Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus

Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus

(Sega)

geschrieben von Jan-Erik Steinkrüger

 

 
Entwickler: Sonic Team
Publisher: Sega
Genre: Online-Rollenspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Phantasy Star Universe
Preis: 29,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

In den letzten Jahren existiert gerade bei Konsolenspielen der Trend, immer mehr Zeit in die Ausstattung der Charaktere zu investieren und immer aufwendigere Zwischensequenzen zu gestalten, sich aber im eigentlichen Spiel eher gestalterisch geringen Aufwand zurückzuhalten. "Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus" als Adaption eines Konsolenspieles für den PC und Fortsetzung von "Phantasy Star Universe" befindet sich auch in diesem Zwiespalt. Wenngleich das Spiel solide gestaltet ist, kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Simulation des Einkaufens den Programmierern von Sonic Team wichtiger war als das eigentliche Spielvergnügen. Frei nach dem Motto: Was man verkauft ist egal; aber die Verpackung muss toll sein.

Nach der Krise ist vor der Krise

In einer kleinen Galaxie namens Gurhal leben die Rassen der Menschen, Newmans (eine Art Elfen), Casts (halb Mensch – halb Maschine) und Beasts (halb Mensch – halb Monster) nach Jahren der Emanzipationskonflikte friedlich zusammen. Doch der Schein trügt. Wo auch immer viele Rassen miteinander auskommen müssen, gibt es Gruppen, die Alleinherrschaftsansprüche für die eigene Rasse geltend machen. Die Illuminus, eine Gruppe derartiger Rassisten, versuchen, alle Nicht-Menschen zu vernichten. Zudem werden Überfälle auf die Guardians, einen privaten Sicherheitsdienst, der auf den drei Planeten des Gurhal-Systems für Recht und Ordnung sorgt. Auch ist die Plage der Seed - einer Alien-Rasse - noch nicht vollständig überwunden. Zu allem Überfluss steht auch noch der strahlende Held Ethan Waber, der im vorhergehenden Teil die Galaxie vor dem Hive beschützt hatte, unter Verdacht, den Präsidenten der Guardians ermordet zu haben. Ob es wohl einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen gibt? Es liegt nun an uns als jungem Guardian-Rekruten, das System vor den Mächten des Bösen zu schützen. Aber wir sind nicht allein. Die Ausbilderin Laia Martinez steht uns auf unserem steinigen Weg durch die uns gestellten Aufgaben mit Rat und Tat zur Seite.

Kaufen, kaufen und viel prügeln

"Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus" ist ein klassisches Action-Online-Rollenspiel, bietet allerdings im Gegensatz zu anderen auch einen offline spielbaren Singleplayer-Storymodus. Bei beiden Varianten verläuft die Handlung relativ parallel. Wie gewohnt, bekommt man bei jedem Kill eine bestimmte Anzahl an Erfahrungspunkten gutgeschrieben, wodurch der Level steigt und sich die Attribute verbessern. Im Gegensatz zu anderen Rollenspielen hat der Spieler dabei keinen Einfluss auf die Attributsveränderungen. Natürlich spielt auch die richtige Ausrüstung eine Rolle, sodass man bei zahlreichen Händlern in ausgedehnten und teils sehr verwirrenden Shoppingmalls nicht nur neue Waffen und Ausrüstungsteile, sondern auch Angriffstechniken und Waffenaufwertungen kaufen kann. Die Innenstädte bieten zusätzlich massenhaft Möglichkeiten, die eigenen vier Wände zu möblieren oder sich mit neuer Kleidung auszustatten und Schönheitsoperationen (neues Gesicht, andere Haarfarbe etc.) vorzunehmen. Shopping bis zum Exitus.

Das Kampfsystem innerhalb der Missionen orientiert sich unterdessen an einfachstem Hack'n'Slay. Insgesamt sind die Missionen nicht besonders abwechslungsreich und beschränken sich meist auf mittelgroße Prügelorgien über je vier Karten. Das Spiel verzichtet wie die meisten anderen Konsolenadaptionen auf einen intensiven Einsatz der Maus und setzt stattdessen auf die Verwendung der Tastatur oder eines Controllers. Die Waffen nutzen während der Auseinandersetzungen Photonen als Energiequelle für spezielle Kampfkünste. Geht die Energie aus, kann man sie an einem Photonenautomaten aufladen, sie lädt sich aber sehr langsam auch von selbst wieder auf. Ein Ärgernis in den Actionsequenzen besteht darin, dass man das Spiel nicht pausieren kann. Beginnt man eine der aufwendigeren Hauptquests, muss man hoffen, längere Zeit ungestört zu sein. Die KI der Mitstreiter im Storymodus ist eher dürftig. Sie mischen sich erst dann ins Getümmel, wenn man sich mit dem eigenen Charakter in den Nahkampf begibt. Fernwaffenlastige oder konstitutionsschwache Charaktere sind aus diesem Grund für den Storymodus eher ungeeignet. Im Multiplayermodus kommt es natürlich auf die jeweilige Gruppenkonstellation an.

Außen hui, innen pfui

Grafisch hinterlässt das Spiel "Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus" einen zwiespältigen Eindruck. Die Hintergrundlandschaften sowie die Stadtdesigns der einzelnen Planeten sind sehr schön und abwechslungsreich gestaltet. Auch bietet das Aussehen der Charaktere sowie die reiche Ausstattung an Kleidungsstücken viel Freiraum für individuelle Gestaltung. Der Detailreichtum der Zwischenfilme kombiniert mit der Vielfalt an Ausstattungsmöglichkeiten, ist in grafischer Hinsicht nahezu umwerfend. Leider wird dieser Eindruck schnell geschmälert. So schön die Städte geworden sind, bieten sie kaum Orientierungsmöglichkeiten. Die Geschäftsschilder sind nicht lesbar und eine Karte der Innenstädte existiert nicht. Nur eine Art Farb- und Symbolcode kann bei der Zuordnung der Geschäfte behilflich sein. Wäre nicht im Tutorial eine ausführliche Einführung in die Lage der einzelnen Geschäfte und Raumhäfen für die erste Stadt vorhanden, so wäre man bereits dort aufgeschmissen; von den anderen Planeten ganz zu schweigen. Grundsätzlich kann ich jedem "Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus"-Neuling nur empfehlen, das Tutorial zu spielen, da das mitgelieferte Handbuch offene Fragen zur Story, zum Gameplay oder zur Orientierung kaum klärt.

Eine weitere Enttäuschung ist der starke Kontrast zwischen grafisch aufwendigen und vernachlässigten Details bei den Inventaren und Charakteren. Die Menüs zeigen die gesammelten Gegenstände und die Attribute als lieblose Zahlen und Buchstabenreihen. Ein wirklich plastischer Eindruck der gesammelten Dinge fehlt auch innerhalb der Missionen, in denen umherliegende Gegenstände als kleine verschiedenfarbige Pyramiden erscheinen - ein System, dessen Bedeutung sich dem Spieler erst nach und nach erschließt.. Insgesamt variiert der Detailgrad innerhalb der Missionssettings zwischen sehr ausführlich bei Hintergrund und Monstern und eher pappaufstellerartig bei Pflanzen und Gegenständen. Auch über den Abwechslungsreichtum innerhalb der Missionen kann man sehr geteilter Meinung sein. Betrachtet man das Spiel als Ganzes, kommt es auf die eigene Präferenz an, ob man es für grafisch gelungen oder eher banal hält.

Ethnomucke meets Spielhölle

Wer die Hintergrundmusik bei "Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus" ausschaltet, glaubt auf Dauer einen Hörsturz erlebt zu haben, da zwischendurch nur sehr wenige bis gar keine Geräusche mit Ausnahme der üblichen Hack- und Grunzlaute zu vernehmen sind. Gleichzeitig nervt bei Dialogen das andauernde rein- und rauszischen der Sprechblasen. Außer einzelnen Zwischenrufen und den auch in dieser Hinsicht aufwendigen Zwischensequenzen in englischer Sprache bleiben die Dialoge bis auf das bereits erwähnte Zischgeräusch stumm. Insgesamt werten Soundeffekte jedoch die Atmosphäre weder auf noch ab. Die Hintergrundmusik lässt sich, wie das gesamte Spiel, in zwei beziehungsweise drei Kategorien unterteilen: Innerhalb der Städte wird man von asiatisch anmutender Fahrstuhlmusik berieselt, in den Kampfsequenzen hingegen erinnert der Soundtrack an den der "Tekken"-Serie oder des einen oder anderen Spielhöllenklassikers. Positive Ausnahmen sind auch in dieser Hinsicht die Zwischensequenzen, die etwas rockiger anklingen und Hitqualität besitzen.

Bisher ist mir selten ein Spiel untergekommen, das so zwiespältig ist. Die drei Bereiche Zwischensequenzen, Städte und Missionen klaffen deutlich auseinander. So sind die Zwischensequenzen durchgehend sehr aufwendig gestaltet und beeindruckend gut gelungen. Die Städte und die in ihnen gegebenen Einkaufsmöglichkeiten erscheinen schier unendlich, sind allerdings leicht unübersichtlich und bieten abgesehen von Einkaufshappening und gelungenen Hintergründen kaum Abwechslung. Die Missionen sind grafisch zum Teil sehr gut gelungen, bleiben insgesamt aber eher flach. Wer gern ein Rollenspiel spielt, das wie "Die Sims" ein großes Angebot an Klamotten und Wohnungseinrichtungen bietet oder auf tolle Zwischenfilme steht, wird lange Spaß an "Phantasy Star Universe: Ambition of the Illuminus" haben. Wer sich aber abwechslungsreiche, grafisch und spielerisch herausfordernde Missionen wünscht, wird eher enttäuscht sein.

(05.02.2008)

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