Age of Empires 3 - The WarChiefs

Age of Empires 3 - The WarChiefs

(Microsoft)

geschrieben von Christian Graser

 

 
Entwickler: Ensemble Studios
Publisher: Microsoft Game Studios
Genre: Echtzeitstrategie
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Age of Empires 3 - The WarChiefs
Preis: 29,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Der Indianer braucht seinen Tomahawk, der Azteke seinen zahmen Jaguar, der nordamerikanische Siedler seinen Planwagen und ein ordentliches Echtzeitstrategiespiel sein Add-On. Knapp ein Jahr nach dem Release von "Age of Empires III" bringt Microsoft eine vollgepackte Erweiterung für Kolonialfeldherren und Rothäute auf den Markt. Wir haben uns die Gesichter bemalt, Federn angesteckt und für Sie das Kriegsbeil ausgegraben.

Indianer auf dem Kriegspfad

Sobald Sie "The WarChiefs" installiert haben, finden Sie im Kampagnenmenü von "Age of Empires III" eine neue Episode namens "Feuer und Eis", die mit fünfzehn Missionen sehr umfangreich ausgefallen ist. Um in den Genuss der neuen Inhalte zu kommen, brauchen Sie die Story des Hauptspiels nicht abgeschlossen zu haben; es empfiehlt sich jedoch, zumindest die ersten beiden Episoden zu spielen, da an dieser Stelle die Geschichte der Familie Black fortgesetzt wird. Sie begleiten das Halbblut Nathaniel Black bei seiner Aufgabe, die einzelnen Irokesenstämme wieder zu einen, um gegen die Bedrohung durch die neuen Siedler bestehen zu können. Doch nicht nur von den Weißen droht Gefahr. Die Mohikaner, durch Feuerwasser und leere Versprechungen des hessischen Generals Küchler gefügig gemacht, überfallen hinterrücks ihre roten Brüder und entführen Nathaniels Mutter.

Durch Zwischensequenzen wie diese wird das Spiel lebendig und die einzelnen Missionen verknüpfen sich wie schon im Hauptspiel zu einer spannenden Geschichte, bei der Sie stets wissen wollen, wie es weitergeht. Da auch die Einsätze wieder abwechslungsreich gestaltet sind - sie reichen von Basisbau-Missionen über Aufträge mit begrenztem Truppenkontingent bis hin zu "Verteidigen Sie sich, bis Verstärkung eintrifft“-Aufgaben - stellt sich so schnell keine Langeweile ein.

Mehr als nur ein Regentanz

Doch nicht nur bei der Kampagne klotzt das Spiel. Endlich halten die schmerzlich vermissten Indianer auch als vollwertig spielbare Völker Einzug in die Echtzeitschlachten und bringen frischen Wind in die gewohnten Abläufe. Neben den bereits aus der Story bekannten Irokesen finden sich noch Azteken und Sioux zum Stelldichein. Erfreulicherweise besitzen alle drei Nationen nicht nur grundverschiedene Einheiten, sondern spielen sich auch deutlich anders, als Sie es von den europäischen Ländern gewohnt sind.

Die namengebenden Warchiefs sind nicht nur das indianische Pendant zu den Kundschaftern und besitzen besondere Fähigkeiten wie starke Schüsse oder das Abrichten neutraler Wildtiere, sondern geben zusätzlich noch einen Lebens- oder Erfahrungspunktebonus für die sie umgebenden Einheiten, weshalb Sie die Häuptlinge immer an vorderster Front mit auf den Kriegspfad schicken sollten. Bei Eingeborenenvölkern darf natürlich der rituelle Tanz um die Feuerstelle nicht fehlen. Je mehr Ihrer Stammesmitglieder Sie zu diesem nett anzusehenden Treiben verdonnern, desto größer Ihre Belohnung. Ähnlich wie bei den bereits bekannten Handelslinien dürfen Sie auch hier den gewünschten Bonus frei wählen und jederzeit ändern, doch im Gegensatz zu Stahlross oder Planwagen erhalten Sie nun keine Rohstoffe, sondern regelmäßig einen Heiler oder spezielle Effekte, die Ihre ganze Nation betreffen. In Friedenszeiten beflügeln Sie durch den passenden Tanz den Rohstoffabbau Ihrer Jäger und Sammler oder den Erfahrungspunktezuwachs. Sobald das Kriegsbeil ausgegraben wurde, erhöht er die Lebenspunkte, verstärkt die Kampfkraft Ihrer Truppen oder generiert in regelmäßigen Abständen zusätzliche Kämpfer.

Die neuen Völker im Einzelnen

Neben diesen Neuerungen, die allen drei hinzugekommenen Parteien zur Verfügung stehen, weist jede einzelne bestimmte Stärken und Schwächen auf, durch die sie sich in der Spielweise teils deutlich von den alten Nationen unterscheiden. Die Irokesen sind noch der ausgewogenste der Indianerstämme und besitzen neben Infanterie und Kavallerie als einziges der neuen Völker leichte Artillerie. Um sich vor Feindfeuer zu schützen, schicken Sie Tomahawk-Werfer los, die zu zweit einen großen hölzernen Schild tragen, aus dessen Deckung heraus die Beile geschleudert werden. Nicht so gut geschützt, aber besser getarnt, sind die Waldläufer, die für nahezu alle gegnerischen Einheiten unsichtbar werden können und so für Überraschungsangriffe aus dem Hinterhalt prädestiniert sind.

Alles auf eine Karte setzen dagegen die Sioux, deren Kerntruppen aus leichter, aber sehr wendiger Reiterei bestehen. Vom Rücken der Pferde aus beharken sie ihre Gegner wahlweise mit Tomahawks, Pfeilen oder Kugeln - Blitzangriffe an verschiedenen Fronten sind ihre Spezialität. Die Azteken setzen dagegen, ähnlich wie schon im Add-On zum zweiten Teil der "Age of Empires"-Serie, auf Tierkrieger. Das Fehlen jeglicher Kavallerie und Artillerie ist durch massive Ausbildung verschiedener Infanterie-Typen - vom schnellen Kojote-Waldläufer hin zum schwer gerüsteten Puma-Krieger - wieder wettzumachen. Zusätzlich zu Kasernen und Feuerstelle können bei diesem Volk auch in zivilen Gebäuden Kampfeinheiten erschaffen werden. Sie opfern einmalig einen bestimmten Betrag an Rohstoffen dem Azteken-Gott und werden für 30 Minuten mit regelmäßig im Gebäude erstellten Kämpfern belohnt. Doch so dominant die Macht der Ureinwohner auf dem Land auch sein mag, auf dem Wasser haben sie gegen die europäischen Invasoren keine Chance, da sie den Galeonen außer Kanus nichts entgegenzusetzen haben.

Es lebe die Revolution

Als wären eine umfangreiche Kampagne und drei komplett neue Völker nicht schon genug für ein Add-On, packt Microsoft auch für die Spieler europäischer Nationen ein paar Neuerungen ein. In Saloons können Sie Söldner fremder Länder anheuern, die fortan für Ihre Zwecke kämpfen. Neben dem nahkampfstarken Ninja und dem schwer gerüsteten italienischen Elmeti können Sie auch Spione anwerben, die für Gegner unsichtbar sind, aber die getarnten indianischen Waldläufer erkennen. Wichtigste Innovation aufseiten der Kolonialmächte ist letztlich die Revolution, deren Ausruf Sie sich allerdings gut überlegen sollten. Mit ihr verbunden ist nämlich die Gründung einer eigenen Nation und somit das Lossagen von der Alten Welt und den Nachschublieferungen aus der Heimatstadt. Gleichzeitig werden aus all Ihren Bürgern Freiheitskämpfer und Sie können für den Rest des Spiels keine Siedler mehr erstellen oder Ressourcen abbauen. Ihre Nation wird dadurch zur reinen Militärmacht mit einer nicht zu unterschätzenden zusätzlichen Kampfkraft durch die jetzt wehrhafte Bevölkerung. Zusätzlich bekommen Sie erst hierdurch Zugriff auf die vier stärksten Einheiten wie gepanzerte Schiffe oder die aus dem Film "Last Samurai" bekannten "Kurbelmaschinengewehre". Durch den Ausruf der Revolution können Sie verloren geglaubte Spiele oftmals noch herumreißen.

Technisch nach wie vor auf der Höhe der Zeit

Auch wenn "Age of Empires III" schon ein Jahr auf dem Buckel hat, gehört es immer noch zu dem Schönsten, was das Echtzeitstrategie-Genre zu bieten hat. Herrlich farbenfrohe Landschaften, die mit vielen Details wie in Gewässern springende Lachse oder am Waldrand äsende Elche glänzen, begeistern ebenso wie die flüssigen Animationen und spektakulären HDR-Effekte im Kampf. Mündungsfeuer, Rauch von Kanonen und brennenden Gebäuden erfreuen das Auge, das schon von den nach wie vor tollen Physikeffekten verwöhnt wird. Leider wurde auch der einzige technische Kritikpunkt mit in die Erweiterung übernommen: Die Kamera lässt sich immer noch nicht weit genug herauszoomen, um größere Truppenverbände auf einen Blick erfassen zu können.

Um das Fest für die Sinne zu komplettieren, wurde auch beim Sound nur wenig verändert. Die Bandbreite reicht immer noch vom idyllischen Plätschern des Flusses bis zum ohrenbetäubenden Kampflärm, wenn Pfeile surren, Gewehrschüsse peitschen und Kanonenschläge die Luft zerreißen. Nach siegreichen Gefechten brechen die Indianer in ihr typisches Kriegsgeschrei aus, unterlegt von der hervorragenden Hintergrundmusik aus dem Hauptspiel. Die - in unserer Version noch englische - Sprachausgabe klingt erneut ausgezeichnet; hier dürfte bei der Übersetzung ins Deutsche wohl kaum etwas schief gehen.

Dieses Add-On platzt aus allen Nähten

Vergessen sind die Momente der Enttäuschung, als die Erweiterungen zu einem Spiel lediglich ein paar neue Karten und wenige Einheiten lieferten. "The WarChiefs" bereichert "Age of Empires III" mit seiner abwechslungs- und umfangreichen Kampagne, bringt drei neue Völker mit, die sich angenehm anders spielen als die bekannten Nationen, und garniert das Ganze mit zusätzlichen Einheiten und neuen Elementen wie der Revolution oder der Feuerstelle. Durch die nach wie vor vorhandenen Eingeborenenvölker, die Handelslinien, die Heimatstädte und die sowieso schon tolle Spielmechanik wird aus "Age of Empires III" das wohl abwechslungsreichste Echtzeitstrategiespiel, das momentan erhältlich ist. Da der Titel außerdem technisch noch immer ganz oben im Genre mitspielt, kann ich dieses Add-On allen Strategen nur wärmstens empfehlen.

(23.10.2006)

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