Sega Rally (Sega) geschrieben von Christian Graser
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Spielhallen hatten ihre goldene Ära in den Achtzigern und Neunzigern. Danach wurden die Automaten nach und nach von Heimkonsolen und Computern verdrängt. Wer heute trotz allem eine solche Einrichtung aufsucht, wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein "Sega-Rally"-Exemplar vorfinden - einen zeitlosen Klassiker, der mit Fahrzeugen und Strecken geizt, aber mit tollem Fahrgefühl glänzt, bei dem auch Einsteiger schnell Erfolge feiern können. Wir haben die Neuauflage für Sie unter die Lupe genommen. Bleibender Eindruck Schon bei der ersten Testfahrt überrascht Sie das Spiel mit einer Innovation, die vermutlich sehr schnell Schule machen wird: Die Fahrzeuge hinterlassen in weichem Untergrund Spurrillen, die nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern sich auch auf das Fahrverhalten der Boliden auswirken. Passieren Sie auf den für Rallye-Spiele ungewöhnlichen Rundkursen die Startlinie zum zweiten Mal, haben Sie keine malerische und jungfräuliche Strecke mehr vor sich, sondern sehen ganz deutlich die Spuren, die die Wagen hinterlassen haben. Auf einem derart umgepflügten Untergrund fährt es sich deutlich schwieriger, die Bodenhaftung ist geringer und in Kurven erhöht sich die Gefahr, von der Piste zu fliegen. Damit es nicht soweit kommt, müssen Sie vor allem auf Abschnitten mit sehr weichem Untergrund wie Schlamm oder Schnee in jeder Runde eine neue Ideallinie finden, was ein völlig neues Rennspielerlebnis ist. Auf härterem Boden wie Lehm oder Eis sind die Auswirkungen nicht ganz so stark; auf Asphalt haben Sie stattdessen mit Gummiabrieb an den Bremspunkten zu kämpfen. Einen großen Vorteil genießen Sie, wenn Sie ein Force-Feedback-Lenkrad Ihr Eigen nennen: Dank der hervorragenden Effekte spüren Sie sofort, wenn der Wagen beginnt, die Bodenhaftung zu verlieren oder wenn er im aufgewühlten Untergrund ausbricht. Es hakt und klemmt Die Kür besteht "Sega Rally" also mit Bravour, doch wie sieht es mit der Pflicht für ein Rennspiel aus? Das Fahrverhalten der PS-Monster ist schnell erlernt, sodass sich insbesondere in Rennen gegen die Uhr, bei denen die Strecke von nur einem Fahrzeug malträtiert wird, schnell Erfolge einstellen. Hier kommt Ihnen auch das sehr arcadelastige Spielgefühl entgegen - der Titel wendet sich an eine ganz andere Zielgruppe als beispielsweise die "Colin McRae"-Serie oder "Richard Burns Rally". Entsprechend wenig können Sie an den Einstellungen der Wagen vornehmen, wobei es durchaus etwas mehr Freiheit hätte sein dürfen, als lediglich die Möglichkeit, zwischen zwei verschiedenen Reifensätzen zu wählen. Damit der Effekt, den die Spurrillen erzeugen, auch gebührend wahrgenommen wird, stehen Ihnen in "Sega Rally" nur Rundkurse zur Auswahl; auf ihnen fahren Sie ebenso Rallye-untypisch gegen fünf KI-Gegner. Die tragen jedoch wenig zum Spielspaß bei, da sie fehlerfrei über die Strecken heizen und dabei stur auf der Ideallinie kleben (auch wenn sie wegen des aufgewühlten Untergrunds dann deutlich schwieriger zu befahren ist). Gerammt werden Sie lediglich, wenn Sie der KI im Weg sind; untereinander kommt es kaum zu Positionskämpfen. Um dabei mithalten zu können, benötigen insbesondere Einsteiger viele Trainingsrunden im Zeitrennen, damit sie die Strecke kennen lernen - ein Fauxpas, wenn man bedenkt, dass das Spiel aufgrund des Fahrverhaltens für eben diese Gruppe entwickelt wurde. Ein weiterer Mangel ist das fehlende Schadensmodell; im Jahr 2007 gehört es einfach zum Rennspielstandard, auch wenn es sich bei "Sega Rally" "nur" um einen Arcade-Racer handelt. Unfälle wirken sich weder optisch noch spielerisch aus, in dieser Hinsicht verschenkt das Spiel viel Potenzial. Leider ist die Mängelliste an dieser Stelle noch nicht zu Ende, denn auch beim eigentlich tollen Streckendesign tritt ein Missstand auf, der mittlerweile der Vergangenheit angehören sollte: schlauchförmige Kurse. Wenn Sie aus einer Kurve fliegen oder die Kontrolle über Ihr Fahrzeug verlieren, krachen Sie nicht wie erwartet gegen einen Baum oder machen einen Ausflug in die Steppe, sondern prallen an einer unsichtbaren Wand ab, die die Piste links und rechts begrenzt. Streckendesign deluxe Das Design der Kurse ist, wie schon im Original, toll gelungen und sehr abwechslungsreich. In Afrika heizen Sie auf Hochgeschwindigkeitskursen durch die Savanne, vorbei an staunenden Elefanten und Giraffen. In ausgetrockneten Flussbetten müssen Sie der letzten verbliebenen Wasserstelle ausweichen und lediglich in Eingeborenendörfern hin und wieder vom Gas. Häufig wechselnde Fahrbahnbeläge machen die Rundkurse in den Alpen zu den anspruchsvollsten Passagen. Enge Serpentinen, abschüssige Feldwege, nasses Kopfsteinpflaster in Dörfern und verschneite Pässe lassen Ihnen kaum Zeit, das herrliche Panorama oder die vielen Details wie Drachenflieger oder malerische Mühlen zu betrachten. Während Sie in den USA auf Sand- und Felsstrecken durch Canyonlandschaften brettern, donnern über Ihnen Düsenjets im Formationsflug. Hier machen Ihnen besonders die tollen Staubwolken zu schaffen, die in der Motorhaubenansicht den Blick auf die Strecke trüben. Von der trockenen Luft können Sie sich in den Tropen erholen, während Sie durch grünen Dschungel, über weiße Sandstrände oder vorbei an hellblauen Lagunen rasen. Abschließend haben Sie noch Gelegenheit, sich im ewigen Eis abzukühlen, wenn es in der Arktis durch die Schneewüste geht. Insgesamt fünfzehn Strecken (drei in jedem der fünf Grafiksets) dürfen Sie befahren, einige davon später auch noch rückwärts - verglichen mit den drei Strecken des Originals eine deutliche Steigerung. Recht ordentlich ist auch der Fuhrpark mit 28 Fahrzeugen ausgefallen; von aktuellen Boliden wie Peugeot 206 oder Ford Focus Rally, über Klassiker, wie Audi Quattro oder Lancia Stratos bis hin zu Exoten wie dem Hummer H3 ist alles vertreten, was Rang und Namen hat. Herz von "Sega Rally" ist der Meisterschaftsmodus, in dem Sie in verschiedenen Rennserien nach und nach die einzelnen Strecken kennenlernen. Leider fahren Sie weder um Preisgelder, noch bekommen Sie einen Karrieremodus präsentiert. Die einzige Belohnung für Ihren Fortschritt sind neue Lackierungen oder Fahrzeuge, die bei Erreichen bestimmter Meilensteine freigeschaltet werden. Für zwischendurch starten Sie einfach ein "Schnelles Rennen"; um Ihre Streckenkenntnis und Rundenzeiten zu verbessern, bietet sich der Zeitrennen-Modus an. Dabei fahren Sie gegen die Uhr und auf Wunsch auch gegen ein "Geisterfahrzeug"; wenn Sie online spielen, können Sie auch gegen den Wagen des Schnellsten auf der Strecke antreten. Grafischer Leckerbissen Die Grafik von "Sega Rally" ist wunderschön - vorausgesetzt, Sie haben die passende Hardware unter der Haube. Dann belohnt Sie das Spiel mit tollem Geschwindigkeitsgefühl und vielen eindrucksvollen Effekten. Sand, Schlamm und Kies spritzen unter den Reifen in alle Richtungen und verschmutzen das Fahrzeug im Laufe des Rennens immer mehr. Fahren Sie durch eine Pfütze, wäscht Wasser den Dreck teilweise wieder ab. Staubwolken behindern die Sicht und viele liebevolle Streckendetails laden eher zu einer gemütlichen Sonntagsfahrt ein als zu sportlichen Hetzjagden - hier lohnt sich die ein oder andere langsamere Runde im Zeitrennen, um die tollen Landschaften genießen zu können. Die akustische Untermalung kann hier leider bei weitem nicht mithalten. Die Motoren klingen schwachbrüstig, der Beifahrer beherrscht nur wenige Sprachfetzen und die Musik dudelt im immer gleichen Trott vor sich hin. Wer aber ein Force-Feedback-Lenkrad besitzt, der kommt immerhin in den Genuss der kräftigsten und schönsten Rütteleffekte, die ein Rennspiel bisher zu bieten hatte. Sie spüren jeden Wechsel des Untergrunds, die Spurrillen lassen das Auto unversehens außer Kontrolle geraten und wenn in Multiplayer-Rennen auch noch kräftig gerempelt und gedrängelt wird, werden Sie sich nicht nur einmal den Schweiß von der Stirn wischen.
Minimale - Windows XP/Vista - Pentium IV 2 GHz (oder vergleichbarer AMD) - 1 GB RAM - DirectX 9.0c-kompatible Grafikkarte mit 128 MB und Shader Model 2.0 - DVD-ROM-Laufwerk - 5 GB freier Festplattenspeicher - Soundkarte (DirectX-kompatibel)
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