Mindjack

Mindjack (PS3)

(Square Enix)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

 
Entwickler: FeelPlus
Publisher: Square Enix
Genre: Action-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Mindjack
Preis: 35 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Eine Zeit lang waren für die Playstation 3 vor allem die Ego-Shooter auf dem Vormarsch, aber jetzt sind kürzlich mit "Dead Space 2" und dem Überraschungserfolg "Vanquish" von Sega zwei interessante Third-Person-Shooter erschienen. Square Enix stößt mit "Mindjack" nun in das gleiche Horn. Der japanische Publisher verspricht dabei interessante neue Features: Der Spieler soll die Möglichkeit haben, sich in andere im Spiel befindliche Akteure hineinzuhacken und das nicht nur im Singleplayer-Modus, sondern auch im Internet-Spiel. Das wäre zumindest für Computer-Spiele etwas Neues – in Filmen und Mangas gibt es die Tradition des Mind-Hacking nämlich schon länger. Hier soll nun beleuchtet werden, ob diese Funktion wirklich so weltbewegend für Action-Spiele ist.

Gehirnlos

Eigentlich sollte der Held am Flughafen der fiktiven Großstadt San Mira nur die Umweltaktivistin Rebecca Weiss beobachten. Da der Polizist aber – natürlich – Probleme mit dem Befolgen von Befehlen hat, schnappt er sich den ersten Typen, der mit der Umweltschützerin Kontakt aufnimmt, und legt ihn einfach mal auf Verdacht um. Leider hatte er mit seiner Einschätzung Pech, denn der Mann war ein Undercover-Agent und zusätzlich materialisieren sich wie aus dem Nichts die Bösen auf der Bildschirmfläche. Ausgelöst durch den Tumult erscheint ein Killerkommando, das Rebecca Weiss beseitigen soll. Natürlich kann einer einzelnen Frau nicht von einem einzigen Mörder aufgelauert werden, sondern der ganze Flughafen füllt sich mit schwerbewaffneten und hochtrainierten Elitekämpfern, die einem "Call of Duty: Modern Warfare 2" alle Ehre gemacht hätten. Der Held wirft der Aktivistin eine Waffe zu und gemeinsam ballern sie sich – ungeschützt und nur mit einer Pistole bewaffnet – durch die Massen hochgerüsteter Fieslinge. Dabei stellt sich heraus, dass auch die Lady über einiges Waffengeschick verfügt. Im Grunde ist damit der Inhalt des Spiels wiedergegeben: "If it moves, shoot it!"

Mindjacking

So weit, so bekannt ist das alte Cowboy- und Indianerprinzip: Die beiden Helden setzen sich ohne Probleme gegen Tausendschaften von Feinden durch und wie gehabt, wenn der Held angeschossen wird, geht er kurz in Deckung, die Gesundheit regeneriert sich und dann geht es weiter …– eben nicht! In "Mindjack" ist das etwas anders: Ist der Charakter in gesundheitlichen Nöten, beamt er sich in einen anderen Wirt hinein und übernimmt diesen bei bester Lebensenergie. Dabei ist es uninteressant, ob es sich dabei um eine der beiden Hauptpersonen handelt, einen Gegner oder einen herumstehenden Toaster. Sobald der ausgewählte Charakter zu oft getroffen wurde, aktiviert sich der Scan-Modus und alle erreichbaren Organismen (oder Toaster) werden angezeigt und auf einen simultanen Druck auf die beiden Analogsticks des Gamepads wird die handelnde Figur in das Ziel transferiert und spielt mit diesem neuen Wirt weiter. Das mit dem Toaster war natürlich ein Witz, aber es ist durchaus möglich, umherstehende Roboter anzusprechen – bewaffnet sollten sie allerdings schon sein. So kann jeder NPC, jede handelnde Figur und jeder Roboter für den Spieler in die Schlacht ziehen. Der alte – angeschlagene – Charakter erholt sich nach kurzer Zeit, wird dann von der KI weitergespielt und steht als potenzieller Akteur wieder zur Verfügung.

Aus diesem Mindjacking ergeben sich zwei Verhaltensweisen, die der Spieler nun das ganze Geschehen über anwendet: Der Held schießt solange auf einen Feind, bis dieser in die Knie geht, dann überträgt er seinen Geist auf den Feind und ballert an dessen Stelle weiter – natürlich diesmal auf die "eigenen" Leute. Sollte der Bösewicht im Kampf besser sein, dann teleportiert sich der Spieler zum Selbstschutz in einen anderen Körper und ballert weiter. Im Grunde ist also das Schießen die wesentliche Verhaltensweise in diesem Spiel, da steht "Mindjack" seinen Genre-Kollegen in nichts nach. Die Idee mit dem "Marionettentum" ist neu und macht Spaß, allerdings muss man etwas mit seinen Fingern üben, bis man die Kunst des Geist-Hoppings perfektioniert hat.

Bis jetzt wurde hier nur über den Singleplayer-Modus gesprochen, das eben beschriebene Verhalten funktioniert vornehmlich in der Kampagne. Aber auch im Internet-Spiel kann man sich diese Technik zunutze machen, allerdings funktioniert sie dann nicht im Sinne einer Lebensrettung, sondern als Eintritt in ein Multiplayer-Spiel. Zu Beginn der Installation des Spiels wird man gefragt, ob man zulassen möchte, dass Externe in das eigene Spiel eingreifen können. Das Spiel gilt damit als für Internet-Spiel freigegeben und so kann sich jederzeit ein Mitspieler aus dem Playstation-Network in das laufende Spiel einklinken und dann den befreundeten oder gegnerischen Part übernehmen. Das ist theoretisch eine witzige Angelegenheit, aber in der Praxis nervt das. Man bekommt zwar so mehr Kampfkraft in das Spiel hinein, denn natürlich sind menschliche Mitspieler intelligenter und kampfstärker als die Computer-KI. Auf der anderen Seite stirbt man aber auch wesentlich häufiger, was natürlich dazu führt, dass man für die Kampagne viel, viel länger braucht, ohne dabei mehr Spaß am Spiel zu verspüren. Vielfach erweist sich dieser um externe Mitspieler erweiterte Story-Modus auch deshalb als ungleich schwieriger, weil die Rücksetzpunkte) manchmal ziemlich unglücklich gesetzt wurden und sinnlose Sequenzen wiederholt werden müssen. Wenigstens wird dem Spieler die Möglichkeit gegeben, dieses permanente Deathmatch am Anfang zu verhindern – nur muss man wissen, in welchem Moment man auf "Nein" klickt.

Gehirnbosse

Nicht unerwähnt bleiben sollen die Bosskämpfe. Man hat sich in den letzten 30 Jahren Computerspielgeschichte daran gewöhnt, bei Level- und Spielendbossen nach ihren Schwachstellen zu suchen, diese dann eiskalt auszunutzen und die Oberfieslinge so gekonnt ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen. In "Mindjack" ist das anders: Hier muss man alle im Kampf befindlichen Nichtbosse ausradieren. Sobald der Letzte der Fußtruppen gefallen ist, stirbt im gleichen Zug der Endboss an Langeweile oder Einsamkeit. Unnötig zu erwähnen, dass es darauf keinen Hinweis im Spiel gibt. Wozu gibt es einen Endboss, wenn dieser einfach stirbt, ohne dass man etwas dafür getan hat, außer zu überleben natürlich? Dieses Feature ist beim Testen eher "sauer aufgestoßen".

Präsentation

Über Grafik und Sound des Spiels kann man eigentlich gar nichts sagen – und das ist kein gutes Zeichen. Die Bilder sind unspektakulär, Gleiches gilt für die musikalische und sprachliche Untermalung. Vergleicht man "Mindjack" mit "Uncharted Waters", "Gears of War" oder "Vanquish", dann reiht sich das Spiel definitiv hinter allen diesen Genre-Kollegen ein. All das ist aber nicht so schlimm, denn die Action stimmt über weite Spannen, wenn man denn allein spielt. Was allerdings negativ auffällt, ist die unpräzise Steuerung. Der aktuelle Charakter ist in der Lage, sich auf Knopfdruck hinter einer Wand, Säule oder Ähnlichem zu verstecken. Dieses Verhalten, das zum Beispiel in "Vanquish" hervorragend klappt, ist in "Mindjack" ziemlich hakelig. Oft erkennt man nicht, ob man sich hinter einem Gegenstand verstecken kann oder nicht, ob es die Aktionen aus der Deckung heraus gibt oder eben nicht. Manchmal ist das gar nicht möglich, weil schon der Partner hinter einer Mauer steht und verzweifelt in genau ebendiese ballert. Es gibt also definitiv Defizite bei der Steuerung und auch bei der KI.

 

  

Fazit

Square Enix hatte es in den letzten Monaten nicht leicht, nachdem sich viele der als Blockbuster gehandelten Titel aus eigener Schmiede als Ladenhüter herausgestellt haben, nicht zuletzt das groß beworbene "Final Fantasy XIV". Auch "Mindjack" wird sich vermutlich nicht zum Kassenknüller entwickeln: Die Steuerungsprobleme, das Fehlen einer größeren Waffenauswahl und nicht zuletzt die wenig gewählten Rücksetzungspunkte sind sicherlich alles andere als überzeugende Argumente für den Marionettenkämpfer. Die Idee des Mind-Hacking hat eigentlich viel Potenzial, aber man würde sie gern in anderen Spielen sehen, nicht aber in "Mindjack".

(23.02.2011)


Fazit

   Square Enix hatte es in den letzten Monaten nicht leicht, nachdem sich viele der als Blockbuster gehandelten Titel aus eigener Schmiede als Ladenhüter herausgestellt haben, nicht zuletzt das groß beworbene "Final Fantasy XIV". Auch "Mindjack" wird sich vermutlich nicht zum Kassenknüller entwickeln: Die Steuerungsprobleme, das Fehlen einer größeren Waffenauswahl und nicht zuletzt die wenig gewählten Rücksetzungspunkte sind sicherlich alles andere als überzeugende Argumente für den Marionettenkämpfer. Die Idee des Mind-Hacking hat eigentlich viel Potenzial, aber man würde sie gern in anderen Spielen sehen, nicht aber in "Mindjack". (23.02.2011)


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