SWAT 4

SWAT 4

(Vivendi Universal Games)

Geschrieben von Michael Jantzer

 

Die ruhige Zeit für Geiselnehmer ist vorbei: Sierra schickt mit Teil 4 seiner beliebten Polizeiserie PC-Spieler wieder als Sondereinsatzkommando durch Gebäude, um verbarrikadierten Gangstern den Garaus zu machen. Mit viel Taktik, Geschick und zur Not auch Treffsicherheit gilt es, heikle SWAT-Einsätze zu bewältigen, Geiseln zu retten und Verbrecher zu verhaften.

Der Kampf gegen das Gesindel

Geiselnahmen, Überfälle mit stark bewaffneten Verbrechern, Massenselbstmord einer Sekte … wenn amerikanische Polizisten überfordert sind, ist ihre Zeit gekommen: Special Weapons And Tactics (kurz SWAT). Das Sondereinsatzkommando springt in besonders brenzligen Situationen ein und versucht, das Problem möglichst schnell und ohne Verluste zu lösen. Und genau hier steigen Sie ein: Sie sind der Anführer eines fünfköpfigen SWAT-Teams und müssen zeigen, was Sie in Ihrer bisherigen Polizeilaufbahn gelernt haben. 13 verschiedene Missionen gilt es zu bewältigen, von einem perversen Triebtäter, einer Gruppe schwer bewaffneter Bankräuber oder Drogendealer ist fast die ganze Palette kriminellen Gesindels vertreten. Eine Story sucht man allerdings vergebens: die Missionen sind absolut unabhängig voneinander. Dies stellt allerdings kaum einen Kritikpunkt dar, denn nicht jede SWAT-Einheit rettet wie im gleichnamigen Film mal so eben die Welt.

Jede Mission startet erst einmal klassisch mit einem Briefing. Ihr Vorgesetzter erklärt Ihnen per Text und Sprachausgabe die Lage und den Auftrag: wie viele Zivilisten zu retten und wie viele Verbrecher zu verhaften sind. In manchen Missionen bekommen Sie explizite Informationen über Opfer und Täter, die z. B. zwingend überleben müssen. Per Schmierzettel oder manchmal auch genauem Gebäudeplan können Sie sich über die örtlichen Gegebenheiten informieren und den sinnvollsten Eingang wählen. Danach können Sie in einem übersichtlichen Menü Ihr Team zusammenstellen. Für jeden der fünf Teammitglieder können Sie eine Primär- und Sekundärwaffe festlegen und die sonstige Ausrüstung wählen. Ihr Arsenal enthält eine Fülle von authentischen und lizenzierten Waffen, Granaten und sonstigem Zubehör. Von der Sprühdose mit Tränengas, einer Paintball-Pistole, einem Elektroschocker bis hin zu Blendgranaten, Pumpgun und M4-Carbine ist alles vertreten, was man beim Einsatz gebrauchen könnte. Durch Ihre gewählte Ausrüstung können Sie also hier schon festlegen, mit welcher Taktik bei dem Einsatz vorgegangen werden soll. Versuchen Sie mit einer lauten, durchschlagskräftigen M4 Ihr Glück oder soll es lieber eine Waffe mit Schalldämpfer sein? Wenn Sie den Gangstern lieber anders die Tränen in die Augen treiben wollen, können Sie auch mit einer Paintball-Pistole kleine Pfefferkügelchen verschießen. Ihre Ausrüstung sollte aber von der jeweiligen Mission und Ihren Gegnern abhängen. Besetzen z. B. zwanzig schwer bewaffnete und gepanzerte Ex-Militärs mit Gasmasken ein Gebäude, sind die Aussichten hinsichtlich Pfefferkugeln und Tränengas eher gering. Hier brauchen Sie durchschlagskräftige Waffen und Blendgranaten, um Erfolg zu haben. Unverzichtbar für jede Mission ist die Optiwand: Mit dieser kleinen Kamera kann man unter den Türen spitzeln und um die Ecke schauen. So sind Sie sicher vor bösen Überraschungen und können die Tür dann entweder mit einem Dietrich leise öffnen oder durch eine Sprengladung mit eben dieser ins Haus fallen.

Mitarbeiterkontrolle ist alles…

Gut informiert und bis an die Zähne bewaffnet starten Sie nun mit Ihren vier Kameraden an dem gewählten Punkt. Dabei handelt es sich meistens um eine Hintertür, ein Hausdach oder eine Tiefgarage. Per übersichtlichem Menü können Sie Ihrem Team eine Fülle von Befehlen geben. Stehen Sie z. B. vor einer verschlossenen Tür, genügt ein Rechtsklick auf diese und Sie haben unter Anderem die Auswahl zwischen "Schloss knacken" und "Schloss aufsprengen und Raum sichern". Der jeweils wahrscheinlichste Befehl wird immer hervorgehoben und kann direkt per Leertaste erteilt werden. Mit Tab können sie zwischen Team Rot, Blau und Gold unterscheiden: Gold entspricht dem ganzen Team und mit Rot/Blau splitten Sie Ihr Team in zwei Zweier-Gruppen. Da jeder SWAT-Polizist eine Kamera mit sich trägt, können Sie sich per Tastendruck am rechten oberen Bildschirmrand die Sichtweise jedes Kollegen einblenden lassen. Vergrößert man die Sichtweise eines Beamten, ist es sogar möglich, aus größeren Entfernungen wieder mit Rechtsklick auf z. B. eine Tür weitere Befehle zu erteilen.

Die Koordination des Teams über die Menüfunktionen ist zu Beginn noch sehr kompliziert, aber mit der nötigen Übung können Sie so sehr einfach die passenden Befehle erteilen. Da Sie Befehle für Ihre Zweier-Teams allerdings nur hintereinander geben können, benötigt man sehr viel Übung mit den Menüs und ein sehr gutes Timing, um Räume von zwei Seiten gleichzeitig zu stürmen. Einen Befehl zum simultanen Angreifen sucht man leider vergebens. Haben Sie die zu Beginn auftretenden Frustmomente überwunden und beherrschen das System, macht es aber unheimlichen Spaß, erfolgreiche Taktiken für das Sichern eines Raumes zu schmieden. Bei besonders brenzligen Missionen stehen Ihnen sogar Scharfschützen zur Verfügung, die Ihnen per Funk nützliche Tipps über den Aufenthalt der Halunken geben, deren Sicht Sie sich ebenfalls einblenden lassen können. Per Tastendruck können Sie hier sogar selbst Hand anlegen und abdrücken.

Damit Ihre Befehle auch vorschriftsgemäß beachtet werden, benötigt es eine vernünftige künstliche Intelligenz. Hier hat Sierra wohl den größten Schritt nach vorne getan:Sowohl Gegner als auch Ihr Team glänzen durch ihre sehr gute Wegfindung und ihr Gefechtsverhalten. Sichern sie z. B. einen Raum, geben Ihnen Ihre Kameraden Deckung, splitten sich auf und klären jede Ecke des Raumes. In unserem Test kam es allerdings leider ein- bis zweimal vor, dass ein Beamter in alter CS-Geisel-Manier an der Wand festhing und dagegenrannte. Ein ärgerlicher Bug, der allerdings aufgrund seines extrem seltenen Erscheinens keinen großen Kritikpunkt darstellt. Meistens stehen Sie selbst allerdings Ihren Kollegen im Weg, was schnell zu einer Beschwerde à la "Sie stehen mir im Weg, Sir" führt. Ihre Gegner zeigen allerdings auch, dass sie keine stupiden Handtaschendiebe sind, fordern Ihre Gruppe zu Höchstleistungen heraus und steigern so die Spannung. Mit der Dienstmarke zu winken bringt bei den meisten nur sehr wenig, manche ballern sich bedingungslos den Weg frei, andere wiederum verstecken sich hinter Regalen oder Türen und überraschen Sie dann mit durchschlagskräftigen Geschenken.

Ihr Puls wird durch das unvorhersehbare Verhalten der Ganoven drastisch erhöht: Manchen rutscht das Herz in den Zeh, wenn fünf schwer bewaffnete Polizisten das Haus stürmen und legen ihre Waffen nieder. Andere wiederum ballern sofort drauf los und sind höchstens durch harte Methoden wie Elektroschocker, Tränengas oder durchschossenes Bein zu überreden. Prallen sämtliche Argumente von den Halunken ab und Ihre Gruppe schwebt in Lebensgefahr, bleibt Ihnen oft nichts anderes übrig als sie schwer zu verletzen oder gar zu töten. Ihre Gruppenkollegen ahnen meist schon voraus, wenn sich ein Gangster nicht ergibt und strecken diesen sofort nieder. Für besonders große Spannung sorgen unentschlossene Gangster, die ihre Waffe niederlegen, aber ihre Entscheidung dann doch noch im letzten Moment revidieren und um sich schießen. Sie sollten zwar nicht wie Jack Bauer aus der TV-Serie "24" auf alles schießen, was kriminell ist, aber zu sanftmütig dürfen Sie auch nicht sein. Da sich Sierra recht nahe an die Realität hält, kann ein um sich schießender Geiselnehmer ohne Probleme Ihr ganzes Team ausrotten. Sterben können Sie und ihre Gruppe zwar nicht, aber einige gute Treffer sorgen schnell dafür, dass Sie außer Gefecht sind und die Mission somit gescheitert ist.Wie im echten Polizistenleben spielt die Bürokratie eine große Rolle: Nein, keine Angst, Sie müssen nach dem Einsatz keine Berichte tippen, aber währenddessen müssen Sie Vorschriften penibel einhalten. Befreite Zivilisten, gefangene Verbrecher und Verletzte müssen per Funk der Zentrale mitgeteilt und alle Waffen sichergestellt werden. Damit Ihnen während dem Einsatz keine Zivilisten vor Panik im Schussfeld herumrennen, sind diese ebenfalls festzunehmen. Dies stellt sich aber oft als gar nicht so einfach heraus. Während die meisten bei mehrmaligem "Polizei! Hände hoch!" ehrfürchtig in die Knie gehen, müssen Widerspenstige erst noch überredet werden. Tränengas und Elektroschocker erweisen sich oftmals als besonders gute Argumente.

Damit man nicht nach einmaligem Durchspielen einer Mission genau weiß, wo welcher Gegner wartet und welche Überraschungen er vorbereitet hat, positionieren die Entwickler die Personen bei jedem neuen Missionsstart an einem anderen Punkt. Dies sorgt für eine gehörige Portion Abwechslung und einen hohen Wiederspielwert. Die fehlende Speicherfunktion ist bei SWAT 4 eher von Vorteil, wäre doch sonst das übliche Quicksaven vor jeder Tür einfach zu verlockend. Da die Missionen nicht allzu lang sind, hält sich der Frust beim Scheitern einer Mission in Grenzen. Der Schwierigkeitsgrad ist übrigens sehr gut dosierbar. Man kann sich vor jeder Mission für einen von vier Graden entscheiden, von "Einfach" bis "Elite". Der Schwierigkeitsgrad hat sowohl auf die Aggressivität Ihrer Widersacher als auch auf Ihr benötigtes Punktelimit zum Gelingen der Mission Einfluss. Nach jedem Einsatz werden Sie in der Nachbesprechung bewertet: Punkte erreichen Sie z. B. durch das Festnehmen von unverletzten Gangstern und Zivilisten und das Sammeln von Beweisstücken. Spielen Sie auf "Einfach", brauchen Sie sich keine Sorgen um die Punkte zu machen, bei der nächsten Stufe brauchen Sie schon eine Mindestpunktzahl von 50 von 100 Punkten. Spielt man auf "Elite", benötigt man sogar 95/100 Punkten, um die nächste Mission freizuschalten. Man sollte darauf achten, so wenige wie möglich zu verletzten und niemanden zu töten. In den höheren Missionen ist das allerdings schier unmöglich.

Details über Details

Grafisch kommt SWAT 4 sicherlich nicht an Half-Life 2 oder Far Cry heran, die detailarmen Spielfiguren und der etwas hakelige Gang der Beamten trüben ein wenig den Genuss. Die Glanzeffekte und die unglaubliche Detailverliebtheit der Entwickler bügeln dies allerdings wieder aus. Die Gebäude wirken lebensecht, überall liegen Gegenstände herum. In einer Autowerkstatt mangelt es nicht an Werkzeugen, in der Tiefgarage nicht an Autos und im Restaurant nicht an Kakerlaken. Auf herumstehenden Fernsehern oder Computer-Monitoren tut sich immer irgendetwas und je nach Besitzer sind die Wände mit Gemälden oder Graffiti bestückt. Wenn Sie z. B. durch das Gebäude einer Sekte schleichen und alles mit satanischen Sprüchen beschmiert ist, Blut an der Wand klebt oder wenn Sie beim Triebtäter die Videosammlung seiner schönsten Folterungen finden, läuft es Ihnen eiskalt den Rücken herunter.

"Polizei! Stehen bleiben! Hände hoch!"

Das atmosphärische Gesamtbild wird durch den grandiosen Sound perfektioniert. Ihre Kommandos, die Antworten Ihrer Kollegen oder das Funken der Scharfschützen auf dem Dach erweckt echtes Polizei-Feeling. Verletzte Geiseln wimmern verzweifelt vor sich hin, verhaftete Gangster fluchen und wenn Sie den Keller einer Sekte inspizieren, bringen Ihre Kameraden nur noch ein "Oh Gott, ich dachte ich hätte alles gesehen." heraus. Untermalt wird das Ganze von einer stimmungsvollen Hintergrundmusik, die sich dynamisch auf die momentane Situation einstellt.

KI? Lieber echte Intelligenz?

Ein weiteres Highlight von SWAT 4 ist der Mulitplayer-Teil. Mit bis zu vier Spielern können Sie per Netzwerk und Internet, im Koop-Modus gemeinsam die 13 Missionen absolvieren. Durch das reibungslose Konzept sorgt SWAT 4 hier für eine große Portion Langzeitmotivation. Selbst an die drei klassischen HL-Modi Deathmatch, VIP-Eskorte und Bombe entschärfen haben die Entwickler gedacht. Hier kann man auf 14 Karten mit 16 Spielern antreten und sogar auf der anderen Seite auf Polizistenjagd gehen. Mit dem Schnell-Szenario-Editor ist es möglich, eigene Missionen zu erstellen, die zwar auf den Kampagnenkarten basieren, aber andere Gangster und andere Missionsziele besitzen.

 

  

Fazit:

Mit SWAT 4 ist Sierra ein geniales Werk gelungen. Die Kampagnemissionen sind allesamt sehr gut entwickelt und bis zur letzten Sekunde spannend. Leider ist die Anzahl von nur 13 Missionen etwas wenig und das Spiel somit in unter 20 Stunden durchgespielt. Aber deren Qualität und der geniale Multiplayer-Part können dieses Manko wieder ausgleichen. Grafisch setzt SWAT 4 zwar keine neuen Maßstäbe, aber das stört mich nicht weiter. Das detailverliebte Leveldesign, der stimmige Sound und die unberechenbaren Gegner sorgen für eine knisternde Atmosphäre. Dass die Missionen nicht zusammenhängen, stört mich auch nicht weiter, viel mehr schmerzt mich das etwas lieblose Briefing, Videosequenzen hätten das Gesamtbild nochmals unterstrichen. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich wegen des großen temporären Abstandes natürlich viel getan. Sowohl Grafik, Sound als auch KI und Gameplay sind auf der Höhe der Zeit und kaum mit SWAT 3 zu vergleichen. SWAT 4 ist deshalb ein mehr als würdiger Nachfolger der SWAT-Reihe. Es ist sowohl treuen Fans als auch Neueinsteigern zu empfehlen.

(09.05.2005)

Systemvoraussetzungen

- Windows 98/ 2000/ XP

- CPU/ Prozessor mit 1,0 GHz

- 256 MB RAM

- mind. NVIDIA Geforce 2 (32 MB) oder ATI Radeon 8500 (64 MB)

- DirectX kompatible Soundkarte

- 2 GB freie Festplattenkapazität

- Maus und Tastatur

Entwickler: Sierra
Publisher: Vivendi Universal Games
Genre: Taktik-Shooter
Releasedate: Bereits im Handel
Homepage: SWAT4
Preis: 44,99 €
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

   :
Mit SWAT 4 ist Sierra ein geniales Werk gelungen. Die Kampagnemissionen sind allesamt sehr gut entwickelt und bis zur letzten Sekunde spannend. Leider ist die Anzahl von nur 13 Missionen etwas wenig und das Spiel somit in unter 20 Stunden durchgespielt. Aber deren Qualität und der geniale Multiplayer-Part können dieses Manko wieder ausgleichen. Grafisch setzt SWAT 4 zwar keine neuen Maßstäbe, aber das stört mich nicht weiter. Das detailverliebte Leveldesign, der stimmige Sound und die unberechenbaren Gegner sorgen für eine knisternde Atmosphäre. Dass die Missionen nicht zusammenhängen, stört mich auch nicht weiter, viel mehr schmerzt mich das etwas lieblose Briefing, Videosequenzen hätten das Gesamtbild nochmals unterstrichen. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich wegen des großen temporären Abstandes natürlich viel getan. Sowohl Grafik, Sound als auch KI und Gameplay sind auf der Höhe der Zeit und kaum mit SWAT 3 zu vergleichen. SWAT 4 ist deshalb ein mehr als würdiger Nachfolger der SWAT-Reihe. Es ist sowohl treuen Fans als auch Neueinsteigern zu empfehlen. (09.05.2005)


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