Imperial Glory

Imperial Glory

(Eidos)

geschrieben von Carsten Werner

 

Das beginnende 19. Jahrhundert - Napoleon Bonaparte schickt sich an, ganz Europa unter seine Herrschaft zu zwingen. Nach seinen Siegen über Österreich und Preußen steht er auf dem Höhepunkt seiner Macht und beherrscht fast ganz Europa. Doch noch ist er nicht am Ziel: England, seit Jahrhunderten auf den Meeren ungeschlagen, und Russland mit seiner schier endlosen Weite stehen noch zwischen Napoleon und der Erfüllung seiner Träume. Doch als sich der Rauch gelegt hat, liegt Frankreich am Boden. Besiegt von einer Koalition von Engländern, Preußen und Russen bleibt Napoleon keine andere Wahl als seine Abdankung.

In diese historisch spannende Epoche Europas entführen Sie die Pyro Studios mit ihrem neuen Titel Imperial Glory. Als General einer der fünf Großmächte Europas (Preußen, Russland, Frankreich, England und Österreich) wird es Ihre Aufgabe sein, dort zu bestehen, wo Napoleon gescheitert ist; vor Ihnen liegt nur ein Ziel: die Unterwerfung Europas. Doch die Wege zum Ruhm sind lang und steinig.

Erobern Sie Europa

Imperial Glory beinhaltet nur drei Spielmodi. Zum einen steht ein Schlachtenmodus zur Auswahl, wo Sie fünf der wichtigsten Schlachten der Napoleonischen Kriege nachstellen dürfen, darunter auch die berühmte Schlacht von Waterloo und die Schlacht um die Pyramiden in Ägypten. Dort agieren Sie entweder als Angreifer oder Verteidiger mit einem begrenzten Kontingent an Soldaten. Hier können Sie beweisen, ob in Ihnen das Talent zu einem großen Feldherrn steckt. Der andere und wichtigere Teil des Spieles ist jedoch die Kampagne, welche sich auf zwei Arten meistern lässt: Entweder erobern Sie alle Provinzen der Gegner oder aber Sie entscheiden sich für einen Punktsieg, in dem Sie durch Forschungen, Eroberungen und kluges Ressourcen-Management die Vormachtstellung erringen und ausbauen können. Leider laufen beide Modi in aller Regel auf nur ein Ziel hinaus: Man erobert alle Provinzen und wird so zum Beherrscher Europas. Darunter leidet natürlich der Wiederspielwert enorm. Zu ähnlich sind die Parteien und ihre Ausgangslagen. Gewiss ist der Kampf mit Preußen ungleich schwerer als mit Frankreich oder England, spielt sich prinzipiell jedoch gleich. Als dritten und letzten Spielmodus können Sie sich mit anderen Hobbygenerälen über das Internet oder das lokale Netzwerk historische Schlachten liefern und so Ihr Können messen.

Strategisches Denken…

Die Arbeitsoberfläche des Spieles sieht auf den ersten Blick trist aus; nach dem Start der Kampagne findet sich der Spieler auf einer detailarmen und leeren Karte Europas wieder. Großartige topografische Informationen oder Animationen sucht man vergebens. Von dort haben Sie direkten Zugang zu Ihren einzelnen Provinzen, verschieben Ihre Armeen und Schiffe oder lassen sich verschiedene Statistiken anzeigen. Doch hinter dieser unspektakulären Fassade verbirgt sich viel Arbeit. Zu Beginn jeder Runde produziert jedes Ihrer Gebiete eine bestimmte Anzahl von Ressourcen oder Menschen, die Sie je nach Belieben zum Forschen, Bauen oder Handeln einsetzen können. Doch dafür verlangen die Ländereien auch Gegenleistungen: All Ihre Provinzen möchten individuell ausgebaut und versorgt werden. Zu diesem Zweck errichten Sie Sägewerke zur Steigerung der Produktion, Krankenhäuser für das Wohlbefinden der Bevölkerung, Kasernen zur Aushebung von Truppen, Schulen zur Unterstützung der Forschung und viele weitere Gebäude.

Neben dem Bau von Gebäuden steht dem Spieler ebenfalls ein ausgereifter Technologiebaum zur Verfügung, den Sie durch kleine Entscheidungen selbstständig verändern können und so teilweise andere Technologien erforschen können. Neben neuen Truppen für Ihre Armee und besseren Schiffen für die Flotte schalten Sie so nach und nach bessere Produktionsgebäude frei, die danach in den Provinzen gebaut werden dürfen. Auch die Diplomatie wird dabei nicht vergessen; so erlauben spezielle Forschungen den Abschluss von Handelsverträgen oder Durchmarschrechten mit anderen Völkern und Herrschern. Überhaupt nimmt die Diplomatie einen wesentlichen Teil Ihrer Zeit - und Ressourcen - in Anspruch. So ist es durch die richtige Menge Geld und geschicktes Handeln auf dem Schlachtfeld ohne weiteres möglich, die zahlreichen Kleinstaaten Europas zu bewegen, sich Ihnen anzuschließen. Doch seien Sie gewarnt: Ihre Konkurrenten sehen es möglicherweise nicht besonders gerne, wenn Sie allzu enge Beziehungen pflegen. Unter Umständen kann es dann passieren, dass der Computer Ihrem Freund den Krieg erklärt, nur damit der Staat nicht vom Spieler einverleibt werden kann. Zu diesem Zweck haben Sie die Möglichkeit, mit benachbarten Staaten Verteidigungsbündnisse einzugehen, das Durchmarschrecht zu erkaufen oder sogar Angriffsbündnisse gegen einzelne Staaten einzugehen. Sollte all dies nicht helfen, können Sie den Sprössling Ihrer Dynastie zur Heirat mit dem Herrscher eines kleinen Staates bewegen und so diesen Staat unblutig erobern. Um den Alltag eines Herrschers ein klein wenig aufzulockern, haben die Pyro Studios einige kleinere Nebenaufgaben in das Spiel eingebaut. So ist es möglich, durch den Aufbau einer bestimmten Seeverbindung oder durch die Einnahme einer Provinz Belohnungen zu erhalten, die Ihre Armee unabhängig von Nahrung werden lässt oder die Forschung Ihres Volkes für eine bestimmte Zeit forciert. Sollten Ihre Gegner die Bedingungen für die Belohnung jedoch vor Ihnen erfüllen, ist diese für Sie verloren.

Da sich Schlachten jedoch nie vollkommen vermeiden lassen, sollte der Ausbau der Armee immer an erster Stelle stehen. Denn sobald Ihre Konkurrenten merken, dass die Armee das Land nicht verteidigen kann, werden sie nicht zögern, Ihnen den Krieg zu erklären. Um dies zu vermeiden, hat man die Möglichkeit, je nach Wissen, neben Infanterieeinheiten auch Kavallerieschwadrone und mächtige Artilleriebatterien zu bauen. Abhängig vom Ausbaustand Ihrer Städte sowie dem Forschungsstand können unterschiedlich mächtige Einheiten ausgebildet werden. Stehen Ihnen am Anfang des Spieles noch schlichte Milizeinheiten zur Verfügung, werden Sie am Ende der Entwicklung Zugang zu wahren Kampfmaschinen erlangen, die besser schießen, mehr aushalten und weniger schnell ermüden. Da im Leben aber bekanntlich nichts umsonst ist, müssen Sie für jede der Einheiten tief in die Tasche greifen. Vor allem die Eliteregimenter sind sehr teuer und benötigen viel Zeit für die Ausbildung. Damit ist jedoch noch nicht Schluss: Nach der Fertigstellung der Einheit verbraucht sie Nahrung, sollte man sich im Krieg befinden und das Regiment bewegt sich in Feindesland, steigt dieser Wert noch mal um ein Vielfaches an. Damit die Einheiten nicht einzeln in den Ländern herumirren, unterstehen sie einem Offizier und werden in einer Armee zusammengefasst. Je nach Wissen und Ausbildung kann der Anführer bis zu sechs Regimenter in seine Armee aufnehmen und im Kampf befehligen. Im Kampf selbst werden Sie den Offizier jedoch nie bewundern können, dort treffen nur die einzelnen Regimenter aufeinander. Haben Sie Ihre Armeen aufgebaut und an den Grenzen in Stellung gebracht, können Sie nun dem Land Ihrer Wahl einen Besuch der unfreundlichen Art abstatten.

… und taktischer Tiefgang.

Mit dem Angriff auf die Ländereien Ihrer Gegner wechselt das Spiel in den optisch und spielerisch ansprechenden Schlachtensimulator. Je nach Provinz kämpfen Sie auf einem speziell vorgefertigten 3D-Schlachtfeld. Unter Berücksichtigung des Terrains und des Gegners platziert man in einem bestimmten Areal zuerst die Truppen. Nachdem Sie die Vorbereitungen getroffen und die Regimenter sinnvoll platziert haben, beginnt der Echtzeitpart des Spiels. Durch den Einsatz unterschiedlicher Formationen und Geschwindigkeiten bewegen Sie nun Ihre Regimenter auf dem Schlachtfeld, um den Gegner zu besiegen oder Ihre Stellung zu verteidigen. Dabei sollten Sie natürlich beachten, dass Soldaten zum Beispiel auf Hügeln weiter schießen als in der Ebene, sich auf unterschiedlichem Untergrund verschieden schnell fortbewegen, Männer in Häusern besseren Schutz und höhere Sichtweiten haben und Kanonen die eigenen Männer töten, sofern sie auf gleicher Höhe postiert sind. Haben Sie Ihre Truppen in eine vorteilhafte Stellung gebracht, werden Reiter ausgeschickt, um die feindlichen Truppen anzulocken oder die Nachhut des Gegners anzugreifen. Auch der Einsatz gegen die gegnerische Artillerie wird so zu einem Kinderspiel. Haben Sie den Gegner geschwächt oder zum Angriff provoziert, beginnt schließlich der Kampf der Infanterie. Wie zur damaligen Zeit üblich, stehen sich die Regimenter in Linie gegenüber und beschießen sich auf Befehl mit - aus heutiger Sicht antiken - Vorderladern. Ist der Gegner allerdings zu nah an Ihre Reihen vorgedrungen, senken die Soldaten ihre Bajonette und rennen mit wildem Geschrei auf den Gegner zu. Haben Sie den feindlichen Ansturm überlebt, ist die Mission gewonnen. Doch so einfach ist dies teilweise nicht. Sollten Sie bestimmte Ländereien angreifen, haben Sie die Aufgabe, strategisch wichtige Punkte oder gar Burgen einzunehmen. Diese wichtigen Positionen werden von der feindlichen Armee sehr schwer verteidigt und das Weglocken funktioniert nur selten. Dann müssen Sie selbst den Angriff wagen und unter Zuhilfenahme der Artillerie den Gegner so weit schwächen, dass ein Sturmangriff Ihrerseits möglich wird. Haben Sie den Gegner schließlich geschlagen, gehört das Land Ihnen. Wenn die Provinz sogar die Hauptstadt des jeweiligen Landes gewesen ist, fallen alle übrigen Ländereien in Ihre Hand.

Doch nicht nur auf dem Kontinent wird gefochten: Zur Durchsetzung seiner Ziele hat der Herrscher auch die Kontrolle über die Marine des jeweiligen Landes. Je nach Fortschritt haben Sie so Befehlsgewalt über Schaluppen, Fregatten oder sogar mächtige Linienschiffe. Anders als zu Land kontrolliert man hier einzelne Einheiten, nicht ganze Flotten. Sollte es zu einem Kampf kommen, können allerdings auch mehrere Einheiten gleichzeitig um den Sieg kämpfen. So werden ganze Seeschlachten möglich. Die Steuerung der Schiffe ist hierbei denkbar einfach: Durch einfache Befehle geben Sie Ihren Einheiten Steuerbefehle, lassen Sie verschiedene Arten von Munition nachladen oder sogar die feindlichen Seefahrzeuge entern. Nach der Schlacht haben Sie so die Möglichkeit, Ihre Flotte zu vergrößern und die Schiffe gegen Ihre Feinde einzusetzen.

Aufreizend und bieder - Die Grafik

Grafisch hinterlässt Imperial Glory einen zwiespältigen Eindruck. Vor allem der triste Diplomatie- und Aufbaupart wirkt in der heutigen Zeit und angesichts starker Konkurrenz nicht mehr zeitgemäß. Die einzelnen Provinzen sind in den Farben des Landes gehalten, weiterführende Informationen wie eine ungefähre Beschaffenheit des jeweiligen Landes sind nicht vorhanden. So weiß der Spieler nicht, was für Geländearten ihn in einer Schlacht erwarten. Dies ist jedoch auch nicht zwingend notwendig, denn - anders als zum Beispiel im Konkurrenztitel "Rome: Total War" - besteht eine Provinz nur aus einem Schlachtfeld, das sich auch nicht den Jahreszeiten anpasst. Möglichkeiten, dem Gegner den Weg durch eine Provinz zu versperren, fallen komplett weg, da Flüsse, Berge und Sümpfe kein Hindernis für die Armeen darstellen. Überhaupt erinnert die Karte sehr stark an den Brettspielklassiker "Risiko".

Den Kontrast zu dem grafisch wenig gelungenen Verwaltungspart bildet der Schlachtensimulator: Hier zeigt sich das Spiel von seiner besten Seite und weiß mit einer ausgereiften 3D-Grafik und weiten Arealen zu überzeugen. Während des Marsches wirbeln die Soldaten in der Wüste Staub auf, erschöpfte Soldaten schleppen sich mit hängenden Köpfen dem Gegner entgegen und die Pferde traben ruhig vor sich hin. Richtig spannend wird es, wenn Sie sich im Gefecht mit dem Gegner befinden. Dann überschlagen sich auch optisch die Ereignisse: Kanonenkugeln fliegen über das Feld und hüpfen, aufgrund ihrer flachen Flugbahn, auf dem Boden weiter und reißen feindliche, aber auch eigene Soldaten mit sich. Die Infanteristen knien sich vor jedem Schuss hin und laden nach dem Feuern langwierig nach. Die Kavallerie senkt zum Angriff ihre Säbel und galoppiert auf den Feind zu. Hier kann man sich vorstellen, mit welcher Dramatik ein Kampf damals abgelaufen sein mag. Nicht minder attraktiv gestaltet sind die Seekämpfe: Auf stürmischer See oder bei strahlendem Sonnenschein führen Sie Ihre Schiffe in die Schlacht. Besonderer Wert wurde dabei natürlich auf die Schiffe gelegt. So sehen Sie während des Duells Ihre Männer aufgeregt in den Takelagen arbeiten oder auf Deck herumwuseln. Sobald Sie auf den Gegner treffen, beginnen die Schiffe zu schießen und neigen sich zur Seite. Kanonentreffer in den Masten oder am Rumpf werden sehr schön dargestellt und geben unabhängig von den Statusanzeigen den Zustand des Schiffes wieder.

Solide - Der Sound

Auch in den Bereichen Sound und musikalische Untermalung ist das Spiel recht durchwachsen. Die Sprachausgabe der einzelnen Einheiten ist größtenteils nicht zu verachten, wirkt jedoch etwas lieblos gestaltet. Ähnlich verhält es sich bei der Musikuntermalung: Während des Spieles begleitet Sie eine gut komponierte Auswahl an Musikstücken, die - passend zur damaligen Zeit - stark von Trommeln und Streichinstrumenten unterlegt sind. Die Stücke selbst sind eher ruhig und zurückhaltend und eignen sich deshalb gut zur Entspannung. Das eigentliche Problem ist, dass die Stücke sich annährend gleich anhören und nach wenigen Stunden eher nervend sein können. Hier hätte etwas mehr Vielfalt sicherlich gut getan.

Imperial Glory von den Pyro Studios ist im Endeffekt ein gutes Spiel geworden. Vor allem der taktisch anspruchsvolle Schlachtensimulator und der komplexe Verwaltungspart mit seinem Technologiebaum und den mannigfaltigen Diplomatieoptionen macht das Spiel für Fans des Genres interessant. Jedoch erfindet Imperial Glory das Rad nicht neu und kommt für meinen Geschmack einige Monate zu spät. Vor allem das ältere "Rome: Total War" bietet mit seiner interaktiven Übersichtskarte, den lenkbaren Generälen und der größeren Einheitenauswahl teilweise mehr Spielraum. Imperial Glory verfeinert dieses Prinzip jedoch an vielen Stellen und bietet wesentlich bessere Möglichkeiten zur Verwaltung und zum Aufbau Ihres Landes. So dürfen Sie nicht nur spannende Landschlachten bestreiten, nein, auch auf den Meeren wird nun hart gekämpft. Das größte Problem bleibt die Langzeitmotivation, da der Anreiz, die Kampagne mehrmals durchzuspielen, meiner Meinung nach nicht gegeben ist und selbst für eingefleischte Risiko-Fans zu langweilig werden könnte.

(04.07.2005)

Minimal

- Microsoft Windows 2000/XP (Windows® 95/98/ME/NT werden offiziell nicht unterstützt)

- Pentium 3 mit 1 GHz (oder vergleichbarer Athlon XP)

- 256 MB Arbeitsspeicher

- 100% DirectX 9-kompatible Direct3D-Grafikkarte mit 64 MB Grafikspeicher und Pixel Shader 1.1 (z. B. GeForce 3/Radeon 8500+)

(GeForce4 MX wird nicht unterstützt)

- 100% DirectX 9-kompatible Soundkarte

- DVD-ROM-Laufwerk

- 2,5 GB freier Festplattenspeicher

- Tastatur und Maus

Entwickler: Pyro Studios
Publisher: Eidos Deutschland
Genre: Strategie
Erscheinungsdatum: bereits erschienen
Homepage: Imperial Glory
UVP: 45 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

: Gut, aber nicht überwältigend.


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