Street Fighter 4

Street Fighter 4 (PS3)

(Capcom)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Capcom
Publisher: Capcom Europe
Genre: Beat'em'Up
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Street Fighter IV
Preis: 54,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Nur wenige Titel des Beat'em'Up-Genres können auf eine solch lange Tradition zurückblicken wie "Street Fighter", der bereits im Jahre 1987 schon viele Spieler für sich begeistern konnte. Dementsprechend gab es auch jede Menge erfolgreiche Nachfolger, die Neuerungen wie mehr Kämpfer, verschiedene Kampfstile sowie viele Schauplätze einführten, um die mittlerweile riesige Fangemeinde ständig bei der Stange zu halten. Allerdings schien die Serie 1999 mit "Street Fighter III" zu stagnieren, denn lange Zeit hörte man nichts von den Entwicklern – zehn Jahre lang, um genau zu sein, wenn man die "Versus"-Reihe, bei der Kontrahenten aus verschiedenen Universen aufeinandertreffen, nicht mitzählt. Das Warten hat nun endlich ein Ende gefunden, denn im Februar 2009 erfolgte weltweit die Veröffentlichung des nunmehr vierten Teils der "Street Fighter"-Reihe für die Playstation 3 sowie die Xbox 360. Der folgende Test wird zeigen, ob "Street Fighter IV" die Lorbeeren seiner Fans zu Recht verdient, indem es eine Renaissance der Beat'em'Up-Spiele auszulösen vermag oder als ein einfaches Remake im HD-Gewand in der Versenkung verschwindet.

Round One …

Die Handlung von "Street Fighter IV" knüpft direkt an die Ereignisse aus "Street Fighter II" an. Nachdem das Verbrechersyndikat Shadaloo im zweiten Weltturnier der Straßenkämpfer seinen Anführer M. Bison verloren hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis Interpol die Organisation zerschlagen konnte. Doch sobald ein Bösewicht mit seinen Untergebenen besiegt worden ist, steht der nächste schon bereit, um die Geschäfte der Unterwelt wie Drogen- oder Waffenhandel zu übernehmen. In diesem Falle ist es der zwielichtige Konzern S.I.N., der seine Gelder in illegale Experimente mit Menschen investiert, um den perfekten Kämpfer zu erschaffen. Der Firmenchef Seth schreckt nicht davor zurück, die neuesten Entwicklungen seiner Forschungsabteilung an seinem eigenen Körper auszuprobieren. Ähnlich wie der Anführer von Shadaloo beschließt er, einen Wettkampf der besten Krieger abzuhalten, um sich die einzigartigen Fähigkeiten der stärksten Champions einzuverleiben.

Viele Herausforderer folgen Seths Ruf, entweder um ihre Stärke zu beweisen oder um sich das Preisgeld zu verdienen. Natürlich entsendet auch Interpol seine Agenten, denn die Machenschaften von S.I.N., die verdächtig den Aktionen von Shadaloo gleichen, haben das Interesse dieser Behörde geweckt. Damit nicht genug, dank der Technologie seines ehemaligen Syndikats steht M. Bison von den Toten auf, um die Vorherrschaft in der Unterwelt wieder an sich zu reißen. In seinem neuen Körper kann er endlich hundert Prozent seiner psychischen Kräfte benutzen und ist damit selbst für den modifizierten Menschen Seth ein ernst zu nehmender Gegner. Doch auch einige alte Meister wie Chun-Lis Sifu Gen, Ryu sowie Kens Sensei Gouken oder dessen dämonenhafter Bruder Akuma beschließen, sich auf der Bildfläche zu zeigen und den Jungspunden des Straßenkampfs Respekt einzuflößen. Nur der fähigste Kämpfer, der am Ende des Turniers noch auf den Füßen steht, hat das Recht, sich der stärkste Krieger der Welt nennen zu dürfen.

Fight!

Spieler, die den "Street Fighter II"-Hype der Neunziger miterlebt haben, werden sich im vierten Teil der Serie wie zu Hause fühlen, da sich auf den ersten Blick an der Mechanik dieses Beat'em'Up-Titels nicht viel geändert zu haben scheint. Noch immer stehen sich zwei Kämpfer in einer Arena gegenüber, in der sie sich gegenseitig möglichst geschickt mit Schlägen oder Tritten traktieren, selbst Angriffen ausweichen und besonders kunstvolle Spezialmanöver entfesseln. Jedoch kann der Schein trügen, denn die jahrelange Entwicklung der "Street Fighter"-Reihe ist auch an dem jüngsten Spross nicht spurlos vorübergegangen. Natürlich ist es nach wie vor das Ziel, den Lebensbalken des Kontrahenten mittels grober Gewaltanwendung zu leeren, doch um diese Aufgabe zu erfüllen, muss man je nach Schwierigkeitsgrad des Computergegners oder den Fähigkeiten des menschlichen Mitspielers einiges an Arbeit investieren. Während es früher genügte, Lücken in der Deckung zu suchen, um einen schweren Treffer zu landen, muss man nun in "Street Fighter IV" auch noch entsprechend stark zuschlagen, da die Charaktere leichte Hiebe ohne Lebensverlust wegstecken können. Man kann sich das Ganze als eine Art unsichtbare Barriere vorstellen, die erst durchbrochen werden muss, um dem Gegner Schaden zufügen zu können. Darüber hinaus regeneriert sich der "Schutzschild", wenn dem Kontrahenten eine Verschnaufpause gegönnt wird.

Weitere Neuerungen im Kampfsystem sind die sogenannten EX- sowie Revenge-Meter. Dabei füllt sich die zuerst erwähnte Anzeige, wenn man erfolgreich Schläge austeilt, während die letztgenannte bei eingesteckten Treffern zunimmt. Die auf diese Weise erlangte Energie kann in besonders starke Spezialmanöver sowie Ultra-Kombinationsangriffe investiert werden, mit denen man so manche verloren geglaubte Partie doch noch für sich entscheiden kann. Ferner gibt es einen dreistufigen "Focus"-Angriff, der gleichzeitig eine offensive und defensive Funktion innehat. Für diese Technik muss sich der Kämpfer einige Sekunden lang stillstehend konzentrieren, während er jeglichen empfangenen Schaden absorbiert, ohne die Animation zu unterbrechen, um schließlich je nach Dauer seiner Konzentrationsphase einen in der Stärke zunehmenden Schlag auszuführen. Dieser Hieb kann fast jede Deckung durchbrechen und in seiner mächtigsten Form den Gegner für einen kurzen Moment bewusstlos auf den Boden schicken. Fairerweise besitzt der "Focus"-Angriff eine äußerst begrenzte Reichweite, die seine Anwendung auf Nahkampfkombinationen limitiert. Zusammen mit den individuellen Fähigkeiten der Charaktere des "Street Fighter"-Universums gibt es eine große, aber dennoch überschaubare Vielfalt an Techniken, mit denen sich ein spannendes Gefecht gestalten lässt.

Wie es sich für eine vollwertige Fortsetzung der "Street Fighter"-Serie gehört, enthält "Street Fighter IV" viele spielbare Kämpfer – 25, um genau zu sein. Zu Beginn sind die bereits bekannten Charaktere Ryu, Ken, Chun-Li, Blanka, E. Honda, Zangief, Guile, Dhalsim, Balrog, Vega, Sagat und M. Bison zusammen mit vier Neulingen der Szene, Abel, Crimson Viper, Rufus sowie El Fuerte spielbar. Später kann man weitere Kombattanten freischalten, indem man den "Arcade"-Modus erfolgreich besteht. Die Palette der Protagonisten wird dann um folgende Personen erweitert: Cammy, Sakura, Dan, Fei Long, Rose, Gen, Akuma, Gouken und Seth. Der Letztgenannte ist übrigens der Boss des Spiels und besitzt neben einem eigenen Repertoire an Techniken auch noch einige der besten Fähigkeiten anderer Street Fighter wie beispielsweise Ryu und Kens "Shoryuken". Selbst auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad brauchen ungeübte Spieler mehrere Anläufe, um diesen vom Computer gesteuerten modifizierten Menschen zu besiegen. In den weiteren drei Schwierigkeitsgraden wird diese Aufgabe fast unmöglich. Vor jedem Finalkampf gibt es für jeden Charakter noch eine Begegnung mit seinem Erzrivalen, die nicht nur einen besonders heftigen Kampf verspricht, sondern auch durch entsprechend längere Zwischensequenzen animiert wird.

Obwohl "Street Fighter IV" nicht den beliebten Bonus-Level des zweiten Teils der Serie enthält, in dem ein Kämpfer innerhalb eines Zeitlimits ein Auto für Bonuspunkte zerlegen durfte, hat es dennoch viele Elemente, die den Spieler sehr lange an die Konsole – demnächst auch an den PC – fesseln können. Während der ausführliche "Arcade"-Modus überwiegend dazu dient, sich gegen Computergegner auszutoben und damit Charaktere, Galerien und Trophäen freizuschalten, verbessert man im "Training" sowie bei den "Herausforderungen" seine persönlichen Kampffähigkeiten. Vor allem der letztgenannte Modus, der aus drei Unterbereichen besteht, ermöglicht es, die Kontrolle auf Profiniveau zu erlernen. In "Time Attack" sowie in "Survival" muss der Spieler mit einem Kämpfer seiner Wahl entweder Gegner innerhalb eines Zeitlimits erledigen oder mehrere Gefechte mit demselben Lebensbalken bestreiten, der nach Duellende nicht wieder aufgefüllt wird. Der wichtigste Herausforderungsmodus ist jedoch ohne Zweifel "Trial", bei dem man die unterschiedlichen Kampftechniken der jeweiligen Charaktere in der richtigen Abfolge an einem Gegner ausführt. Genaues Timing und eine gute Beherrschung des Playstation-3-Controllers sind notwendig, um alle Aufgaben auf den zwei möglichen Schwierigkeitsstufen zu bestehen, doch neben einer guten Vorbereitung für den Mehrspielermodus wird der Spieler beim erfolgreichen Abschluss auch noch durch einige spielinterne Extras belohnt.

Irgendwann schafft es jeder Spieler bei ausreichend Übung, den höchsten Schwierigkeitsgrad des Computergegners von "Street Fighter IV" zu meistern, auch wenn er zu Beginn noch so unerreichbar scheint. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sollte man entweder im "Versus"-Modus oder "Netzwerk"-Modus nach neuen Herausforderern suchen, die die Kämpfe erst richtig spannend gestalten. Selbst Anfänger brauchen sich nicht davor zu scheuen, mal gegen einen menschlichen Spieler über das Internet anzutreten, da das Spiel automatisch Buch über ihre Errungenschaften führt und stets den passenden Kontrahenten mit einem ähnlichen Fähigkeitenlevel findet. Erfreulicherweise gab es während der Testphase selbst bei voller Server-Auslastung keinerlei Verbindungsverzögerungen, die den Spieler ausbremsen und damit in diesem Beat'em'Up stark benachteiligen könnten. Allerdings sollten die Entwickler ein Bestrafungssystem für Leute einführen, die bei einem fast verlorenen Kampf einfach die Verbindung kappen, um keinen negativen Eintrag in ihrer Statistik zu haben. Schließlich können Neugierige auf einer Liste einsehen, wer entsprechend seines Punktekontos der aktuelle Champion ist.

Shoryuken

Die Steuerung von "Street Fighter IV" ist leicht zu lernen und doch schwer zu meistern, denn neben den einfachen Hieben und Tritten besitzt jeder Charakter einzigartige Kampftechniken, die durch eine Kombination aus Richtungs- sowie Angriffstasten ausgelöst werden. "Street Fighter"-Veteranen können meistens problemlos in das Spiel einsteigen, da sich die Befehle gegenüber dem zweiten Teil der Serie fast nicht geändert haben. Lediglich für die Super- und Ultra-Combos besteht ein Lernbedarf. Allerdings muss man bei der Verwendung eines Playstation-3-Controllers Abstriche machen, wenn man statt mit dem Steuerkreuz mit dem Analogstick die Richtungseingaben bewältigt. Er ist für viele Operationen viel zu empfindlich eingestellt, so dass man zum Beispiel für Ryus "Hadouken" mehrere Anläufe braucht, weil er im falschen Moment nach oben springt. Mit etwas Übung hat man jedoch schnell den Dreh raus und kann dann komplizierte Manöver wie etwa Zangiefs "Spinnig Piledriver", für den eine 360-Grad-Rolle notwendig ist, viel schneller eingeben.

Allgemein hat der Spieler jeweils drei Tasten für Angriffe mit den Händen und Füßen zur Verfügung, wobei sie nach Geschwindigkeit und Stärke geordnet sind. Da der PS3-Controller nur vier Aktionstasten auf der Oberfläche hat, muss man den "R"- und "L"-Triggern einige Funktionen zuweisen. Gut betuchte Spieler haben zusätzlich noch die Möglichkeit, sich aus den Vereinigten Staaten ein besonderes "Fight Pad" im "Street Fighter IV"-Design zu importieren, das eine Tastenanordnung wie ein Arcade-Automat besitzt. Der Erscheinungstermin dieses Geräts wurde für Europa auf unbestimmte Zeit verschoben, da die erste Ladung in den USA binnen weniger Tage ausverkauft war und der nächste Nachschub unfairerweise zuerst dorthin geliefert werden wird. Natürlich können Anfänger auf das bewährte Button-Bashing zurückgreifen, um zumindest gegen den Computer auf "Leicht" eine schnelle Partie für sich entscheiden zu können. Gegen fortgeschrittene Kontrahenten hilft diese Taktik jedoch nicht.

Yoga Flame

Viele Fans der "Street Fighter"-Serie haben befürchtet, dass ihr Lieblings-Beat'em'Up durch die Verwendung einer 3D-Engine seinen anime-haften Charme verliert und durch einen realistischen, sterilen Look ersetzt wird. Zum Glück waren ihre Ängste unbegründet, denn die 3D-Optik beschränkt sich lediglich auf die detailliert gestalteten Kampfarenen, während die Krieger selbst in einem zeichnerisch betonten Cell-Shading-Gewand präsentiert werden. Die Duelle finden immer noch in zwei Dimensionen statt, wobei die Entwickler nun sehr viele Effekte und Animationen für die Spezialmanöver verwendet haben. Besonders schön sind die cineastischen Zwischensequenzen, wenn der Spieler erfolgreich eine Super- oder Ultra-Combo ausgelöst hat. Schließlich komplettieren die Intros und Outros im Anime-Stil das grafische Gesamtbild, das sowohl nach Nostalgie lechzende Veteranen als auch HD-Grafik-Fetischisten zufriedenstellen sollte.

Sonic Boom

Der Soundtrack von "Street Fighter IV" erfüllt alle Anforderungen eines Beat'em'Up-Spiels, indem er die Kämpfe mit prägnanten, dynamischen Melodien aus dem J-Pop- beziehungsweise Techno-Genre schmückt. Jedoch sollte man an dieser Stelle eine Warnung über die Titelhymne des Hauptmenüs aussprechen. Das Lied "THE NEXT DOOR – Indestructible" von der japanischen Band "Exile" enthält vor allem in der englischsprachigen Version neben einem äußerst einprägsamen musikalischen Motiv einen sehr einfachen Text, so dass man als eifriger Spieler die nächsten Wochen über von einem ziemlich starken Ohrwurm geplagt sein wird. Darüber hinaus besticht "Street Fighter IV" durch eine detaillierte Geräuschkulisse, die neben den obligatorischen Kampfklängen wie Schmerzensschreien oder Schlagkombinationen auch noch Lärm aus der Kampfarena enthält.

Leider verzichtete der Publisher auf eine deutsche Synchronisation des Spiels, so dass man sich hierzulande für alle Zwischensequenzen mit Untertiteln behelfen muss. Zum Glück bleibt es bei dieser einzigen Einschränkung, denn alle Texte und Menüs von "Street Fighter IV" sind orthografisch korrekt in deutscher Sprache verfasst. Vor allem Japan-Puristen kommen voll auf ihre Kosten, denn sie können nach einmaligem Durchspielen des Arcademodus eine zusätzliche Option in den Audioeigenschaften auffinden, bei der sie alternativ die japanische Sprachausgabe aktivieren dürfen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt dieser neuen Einstellungsmöglichkeit ist die Tatsache, dass der Ohrwurmcharakter des Titelthemas leicht abgemildert wird.

Fazit oder "You win!"

Wenn man Beat'em'Up-Spiele mag, kommt man an "Street Fighter IV" einfach nicht vorbei, denn diese Serienfortsetzung hat einfach alles, was das Spielerherz begehrt. Zahlreiche detaillierte Arenen, mächtige Charaktere, vier Schwierigkeitsstufen sowie viele freischaltbare Extras ermöglichen es, sich monatelang allein mit dem Einzelspielermodus zu beschäftigen, ohne jemals Langeweile aufkommen zu lassen. Das "I"-Tüpfelchen stellt jedoch der Mehrspielermodus dar, in dem man wie in der Geschichte des Spiels um den Titel eines Champions gegen andere menschliche Kontrahenten wetteifert. Aufgrund der automatischen Gegnerwahl entsprechend des Fähigkeiten-Levels dürfen hierbei selbst Anfänger ihre ersten Schritte wagen, ohne gleich befürchten zu müssen, ständig von Profis binnen weniger Sekunden aus dem Ring gefegt zu werden. Zusammen mit der herausragenden Präsentation in Bild und Ton erfüllt der vierte Teil der "Street Fighter"-Serie alle Erwartungen seiner Fans, zu denen sich demnächst zum ersten Mal auch PC-Besitzer zählen dürfen.

(09.03.2009)


Fazit

oder "You win!"


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