The World Ends With You

The World Ends With You (NDS)

(Koch Media)

geschrieben von Felix Rau

 

 
Entwickler: Square Enix
Publisher: Koch Media
Genre: Rollenspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: The World Ends With You
Preis: ca. 40 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

"Odin Sphere", die "Valkyre"-Reihe, "Kingdom Hearts", die "Final Fantasy"-Spiele. Egal, wie man es dreht und wendet: Square Enix steht für bekannte und vor allem wirklich gute Rollenspiele. Innovation wird immer groß geschrieben und jeder Rollenspielfanatiker wartet mit großer Spannung auf eine Neuerscheinung. Und es ist wieder so weit: Mit "The World Ends With You" bringt Square Enix diesmal ein Rollenspiel für den Nintendo DS heraus. Und auch hier sind die Ziele nicht gerade niedrig gesteckt, denn man verspricht ein revolutionäres neues Kampfsystem und eine, den Spieler bezaubernde, Story. Die Frage ist nun, ob dem auch so ist oder ob diesmal nur heiße Luft hinter all dem steht.

Überlebe die folgenden sieben Tage

Stellt euch vor, ihr wacht eines Tages auf der Straße auf und alles, an was ihr euch erinnern könnt, ist euer Name. Ihr wisst weder wo ihr seid noch was ihr dort tut. Und auf einmal befindet ihr euch mitten in einem Kampf gegen Monster, die ihr noch niemals zuvor gesehen habt. So ergeht es nämlich dem Protagonisten des Spiels, der den Namen "Neku" trägt. Nachdem er den Kampf dank seiner ungewollten Partnerin "Shiki" überlebt hat, erfährt er zumindest das Wichtigste: Er befindet sich in einer alternativen Welt von Shibuya (der Heimatstadt der Protagonisten), in der Welt der "Reapers", die hier ihr eigenes Spiel aufziehen. Das erklärt auch, warum er auf einmal in der Lage ist, Gedanken von anderen Menschen zu lesen, diese ihn jedoch nicht zu sehen scheinen.

Die Regeln des Spiels erscheinen zunächst recht einfach. Die Spieler des "Reapergames" sind immer zu zweit unterwegs, da man die Monster, genannt "Noises", auf zwei verschiedenen Ebenen des Seins bekämpfen muss. Mit seinem Partner zusammen muss man außerdem sieben Tage lang überleben und innerhalb der von den unbekannten Bösewichten gegebenen Zeit eine Mission pro Tag bestehen. Wenn einer der beiden Partner stirbt, wird das gesamte Team ausgelöscht. Wer die Woche des Horrortrips überlebt, hat gewonnen. Erst nach und nach wird klar, was man überhaupt gewinnen kann: das Leben an sich. Denn alle Spielteilnehmer sind schon gestorben und können sich hier ihre zweite Chance erspielen. Auch die Reapers sind bereits gestorbene, ehemalige Mitspieler, die lieber andere in die endgültige Nichtigkeit schicken wollen, anstatt sich selbst zu retten. Doch wer genau steckt hinter all dem? Und wieso kann sich Neku an nichts erinnern? Eure Aufgabe ist also zunächst sehr leicht: Findet das Gedächtnis wieder, rettet eure Partnerin vor den Monstern und den Reapers und findet heraus, wer hinter diesem Spiel steht und was genau er bezweckt. Und schon bald stellt sich heraus, dass ihr wieder mal die Welt retten müsst.

Revolutionär oder altbacken - das Kampfsystem

Zunächst ist die gesamte Steuerung ein wenig ungewohnt. Ihr steuert Neku in den Echtzeitkämpfen nämlich mit dem Touchpad, indem ihr den Stift über den Bildschirm zieht, einzelne Punkte antippt oder sogar Figuren zeichnet, die dann eine Attacke auslösen (so genannte "Psychs"). Natürlich gibt es auch passive Skills, die Neku tragen kann. Die verbessern dann die Verteidigung oder sorgen dafür, dass sich die Monster die ersten Sekunden des Kampfes nicht bewegen. Und natürlich sind auch wieder Heilung und Regeneration vorhanden. Doch das alles besetzt Pins-Slots, und davon hat Neku nur eine begrenzte Anzahl zu Verfügung. Zunächst nur zwei, doch mit höherem Level und voranschreitendem Spiel erhöht sich die Anzahl. Die Pins ähneln sehr stark den Ansteckpins, die wohl jeder schon einmal gesehen haben dürfte (für alle, die nicht wissen, was gemeint ist: Ein rundes Modeacessoire, das man sich auf die Kleidung steckt). Und neben den Kampfpins gibt es auch noch genau solche Pins, die ganz normal an der Kleidung getragen werden können. Für die Kampfskills bekommt man nach jedem Kampf Erfahrungspunkte und kann damit einen höheren Level erreichen, der selbstverständlich zu mehr Schaden führt. Manche der Pins können sogar einen Evolutionssprung machen und somit schießt auf einmal nicht nur mehr ein Eisberg aus dem Boden, sondern nun sind es auf einmal drei.

Die einzelnen Attacken werden ganz einfach in der oberen linken Ecke des Touchscreens angewählt und können dann benutzt werden, bis sich der Balken geleert hat. Wie lang das dauert, ist von Pin zu Pin unterschiedlich: Bei manchen reicht es für nur eine Attacke, bei anderen wiederum für 15 und mehr. Hat sich der Balken geleert, lädt er sich selbstständig wieder auf, was jedoch ein paar Sekunden dauert. Auch diese Dauer ist von Pin zu Pin unterschiedlich. Das hört sich zunächst alles recht kompliziert an, wenn man sich jedoch erst einmal eingearbeitet hat, bietet es eine Menge an Action und taktischem Denken, denn nicht jede Attacke ist gegen jeden Gegner geeignet. So ist es zum Beispiel wirkungslos, einen Vogel mit sich auf dem Boden ausbreitenden Feuer anzugreifen oder mit einem herumstehenden Auto zu bewerfen (denn auch das ist möglich).

Hat man nun ein paar Attacken gefunden, die nützlich erscheinen, zieht man in den Kampf. Zufallskämpfe gibt es nicht, sondern man sucht sich selbst seine Monster zum Erledigen. Dazu wählt man den gleichen Modus, den man auch zum Gedankenlesen nimmt und sieht daraufhin die Monster auf dem Bildschirm hin und her fliegen. Einige sind grün (für Gegner, die sich nicht wehren und nur dann Erfahrung bringen, wenn man sie innerhalb einer kurzen Zeitspanne erledigt), andere gelb (die gehören dann gerade zu einer Mission oder haben Besitz von einem Menschen ergriffen) und wieder andere sind rot (das sind die zum Jagen freigegeben Monster, die man erledigen kann, aber nicht muss - meistens). Dabei kann man sogenannte Kettenduelle eingehen, bei denen man nicht jedes Mal neu in den Monstersuchmodus gehen muss, sondern bis zu vier Duelle hintereinander führen kann, was dann mehr Erfahrungspunkte gibt.

Natürlich ist das bis hier her schon alles relativ revolutionär und ist zur Zeit absoluter Vorreiter, was das RPG-Kampfsystem auf dem Nintendo DS betrifft, doch war das noch lange nicht alles. Denn es gibt ja noch den verbündeten Mitstreiter, der in einer anderen Ebene ebenfalls Monster kloppt. Und auch den kann man steuern, indem man entweder das Steuerkreuz benutzt oder wahlweise als Linkshänder die Tasten auf der rechten Seite. Dieser Verbündete hat sein eigenes Kampfsystem und ist für die sogenannte Fusion zuständig. Wenn er innerhalb der Schlacht in bestimmter Reihenfolge die diversen Knöpfe drückt, leuchtet irgendwann ein Fusionsstern auf dem unteren Bildschirm auf. Aktiviert man diesen, kämpfen Neku und sein Partner für ein paar Sekunden in allen Ebenen mit vereinten Kräften und benutzen eine Spezialattacke. Da Neku innerhalb des Spiels mit verschiedenen Partnern kämpft und jeder eine andere Fusion mit sich bringt, darf man auch immer wieder neue Fusionen erlernen. Zwar muss man nicht den Kampfpartner übernehmen, sondern kann dies auch vom Computer machen lassen, doch haben dann Fusionen eher Seltenheitswert. Auch der Schaden ist erheblich kleiner, da der Computer selbstredend nicht so geschickt ist, wie der menschliche Spieler. Doch wenn man gut genug mit Neku ist, ist dies auf jeden Fall eine Alternative zu dem mitunter sehr hektischen Kampfgetümmel.

"Ein Mann ist nur so gut wie der Anzug, den er trägt!"

Nekus erste Partnerin ist sehr interessiert an Mode und so ist es kein Wunder, dass man innerhalb des Spiels diverse Boutiquen besucht, um sich hier mit Kleidung einzudecken. Diese Stücke ähneln sehr den Ausrüstungsgegenständen, die man aus jedem anderen Rollenspiel kennt, und haben auch genau dieselben Funktionen. So erhöhen sie die Angriffsstärke oder die Verteidigung. Andere helfen, dass man schneller mit dem Partner eine Fusionsattacke starten kann. Außerdem kann man sich in den Shops auch noch vereinzelt Pins kaufen. Andere Shops bieten Musikstücke an, die man sich einfach mal so anhören darf. Und auch hier hat man sich das Wort "Revolution" ganz groß auf die Stirn geschrieben, denn ein Shop ist nicht einfach nur ein Shop, wie man ihn aus jedem x-beliebigen Spiel kennt. Nein, hier muss man sich erst das Vertrauen der Verkäufer erarbeiten, bis man alle Stücke des Ladens kaufen und alle Eigenschaften und Vorzüge der einzelnen Stücke einsehen kann.

Dies erreicht man einerseits durch häufige Besuche, andererseits durch Einkäufe. Und wenn ein Shop wirkliches Vertrauen gefasst hat, dann lassen sich sogar Quest-Items freischalten (meistens Pins mit sehr mächtigen Attacken). Diese bekommt man, indem man gewisse Items abliefert, die man wiederum nur bei bestimmten Monstern findet. Es dreht sich also sehr viel um Kleidung und die Läden, die sie verkaufen. Doch um all dies bewerkstelligen zu können, braucht man selbstverständlich Geld. Das gibt es, indem man Pins verkauft. Dazu kann man einmal die Pins verkaufen, die man auch zum Kämpfen nutzt, jedoch findet man auch ständig welche, die man nur verkaufen kann oder die man für diverse Quests braucht. Geld an sich kann man jedoch nicht finden.

Rätsel, Missionen und Unterquests

Neben den Kämpfen und dem Besuchen von Boutiquen gibt es selbstverständlich noch Missionen zu erfüllen. Jeden Tag gibt es eine Hauptmission, die immer auf dem Handy erscheint, welches immer von Nekus Partner mit herumgeschleppt wird. Sobald diese gelesen wurde, erscheint auf der Hand der Spieler ein Timer, der anzeigt, wie viel Zeit man noch zum Lösen der Mission hat. Die Aufgaben erscheinen meistens recht einfach: "Erreiche das Gebäude 406" oder "Vernichte den Boss". Doch hat man zunächst das Problem, dass manche Reaper oft unsichtbare Wände errichten, die die Spieler daran hindern, eine Straße zu verlassen. Um diese Wände verschwinden zu lassen, muss man meistens dieselben Aufgaben erledigen: "Vernichte alle Monster auf diesem Platz." oder "Bringe mir 4 mal das Item XY; das Monster Nummer 31 trägt dieses mit sich". Ja, richtig gelesen, Monster sind durchnummeriert.

Es gibt eine Liste, auf der jedes Monster, gegen das schon gekämpft wurde, registriert wird. Mit sehr detaillierten Informationen. Hat man nun alle Unteraufgaben gelöst, gibt es nebenbei auch noch Rätsel zu knacken, die jedoch meistens darin bestehen, dass man einem unbeteiligten Passanten helfen muss, indem man seine Gedanken liest und diese gegebenenfalls so verändert (denn auch das ist eine Eigenschaft Nekus), dass ihm aus seiner Misere geholfen wird. Das alles wirkt zunächst ein wenig sehr einfach gehalten, sehr linear und vor allem recht kurz, doch es sei versichert: Das ist es überhaupt nicht! Vor allem im späteren Spielverlauf sitzt man oft stundenlang an einer Mission, weil es einfach so viel noch nebenbei zu entdecken gibt. Und selbst wenn man die ganzen Nebenaufgaben außer acht lässt und nicht versucht, eine hundertprozentige Vertrauensebene mit dem Lieblingsshop zu erschaffen, hat man noch alle Hände voll zu tun.

Das Spiel an sich

Neben dem mitgelieferten deutschen Handbuch wird innerhalb des Spiels alles noch mal haarklein erklärt. Und zwar wirklich alles. Zwar ist das gesamte Spiel auf Englisch, doch versteht jeder, der dieser Sprache einigermaßen mächtig ist, um was es geht. Und selbst wenn man sich nicht die mitunter sehr langen Anleitungen durchlesen möchte, ist dies kein Problem, da man wirklich das meiste einfach via "Learning by Doing" herausfinden kann. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass man jederzeit außerhalb der Kämpfe speichern kann. Genauso kann man auch den Schwierigkeitsgrad verändern, was sogar manchmal von Nöten ist (wenn man zum Beispiel die Aufgabe "Erledige fünf Monster Nummer 12 auf 'schwer' bekommt). Der auffälligste Unterschied zwischen den einzelnen Schwierigkeitsgeraden (neben der Stärke der Gegner) ist die Tatsache, dass man bei Kettenduellen unter "leicht" und "normal" immer volle Energie am Anfang eines Duells hat, während man unter "schwer" und darüber nur beim ersten der Duelle volle Gesundheit hat und nicht bei jedem einzelnen.

Außerdem hat man Zugriff auf die bereits erwähnte Monsterliste und kann selbstverständlich seine Ausrüstung ändern. Weiterhin gibt es die Option "Pins", mit der man sich alle Pins ansehen kann, die man besitzt, und außerdem seine aktiven Angriffskombinationen ändern kann. Und es gibt noch das Handy, das allerlei nützliche Funktionen birgt, die jedoch auch erst nach und nach zugänglich werden. Ein wirklich hilfreiches Feature ist die Tatsache, dass man für die Zeit, die man nicht spielt, ebenfalls Erfahrungspunkte gutgeschrieben bekommt. Zwar nur ein bisschen, aber doch lohnenswert. Und das bis zu sieben Tage. Wenn man also weniger als sieben Tage abstinent sein muss, bekommt man trotzdem Punkte. Wirklich sehr schön!

Grafik und Sound

Die Grafik gehört ganz klar mit zu dem Besten, was der Nintendo DS bisher zu bieten hat. Überall knallige Farben, die jedoch nicht störend wirken. Außerdem sehr schön und detailliert gezeichnete Landschaften. Die Figuren sind wirklich wie aus einem Anime entsprungen und wirken sehr japanisch. Hier ist auch der einzige Kritikpunkt anzusetzen, wenn man denn möchte: Es wirkt alles wie in einem Manga und könnte für das ungewohnte, europäische Auge eventuell stören.

Auch der Sound ist ähnlich wie die Grafik anzusiedeln. Sehr schöne, klare Klänge kommen aus den Lautsprechern. Die Hintergrundmusik ist meistens japanischer Rock, der perfekt zur Spielatmosphäre passt. Auch die Kampfsounds sind wirklich klasse geraten und passen sich ins Bild ein. Einzig und allein nervend sind die etwas aufgesetzt wirkenden Geräusche der einzelnen Personen während der mitunter langen Gespräche. Da wird die alle 15 Sekunden kommende, hohe Lache von Shiki schnell nervend. Davon mal abgesehen kann sich der Sound wirklich hören lassen.

Das Fazit

Revolution wurde versprochen und Revolution ist gekommen. Das Spiel gehört nicht nur zu der absoluten Spitze, was die Nintendo-DS-RPGs anbelangt, sondern kann sich locker mit den Konkurrenten von anderen Konsolen oder PC messen - sowohl was Story, Kampfsystem und Langzeitspaß anbelangt. Einzig und allein die manchmal sehr langen Diskussionen, die Tatsache, dass das Spiel nur in Englisch zu haben ist und die bereits genannten Schwächen in Sound und Grafik könnten den Spielspaß noch trüben. Doch hat man sich erst einmal in alles hineingefunden, lässt das Spiel nicht mehr so schnell los. "The World Ends With You" ist nicht perfekt, aber nahe dran. Ein "must-have" für alle RPG-Liebhaber. Und nicht nur Rollenspieler sollten sich dieses Spiel kaufen. Ein jeder, der den Nintendo DS besitzt, sollte sich ernsthaft Gedanken über den Kauf machen. Denn hier sieht man die Crème de la Crème des derzeit auf dem DS Möglichen.

(19.06.2008)


Fazit

Das


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