Saints Row: The Third

Saints Row: The Third (PS3)

(THQ)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

     
 

Es ist, als hätte ich ein neues Leben. Noch vor drei Jahren konnte die interessierte Öffentlichkeit mitverfolgen, wie meine Gang, die 3rd Street Saints, die Macht in Stilwater übernommen hatte, wie Stadtteil für Stadtteil von konkurrierenden Gangs befreit wurde und letztlich die Schurkenfirma Ultor Corporation aus ihrer Machtposition in der Stadt verdrängt wurde. Von den damals herrschenden Gangs Sons of Samedi, Brotherhood of Stilwater und Ronin redet heute kein Mensch mehr, nur noch von den 3rd Street Saints. Die letzten Jahre hatte sich unsere Bande prächtig entwickelt, neben unseren dunklen Geschäften führten wir nun auch ein offizielles Leben, die Bürger unserer Heimatstadt hielten uns für Helden, was uns dazu animierte, diverse coole Produkte im "3rd Street Saints"-Look auf den Markt zu bringen. So gaben wir wie richtige Popstars eine eigene Kleidungskollektion heraus und vermarkteten den Namen der Gang auch noch mit dem Betreiben von Klubs und dem Verkauf von Lifestyle-Produkten wie Engery Drinks. Nichtsdestotrotz war uns dieses seriöse Leben immer zu langweilig und deswegen haben wir auch weiterhin unseren lieb gewonnen Hobbys gefrönt: Drogenhandel, Prostitution und Banküberfälle. Und als wir gerade bei Letzterem waren, änderte sich alles und davon will ich hier erzählen ...

Von Stilwater nach Steelport

Mein Name ist ... nun ja, so richtig wusste ich das gar nicht mehr. Ich bin sooft beinahe gestorben, habe im Koma gelegen und musste wiederholt meine Identität schönheitschirurgisch wechseln, dass ich schon gar nicht mehr wusste, ob ich ein Männlein oder Weiblein war, manchmal wachte ich aus der Narkose auf und hatte nicht nur mein Aussehen komplett verändert, sondern auch meine Geschlechtszugehörigkeit. Im Zuge dieser dauernden Identitätswechsel war mein Geburtsname irgendwie auf der Strecke geblieben. Mir war das auch nicht wichtig, solange meine Kollegen mich "Boss" nannten, denn das war ich: der Chef meiner Gang, der 3rd Street Saints. Zusammen mit meinen alten Weggefährten Johnny Gat, Pierce Washington und unserem weiblichen Aushängeschild Shaundi koordinierte ich die Aktivitäten unseres Imperiums, wobei mir mehr die Organisation der ... sagen wir ... direkt vermögenswirksamen Aktionen, von denen besser niemand erfährt, unterlag. Und genau bei einer solchen inoffiziellen direkten Finanztransaktion war mir scheinbar ein Planungsfehler unterlaufen. Die gesamte Führungsriege der 3rd Street Saints war unter der Leitung von Johnny Gat und mir in eine Bank eingedrungen und wollte einen Überfall im guten alten Stil durchziehen: Rein, rumballern, Geld einsacken und wieder raus. Es lief auch alles glatt, aber plötzlich tauchte die Staatsmacht in Form der Polizei in Kompaniestärke auf und es gab ein langes Feuergefecht, an dessen Ende wir uns einer Verhaftung nicht mehr entziehen konnten.

Anders als erwartet, wurden wir aber nicht ins Gefängnis gesteckt, sondern gefesselt und in einen Verhörraum in einem Flugzeug gebracht, in dem nicht Vertreter der Polizei oder Staatsanwaltschaft saßen, sondern ein mit französischem Akzent sprechender Mann namens Philippe Loren nebst weiblichem Anhang, der uns erklärte, dass er Stilwater übernommen habe und die 3rd Row Saints jetzt für ihn arbeite. Weiter erklärte er, der Chef des Syndicate zu sein und machte uns damit bekannt, zu welchen ... völlig unakzeptablen ... Konditionen in Zukunft das Leben in Stilwater ablaufen würde. Johnny Gat war der erste, der wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, und befreite sich und uns aus dieser unangenehmen Situation. Leider war die Maschine inzwischen längst im Luftraum und nach einem Kampf an Bord, gefolgt von einem beherrschten Sprung aus dem Flugzeug, stellte sich die Situation so dar: Johnny Gat tot, Shaundi unauffindbar und ich ... ich fand mich in Steelport wieder, einer Stadt nicht unähnlich Stilwater. Ich war also ein Vertriebener, allein in einer fremden Stadt, ich musste meine Karriere neu starten. Ich will also hier erzählen, wie es mir gelungen war, in Steelport zu überleben.

Alte und neue Methoden

Wie schon Stilwater war auch mein neues Zuhause eine offene Welt bestehend aus den mit Brücken verbundenen Inseln Stanfield, Carver Island, Downtown und New Colvin, die wiederum in einzelne Stadteile unterteilt war. Jedes dieser Gebiete wurde von einer anderen Gang beherrscht, die Namen der Banden lauteten Luchadores, Deckers oder Syndicate. Die größte diese Gangs aber nannte sich Morgenstern (The Morning Star) und mit ihnen bekam ich es zuerst zu tun, sie beherrschten das Gebiet, in dem ich unser neues Hauptquartier etablieren wollte. Wichtig für mich war es, die Keyplayer von Morgenstern zunächst zu schwächen und dann letztlich direkt anzugreifen. Wie auch meine Bande früher in Stilwater waren die Konkurrenten extrem reich und sehr gut mit allem ausgerüstet, was nötig ist, die Macht in einem Stadtteil zu verteidigen. Mittlerweile hatte ich wieder Kontakt zu Shaundi und Pierce, unsere Powerfrau war früher schon mal in Steelport gewesen und kannte sich deswegen hier etwas aus. Sie besorgte mir eine erste Behausung, die uns von da an als erste Operationszentrale diente, die Wohnung war nicht schön, aber eine gute Anlaufstelle.

Für mich galt es zuerst, Geld aufzutreiben und da bediente ich mich alter Gepflogenheiten, die mir auch schon in Stilwater geholfen hatten, mein Bankkonto aufzufüllen. Ist musste mir auch überlegen, wie ich mir in Steelport einen Namen machen konnte, damit mir der Respekt gezollt wurde, den ich verdiente. Meine Aktionen mussten also sowohl lukrativ als auch aufsehenerregend sein, aber ich durfte den Mitgliedern der Morgenstern erst mal nicht in die Quere kommen, denn zu Beginn meiner Steelport-Karrriere konnte ich mich noch nicht mit ihnen messen. Ich lud mir also die App "Erfolgreich Gauner werden" für Steelport herunter ... nein, das ist natürlich nicht ernst gemeint, aber über mein Smartphone konnte ich damals ermitteln, wo Arbeitsstellen in der Halbwelt frei waren und so verdiente ich mir meine Brötchen mit Leibwächterdiensten bei gefährlichen Fahrten, zum Beispiel begleitete ich Dealer bei ihren Fahrten zu Kunden, hielt ihnen die Handlanger der Konkurrenten vom Hals oder schlug Drogenkäufer zusammen, die nicht zahlen wollten. Hatte ich meine Arbeit gut erledigt, wurde ich weiterempfohlen und konnte so weitere Leibwächterjobs ergattern, die natürlich immer schwieriger wurden. Zum Schluss hatte ich oft die ganze Morgenstern-Bande und die Polizei an den Hacken, bevor ich meinen Auftraggeber wieder sicher in einem Versteck abliefern konnte.

Die Qualität und damit auch die Bezahlung und der verdiente Respekt meiner Jobs stieg und gleichzeitig auch der Anspruch meiner Aufgaben, ich begleitete weiterhin Kriminelle bei ihrer Arbeit als Schutzengel, mittlerweile beschützte ich ihren Weg aber aus einem Hubschrauber heraus und beseitigte alle Verfolger meiner Kunden mithilfe eines Raketenwerfers, um ihnen klar zu machen, das Steelport einen neuen Spieler hatte. Meistens hatte ich es nun doch mit den Abgesandten der Morgenstern zu tun, die in mir nun natürlich einen Konkurrenten sahen und wussten, dass es letztlich mein Ziel war, sie aus diesem Stadtteil zu vertreiben. Immerhin hatten mich jetzt meine alten Weggefährten Pierce und Shaundi wiedergefunden und waren ebenfalls nach Steelport gekommen, weil es auch für sie in Stilwater nichts mehr zu holen gab. Diese beiden Freunde arbeiteten eine Strategie aus, wie wir unsere Ziele erreichen konnten, während ich dafür die Grundlagen legte: Geld verdienen und Respekt verschaffen. So richtete ich im Auftrag von Spekulanten möglichst viel Schaden in Wohngegenden an, damit die Grundstücke preiswert zu kaufen waren. Dabei ging ich nicht zimperlich vor, manchmal bediente ich mich dabei sogar eines Panzers, mit dem ich auf alles schoss, was mir vor das Rohr kam, egal ob Häuser, Polizisten, Mitglieder von anderen Gangs oder Passanten. Das Ziel war es lediglich, in einer vom Auftraggeber vorgegebenen Zeit einen bestimmten Schaden anzurichten. Auch hier bekam ich weitere Jobs, wenn ich eine Aufgabe erfolgreich erledigt hatte.

Nach und nach machte ich mir einen Namen und die Aufgaben wurden vielfältiger, was wiederum meinem Kontostand und meiner Reputation in Gangkreisen zugutekam. Ich verdiente mir mein Geld damit, die Prostituierten von feindlichen Zuhältern zu entführen und dem eignen Bordell zuzuführen, ich beging im Auftrag von dunklen Hintermännern Versicherungsbetrug, indem ich mich auf der Straße von anderen Verkehrsteilnehmern anfahren lies und die Schmerzensgelder einstrich. Das trieb zwar mein persönliches Schmerzenskonto in die Höhe, war aber sehr lukrativ. Als ich bereits einiges an Kapital angesammelt hatte, fing ich an, das Geld zu waschen, indem ich mich an "sauberen" Geschäften beteiligte und in kleinere Läden investierte, die ein regelmäßiges Einkommen abwarfen, ebenso investierte ich in Immobilien, deren stündliche Mieteinnahmen mir und der Gang weitere Sicherheit gaben. Im Übrigen war es interessant zu sehen, dass in Steelport alle Abrechnungen stündlich vollzogen wurden, ich konnte also jede Stunde in der Banking-App auf meinem Smartphone sehen, was ich in der letzten Stunde verdient hatte. Ich möchte aber meine obskurste Aktivität nicht verheimlichen: Da ich mit in der Stadt nun schon einen Namen gemacht hatte, wurde ich zu Professor Genki's "Super Ethical Reality Climax" eingeladen, einer Show, die es in sich hatte. Es handelte sich hierbei nicht um ein Quiz, sondern einen live im Fernsehen übertragenen Hindernis-Parcour, wobei die Hindernisse aus bewaffneten Feinden bestanden. Die Show war also ein Überlebenskampf, scheinbar hatte meine Reputation in Gangkreisen die Macher dieser Sendung dazu bewogen, mir eine Chance zu geben. Unnötig zu erwähnen, dass ich mich dieser Herausforderung gewachsen präsentierte und wiederholt eingeladen wurde, in dem Fernsehlabyrinth die Mitglieder anderer Gangs sowie deren Maskottchen abzuknallen. Was für ein Riesenspaß!

Wie investierte ich also mein Geld im Einzelnen? Da waren zum einen die Reinvestitionen, die direkt wieder Einnahmen generieren sollten. Wie schon erwähnt, beteiligte ich mich an kleineren Läden, oft waren das Klamottenläden unterschiedlicher Ausrichtung, die meisten verkauften normale Kleidung, aber es waren auch stilvollere und zielgruppenspezifische Läden dabei, wie etwa Dessous-Shops oder Leder- und Lackgeschäfte. Des Weiteren widmete ich mich vor allem den Geschäften, deren Waren und Dienstleistungen ich und meine Gang selbst oftmals in Anspruch nahmen: In unserem Beteilungssammelsurium gab es Piercing-Studios, Autowerkstätten, Waffenhandlungen und nicht zuletzt standen einige Schönheitschirurgen auf unserer Lohnliste. Einen weiteren großen Batzen Geld gab ich für die Gang direkt aus. Dabei gab es zwei große Bereiche, die meine volle Aufmerksamkeit benötigten. Zunächst waren das die Verbesserungen, die ich an Ausrüstung und unseren Fähigkeiten vornehmen musste. Nach den ersten Erfolgen im Untergrund konnten wir wieder eine Gang aufbauen, wir hatten wieder Quartiere, von uns - teilweise ziemlich übertrieben - "Domizile" genannt, es haben sich wieder viele Leute unserer Gang angeschlossen, so dass wir ein Faktor im Machtspiel um Steelport wurden. Aber alle diese jungen Mitglieder waren unzureichend ausgebildet und mussten trainiert werden, damit sie im Kampf besser bestehen konnten. So investierte ich viel Geld in die sogenannten Verbesserungen, die sich in die Gebiete "Fähigkeiten", "Gesundheit", "Schäden", "Kampf", "Fahrzeuge", "Bandenfähigkeiten" und "Boni" aufteilten.

In allen dieser Gebiete verfügten ich und meine Gang nur über gewisse Grundeigenschaften, die es auszubauen galt. Dies kann exemplarisch am Beispiel der "Fähigkeiten" gezeigt werden, die sich allein auf meine Person bezogen. Ein wesentlicher Faktor meiner Fähigkeiten war der Bekanntheitsgrad und was ich mit ihm erreichen konnte. Als ich damals aus dem Flugzeug von Philippe Loren sprang und in Steelport landete, hatte ich quasi gar keine Fähigkeiten, dass ich damals überleben konnte, wundert mich noch heute. Der Bekanntheitsgrad bezieht sich nicht auf meinen Status beim Feind und der Polizei überhaupt, sondern ist immer eine Momentaufnahme. Um dies zu verdeutlichen hier ein Beispiel: Während ich durch eine Straße fuhr, wurde mir angezeigt, dass es in der Nähe eine sogenannte Bandenaktivität einer feindlichen Gang gibt. Dies kann ein ganz gewaltfreies Zusammenrotten vieler Feinde an einem Ort sein aber auch eine konkrete Gangaktion wie ein Überfall. Solange ich keinen Schuss auf die Bösewichte abgegeben hatte, war meine Bekanntheit Null, sobald ich aber auf Feinde schoss oder sogar einige von ihnen umlegte, stieg meine Bekanntheit schnell an, schließlich wollten die Feinde sich Angriffe von mir nicht gefallen lassen. Je mehr Gangster ich umlegte, desto mehr stieg meine Bekanntheit. Damit einhergehend stieg der Einsatz, den die Feinde aufbrachten, um meiner habhaft zu werden, es wurden neue Mitglieder zur Verstärkung gerufen, später kamen noch Panzerwagen und Hubschrauber, teilweise sogar Flugzeuge hinzu. Je erfolgreicher ich mich verteidigen konnte, desto mehr stieg meine Bekanntheit.

Dabei gab es fünf Stufen der Aufmerksamkeit, auf dem höchsten Niveau hatte ich schon die ganze gegnerische Bande an den Hacken. Unabhängig davon, ob ich jetzt mein - wie auch immer definiertes - Ziel erreicht hatte oder nicht, irgendwann musste ich mich vom Geschehen entfernen, meine Aufmerksamkeitsgrad blieb nun aber bestehen. Diese Bekanntheit konnte ich abbauen, indem ich floh, ob per Auto, Hubschrauber oder mit welchem Fahrzeug auch sonst immer, manchmal auch zu Fuß. Je länger ich nun auf der Flucht war und nicht auf die Feinde schoss oder je weiter ich wegfuhr, desto geringer wurde meine Bekanntheit, bis sie schließlich wieder auf Null fiel. Erst dann konnte ich mich wieder frei auf der Straße bewegen ... wenn nicht auch noch die Polizei an mir klebte, denn natürlich blieben im Gefecht oder auf der Flucht Kollateralschäden nicht aus: Passanten gerieten ins Schussfeld, Leute wurden von mir auf der Straße umgefahren und natürlich musste ich auch auf die Polizisten schießen, die mich verfolgten. Sie wollten mich nämlich nicht festnehmen, sondern ebenfalls umlegen. Lange Rede, kurzer Sinn: Es war positiv, wenn die Bekanntheit nach einer Untat schnell sank und das war eine der Fähigkeiten, die man erlangen und durch Geld unterstützen konnte.

Insgesamt waren meine Fähigkeiten wichtig für den Erfolg der Gang. Meistens waren dies ganz praktische Eigenschaften, die ich mir antrainieren musste und deren Vollendung auch immer viel Geld kostete. Da gab es zum Beispiel die Eigenschaft, schnell und lange zu sprinten, eine Fähigkeit, die fast bei jedem Kampf zum Tragen kam, denn schließlich operierte ich in feindlichem Gebiet, was hieß, dass die gegnerischen Gangs immer Nachschub an Kräften anfordern konnten, während mir nur der strategische Rückzug blieb: Wenn mir Kolonnen von feindlichen Autos auf den Fersen waren und nicht die Zeit blieb, schnell ein Auto zu knacken und abzuhauen, dann war es extrem sinnvoll, sehr gut trainiert zu sein, um irgendwo in der Nachbarschaft zu einem Zaun sprinten und über ihn hinüber springen zu können, wo ich mich im Garten erstmal etwas verschanzt habe, um den Bekanntheit wesentlich zu verringern. Eine weitere praktische Fähigkeit war das Schießen mit beiden Händen, was natürlich zur Folge hatte, dass ich doppelt so viele Kugeln auf die Feinde abfeuern konnte. Auch das war etwas, was ich lernen und finanziell unterstützen musste. Diese Beispiele zeigen, dass ich viel Geld in meine eigenen Fähigkeiten investieren musste.

Was aber nutzten die eigenen Fähigkeiten, wenn die eigene Gang mit mir nicht mithalten konnte? Nicht viel, deswegen floss auch eine Menge Geld in die Fähigkeiten der Mitglieder der Gang. So mussten sie lernen, mit großkalibrigen Waffen umzugehen, es nützt schließlich nichts, wenn Gangster zwar mit viel Mut zu einem Pistolenduell gehen, aber selbst nur mit einem Messer bewaffnet aufkreuzen. Deswegen habe ich viel Selbstverdientes dazu ausgeben, meine Freunde im Gebrauch von "größer" werdenden Waffen zu unterrichten. Je besser ich meine Bande ausbildete, desto mehr Zulauf bekam ich und desto mehr Leibwächter konnte ich bei Bedarf hinzurufen, aber alles das kostete sehr, sehr, sehr viel Geld.

Der zweite große Posten, für den ich mein sauer verdientes Geld ausgeben musste, war meine Ausstattung mit Waffen, schließlich habe ich mein Leben in Steelport vor allem damit zugebracht, gegnerische Banden personell auszudünnen. Waffen konnte ich ausschließlich in den Waffenläden kaufen, die in jedem Stadtteil anzufinden waren. Waren kleine Handwaffen zu erschwinglichen Preisen zu bekommen, erschienen die größeren Waffen damals für mich schlichtweg unerschwinglich. Hinzu kam, dass ich mit einigen Waffen einfach noch nicht umgehen konnte, so dass die Besitzer der Läden sie mir gar nicht aushändigen konnten. Gemessen wurden meine Fähigkeiten auch am Respekt, den ich mir bisher verdient hatte. Nur wenn ich beweisen konnte, dass ich bereit war, eine größere Waffe zu führen, habe ich sie - ausreichend Handgeld vorausgesetzt - auch bekommen. Besaß ich eine Wumme erst einmal, konnte ich für sie jederzeit Munition nachkaufen. Die Waffen waren aber in ihrer Grundausstattung nicht "das Wahre vom Ei", bei den meisten gab es vier Ausbaustufen, die die Effektivität einer Pistole oder eines Gewehrs noch erhöhten. Meistens bezog sich dies dann auf die Menge Munition, die man mitnehmen konnte oder auf die Effektivität der Waffe, der dann zum Beispiel in Ausbaustufen der Rückschlag genommen oder ein größerer Wirkungskreis hinzugegeben wurde.

Und wirklich, ich habe in Steelport mit vielen experimentellen Waffen gekämpft, die sonst kein Mensch jemals zu Gesicht bekommt. Ich habe mit ferngesteuerten Autos, die direkt in eine Gegnermenge gelenkt wurden, gearbeitet, habe Reaper-Drohnen benutzt und Luftschläge angefordert, wenn es sein musste auch alles auf einen einzigen Gangster, nur weil er mich nicht respektvoll gegrüßt hat. Die beiden witzigsten Waffen stammten aber von Prof. Genki, das ist im Übrigen auch der Herr, der die Fernsehshow "Super Ethical Reality Climax" veranstaltet. Bereits in der ersten Minute meines Aufenthalts in Steelport stand mir eine von ihm entwickelte Krakenkanone zur Verfügung, die einen kleinen Oktopus auf den Feind schoss, der ihm am Kopf kleben blieb und dort zuerst sein Gehirn aussaugte, um anschließend seinen Schädel zum Explodieren zu bringen. Die zweite Waffe von Professor Genki ist eigentlich mehr ein Fahrzeug, wird aber nur als Kanone benutzt. Ich konnte mit dem "Super Ballistic Manapult" umherfahren, einem Gefährt, dass man sich wie einen bunten Eiswagen vorstellen muss ... nur, dass auf dem Dach ein Kanonenrohr angebracht worden war. Diese Waffe wurde auf eine ganz einfache Weise geladen: Man fuhr damit in eine Passanten- oder Gegnermenge hinein, das Rohr saugte automatisch alle in der Nähe befindlichen Menschen ein und schoss sie auf Knopfdruck wieder heraus. Ich habe noch nie so viele Menschen durch die Gegend fliegen sehen!

Hauptsache cool

Wie ich bereits öfter erwähnt habe, spielte Respekt eine große Rolle in Steelport, das war auch damals in Stilwater nicht anders. Ich verdiente mir den Respekt der Gegner durch besonderes brutales und zielgerichtetes Vorgehen gegen meine Feinde und durch weitere spektakuläre Aktionen wie etwa Auto- und Motorrad-Stunts. Eines aber war in Steelport auch noch wichtig: das Auftreten in der Öffentlichkeit, dazu zählten vor allem das eigene Aussehen und aufgemotzte Autos. Wenn ich einen Laden betrat, dann konnte mir der Verkäufer sagen, mit welchem Anzug oder Outfit ich besonders viel Respekt bei den Leuten erwerben konnte, deswegen war es für mich wichtig auch große Teile meines Geldes in neue Kleidung zu investieren, denn durch besonders cooles oder auch gewagtes Auftreten konnte man seinen Respektlevel nach oben treiben. Ich kannte Leute, die nur durch ständiges Kleidungswechseln zu höchster Anerkennung gekommen waren und niemals auch nur eine Kugel abgefeuert hatten.

Gleiches gilt für die Autos, auch hier ist der Schein sehr wichtig. Anders als früher in Stilwater musste ich alle Autos klauen, denn man konnte sie nicht mehr kaufen. Hatte ich ein Auto erst einmal in der Garage meines Hauptquartiers untergebracht, konnten die Wagen vor Ort modifiziert werden, ich musste dafür jetzt nicht mehr in eine Werkstatt fahren. Verändern konnte man an den Autos schlichtweg alles, auch hier hatte jede Veränderung unterschiedlich große Auswirkungen auf den Respekt, die gangeigenen Mechaniker wussten, welche Veränderungen nötig waren, um "einen auf großer Maxe" machen zu können. Natürlich waren diese Umbauten alle nicht kostenneutral, auch hier habe ich sehr viel Geld hineinstecken müssen. Aber das habe ich gern getan, denn der Respekt war in der Gangwelt, meiner neuen Heimat, fast ein wichtigerer Aspekt als das Geld: Wer ein hohes Ansehen genoss, bekam alles, was er brauchte, um letztlich Erfolg zu haben und die anderen Gangs ausstechen zu können. Money follows the respect!

Die neue Nachbarschaft

Mein Leben damals in Steelport hat mir gut gefallen, die Stadt war sehr groß und überall sehr belebt, man wurde dauernd in das Tagesgeschehen miteinbezogen. Ich muss sagen, dass es mir sehr geschmeichelt hat, wenn einfache Leute von der Straße zu mir gekommen sind, und mich gegrüßt oder um ein Autogramm gebeten haben, weil sie meine Karriere verfolgt hatten. Viele Menschen erschienen auch hier in unserm neuen Betätigungsgebiet zu "3rd Row Saints"-Fantreffen in dem Klamotten unserer Kollektion. Ich bin schon in vielen anderen Städten gewesen, aber nirgendwo war so viel los wie in Steelport. Natürlich war das auch manchmal ein Nachteil, zum Beispiel dann, wenn ich mich im Auto auf der Flucht befand und ab und zu die Spur nicht halten konnte, in diesen Situationen ist für einige - wenn nicht für viele - die erste Begegnung mit meinem Auto auch gleich die letzte gewesen. Die Architekten der Stadt haben sich aber viel Mühe gegeben, die Straßen nicht eine wie die andere aussehen zu lassen, etwas, was den Charme der Stadtteile sehr hob. Die Stadt verfügte über viele Sonder- und Großgebäude wie Kirchen, Sporthallen, Arenen, Krankenhäuser, Polizeistationen, abgerundet wurde die Stadtplanung durch Hafengebiete und Docks sowie einen Großflughafen.

Unangenehm wurden mir diese Menschenmengen nur, wenn es sich dabei nur um Feinde um mich herum handelte. Wie oben bereits erwähnt, waren meine Sprintfähigkeiten essenziell im Überlebenskampf, gerade dann, wenn mein Bekanntheitsgrad mal wieder oben an der Skalabegrenzung anschlug. Auch wenn das für manche beklemmend wirkt, für mich war das gerade eine Herausforderung und deswegen keineswegs problematisch. An manchen Stellen in der Stadt, an denen ich auf der Flucht vor Bösewichten oder Polizisten vorbei kam, hätte die Stadtverwaltung vielleicht auf etwas mehr Sorgfalt bei der Pflege der Häuser achten sollen, aber solange die Domizile der 3rd Row Saints so sauber und geleckt aussahen, sollte mir das egal sein. Gleiches galt auch, wenn ich mich im Helikopter über der Stadt befand, manchmal hätte ich mir etwas mehr klare Sicht gewünscht, zurecht gekommen bin ich aber auch so. Everywhere with Helicopter!

Sehr einverstanden war ich in Steelport mit der von den Stadtoffiziellen verhängten Mindestqualität für alle Musiksender. Wo immer ich mich befand, konnte ich in meinem Auto aus acht Sendern auswählen, die alle zum Glück nur sehr wenig Werbung sendeten, dafür aber witzige Kurzwortbeiträge und wirklich gute Musik ausstrahlen. Je nach Lust und Laune konnte ich mich entscheiden, ob mir mehr nach Modern Rock, Hip-Hop, 80er und 90er Pop/Rock, Eletronic Music, Klassik, Latin Music, Cartoon Network Music (Adult Swim) oder Hardrock war. Dabei wurde streng nach Qualität gesiebt und es gab absolut keine Top40 Music, was wirklich positiv aufgefallen ist. Ich bin deswegen gern mit dem Auto herumgefahren und habe dabei der Musik von zum Beispiel Social Distortion, Faith No More, Talk Talk, Tone-Loc, Mötley Crüe, Run D.M.C., Frankie Goes To Hollywood. Adam & The Ants, Mos Def und vielen weiteren Künstlern, die diesen Titel auch wirklich verdienen, gehört. Lediglich die Titelauswahl im Klassiksender erschien mir zu sehr an "leichter Klassik" ausgerichtet zu sein, da war ich aus Stilwater Besseres gewöhnt.

 

   

Fazit

Ein Wort noch als an meinen Freund Niko Bellic aus Liberty City

Hallo Niko, jahrelang hast Du dich damit gebrüstet, in der schöneren, größeren Stadt mit den interessanteren Leuten zu wohnen als ich und Johnny GTA .. äh GAT. Das kannst Du jetzt vergessen, mein - zugegebenermaßen unfreiwilliger - Umzug von Stilwater nach Steelport hat mich in eine Stadt vertrieben, die mit Deiner mithalten kann. An einige Stellen ist sie Liberty City sogar überlegen. Die Leute hier sind viel klarer in ihren Aussagen, was sie erreichen wollen. Hier wedelt niemand mit irgendwelchen Entschuldigungsfähnchen, weil man jemanden umbringen musste, hier wird man nie hören: "Ich musste das doch tun, ich bin doch nur ein armer Einwanderer, ich hatte doch keine Wahl!" In Steelport gelten das Faustrecht und das Wort: "Ich werde mir Deine Stadt Untertan machen!" Diese Klarheit, die Entfaltungsfreiheiten und die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben, lässt mich sagen, dass ich mit meinem Leben in Steelport zu 95 % zufrieden war, wenn sich auch noch die Sprache der Stadt an meine angelehnt hätte, wäre alles perfekt gewesen! (24.11.2011)


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