Medal of Honor - Heroes

Medal of Honor - Heroes (PSP)

(Electronic Arts)

geschrieben von Roland Kindermann

 

 
Entwickler: Electronic Arts
Publisher: Electronic Arts
Genre: Egoshooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Medal of Honor - Heroes
Preis: 44,89 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

So manch innovatives Spiel begeisterte bereits die Kritiker und lag dennoch wie Blei in den Regalen. Nicht selten war daran ein zu abgedrehtes Szenario schuld. Da ist es durchaus verständlich, dass die Publisher sich absichern möchten, indem sie beliebte Hintergründe nutzen - beispielsweise den Zweiten Weltkrieg. Auch EAs neuer PSP-Egoshooter "Medal of Honor - Heroes" spielt wieder in diesem Zeitraum.

Wesentlich mehr Aktionen als Tasten

Eine vollwertige Shooter-Steuerung auf den begrenzten Bedienelementen der PSP unterzubringen, ist nicht einfach. Dennoch gelang es EA in "Medal of Honor - Heroes", alle wichtigen Funktionen dadurch einzubauen, dass viele Tasten mehrfach belegt wurden. So können Sie beispielsweise nachladen und die Waffe wechseln, indem Sie das Steuerkreuz nach links und rechts bewegen, sofern Sie zuvor nicht mit einem langen Druck auf L in den Zoom-Modus gewechselt haben, in dem Sie sich stattdessen um die Ecke lehnen würden. Ähnlich geschickt bringt EA die teils kontextsensitiven Aktionen Springen, Ducken, Schießen, Zoom vergrößern und verringern, Benutzen, Medikit verwenden, Chatten, Nahkampf, Granate entsichern, Granate werfen, Sprinten, Gehen und die Sichtkontrolle auf den restlichen Tasten unter.

Dabei stehen vier Steuerungskonfigurationen zur Verfügung, die sich hauptsächlich darin unterscheiden, wie Sie die vier Daumentasten und die zwei Analogachsen zum Laufen nutzen und mit welchen Sie sich umschauen. Grundsätzlich ist es dabei von Vorteil, wenn Sie die Sicht per Analogstick kontrollieren, da Sie so die Möglichkeit haben, genauer zu zielen. Allerdings können Sie sich dann nur unter größeren Verrenkungen um die Ecke lehnen und gleichzeitig schießen, da Sie dazu bei gedrücktem Steuerkreuz mit dem Analogstick zielen müssen. Auch wenn die Steuerung auf den ersten Blick ein wenig überladen wirkt und Sie wahrscheinlich nicht alle Feinheiten von Anfang an beherrschen werden, ist sie schnell und einigermaßen intuitiv erlernbar.

Hauptsächlich online

Auch wenn es Electronic Arts weder in der Werbung noch auf der Packungsrückseite so deutlich sagt - "Medal of Honor - Heroes" ist hauptsächlich ein Multiplayer-Shooter. Sie können sich online mit bis zu 31 Gegnern oder im Ad-Hoc-Modus mit sieben anderen Spielern messen. Dabei stehen neben dem klassischen Deathmatch auch fünf teambasierte Modi zu Verfügung. In einem davon müssen die Alliierten, ähnlich wie die Terroristen auf manchen "Counterstrike"-Karten, eine Bombe legen, ein weiterer entspricht dem klassischen Capture-the-Flag. In gleich drei Varianten gibt es das aus der "Battlefield"-Reihe bekannte Erobern von Flaggenpunkten. Während Sie auf allen 15 Karten des Spiels, von denen drei lediglich Nachtversionen anderer Karten sind, Deathmatch spielen dürfen, kann jede nur in einem bestimmten Team-Modus genutzt werden. Ein großes Problem besteht darin, dass sich weder auf dem kostenlos herunterladbaren Dedicated Server für den PC noch auf der PSP einstellen lässt, dass die Teams zahlenmäßig automatisch ausbalanciert werden. Da so die Spieler nicht daran gehindert werden, stark unterlegene Mannschaften zu verlassen, gibt es online nicht selten ausgeprägte Überzahlsituationen bis hin zum unfairen Zehn-gegen-Einen-Spiel. Eine Autobalancing-Funktion ist auf öffentlichen Servern absolut unverzichtbar und heutzutage auch in fast jedem Onlinespiel enthalten. Es bleibt also nur zu hoffen, dass EA möglichst bald einen entsprechenden Patch zumindest für den Dedicated Server nachreicht.

Übermächtige Shotgun

Zu Beginn jedes Spiels wählen Sie, ob Sie für die Deutschen oder die Alliierten kämpfen wollen, welche Uniform Sie tragen und welche Waffe Sie nutzen möchten. Das verfügbare Arsenal entspricht zumindest in Aussehen und Namen historischen Vorbildern. Sie können zwar nur Modelle auswählen, die auch in der Realität von der gewählten Armee genutzt wurden, doch unterscheiden sich jeweils zwei korrespondierende Waffen nur in Details. Mit fünf Gewehren und einem Raketenwerfer pro Seite gibt es theoretisch zwar eine moderate Auswahl, doch nutzen die meisten Spieler hauptsächlich die übermächtige Shotgun, die über kurze Distanz absolut tödlich ist und selbst über mittlere Entfernung noch gute Dienste leistet.

Alternativ lohnt es sich noch, mit dem Scharfschützengewehr oder dem Raketenwerfer an einer geeigneten Stelle zu campen. Die übrigen zwei Schnellfeuergewehre und die Halbautomatikwaffe sind viel zu schwach und werden kaum genutzt. Haben Sie Fraktion, Uniform und Waffe gewählt, stehen Sie gleich auf dem Schlachtfeld. Mit ein wenig Pech starten Sie im Deathmatch-Modus direkt vor einem Gegner, der auf Sie schießt, noch bevor Sie Zeit haben, sich zu orientieren. Diese nervige Situation tritt auf voll besetzten Servern häufig auf, da die meisten Karten mit 32 Spielern überfüllt sind. Eine kurze Zeit Unverwundbarkeit nach dem Respawn, wie Sie in anderen Online-Shootern üblich ist, hätte hier für mehr Fairness und weniger Frustration gesorgt. In den Team-Modi besteht das Problem nicht, da hier alle Teammitglieder am selben Punkt starten, an dem der Feind folglich nicht lange überlebt.

Seltsame Punktevergabe

In letzter Zeit kommt kaum ein Onlinespiel noch ohne globale Rangliste aus. Auch bei "Medal of Honor - Heroes" versucht EA, den Spieler durch die Aussicht auf eine gute Platzierung dauerhaft zu motivieren und so die Server voll zu halten. Dass dies nur eingeschränkt funktioniert, liegt vor allem an der unkonventionellen Punktevergabe des Spiels. Anders als bei den meisten anderen Genrevertretern werden nämlich nicht nur Kills gezählt, sondern anschließend noch die eigenen Deaths abgezogen. Deshalb weist am Rundenende häufig nur das obere Drittel der Spielerliste eine meist deutlich positive Bewertung auf, während der Rest negativ abschneidet. Da für die Rangliste die Summe aller Spielergebnisse relevant ist, sinkt für mehr als die Hälfte der Spieler die Platzierung mit jeder gespielten Runde, was wohl die wenigsten motivieren dürfte.

Ein weiterer Nachteil der Zählweise besteht darin, dass campen ausgesprochen lohnenswert ist. Wer sich in der letzten Ecke verkriecht, in der ihn niemand vermutet, und ab und zu mal einen vorbeikommenden Gegner von hinten erschießt, hat beinahe eine Garantie auf ein gutes Abschneiden am Ende der Runde. Verstärkt wird dieses Problem noch dadurch, dass es keine Punkte bringt, wenn Sie in den Team-Modi zum Sieg beitragen, beispielsweise indem Sie beim Capture-the-Flag die gegnerische Flagge nach Hause bringen. Zwar wagen sich zur Zeit noch genügend Spieler in den offenen Kampf, doch ist zu befürchten, dass über kurz oder lang fast nur noch gecampt wird und das Spiel so deutlich an Reiz verliert.

Kampagne als Dreingabe

Damit Sie "Medal of Honor - Heroes" auch unterwegs spielen können, selbst wenn Sie gerade über keinen Internetzugang verfügen, hat EA auch eine Singleplayer-Kampagne eingebaut. Wer hier jedoch spektakulär geskriptete Einsätze, wie man sie bei vielen Weltkriegs-Shootern findet, erwartet, wird enttäuscht. In allen 15 Missionen, die ausnahmslos auf den Mehrspielerkarten stattfinden, müssen Sie entweder Gegenstände finden, alle Flaggenpunkte erobern oder einen Flaggenpunkt eine bestimmte Zeit lang halten. Wenn Sie außerdem noch Bonusgegenstände einsammeln, die wie alle anderen Ziele auf einem Radar angezeigt werden, bekommen Sie eine Silbermedaille, erreichen Sie noch eine bestimmte Genauigkeit und die erforderliche Anzahl an Abschüssen, bekommen Sie sogar Gold.

Zusätzlich belohnt Sie das Spiel für erfolgreich abgeschlossene Missionen, indem es Multiplayer-Skins freischaltet. Grundsätzlich ist im Einzelspielermodus Eile angesagt, da Ihre Gegner, kurz, nachdem Sie sie erledigt haben, wieder auf dem Schlachtfeld erscheinen. Auch verbündete Soldaten, die Sie in allen Einsätzen unterstützen, können nicht endgültig sterben, gehen aber meist im Laufe der Mission verloren, da die Wegfindung häufig Aussetzer hat. Falls Sie sterben sollten, ist die Mission vorbei. Immerhin hinterlassen einige Gegner nach ihrem Ableben Medikits, dennoch kann es passieren, dass Sie kurz vor Schluss einer immerhin viertelstündigen Mission ins Gras beißen, da das Spiel Ihnen einen Gegner in den Rücken beamt. Dies ist besonders demotivierend, da Sie während eines Einsatzes nicht speichern dürfen.

Wenig intelligente Bots

Zusätzlich dürfen Sie auch noch auf allen Karten im Deathmatch gegen Bots antreten. Dabei gilt es auf jeder Karte Bronze, Silber und Gold zu gewinnen, indem Sie eine bestimmte Punktzahl erreichen. Dass dies jedoch keine Herausforderung ist, liegt zum einen daran, dass die Bots eher dumm sind, schlecht zielen, nicht seitwärts gehen, meist im Stehen schießen und weder den Raketenwerfer noch Granaten nutzen und zum anderen daran, dass Sie selbst auswählen dürfen, wie viel Zeit Ihnen zum Erfüllen des Ziels bleibt. Kurioserweise bekommen Sie, falls Sie auf Anhieb die Goldmedaille gewinnen, nicht gleich Silber und Bronze dazu, sondern müssen dazu dieselbe Karte noch einmal spielen und bewusst weniger Punkte erreichen. Ähnlich seltsam ist, dass Sie auf den Karten, die es in einer Tag- und einer Nachtversion gibt, die Medaillen auf beiden Varianten einzeln erwerben müssen und dafür sogar unterschiedliche Punktzahlen erforderlich sind. Auch wenn der Einzelspieler-Deathmatch-Modus einen arg lieblosen Eindruck hinterlässt, eignet er sich zumindest als frustfreies Zieltraining für zwischendurch.

Schöne Schatten

Die Grafik von "Medal of Honor- Heroes" kann sich durchaus sehen lassen. Die Levels sind abwechslungsreich gestaltet und realistisch texturiert. Auf manchen Karten hätten allerdings ein paar zusätzliche auffällige Landmarken vor allem Anfängern die Orientierung erleichtert. Ein besonderes Highlight sind die Schatten, die zwar vorberechnet sind und deshalb nur statische Objekte betreffen, aber dennoch die Levels plastischer und stimmungsvoller erscheinen lassen. Die Animationen sind eher durchschnittlich und wirken bisweilen ein wenig hölzern, ohne dadurch wirklich zu stören. Die Explosionen sind - anders als das ansehnliche Mündungsfeuer - nicht besonders eindrucksvoll und beinahe hässlich. Der Sound ist unspektakulär, passt aber zumindest gut zum Geschehen und ermöglicht geübten Spielern, die Bewaffnung des Gegners per Gehör zu identifizieren. Wer sich einen kleinen Vorteil verschaffen möchte, sollte mit Headset spielen, da sich der Feind damit besser orten lässt als über die nah aneinander platzierten PSP-Lautsprecher.

Fazit

Lobenswert ist, dass EA sich an ein (zumindest auf der PSP) neues Genre wagt und die Steuerung ebenso wie das Spielprinzip einwandfrei funktioniert. "Medal of Honor -Heroes" hätte also ein sehr guter, wenn auch ein wenig simpler Online-Shooter werden können. Doch leider steckt auch hier wie so oft der Teufel im Detail. Vor allem die seltsame Punktevergabe und die fehlende automatische Team-Balancierung stören den Spielspaß. Wer einen Online-Shooter auf der PSP spielen möchte, darf dennoch zugreifen, zumal es für ihn keine Alternativen gibt. Der Einzelspielermodus taugt durchaus als Dreingabe zu einem Mehrspielerspiel und eignet sich zum Training oder für eine kurze Runde zwischendurch, kann jedoch nicht mit reinen Singleplayer-Shootern konkurrieren.

(10.01.2007)

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