Front Mission Evolved

Front Mission Evolved

(Square Enix)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

 
Entwickler: Double Helix Games
Publisher: Square Enix
Genre: Action-Shooter
Releasedate: 28. September 2010
Homepage: Front Mission Evolved
Preis: 39,99 € (Box) auch über Steam (Preis unbekannt)
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

"Front Mission" ist eine Videospiel-Reihe, die seit 15 Jahren auf fast allen Konsolensystemen erschienen ist. Es ist allerdings schon eine Weile her, dass ein Game mit dem Namen "Front Mission" in den Läden stand: Die letzte große Ausgabe war "Front Mission 4" für die Playstation 2 aus dem Jahr 2003. Square Enix hat den guten Namen wieder herausgeholt und für das Jahr 2010 aufpoliert. Verändert hat sich allerdings das Spielsystem, denn früher waren die Spiele im rundenbasierten taktischen Rollenspiel angesiedelt, der neuste Ableger mit dem Namenszusatz "Evolved" (engl. für weiterentwickelt) ist ein astreiner Shooter, aufgrund der Kameraposition fast ein Ego-Shooter. DLH.Net zeigt nun, ob sich der Ersteindruck verfestigt hat, oder ob man nach längerem Spielen das Game anders bewerten muss.

Inhalt

Die Menschheit hat sich nun endlich in das Weltall ausgebreitet, aber anstatt mit Raumschiffen die Satelliten zu bewirtschaften, wurden riesige Weltraumlifts erschaffen, die so eine direkte Verbindung schaffen. Die Menschheit ist aber auch im Jahr 2170 nicht geeint, es konkurrieren mehrere Mächte um den Zugang zum Weltraum. Eine Vereinigung ist die U.C.S., aus deren Sicht auch das Spiel gestaltet wird. Natürlich ist dies die gute Macht, während die Konkurrenten die Fieslinge sind. Als bei einer Terroristenattacke ein wertvoller Weltraumlift der U.C.S. zerstört wurde, zieht das die Mobilisierung des Militärs zur Vernichtung der Bedrohung nach sich. Ein junger Ingenieur namens Dylan Ramsey gerät während des Aufbruchs der Truppen in den Strudel des Kriegs. Er ist nicht einmal Soldat, er war nur leider zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Sein eigentlicher Job ist es, die Wanzer zu bauen, er ist nur Ingenieur.

Gameplay

"Front Mission Evolved" ist ein klassischer Action-Shooter, auch wenn Square Enix nicht müde wird zu behaupten, dass in dieses Spiel auch die Elemente der "Front Mission"-Reihe eingeflossen sind. Da es sich bei den Urahnen um Rollenspiele oder Scrolling-Shooter handelt, können die Einflüsse nur im Spieleumfeld zu finden sein. Wie oben beschrieben, befinden sich mehrere Mächte im Kampf um die Zugänge zum Weltall, es gibt aber kaum noch Infanteristen, die ihre Fahnen vertreten, sondern mehrere Meter große Kampfmaschinen, die man aus anderen Spielen als Mech kennt. In den "Front Mission"-Spielen heißen diese haushohen Blechkrieger Wanzer; das ist im Übrigen ein Kunstwort, das sich vom deutschen Wort Wanderpanzer herleitet.

Es gibt also einen Kampf zwischen dem Wanzer des Helden und seinen Verbündeten mit den Mechs der Bösewichte sowie allerlei anderer feindlicher Kriegsmaschinerie zu Land und zu Luft. Der Ingenieur hat seinen Blechkopf so konstruiert, dass er im Spiel aufgerüstet werden kann und muss. Es gibt drei Möglichkeiten, den Wanzer mit Waffen auszurüsten, dazu kommt eine gewaltige Schlaghand. Welche Waffen der Spieler auf seine Reise zur Rettung der U.C.S. mitnehmen kann, hängt davon ab, ob er sie bezahlen kann und wie schwer die Waffen sind, denn der Mech kann nur soviel Gewichtszuladung vertragen, wie ihm seine selbst produzierte Energie erlaubt. Da der Held die Waffen-Upgrades zukaufen muss, ist das Geldverdienen für ihn wichtig. Zum Glück bekommt er die Zahlungsmittel für das Erledigen von gegnerischen Wanzern gutgeschrieben und findet ab und zu Geldverstecke im Level.

Die Upgrades kann man vor jedem Level im Hangar kaufen, eine Technikerin stellt dem Spieler die Neuerungen vor und benennet die Anforderungen für die nächste Ebene. Grundsätzlich hat man die Möglichkeit, einen der vorgefertigten Wanzer zu erwerben oder aber die Teile einzeln zusammenzustellen. Leider sind die fertigen Wanzer ziemlich teuer: Nur wenn man ganz konsequent die Geldverstecke in den Levels sucht, hat man eine Chance, genügend Geld für einen Fertigwanzer zu sammeln; das Killen der Feinde reicht als Einkommensgrundlage dafür nicht aus. Deswegen werden sich die meisten Spieler wohl oder übel durch das Konfigurationsmenü klicken müssen, um herauszufinden, welche Waffen oder Wanzerteile unter den gegebenen Energierestriktionen auszusuchen sind und auf welche Wummen man zugunsten von Abwehrmechanismen oder Reparaturfunktionen erst einmal verzichtet. Insgesamt können beide Arme und Beine sowie der Torso ausgewechselt werden, bei den beiden oberen Gliedmaßen können die Hände und die Schultern auch noch mit Waffen oder Schutzschilden versehen werden. Mehr ein Witz ist da dann noch die Möglichkeit, den Wanzer in verschiedene Farben zu tauchen oder mit Aufklebern zu versehen. Durch extreme Farben kann man sich Respekt verdienen, allerdings wurde während des Tests nicht festgestellt, dass ein Wanzer in Pink den Feind in die Flucht schlägt, weil dieser sich dann vor Angst in die Hosen macht.

"Front Mission Evolved" ist ein Action-Shooter, der sich fast wie ein Ego-Shooter spielt. Das Zielkreuz befindet sich fast in der Mitte des Bildschirms. Sobald man in den Zielmodus geht, verschwindet der Wanzer ganz aus dem Bild. Ist der Wanzer mit zwei Beinen ausgerüstet (auch vier sind wegen der zu tragenden Last manchmal nötig) kann er sich auch schwebend durch die Gegend bewegen. Sobald der Blechkrieger diesen Hover-Modus aktiviert hat, ist er sehr schnell. Dies hilft, die teilweise ziemlich großen Levels flotter zu durchqueren oder in Gefechten den Geschossen der Feinde besser ausweichen zu können. Allerdings ist das Schweben zeitlich stark begrenzt, schon nach wenigen Sekunden muss der Wanzer wieder auf den Boden gesetzt werden, damit die Energie für den "Flugmodus" regeneriert werden kann. Neben der Schwebeenergie sollte Ramsey unbedingt seinen Tatendrang nutzen, um sein E.D.G.E.-System zu aktivieren. E.D.G.E. ist sicher die Abkürzung für etwas ganz Wichtiges, aber es wird dem Spieler nicht mitgeteilt. Wenn der Held bei den Feinden genügend Schaden anrichtet, füllt sich seine E.D.G.E.-Leiste und er kann dieses System nutzen, um aus einer Mischung von Bullettime à la "Max Payne", einem Superzielmodus mit eingefärbten Trefferflächen und Extremschaden vor allem gegen die Endbosse zu bestehen; die Normalgegner sollte jeder Spieler hingegen schnell im Griff haben.

So durchstreift der Held in seiner Maschine die Levels, um Geld für den Ausbau seines Kolosses zu finden oder zu verdienen und folgt dabei einer Story, die zwar nicht komplett neu ist, aber zu Anfang durchaus interessant klingt. Es kann allerdings nicht verheimlicht werden, dass die Geschichte immer lächerlicher wird. So trifft man im Laufe des Spiels mehrmals in einem Bosskampf auf den Oberfiesling, aber, obwohl man ihn mehrmals in die Knie zwingt, tötet man ihn nicht, sondern gibt ihm immer wieder eine neue Chance, weiterhin fies zu sein. Das ist ziemlich frustrierend, weil die Bossfights ziemlich anstrengend sind. Dies hat aber nichts mit cleveren Rätseln zu tun, in denen man herausfinden muss, wie dem Feind beizukommen ist, sondern einfach damit, dass der Gegner wirklich viel Schaden wegstecken kann. Hier wird man wirklich oft sterben, bevor man zu seinem Ziel kommt. Man kann allerdings nach einem Tod in den Hangar zurückkehren, um den Wanzer besser an den Bossgegner anzupassen. Im Grunde ist die Taktik damit bei allen Kämpfen gleich: Finger auf den Feuerknopf und erst wieder loslassen, wenn sich nichts mehr auf dem Bildschirm regt.

Technik

"Front Mission Evolved" erscheint für den PC und Konsolen. Leider kann das Spiel – technisch gesehen – auf keinem der Systeme überzeugen. Es gibt zwar fünf verschiedene Szenarien, in denen die Kämpfe stattfinden, aber diese sind alle ziemlich detailarm und die Effekte in den Fights sind allenfalls Mittelmaß. Hier hätte etwas mehr Liebe zum Detail wirklich nicht geschadet. Der Mangel an Einzelheiten führt dazu, dass die Kämpfe schnell langweilig werden. Die PC-Spieler sind aber den Konsoleros zumindest bei der Steuerung überlegen, da es insgesamt vier Angriffsmöglichkeiten (beide Handfeuer- und Schulterwaffen) gibt, da verliert man beim Gamepad schon schnell mal die Übersicht, weshalb das Keyboard da leichter zu bedienen ist.

Etwas anders liegt es bei den Cutscenes. Man wirft Spielen aus japanischer Herkunft manchmal vor, dass sie sich zu sehr auf die Animation der Personen konzentrieren und zu wenig Wert auf die Umgebungsgrafiken gelegt wird. In "Front Mission Evolved" gibt es kaum Bilder von den handelnden Personen, sondern fast nur von den eckigen Mechs, die natürlich einfach zu animieren sind. Zwar verlassen die handelnden Personen auch ab und zu den Mech und schießen sich dann durch verschiedene Gebäude, aber diese Szenen sind eher selten. Man sieht die Helden des Spiels vor allem in den Cutscenes, die vor und nach den Einzellevels eingespielt werden. Hier bekommen die Charaktere ein Gesicht, hier herrscht Detailreichtum. Man erkennt, dass alle Personen, wie aus anderen japanischen Spielen bekannt, zwar jung, aber irgendwie alterslos sind. Für den mitteleuropäischen Computerspieler ist es immer mal wieder komisch zu erfahren, dass ein Mittzwanziger ein komplettes internationales Sicherheitssystem entwickelt hat. Dafür sieht der Erfinder dann aber gut aus.

Minimale

Betriebssystem: Windows XP, Vista, Windows 7

Prozessor: Intel Pentium D 1.8 GHz oder AMD Athlon 64 x2 1.8 GHz

Speicher: 1 GB RAM (XP), 2 GB RAM (Vista/7)

Grafik: 512 MB NVIDIA GeForce 7800 Serien Grafikkarte oder vergleichbar

DirectX®: 9.0c

Festplatte: 11 GB frei

Sound: DirectX® 9.0c kompatible Soundkarte

Controller Support: Maus, Tastatur, Xbox 360 Controller


Fazit

   Mit den alten Spielen der "Front Mission"-Reihe hat der "Evolved"-Ableger nichts zu tun. Konsolenrocker fühlen sich am ehesten an die "Armored Core"-Spiele erinnert, während PC-Zocker mit Mech-Spielen in den letzten Jahren nicht gerade verwöhnt worden sind. Die ersten Levels des Games spielen in den Hochhausschluchten einer Großstadt und zumindest ältere Spieler werden "Shogo M.A.D." wiedererkennen, natürlich mit aufpolierter Grafik und besserer Bewegung des Mechs. Man bekommt nach einigen Levels das Gefühl, dass man es mit einem rasanten Action-Shooter zu tun hat. Das Spiel kann aber nicht halten, was die ersten Missionen versprechen, es geht nämlich immer so weiter, ohne jede große Abwechslung. Die etwas lasche Geschichte und die Frustration in den zahlreichen Bosskämpfen tragen auch nicht dazu bei, das Spiel anzupreisen. Derjenige, der Action-Spiele mag, in denen der Finger auf dem Feuerknopf die wichtigste Rolle spielt, kann aber getrost zugreifen. (27.10.2010)


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