Pro Evolution Soccer 5

Pro Evolution Soccer 5

(Konami)

geschrieben von Jan-Tobias "Erdendonner" Kitzel

 

Fußball - die schönste Nebensache der Welt. Traumwandlerisch sicher passen, flanken und schießen unsere Helden jeden Spieltag auf dem Feld der Fußballehre. Das kann doch eigentlich gar nicht so schwer sein, es ihnen - wenn schon nicht real - wenigstens am PC nachzumachen, oder? Dieser Aufgabe haben wir uns mit Pro Evolution Soccer 5, der neuesten Fußballsimulation aus dem Hause Konami, natürlich heldenhaft gestellt und berichten nun von unseren Erlebnissen auf und abseits des Feldes.

Gameplay oder "Und er schießt, jaaaaaaaaa!"

Erschlagend! Das war der Ersteindruck, den PES5 beim ersten Spielstart - nach der problemlosen Installation - bei mir hervorrief. Selten so unübersichtliche Menüs, voll gepropft mit Informationen, Anzeigen und Einstellungsmöglichkeiten gesehen. "Macht nix", dachte ich mir, "muss halt das Handbuch herhalten". Doch scheinbar sind die Menüdesigner eine Blutsverwandtschaft mit den Handbucherstellern eingegangen, denn dieses vergleichsweise dicke Heft ist ebenfalls schlicht und ergreifend unübersichtlich. Da hilft nur Trial & Error. Nachdem ich mich also durch die diversen Menüs gekämpft habe, dreht sich die anfänglich getrübte Stimmung sofort ins Positive: PES5 bietet alles, was sich ein Fußballfan an Modi und Einstellungsmöglichkeiten wünscht. Ob Training, schnelle Partie, vollständige Ligasaison oder Pokalturnier, alles ist vorhanden. Das Herzstück von PES5 stellt der Modus "Meisterliga" dar, in dem man sein Team aus der zweiten Division in die oberste Meisterliga und in internationale Wettbewerbe führen kann. Doch bis es soweit ist, muss die Entwicklung von Spielern beobachtet, Trainingseinheiten verordnet und der Transfermarkt ausgenutzt werden. Auch auf die Finanzen gilt es, ein Auge zu haben. Doch Managementhasser seien beruhigt, dieser Part ist vergleichsweise klein und leicht zu beherrschen, das Hauptaugenmerk liegt weiter bei dem Geschehen "auf dem Platz". Ferner bietet PES5 natürlich auch einen Multiplayerpart, in dem man online gegen Spieler aus der ganzen Welt zeigen kann, welches Fußballass hier das Gamepad betätigt. Auch der Online-Modus ist gelungen und bietet durch ein Rang-System somit langfristig Motivation.

Sobald man sich für einen Modus entschieden und das Team des Herzens gewählt hat, gibt es kaum einen Teamfaktor, den man nicht einstellen kann. Angefangen bei solchen Selbstverständlichkeiten wie der Aufstellung über Taktikeinstellungen bis hin zu Detail-Geschraube, beispielsweise der zentimeterweisen Verschiebung einzelner Spieler auf ihren Positionen, um die ganz eigene Aufstellung zu verwirklichen. Doch glücklicherweise bietet PES5 auch eine Reihe voreingestellter Strategien, so dass auch Einstellungsmuffel schnell zum Wesentlichen, nämlich dem Spiel an sich, kommen können. Und da dreht PES5 endgültig auf: Fußball wurde bisher in keinem anderen PC-Spiel derart detailgetreu simuliert. Der Ball hoppelt physikalisch korrekt über das Spielfeld, springt Spielern neckisch vom Fuß und fliegt auch gerne mal in den Abendhimmel, wenn ihr den Schussknopf etwas zu lange gedrückt habt. Apropos Steuerung: Sie geht flüssig vom Gamepad, das der Tastatur aufgrund der wesentlich besseren Reaktionszeiten deutlich vorzuziehen ist. Mit einem Gamepad mit Analogsticks (z.B. Logitech RumblePad 2) ist es eine wahre Freude, seine Jungs über den Rasen zu scheuchen.

Doch vor die Freude haben die Mannen von Konami den Lernprozess gestellt, denn bis man PES5 wirklich meistert, geht einige Zeit ins Land. Der Grund ist simpel: PES5 bietet derart viele Schuss-, Pass-, Flankenmöglichkeiten, dass es ein Weilchen braucht, bis man sich alle merken und auch passend anwenden kann, doch dafür existiert ja der erwähnte Trainingsmodus. Nach einiger Zeit habt ihr euch dann auch an die drei verschiedenen Dribbling-Geschwindigkeiten gewöhnt, lasst den Torhüter gekonnt rauslaufen und wisst, wie ihr während des Spiels schnelle Taktikwechsel anordnet. Aber nicht nur ihr lasst nach der Einarbeitung den Ball zügig rollen, auch der Computer spielt mit seinen Mannen einen flotten Fuß und stellt euch - je nach Schwierigkeitsgrad - vor einige Probleme. Die KI, insbesondere die der Verteidiger und des Torhüters, ist exzellent und passt sich eurer Spielweise flüssig an. Es kommt selten vor, dass ein und derselbe Spielzug zweimal zum Erfolg führt, vielmehr ist Vielseitigkeit gefragt, will man den Ball mehrmals im Netz zappeln sehen. Es sei an dieser Stelle allerdings auch erwähnt, dass der Computer sich des Öfteren derart aufs Mauern versteift (insbesondere in den mittleren Schwierigkeitsgraden), dass Tore sehr selten zustande kommen. 1:0 ist bei PES5 eines der häufigsten Ergebnisse, gleich nach 0:0, was auch häufig - teils zu häufig - auf der Anzeigentafel prangt.

Gewöhnen muss man sich als Fußballkenner auch an die Lizenzproblematik bei PES5. Das Spiel verfügt - im Vergleich mit dem Konkurrenten Fifa 06 - nur über eine sehr geringe Anzahl von Originallizenzen. So werdet ihr in der deutschen Liga keine einzige "richtige" Flagge, kein passendes Wappen oder Original-Trikot finden und in der Nationalmannschaft stimmen noch nicht einmal die Namen. Besser sieht es da in den lizenzierten Ligen der Italiener, Spanier und Niederländer aus und bei einigen ausgewählten Clubs - beispielsweise Chelsea. Glücklicherweise kann man als PC-Spieler das Lizenzproblem mit wenigen Mausklicks beheben, denn im Internet werden so genannte "Optionfiles" von Fans zum Download bereitgestellt, mit denen dann auch Flaggen, Wappen und Namen mit der Realität übereinstimmen. Erste Anlaufstelle sollte hier www.pesfan.com sein, wo man das geniale "PESfan PES 5 V2 Option file" herunterladen kann, mit dem dann sowohl optisch als auch namenstechnisch größtmögliche Übereinstimmung mit der Realität herrscht.

Gibt es beim Gameplay von PES5 auch etwas zu bemängeln? Ja, dem Schiri sollte dringend seine Pfeife beschlagnahmt werden! Zwar beherrscht er blind alle Regeln - wie beispielsweise Abseits, Vorteil oder weiß Notbremsen richtig einzuordnen - doch teils scheint es, als hätte er seine Pfeife an die Lippen geklebt, derart häufig pfeift er. Selbst kleinste Rempler ahndet er mit einem Freistoß und wehe dem, der im Strafraum als Verteidiger zu robust zu Werke geht: Elfmeter. Der Schiri ist derart pingelig, dass er häufig schöne Spielzüge verhindert oder flüssigen Spielfluss zerhackt, was sehr ärgerlich ist. Ansonsten ist bei PES5 nur das Freistoßsystem zu bemängeln, das leider genaues Zielen unmöglich macht und Freistöße zum Glücksspiel werden lässt. Doch bis auf die beiden genannten Punkte macht PES5 im Gameplay-Bereich alles richtig und fesselt stundenlang an den Bildschirm.

Grafik oder "Grün, grün, grün ist der Rasen ..."

Auch im Bereich Grafik braucht sich PES5 keineswegs zu verstecken. Der Detailgrad ist unglaublich hoch, so dass die Spieler von nah und fern gut wieder zu erkennen sind und überwiegend ihren realen Vorbildern ähnlich sehen. Die Spieler bewegen sich getreu der Realität über den Rasen, ärgern sich sichtbar über vergebene Chancen, brechen in Jubelstürme aus und rutschen bei einer Grätsche matschverschmiert über das Grün. Ferner wurde der Spielereinlauf zu Beginn jedes Spiels hübsch animiert und sorgt zusammen mit den Spezialeffekten auf den Zuschauerrängen, beispielsweise den bengalischen Feuern, für eine tolle Atmosphäre. Leider merkt man PES5 in der PC-Version an, dass es gleichzeitig für Konsole und PC entwickelt wurde, denn die 2D-Zuschauer kann man nur als grottenhässlich beschreiben, wenn sie denn überhaupt eingeblendet werden (während des Spiels sind sie ausgeblendet, ein Performance-Zugeständnis an die Konsolenbesitzer). Nur zu seltenen Szenen werden sie in 3D animiert und auch dann wirken sie hölzern und schmälern so etwas die ansonsten gekonnt hervorgerufene Stimmung.

Sound oder "Geistige Ausblendung"

Während die akustische Darstellung des Spielgeschehens gefällig ist (jubelnde Zuschauer, Fangesänge, etc.), kann die Musikuntermalung der Menüs nicht überzeugen. Da man sich bei PES5 - siehe oben - mitunter recht lange in den Menüs aufhält, fällt die Abwechslungsarmut schnell auf. Ewig dudeln die gleichen, langweiligen Lieder hoch und runter und strapazieren schnell das Nervenkostüm. Da sind die Kommentatoren schon besser gelungen. Auch wenn das Sprecherduo nicht immer ganz richtig liegt - was aber eher an der Programmierung der Einblendungen als an den Kommentatoren liegt - sind ihre Anmerkungen nett anzuhören, sie unterstützen damit die Atmosphäre des Spielgeschehens. Ein schönes Feature von PES5 ist die Mehrsprachigkeit: Während der Installation könnt ihr euch entscheiden, weitere Sprachsets mitzuinstallieren, so dass ihr später im Optionsmenü einstellen könnt, beispielsweise mit englischen Sprechern und/oder Texten beglückt zu werden.

Der Fifa-06-Vergleich oder "Apfel und Birne"

Auch bei der neuesten PES-Ausgabe ist der Vergleich mit dem quasi zeitgleich erschienenen EA-Machwerk "Fifa 06" unausweichlich, wie jedes Mal. Doch kann man die beiden Titel wirklich miteinander vergleichen? Meiner Meinung nach ist das nicht möglich. Warum? Weil beide Titel für gänzlich unterschiedliche Genreliebhaber erstellt wurden. Ich habe beide Spiele intensiv gespielt und ziehe daher folgendes Vergleichsfazit: Fifa 06 ist ideal für solche Spieler, die ein Arcade-Fußballspiel suchen, bei dem sie schnelle Erfolge feiern und torreiche Spiele zelebrieren können. Der Einsteig bei Fifa 06 gelingt schnell und unkompliziert und es ist vergleichsweise leicht - aufgrund der Arcade-Eigenschaft - auch mit schwächeren Mannschaften zu gewinnen. Dafür ist der Abwechslungsreichtum bei Fifa 06 deutlich geringer, da die Spielszenen sich schnell wiederholen (Arcade-Fußball). PES5 hingegen richtet sich an die Liebhaber von Fußballsimulationen. Pro Evolution Soccer 5 liefert abwechslungsreiche Spielzüge, die sich selten gleichen, glänzt mit der besseren KI und hat insbesondere die überzeugendere Ballphysik. Dafür ist der Schwierigkeitsgrad auch deutlich höher als der von Fifa 06 und der große Torreigen gelingt aufgrund der guten KI (bzw. ihrem Mauern in der eigenen Hälfte bei mittleren Schwierigkeitsgraden) nur selten. Daher können Fifa 06 und PES5 nicht direkt verglichen werden, ihr Zielpublikum ist einfach zu verschieden.

Pro Evolution Soccer 5 ist nahe an der Perfektion im Genre "Fußball-Simulation". Überzeugende Ballphysik, gute KI und abwechslungsreiche Spielzüge machen ein PES5-Spiel zum Genuss. Jedoch sollte man bereit sein, einige Zeit zu investieren, um alle Möglichkeiten des Spiels zu erlernen, um sie effektiv nutzen zu können. Doch hat man dies geschafft, hat man - von den hässlichen Zuschauern und dem Pingel-Schiri mal abgesehen - eine perfekt präsentierte Fußballsimulation auf dem heimischen Rechner. Und die zahlreichen angebotenen Möglichkeiten und Modi garantieren auch langfristig den Spielspaß, sei es in einer der fordernden Singleplayervarianten oder dem Multiplayermodus.

(26.11.2005)

(minimal)

- Windows 98SE/ME/2000/XP

- Intel Pentium III 800 MHz oder entsprechender Prozessor (Athlon/Duron/Celeron)

- 128 MB RAM

- GeForce 3 oder ATI Radeon 8500

- DirectX 8.1-kompatible Soundkarte

- DirectX 8.1 oder höher (auf DVD enthalten)

- 4x DVD-ROM

- 1,2 GB freier Festplattenspeicher

- Internet-Breitband-Verbindung für Online-Spiele

- 4 GB freier Festplattenspeicher

Entwickler: Konami
Publisher: Konami
Genre: Fußballsimulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Pro Evolution Soccer 5
Preis der Vollversion: 38,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

oder "Fußball par excellence"


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