Ice Age 2 - Jetzt taut's

Ice Age 2 - Jetzt taut's

(Vivendi Games)

geschrieben von Roland Kindermann

 

 
Entwickler: Eurocom
Publisher: Vivendi Games
Genre: Jump 'n' Run
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Ice Age 2 - Jetzt taut's
Preis: 55 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Eigentlich war "Ice Age" als klassischer Zeichentrickfilm geplant. Da Filme dieses Genres jedoch zur Jahrtausendwende immer weniger Zuschauer ins Kino lockten, während computeranimierte Filme wie "Shrek" oder "Monster AG" mit hervorragenden Besucherzahlen glänzten, entschied 20th Century Fox, ebenfalls auf moderne Technik zu setzen. Nicht zuletzt aufgrund einer ausgedehnten Marketingkampagne war "Ice Age" ein großer Erfolg. 2006 wurden dann der Nachfolger "Ice Age 2 - Jetzt taut's" und das zugehörige Spiel veröffentlicht. Nun erscheint nach den ursprünglichen Versionen für PC, Playstation 2, Xbox, Gamecube, Nintendo DS und Gameboy Advanced auch eine Wii-Umsetzung. Ob sich der Kauf lohnt und wie gut die Steuerungsmöglichkeiten der Wii eingebunden wurden, lesen Sie in unserem Test.

Wenig Story

In "Ice Age 2 - Jetzt taut's" spielen Sie die meiste Zeit die beliebteste Figur des "Ice Age"-Universums: das Säbelzahneichhörnchen Scrat. Dieses süße kleine Tier kann zwar nicht sprechen, ist dafür permanent auf der Suche nach einer Nuss und stolpert dabei von einer perfekt animierten Katastrophe in die nächste. Ursprünglich war er nur als Figur für die frühen "Ice Age"-Trailer geplant. Da er jedoch schnell zum absoluten Publikumsliebling avancierte, wurde er nachträglich in den Film eingebaut und erlebt deshalb einen eigenen Handlungsstrang, der parallel zur Hauptgeschichte verläuft und sie nur gelegentlich kreuzt. Analog dazu treffen Sie zwar auch im Spiel regelmäßig auf die anderen Protagonisten des Films, erleben die Story jedoch nur am Rande und werden Sie nicht vollständig verstehen, wenn Sie den Film noch nicht kennen. Wie der Name bereits andeutet, ist die Eiszeit, die im ersten Film begann, bereits wieder zu Ende. Schmelzwasser staut sich aufgrund eines Gletschers in dem Tal, in dem das Faultier Sid, das Mammut Manfred und der Säbelzahntiger Diego leben und zwingen diese zur Flucht. Das Endziel ist dabei eine große Arche, die angeblich am anderen Ende des Tals wartet.

Kameraprobleme

"Ice Age 2 - Jetzt taut's" ist im Kern ein klassisches Jump 'n' Run-Game. Sie steuern Scrat mit dem Analogstick des zwingend benötigten Nunchuks. Mit "A" können Sie springen. Je nach Situation dient "C" als allgemeine "Benutzen"-Taste oder zum Erschnüffeln versteckter Objekte. Mit "Z" schalten Sie in die Egoperspektive, um sich Ihre Umgebung genauer anzuschauen. Alternativ drehen Sie mit dem Steuerkreuz die Kamera um Scrat, um sich einen Überblick zu verschaffen, oder drehen die Kamera mit "1" in Scrats Blickrichtung. Die vielfältigen Möglichkeiten der Perspektivensteuerung werden Sie zwingend benötigen, da die Kamera vom Spiel manchmal ungünstig platziert wird. So ist regelmäßig der Blick um die Ecke versperrt. Besonders kritisch wird es, wenn Sie an einer Kante stehen. Da die Ansicht relativ flach und weit entfernt positioniert wurde, können Sie selten sehen, was Sie unten erwartet. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass Sie eine tödliche Felsspalte für eine gefahrlose Stufe halten und dann vom letzten der fair gesetzten Speicherpunkte neustarten müssen. Die Steuerung erlernen Sie nach und nach durch Schilder, die jeweils eine neue Funktion erklären.

Seltene Gesten

Neben der eher klassischen Grundsteuerung benötigen Sie auch ein paar Fernbedienungsgesten. So müssen Sie die Remote nach links und rechts schütteln, um Objekte auszugraben oder an Felsen hochzuklettern. Diese Bewegung passt gut und lässt den Spieler Scrats Anstrengungen nachfühlen. Im Kampf benötigen Sie ebenfalls die Fernbedienung. Sie können beispielsweise Schlagbewegungen ausführen, die Scrat zuverlässig mit seinem Schwanz nachmacht. Dabei müssen Sie allerdings aufpassen, die Remote nicht aus Versehen zu wild zu schütteln, da Sie dann eine Wirbelattacke auslösen. Diese kostet Energie, die Sie mit seltenen Früchten aufladen müssen. Alternativ können Sie ihre Gegner auch mit einer Sprungattacke angreifen, indem Sie während eines Doppelsprungs die Fernbedienung nach unten schlagen.

Gerade weil die Steuerungsmöglichkeiten der Wii nur eine Nebenrolle spielen, ist die Konvertierung durchaus gelungen. Manch anderer Entwickler hat bereits die Umsetzung eines eigentlich guten Spiels, das auf eine Steuerung mit dem Gamepad ausgelegt war, in den Sand gesetzt, indem er es mit dem Einsatz der Bewegungssensoren übertrieben hat. Die Force-Feedback Effekte hätten etwas häufiger eingesetzt werden können, passen jedoch gut zum Geschehen.

Walnüsse, Äpfel und Flatulenzen

Meist erkunden Sie die sechs umfangreichen Levels, verkloppen tierische Gegner und suchen Nüsse, die Sie benötigen, um Konzeptgrafiken des Films freizuschalten. Eine besondere Rolle nehmen Walnüsse ein, die Sie an einigen Stellen des Spiels suchen müssen. Dann können Sie einen bestimmten Bereich erst verlassen, wenn Sie alle gefunden haben. Auch sonst müssen Sie nicht einfach nur die Spielwelt durchqueren, sondern regelmäßig kleine oder große Aufgaben lösen. So müssen Sie beispielsweise Eier, die vertauscht wurden, ins richtige Nest zurückbefördern. Erschwert wird dies durch wachsame Vogeleltern und die Tatsache, dass Sie beim Tragen nicht springen können. An anderen Stellen müssen Sie Sid aus einer brenzligen Lage befreien, indem Sie vier Seile, die ihn gefesselt in der Luft halten, durchtrennen, oder einen hungrigen Bären mit Äpfeln versorgen. Der schießt Sie zum Dank mit Hilfe seiner Blähungen an sonst unerreichbare Orte. Die Aufgaben sind eine willkommene Abwechslung und sorgen dafür, dass das eher simple Spielprinzip nicht zu schnell langweilig wird.

Reise in einen Fisch

Auch beim Leveldesign herrscht Abwechslung, da die Abschnitte vor verschiedenen Hintergründen spielen. So sind Sie anfangs in einer Eislandschaft unterwegs. Später durchreisen Sie unter anderem eine Frühlingslandschaft, in der das Tauwetter bereits ganze Arbeit geleistet hat, eine Lavahöhle und das Innere eines riesigen Fisches. Auch ständig neue Levelelemente sorgen für immer neue Herausforderungen. So müssen Sie wie Tarzan an Lianen von Baum zu Baum schwingen oder durch dicken Schlamm waten.

Abwechslung durch Minispiele

Gelegentlich wird das Geschehen von kurzweiligen Minispielen unterbrochen. So müssen Sie beispielsweise Nüsse hinter Diegos Rücken einsammeln und sich tot stellen, wenn er sich umdreht, oder in einer Variante des Hütchenspiels beobachten, welche Fledermaus eine Nuss versteckt. Manchmal schlüpfen Sie dabei auch in die Rollen der andern Hauptpersonen des Films. So rutschen Sie als Sid einen Eiskanal herunter, sammeln unterwegs möglichst viele Punkte, indem Sie Nüsse einstecken oder Tore durchrutschen und führen während Sprüngen wagemutige Kunststücke vor. Dazu müssen Sie wie in einem Tanzspiel im richtigen Moment die Fernbedienung in die entsprechende Richtung schlagen. Die Minispiele machen mal mehr, mal weniger Spaß und werden mit einer Ausnahme stets gut erklärt. Leider fehlt die Möglichkeit, sie in einem gesonderten Menü anzuwählen und erneut zu spielen. Dabei hätte die Jagd nach neuen Highscores auch nach Abschluss des nicht besonders langen Hauptspiels durchaus noch motiviert. Außerdem drängt sich zumindest bei dem spaßigen Pinguin-Bowling eine Mehrspielerfunktion geradezu auf.

Neues Filmmaterial

Optisch erinnert "Ice Age 2 - Jetzt taut's" sehr an den Film. Die Charaktere erreichen natürlich nicht denselben Detailgrad wie auf der großen Leinwand, sehen aber davon abgesehen exakt so aus wie im Kino. Auch die Levels fügen sich perfekt in den bekannten Grafikstil ein. Ein besonderes Highlight sind die gelungenen Animationen, die häufig zum Schmunzeln verleiten. Technisch ist das Spiel, auch plattformbedingt, nicht sonderlich beeindruckend. Zwar sind Levels und Figuren recht ansehnlich, doch fehlt es an Effekten. Eine rühmliche Ausnahme sind hübsche Tropfen, die sich auf der Innenseite der Mattscheibe zu bilden scheinen, wenn es schneit. Optisch perfekt und auf gewohnt hohem Niveau präsentieren sich die häufigen Rendersequenzen. Neben bereits bekannten Szenen aus dem Film sehen Sie dabei satte acht Minuten neuen Materials.

Die deutsche Synchronisation ist größtenteils gelungen. Allerdings erreichen nicht alle Nebenfiguren die Qualität der Protagonisten. Die Musik hält sich angenehm im Hintergrund. Besonders gut gelungen sind die Soundeffekte bei dem bereits beschriebenen Minispiel, bei dem Scrat hinter Diego herumschleicht. An den meisten anderen Stellen fallen sie wenig spektakulär, aber passend aus. Die Lautsprecher in der Remote werden kaum genutzt und nerven außerdem teils mit knackenden Störgeräuschen.

Fazit

"Ice Age 2 - Jetzt taut's" richtet sich mit seinem moderaten Schwierigkeitsgrad und dem simplen, aber abwechslungsreichen Spielprinzip vor allem an Kinder und Gelegenheitsspieler. Fans des Films freuen sich über massenhaft bekannte Charaktere und den konsistenten Look. Wer Scrats lustige Abenteuer mag, darf also zugreifen. Wer auf die souverän eingesetzten Eigenheiten der Wii-Steuerung verzichten kann, sollte jedoch überlegen, lieber zu einer der anderen, deutlich günstigeren Versionen zu greifen und sich mit dem gesparten Geld beispielsweise die Filme auf DVD zu gönnen.

(20.03.2007)

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