Mario Strikers Charged Football

(Nintendo)

geschrieben von Oliver Domke

Anpfiff! Donkey Kong passt den Ball zu seinem Teamkameraden Buu-Huu – gerade noch rechtzeitig, bevor ein riesiger Feuerball den Affen trifft. Ein Kettenhund jagt hinter dem Geist her. Im letzten Moment macht sich Buu-Huu unsichtbar und trägt die begehrte Kugel durch alle Hindernisse hindurch in Yoshis Spielhälfte. Doch der kontert geschickt: Kurz vor dem Torschuss übernimmt Marios Reittier mit einer Blutgrätsche den Ball, rammt seinen Kontrahenten in die unter Strom gesetzte Bande und setzt zum Megaschuss an. Der Torwart hat keine Chance: Von einem Moment auf den anderen steht es 6:0. Sie fragen sich, was das alles bedeutet? Jede Menge Spaß, denn das verrückteste Fußballturnier aller Zeiten ist zurück!

Gegen jede Regel

Unmittelbar nach dem stimmungsvollen Intro wird Ihnen die Besonderheit des Spiels bewusst: Wie im GameCube-Vorgänger gibt es auch in “Mario Strikers Charged Football“ für Wii keine Regeln. Sie dürfen Ihre Gegner nach Lust und Laune foulen, ohne bestraft zu werden, schließlich existieren keine Schiedsrichter und schon gar keine roten Karten. Die Steuerung mutet anfangs vielleicht kompliziert an, ist jedoch dank des sehr guten Tutorials im “Trainingslager“ schnell erlernt. Mit dem Controlstick des zwingend benötigten Nunchuks steuern Sie Ihre vierköpfige Mannschaft. Durch Druck auf “A“ passen Sie den Ball einem Teamkameraden zu, mit “B“ schießen Sie auf das Tor. Halten Sie beim Torschuss den “B“-Trigger gedrückt, lädt sich der Ball auf. So haben Sie sogar die Möglichkeit, einen “Megaschuss“ durchzuführen; dazu später mehr.

Während ein Spieler dribbelt, kann er per Steuerkreuz ein Ausweichmanöver starten, ohne den Ball greift er so dessen aktuellen Besitzer an. Wenn Sie die Wiimote kurz schütteln, führen Sie eine Blutgrätsche aus und rammen damit ihre Konkurrenten zu Boden oder in die Umzäunung des Spielfeldes. Auf weitere Experimente mit den Bewegungssensoren der Wii wurde glücklicherweise verzichtet, denn die Steuerung funktioniert, so wie sie ist, hervorragend.

Auf dem Weg zum Pokal

Wie in “Mario Smash Football“ dürfen Sie entweder einzelne Matches austragen oder sich an den Turnieren versuchen, um eine der begehrten Trophäen zu gewinnen. Egal, wie Sie sich entscheiden: Vom übersichtlichen Hauptmenü aus trennen Sie nur wenige Schritte bis zur wilden Bolzerei. Im Vergleich zum Vorgänger spielt die taktische Zusammenstellung des Teams diesmal eine etwas größere Rolle, da nicht nur der Kapitän, sondern auch jeder der acht Kameraden besondere Fähigkeiten hat. Der Hammer-Bruder betäubt den gegnerischen Torwart mit seinen Werkzeugen, Shy Guy attackiert ihn sogar mit einer Kanonenkugel und Koopa verwandelt den Ball in einen überdimensionierten Schildkrötenpanzer. Da jeder Kapitän drei dieser Sidekicks mit ins Spiel bringen kann, sind die Begegnungen meist deutlich ausgeglichener als früher.

Das Hauptaugenmerk liegt aber weiterhin auf den Mannschaftsführern. Mario, Luigi, Bowser und die neun anderen zur Auswahl stehenden Protagonisten können ihren Schuss zum “Megaschuss“ aufladen und mit etwas Glück bis zu sechs Tore gleichzeitig erzielen. Bei einem solchen Versuch erscheint ein (auch aus vielen Golfspielen bekannter) Reaktionsbalken. Mit dem ersten Druck auf “B“ entscheiden Sie, wie viele Bälle maximal abgefeuert werden (im wahrsten Sinne des Wortes); der zweite bestimmt deren Geschwindigkeit. Je länger Sie warten, desto mehr und schneller wird geschossen – vorausgesetzt, Ihr Widersacher unterbricht Sie nicht dabei. Neu ist die Möglichkeit, eine erfolgreich ausgeführte Attacke abzuwehren. In einem kurzen Minispiel übernehmen Sie mithilfe des Pointers der Wii-Fernbedienung die Hände Ihres Torwarts und versuchen, Ihren Kasten sauber zu halten. Das macht das Spiel noch spannender und den ohnehin seltener vorkommenden Superschuss etwas fairer.

Als wäre das nicht schon genug, schenkt das Spiel den beiden Teams hin und wieder Items: Mit Bananen lässt sich der Gegner zu Fall bringen und mit blauen Schildkrötenpanzern einfrieren. Ein Pilz hingegen bringt Ihren Schützlingen einen Geschwindigkeitsschub, ein Stern sogar Unverwundbarkeit. Erhalten Sie eines der seltenen Spezial-Items, ist es wieder an Ihrem Kapitän, sein Können unter Beweis zu stellen. Nur mit diesem Gegenstand lassen Sie Mario zu einem Riesen anwachsen oder verwandeln Waluigi in “Wall-Luigi“ – in diesem Modus zieht er unüberwindbare Zäune hinter sich her. Und was Sie beim Knoblauch liebenden Wario mit der “Stinkbombe“ aktivieren, können Sie sich ja denken.

Weltraumstadion und Vulkanarena

Die neun Stadien, in denen die jeweils dreiminütige Action stattfindet, sind sehr abwechslungsreich; Sie besuchen nicht nur heimischen Rasen, sondern auch eine Wüste, einen Vulkan oder die Gewitterinsel. Jede Arena verfügt über besondere Eigenschaften, die Ihnen während des Spiels zu schaffen machen. Wenn ein Orkan Kühe und Traktoren über das Feld weht oder Sie im Schlamm stecken bleiben, wird es ungleich schwieriger, den Ball unter Kontrolle zu bringen. Als kleines Schmankerl spendiert Nintendo sogar noch sämtliche Wettkampfstätten aus dem ersten Teil; die sind jedoch weniger dynamisch.

In den Turnieren spielen Sie sich durch die Vorrunden, um bei einer entsprechend guten Platzierung in das Finale einzuziehen. Hier müssen Sie aufpassen: Besiegt Sie ein Gegner in einem der K.O.-Spiele, müssen Sie den Cup von vorne beginnen. Das bedeutet, dass Sie sich erneut durch die unzähligen Qualifikationsspiele kämpfen müssen. Abseits der großen Turniere dürfen Sie auch an den “Striker Challenges“ teilnehmen. Hier werden Ihnen zwölf unterschiedliche Situationen präsentiert, die es zu meistern gilt. Die ersten lassen sich noch recht schnell absolvieren, der Schwierigkeitsgrad steigt jedoch stark an. Bis Sie die letzte Aufgabe erfolgreich beendet haben, kann einige Trainingszeit vergehen. Belohnt werden Sie mit neuen Optionen, die Sie in den Standardmatches verwenden können.

Kontinentales Online-Kicken]

Ein Titel wie “Mario Strikers Charged Football“ ist geradezu prädestiniert für einen Mehrspielermodus. Mit bis zu drei Freunden können Sie sich an einem Fernseher die Seele aus dem Leib bolzen. Vor allem mit vier Spielern unterhält das Spiel enorm. Und da Ihre Gegner vermutlich immer wieder eine Revanche wollen, werden Sie die Controller nicht so schnell weglegen. Zudem ist das Funsport-Spiel der erste Titel auf Wii, der online spielbar ist – aus Gründen der Performance leider nur gegen Spieler aus Europa. Wenn Sie eine bestimmte Person herausfordern wollen, benötigen Sie deren Freundescode. Auch “Mario Strikers“ kommt nicht ohne dieses etwas umständliche Schutzsystem aus. Gezockt werden im Netz ausschließlich Serien aus drei Spielen; wer zweimal siegt, gewinnt die Begegnung. Wie sonst auch gibt es kein Unentschieden; läuft die Zeit bei Gleichstand ab, entscheidet der nächste Treffer. Unterschiedliche Statistiken und Tabellen protokollieren zudem Ihren Fortschritt und erlauben Ihnen den Vergleich mit anderen Spielern. Das Mii des besten Fußballers des Tages wird sogar im Onlinemenü dem ganzen Kontinent präsentiert.

Wo ist mein Team?

Grafisch gibt es nichts auszusetzen. Die Charaktere und Umgebungen sind nett gestaltet, reißen optisch aber keine Bäume aus. Ruckler gibt es selbst beim größten Effektfeuerwerk keine. Leider verliert man gerade bei voller Action schnell die Übersicht. Wenn Blitze in das Spielfeld einschlagen, die Teams sich gegenseitig mit Items bombardieren und die Kapitäne ihre Spezialfähigkeiten nutzen, werden Sie Mühe damit haben, Ihre Mannschaft, geschweige denn den Ball, wieder zu finden. In diesen Situationen artet das Spiel schnell in Hektik aus. Der Soundtrack besteht zwar nur aus sich oft wiederholenden, kurzen Musikstücken, die aber selbst in den Menüs für die richtige Stimmung sorgen. Sehr schön sind auch die Fangesänge während der Begegnungen, die Sie und Ihre Mannschaft anfeuern, wenn Sie mal deutlich im Rückstand sind.