Chicken Riot – Die wilde Hühnerjagd

Chicken Riot – Die wilde Hühnerjagd (Wii)

(Purple Hills)

geschrieben von Pavel Girard

 

 
Entwickler: City Interactive
Publisher: Purple Hills
Genre: Lightgun-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Keine
Preis: 39,99 € (mit Pistolenaufsatz)
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß §14 JuSchG

Das Tier mit dem putzigen Namen "Lagopus Lagopus” oder schlicht Moorschneehuhn war vor 1999 wohl den wenigsten Spielern ein Begriff. Als der Whisky-Hersteller Johnny Walker jedoch im selben Jahr seine "Original Moorhuhn-Jagd” gratis zum Download anbot, schlug sie ein wie eine Wasserstoffbombe im Tümpel und verhalf dem Tierchen und Entwickler Phenomedia gleichermaßen schlagartig zur Popularität. Diese wiederum führte zur Lahmlegung diverser Arbeitsplätze und sogar zu Aufständen seitens der Tierschützer, die dem Moorhuhn-Massenmord die Vermittlung falscher moralischer Werte vorwarfen. Es folgten unzählige offizielle und nicht lizenzierte Nachfolger und sogar Ausflüge in andere Genres wie das Adventure "Moorhuhn – Der Schatz des Pharao". "Chicken Riot – Die wilde Hühnerjagd” ist der neueste Ableger und am ursprünglichen Spielprinzip hat sich nichts geändert, außer der Tatsache, dass die Moorhühner ganz normalem Federvieh gewichen sind.

Unheimliche Begegnung der gefiederten Art

Der Story-Modus von "Chicken Riot” ist gleichzeitig der umfangreichste Teilbereich und somit das Herz des Spiels. Einen echten Handlungsstrang gibt es jedoch nicht, dieser ist für einen waschechten Lightgun-Shooter jedoch sowieso überflüssig. Möchte man trotzdem von einer "Story” sprechen, bietet das beiliegende Handbuch Aufklärung: "Bedrohliches Gackern bei der Futterstreuung, unkontrolliertes Wachstum der Hühnerpopulation ... als das Gegacker dann wie ein Tsunami anschwoll, der sich vor einer Küste zusammenbraut und plötzlich in eine unheilschwangere Totenstille überging, da wusste ich, dass dies der Anfang eines Aufruhrs war”. Um einen Hühneraufstand geht es also, und es ist an Euch, ihn niederzuschlagen!

Einmal Huhn süß-sauer, bitte!

Im Story-Modus ballert Ihr Euch durch insgesamt acht Levels, die meist in ländlicher Umgebung stattfinden: In Kornfeldern, Bauernhöfen und Scheunen will die Hühnerinvasion zurückgeschlagen werden. Später seid Ihr unter anderem auch auf einem Friedhof unterwegs. Doch egal wo Ihr Euch herumtreibt, das Spielprinzip bleibt immer gleich: Schaltet das garstige Federvieh möglichst schnell und präzise aus! Neben den drei gängigen Waffentypen Pistole, Schrotflinte und Maschinengewehr helfen Euch dabei diverse Power-Ups, welche Ihr genretypisch einsammelt, indem Ihr schlicht darauf schießt, wie auf alles andere auch. Die Items haben verschiedenste Wirkungen, von denen Zeitlupe, Punkteverdoppelung und unendliche Munition die nützlichsten sind.

Die Steuerung ist äußerst simpel, was erfreulich ist, da sich das Spiel ganz klar an eine jüngere Zielgruppe wendet. Habt Ihr die Wii-Remote auf den Bildschirm gerichtet, feuert Ihr mit B (oder dem Abzug, falls ihr den Pistolenaufsatz verwendet) und ladet mit Z oder Schütteln der Fernbedienung nach, was gut funktioniert. Das war´s. Eure Gegner sind neben den aus dem Originalspiel bekannten braunroten Standardgegnern, die mit einem Schuss das Zeitliche segnen, auch exotischerer Natur: Sie verkörpern allesamt Filmzitate wie Hühner in schwarzen Anzügen und schwarzen Sonnenbrillen (!), schwer atmende Gegner in schwarzer Kutte (!!) oder Cyborg-Hühner aus der Zukunft mit rot leuchtenden Augen (!!!). Diese stecken mehr Treffer ein, tauchen jeweils in der Mitte jedes Levels als Zwischengegner auf und werden anschließend als Standardgegner eingeführt. Die "normalen” Hühner sind die einzigen, die nur als Kanonenfutter dienen, alle anderen wissen, sich zu wehren: Sie bewerfen Euch mit Eiern und Donuts, rasen auf Euch zu wie eine Fliegerstaffel und nehmen Euch sogar mit Schrotflinten und Laserstrahlen aufs Korn. Verliert Ihr im Eifer des flattrigen Gefechts euer Leben, müsst Ihr das komplette Level von vorn beginnen.

Neben dem Story-Modus gibt es fünf Minispiele, die Ihr nach und nach freischaltet, indem Ihr maximal fünf Sterne in den einzelnen Levels erzielt. Diese wiederum bekommt Ihr, wenn Ihr Euch wenige Fehlschüsse leistet, Combos erzielt oder die überall in den Levels verstreuten und versteckten goldenen Eier einsammelt. Missionsziel in den Minispielen ist etwa "Triff 100 Hühner, bevor 10 abhauen” oder "Triff 100 Hühner, bevor 10 Kürbisse gestohlen werden”. Das ist nicht sehr abwechslungsreich, lockert das Hauptspiel aber zumindest ein wenig auf.

Außerdem bietet das Spiel neun Herausforderungen, die das Wii-Pendant zu Trophäen (PS3) und Achievements (Xbox 360) darstellen: Die "Revolverheld”-Herausforderung gibt es für das Erreichen von fünf Sternen in jedem Level, für die Auszeichnung "Sammler” müsst Ihr alle goldenen Eier finden.

Doppel-Dotter

Vor dem Start jedes Abschnitts dürft Ihr Euch entscheiden, ob Ihr allein oder zu zweit auf die wilde Hühnerjagd gehen wollt, wobei jeder Spieler zur Vermeidung von Missverständnissen ein verschiedenfarbiges Fadenkreuz erhält. Zu zweit wird das Spiel spürbar einfacher, was speziell in den späteren, kniffligeren Levels hilfreich ist. Im laufenden Spiel teilt Ihr Euch Items und Munition, jeder Spieler hat jedoch einen eigenen Punktestand. Ihr könnt Euch also aussuchen, ob ihr miteinander (Punkte addieren) oder gegeneinander (Punkte separieren) spielt. Andere Multiplayer-Modi oder gar einen Online-Modus gibt es nicht.

Nicht das Gelbe vom Ei

Die Grafik bietet Wii-typisch nichts Spektakuläres, für eine authentische Moorhuhn-Atmosphäre reicht sie jedoch trotzdem aus. Die kunterbunten mit allerlei Landmaschinen dekorierten Umgebungen sind zwar in komplett 3D, wirken jedoch etwas starr, da es außer den Animationen der Hühner keine anderen gibt. Ein sich bewegendes Windrad zum Beispiel hätte da Abhilfe geschafft. Ein Highlight sind die Regeneffekte im zweiten Level: Hier tropft das Wasser auf die virtuelle Scheibe und läuft hübsch daran herunter. Die Kamera schwenkt automatisch durch die Szenarien und fixiert meist bestimmte Bereiche, die gereinigt werden müssen, bis sie sich der nächsten Perspektive zuwendet. Frei bewegen könnt Ihr Euch nicht. Das Spiel läuft jederzeit flüssig, auch wenn sich 20 Gegner gleichzeitig auf dem Bildschirm tummeln.

"Sweet Home Alabama!"

Die Musik reicht von netten Hillbilly-Country-Songs bis hin zu klassischer Gruselfilmmusik à la "Addams Family" in den späteren Levels. Ein Pluspunkt sind die Soundeffekte des Spiels: Eine Kakofonie aus verschiedenen Gackertönen sorgt für Schmunzler, wenn Ihr die armen Tierchen reihenweise von den Feldern fegt. Offscreen-Sounds wie Muhen und Bellen lassen die Umgebung noch etwas lebendiger erscheinen. Witzig hierbei: Die oben erwähnten Filmhühner lassen die jeweils passenden Filmzitate gleich mit auf Euch los wie etwa "Hello Mr. Handerson!” oder "Hasta la Vista, Baby”.

Fazit

"Chicken Riot – Die wilde Hühnerjagd” ist ein simpler Vertreter seiner Gattung mit wenig Schwächen, aber auch wenig Überraschungen. Die Steuerung geht gut von der Hand, ist aber allzu schlicht, die Grafik ist nett, aber unspektakulär. Kinder dürften trotzdem ihren Spaß haben, da das Spiel insgesamt recht putzig ausfällt und einen angemessenen Schwierigkeitsgrad aufweist. Zu bemängeln ist jedoch der Spielumfang , der am Preis gemessen äußerst schwachbrüstig ist: Alle Modi sind schnell durchgespielt und bieten wenig Wiederspielwert. Erwachsene sollten besser zu reiferen Genrekollegen wie "House of the Dead” oder den jüngeren "Resident Evil”-Titeln greifen.

(02.11.2011)

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