameplay muss man auch sagen, dass die Seegefechte grafisch perfekt umgesetzt wurden.

 


Fazit

Alles in allem kann man sich auf Raven's Cry freuen. Eine Geschichte fern ab des Disney-Piratenbilds, eine packende Story, die ihr Ziel trotz zahlreicher Nebenmissionen aber nie aus den Augen verliert, machen auf jeden Fall Lust auf mehr. Raven's Cry wird natürlich mit bekannten Piratenspielen verglichen werden, muss aber den Vergleich nicht scheuen. Das, was in der Hands-Off-Präsentation herausstach waren, das Kampfsystem und die Seegefechte, beide brauchen sich nicht verstecken. Sehr schön. (B. WOLFFGRAMM)


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