Wii Party

(Nintendo)

geschrieben von Daniela Salten

Partyspiele sind in der Regel kein einfaches Genre. Zwei Dinge müssen verbunden werden, interessante Minispiele und ein Rahmen in Form eines Gesellschaftsspiels, das abwechslungsreich und spannend zugleich ist. Leider sind gerade für die Wii, die doch schon prädestiniert für diese Spiele erscheint, in letzter Zeit kaum erwähnenswerte Partygames herausgekommen. Das letzte halbwegs ordentliche Spiel war "Mario Party 8“ und das ist immerhin schon drei Jahre her. Jetzt hat Nintendo mit "Wii Party“ einen neuen Versuch gestartet.

Partyspiele mal anders

Wer erwartet, mit "Wii Party“ auch nur einen weiteren Ableger der vielen erhältlichen Partyspiele zu erhalten, die sich aber letztlich nur als mehr oder weniger gelungene Minispielsammlung entpuppen, dürfte glücklicherweise enttäuscht werden. Schon zu Beginn sieht man eine Aufteilung im Startbildschirm, die sich von anderen Spielen dieser Art unterscheidet. Während man sonst im Wesentlichen nur die Auswahl zwischen verschiedenen Spielbrettern oder einem Minispielkatalog hat, teilt sich das Menü hier in die Abteilungen Gesellschafts-, Team- und Zimmerspiele auf. In der Rubrik "Gesellschaftsspiele“ finden sich fünf verschiedene Spiele, die mit bis zu vier Teilnehmern spielbar sind. "Teamspiele“ sind für maximal zwei Spieler geeignet. "Zimmerspiele“ zeichnen sich dadurch aus, dass hier die Wii-Fernbedienung als wichtigstes Utensil gebraucht wird. Der zweite Unterschied zu anderen Partyspieltiteln ist der, dass man "Wii Party“ mit den selbst erstellten Miis spielen kann und nicht irgendwelche vorgefertigten Figuren vor die Nase gesetzt bekommt. Bei "Mario Party 8“ konnte man seinen Mii nur in wenigen Minispielen einsetzen, für ganze Partien auf Spielbrettern musste man jedoch auf eine der Figuren des "Super Mario“-Universums zurückgreifen. "Wii Party“ übernimmt jetzt das aus "Wii Sports“ bekannte Prinzip der kompletten Spielausgestaltung mit den Miis, was dem gesamten Konzept einen sehr viel persönlicheren Eindruck verleiht.

Spiele über Spiele

In der Rubrik "Gesellschaftsspiele“ gibt es fünf verschiedene Typen von Spielen, die alle ihren eigenen Reiz besitzen und nicht nur Kopien des immer gleichen Prinzips sind. Wer Brettspiele mag, wird mit "Insel der Abenteuer“ gut bedient sein. Hier gilt es, durch Würfeln als Erster an allen Hindernissen vorbeizukommen und einen Goldschatz auf der Insel zu finden. Mithilfe der Minispiele, die nach jedem Zug absolviert werden müssen, wird festgestellt, in welcher Rangfolge gewürfelt werden darf und wer Extra-Würfel bekommt, die einen nicht unerheblichen Vorteil darstellen. Ein weiteres Brettspiel ist das "Monopoly“-ähnliche "Weltreise“. Die Spieler müssen verschiedene Reiseziele erreichen. Wer am Ende des Spiels die meisten Ziele bereist hat, hat gewonnen. "Weltreise“ ist das Spiel, das dem klassischen Partyspiel am nächsten kommt, da es bei den Minispielen um Münzen geht, mit denen am Ziel Erinnerungsfotos bezahlt werden müssen. "Bingo“ funktioniert im Grunde genauso wie sein gleichnamiges Vorbild in der Realität. Auf einer Karte müssen Gesichter von Miis abgehakt werden, die aus einer großen Lostrommel gezogen werden. Wer als Erster eine waagerechte, senkrechte oder diagonale Reihe mit Miis gefüllt hat, gewinnt­. Wird eine Minispielkugel ausgelost, so kann der Gewinner dieses Spiel ein beliebiges Gesicht auf seiner Karte markieren. Bei "Zweimal Drei“ muss man zwei Dreiergruppen gleich gekleideter Miis zusammenstellen. Dazu stehen pro Runde vier Miis zur Auswahl. Über das Recht auf den ersten Zugriff entscheidet ein Minispiel. Schließlich gibt es noch "Münzrad“, bei dem man durch das Drehen eines Glücksrades und Absolvieren von Minispielen einen Jackpot gewinnen und mehr Münzen als seine Gegner sammeln muss. Jeder Spieler dürfte bei dieser Auswahl etwas finden, was ihm am ehesten liegt.

In der Rubrik "Teamspiele“ sind Spiele für zwei Spieler enthalten. "Wellenlänge“ ist ein Harmonietest, bei dem man herausfinden kann, wie gut man einander kennt. Fünf Fragen muss man beantworten und ein kooperatives Minispiel spielen, um einen guten Harmoniewert zu erreichen. Bei Schlagseite gilt es die Masten eines Segelschiffes gemeinsam mit Miis zu besetzen, ohne dass das Schiff kentert, wobei durch Minispiele festgelegt wird, ob die Miis beider Spieler gleich oder verschieden groß sind. "Farb-Kuppler“ ist schließlich eine Art Memory für Miis, wo es gilt, gleichfarbige Miis zu Zweiergruppen zusammenzuführen.

Besonders hervorzuheben ist die Rubrik Zimmerspiele, die eine Neuheit im Bereich der "Partyspiele“ darstellt, da hier endlich auch einmal der Lautsprecher der Wii-Fernbedienung ausgenutzt wird. Beim "Tierquiz“ muss man schneller als sein Mitspieler die Fernbedienung greifen, die einen gesuchten Tierlaut von sich gibt. Bei der "Wii-FB-Jagd“ versteckt ein Spieler die Fernbedienungen im Zimmer, woraufhin die übrigen Spieler diese, mithilfe der Geräusche, die sie machen, orten müssen. "Zeitbombe“ und "Quizbombe“ sind Spiele, die das Weitergeben der Fernbedienung zum Inhalt haben. Während man im ersten Spiel innerhalb einer gewissen Zeitspanne und ohne Ruckler das Gerät an seine Mitspieler übergeben muss, ohne dass die Bombe auf dem Bildschirm explodiert, gilt es bei "Quizbombe“ Worte zu einem bestimmten Thema zu finden. Braucht man dafür zu lange, explodiert die Bombe. Das "Kumpelquiz“ passt nicht so recht in diesen Rahmen, da es eher an "Wellenlänge“ erinnert, mit dem Unterschied, dass es erst ab drei Spielern spielbar ist. Hier gewinnt derjenige, der seinen Freund am besten einschätzen kann. Natürlich gibt es auch eine Minispiele-Rubrik. Diese kann man dort einzeln, im Turnier oder in einer Solo-Herausforderung über mehrere Etappen spielen. Echte Könner dürfen sich im "Profi-Modus“ an kniffligeren Aufgaben versuchen.

Die Vielfalt und die hohe Anzahl von etwa 80 Minispielen machen "Wii Party“ zu einem Spiel, das nicht so schnell langweilig wird. Viele neue Spielvarianten und der gut gestaltete Einsatz der Fernbedienung eröffnen neue Möglichkeiten im Bereich der Partyspiele. Dabei wird man von den Minispielen in vielen unterschiedlichen Bereichen gefordert. Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Timing und viele andere Eigenschaften werden jeweils immer wieder aufs Neue gefordert. Zwar kommt dem Spieler manchmal das Grundprinzip des einen oder anderen Minispiels bekannt vor, das wird jedoch durch die liebevolle Gestaltung sowie die gute und einfache Steuerung wieder aufgewogen. Etwas schade ist nur, dass versäumt wurde, über die Wii herunterladbare Minispiele anzubieten, was den Spielspaß noch erhöht hätte. Um auch alle Spiele spielen zu können, wird "Wii Party“ mit einer zusätzlichen Fernbedienung ausgeliefert, das erhöht zwar etwas den Preis, ist aber wohl unumgänglich.

Sound und Grafik

Die Hintergrundmusik des Hauptmenüs und der Minispiele ist in der Regel so, wie man es von Party-Spielen gewöhnt ist, eine Gute-Laune-Musik, die wenig aufdringlich wirkt, aber auch schnell vergessen ist. Als Ausnahme muss leider die "Wii-FB-Jagd“ herhalten, bei der die Suche nach der Fernbedienung von der Musik schon stark gestört wird. Hier wäre es besser gewesen, sie stumm zu schalten. In den Spielvarianten wurde die Musik immer etwas der Art des Spiels angepasst, so hört man etwa bei "Münzjagd“ flotte Kasinotöne. Die Soundeffekte sind ebenfalls gut gemacht und passen immer zur jeweiligen Umgebung. Auch die Töne aus der Fernbedienung sind klar zu hören. Alleine die piepsige Stimme des Moderators nervt ziemlich schnell.

Grafisch orientiert sich "Wii Party“ am Vorbild "Mario Party“. Alles erscheint in einer sehr verniedlichten und farbenfrohen Umgebung, die vor allem Kinder ansprechen dürfte. Dennoch gibt es immer wieder neue Sachen und Details zu entdecken, gerade bei "Weltreise“ ist das der Fall. Dabei wirkt die Grafik nie albern oder lächerlich, sondern liebevoll.

Fazit

"Wii-Party“ ist ein Spiel, dessen Entwicklern man fast nur Lob zollen kann. Ein buntes Setting, viele abwechslungsreiche Spiele und neue Spielvarianten begeistern den zuletzt nicht gerade verwöhnten Partyspielfan. Besonders die neuen "Zimmerspiele“ dürften Maßstäbe für zukünftige Spiele dieses Genres setzen. Auch ein paar Abstriche wegen des nervigen virtuellen Moderators schmälern den positiven Eindruck nicht. "Wii Party“ ist in jedem Fall ein perfektes Beispiel für familientaugliche Unterhaltung.

(09.11.2010)