Chaos League

Chaos League

Geschrieben von Daniel Lander

 

Chaos League kann man am besten als eine Mischung aus einer zünftigen Kneipenschlägerei, einem Football-Spiel und einem Hauch Rollenspiel beschreiben. Zwei Mannschaften aus beliebig vielen Kämpfern, wobei gleichzeitig neun Spieler einer Mannschaft auf dem Spielfeld sein dürfen, versuchen, mit allen möglichen und unmöglichen Tricks und Kniffen einen Ball, der entfernt an einen Football erinnert, in die gegnerische Endzone zu bringen. Natürlich versucht die gegnerische Mannschaft, eben dies zu verhindern.

Wer die Wahl hat, hat die Qual...

Am Anfang kann man sich aus mehreren Rassen, unter anderem Menschen, Orks, Dunkelelfen und Untoten eine auswählen, ihr einen passenden Namen geben und dem Ganzen mit einem schönen Logo den Schliff geben. Logo und Name haben natürlich auf den weiteren Spielverlauf keinerlei Auswirkungen, die Wahl der Rasse allerdings umso mehr. So sind beispielsweise die Dunkelelfen sehr auf Magie fixiert und können den Gegner mit allerlei Zaubertricks bekämpfen, wohingegen sich die Orks hauptsächlich auf ihre Muskelkraft verlassen.

Ohne Moos nix los...

Wenn man sich dann eine Rasse ausgesucht hat, geht es darum, mit einem begrenzten Budget sowohl die Mannschaft als auch so lebenswichtige Dinge wie Cheerleader, Erste-Hilfe-Salben und Zeitlupen zu kaufen. Dabei kann man, je nach Rasse, zwischen verschiedenen Einheiten wählen. So ist der dumme Otto-Normal-Ork nicht besonders schnell, und kann weder gut passen noch fangen. Allerdings ist er deswegen natürlich sehr billig. Im Gegensatz dazu gibt es pro Rasse am Anfang eine besondere Einheit, wie zum Beispiel den wandelnden Baum der Elfen, der ordentlich austeilen und auch richtig was einstecken kann. Selbstverständlich sind diese „Super-Einheiten“ am Anfang so teuer, dass ein Kauf einer solchen Einheit das gesamte Team eher schwächen als stärken wird, weil das Spiel trotz allem ein Mannschaftssport ist und eine Einheit alleine keine Chance hat.Wenn man dann mit der Art und Anzahl der Teammitglieder zufrieden ist, kann man sich, sofern man noch Geld hat, ein paar Cheerleader, die das Publikum anheizen oder eine Erste-Hilfe-Salbe, die verletzte Spieler heilen kann, leisten.

Was man kann, das kann man...

Das beschränkte Budget zwingt den Spieler logischerweise zum Abschätzen, was ihm mehr bringt. Wenn dann alle Einkäufe getätigt sind, geht es auch sofort in das erste Spiel in einer Liga bestehend aus zwei mal zehn Mannschaften, die in insgesamt Zehn Spielen den besten ihrer Gruppe ermitteln, die am Ende der Saison dann um den Gesamtsieg in der Liga kämpfen. Insgesamt gibt es vier Ligen zu meistern, die im Schwierigkeitsgrad teilweise gehörig anziehen. Am Ende der Saison kämpfen die Mannschaften aller vier Ligen in einem KO-System um den Chaos-League-Pokal, wobei es passieren kann, dass man am Ende der ersten Saison gleich in der ersten Runde auf den Meister der höchsten Liga treffen kann. Ein Abschätzen des möglichen Gewinns gegen den möglichen Verlust einiger Spieler ist also anzuraten. Und Verlust heißt in diesem Spiel auch Verlust. So können Spieler nicht nur bewusstlos geschlagen oder verkrüppelt, sondern auch getötet werden.

Am Anfang der Karriere sind die Fähigkeiten der Spieler naturgemäß eher unterdurchschnittlich ausgebildet, so dass ein Spieler mit einer Spezialfähigkeit immer von Vorteil ist. Diese Spezialfähigkeiten reichen von kleinen Schutzzaubern für eigene Spieler bis zu destruktiven Angriffszaubern, mit denen man den Gegner das Fürchten lehren kann. Lernen kann man diese nach jedem Spiel, indem man Punkte ausgibt, die die jeweilige Einheit in den Spielen bisher bekommen hat. Dabei bekommt man, je nach gelungener Aktion, unterschiedlich viele Punkte. So bekommt man für Touchdowns, Pässe, Tacklings, aber auch Verkrüppelungen und Morde Punkte.

Brot und Spiele...

Am Anfang und auch zwischen den Spielen kann man wählen, mit welchem Schwierigkeitsgrad und mit welchem Spielsystem man spielen möchte. Spielsysteme gibt es derer drei: eine Echtzeit-Variante, eine quasi-Runden-Variante, bei der nach ein paar Sekunden Spielzeit der Spieler Zeit hat, seinen Zug zu planen und eine Echtzeit-Variante mit Pause-Funktion, bei der man selbst kurze Pausen zum Nachdenken und Planen einlegen kann, das Spiel dann aber wieder in Echtzeit abläuft. Einmal im Spiel erkennt man auf einem Großteil des Bildschirms das Spielfeld in einer dreh- und zoombaren 3D-Ansicht, links davon die zuweisbaren Gruppen, rechts die einzelnen Spieler mit ihren Spezialfähigkeiten und unten ein Leiste, die Anzeigen für die Zuschauerbeliebtheit (einschließlich Zuschauerfähigkeiten), Porträts der Spieler mit einem Lebensbalken, Buttons für bestimmte Verhaltensmuster und ein Feld mit Informationen über den momentan ausgewählten Spieler enthält.

Nachdem man seine Mannschaft innerhalb eines recht kurzen Zeitlimits auf seiner Hälfte angeordnet hat und eventuell schon ein paar Nebelbomben geworfen hat, die dem Gegner die Sicht erschweren, startet das Spiel und der Spielball läuft, getragen von einem kleinen Schwein, auf dem Spielfeld herum. Sobald das Schwein angegriffen wird und der Ball in den Besitz eines Spielers gelangt, fängt die große Jagd an. Je nach Spielsystem wählt man entweder in herkömmlicher Echtzeit-Manier seine Mannen aus oder wartet auf die Pause. Wenn man dann den Ball hat, ob durch Aufsammeln vom Boden oder durch Entreißen aus den Klauen des Gegners, kann man, je nach Rasse, Gegner und Spielertyp verschiedene Strategien wählen: so kann ein widerstandsfähiger Ork gegen Goblins schon mal einen Durchstoß wagen. Ein Elf sollte das aber lieber sein lassen und den Gegner am Besten durch schnelle, weite Pässe ausmanövrieren.

Die Fähigkeiten der Spieler sind aber nicht immer ausführbar, sondern werden durch einen Atembalken unter dem Gesundheitsbalken limitiert. Wenn der Spieler vollen Atem hat, kann er zum Beispiel sprinten und den Gegner hinter sich lassen oder einen Feuerball auf den nächsten Gegner loslassen. Je nach Spielweise sind dem Team die Zuschauer mehr oder weniger gewogen, was man einem Barometer in der Leiste am unteren Bildschirm entnehmen kann. Wenn man in der Gunst des Publikums steigt, kann man zum Beispiel auf der höchsten Stufe einen verheerenden Blitzhagel auf den Gegner niederfahren lassen, der einen Großteil der Gegner für wenige Sekunden lahmlegt. Diese Sekunden sind aber oft spielentscheidend. Denn wenn man auch nur zwei Sekunden Vorsprung beim Laufen auf die gegnerische Endzone hat, kann man eigentlich nur noch durch einen Zauber des Gegners oder eine Falle, die hinterhältigerweise auf dem Spielfeld platziert wurde, gestoppt werden. Ist man dann in der Endzone, tobt das Publikum, die Cheerleader und der Spieler tanzen und das Ganze geht von vorne los.

In der kurzen Pause nach einem Punktgewinn kann man dann verletzte Spieler auswechseln und die Mannschaft neu aufstellen. Die Mannschaft, die im letzten Spielzug nicht den Touchdown des Gegners verhindern konnte, besitzt nun den Ball und muss nicht erst das arme, kleine Schwein niederschlagen. Insgesamt hat man zehn Minuten Zeit, um seinen Gegner auseinander zu nehmen, zu verkokeln oder einfach zu besiegen.

Die Technik ist ein Hund...

Die Schwierigkeitsgrade sind recht gut abgestimmt. Während man auf dem leichtesten Grad nach ein bisschen Eingewöhnungszeit schon die ersten Erfolge feiern kann, sind die Gegner auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad fast unbesiegbar. Technisch kann man dem Spiel kaum Schwächen unterstellen. Die Effekte der Zauber sind schön anzusehen, die Einheiten bewegen sich recht ordentlich über das Spielfeld und die Cheerleader hüpfen mehr oder weniger anmutig am Seitenrand umher.

Auch beim Sound wurde ordentliche Arbeit geleistet. Hervorzuheben ist hier der erste Kommentator in einem Sportspiel, den man nicht nach zwei oder drei Spielen abstellt, weil er sich alle paar Spielzüge wiederholt und auch oft nichts passendes zu sagen hat. Die zwei Kommentatoren erzählen frei weg vom Spiel, geben bissige Kommentare zum momentanen Spielverlauf und sind herrlich sarkastisch, so dass man manchmal lieber eine unsinnige Aktion macht, um einen lustigen Spruch zu hören, als sinnvoll zu spielen. Auch freuen sich die beiden bei einem Touchdown wie Kinder an Weihnachten, wenn die heiß ersehnte Spielzeugeisenbahn unterm Baum liegt.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen...

Allerdings gibt es auch ein paar Kritikpunkte: Warum kann ich keine eigenen Wappen ins Spiel einfügen? Warum ist die Anleitung zu vielen Spielmenüs so herrlich nichtssagend? Und was bringt es mir, wenn ich im Menü hunderte Kakerlaken mit dem Mauszeiger zermatsche (außer, dass ich mich mal wieder wie ein besserer Mensch fühlen kann)?

 

Technische Daten:
 
Entwickler: Cyanide
Publisher: Pointsoft Deutschland GmbH
Genre: GenreMix aus Strategie, Rollenspiel und Sport
Releasedate: Bereits im Handel
Homepage: Chaos League
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

   :
Im Großen und Ganzen also ein gutes bis sehr gutes Sport-Strategie-Kampf-Rollenspiel, dass sich selbst nicht ernst nimmt und den bis dato besten Sport-Kommentar hat. (05.01.2005)


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