Der Pate - Mob Wars

Der Pate - Mob Wars (PSP)

(Electronic Arts)

geschrieben von Sebastian Schäfer

 

 
Entwickler: EA Redwood Shores Studio
Publisher: Electronic Arts
Genre: Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: The Godfather - The Game (
Preis: 49,99 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

"Irgendwann werde ich Sie um einen Gefallen bitten, egal, was es ist, Sie müssen ihn mir gewähren. Solange ich das aber nicht tue, betrachten Sie dies als mein Geschenk.”

Diesen Satz werden Fans der Meisterwerke von Francis Ford Coppola sofort erkennen. Tatsächlich erlebt man in der PSP-Umsetzung des Spiels "Der Pate" die Geschehnisse des Films aus einem etwas anderen Blickwinkel. Der Spieler übernimmt die Rolle des Sohns eines Mitglieds der Corleone-Familie. Das Spiel beginnt damit, dass man als kleiner Junge mit ansehen muss, wie der eigene Vater von einem mit der Corleone-Familie verfeindeten Mafioso erschossen wird. Der Pate, der zufällig in der Nähe ist, klärt den traurigen und zornigen Jungen darüber auf, dass er noch ein paar Jahre warten solle, bis er Rache nehmen könne. Nach dieser kleinen Einführung spult das Spiel neun Jahre in die Zukunft und man sieht die Hochzeit von Corleones Tochter. Kenner des Films wissen, dass ein Vater niemandem eine Bitte abschlagen darf, die auf der Hochzeit seiner Tochter an ihn herangetragen wird. Das nutzt die Mutter des Protagonisten aus, da dieser sich anscheinend mit den falschen Leuten eingelassen hat und nun in Schwierigkeiten steckt. Sie bittet den Don darum, den Jungen zu finden und sich um ihn zu kümmern. Der Pate beauftragt sogleich Luca Brasi - ebenfalls eine Figur aus dem Film - damit, den Jungen zu finden und in die Familie einzuführen. Luca findet ihn in einer Seitengasse und hindert mit einem Rohr zwei andere Jugendliche daran, den Kleinen zu verprügeln.

Die Familie braucht Dich!

An dieser Stelle übernimmt der Spieler die Kontrolle des Jungen und kann unter Anleitung von Luca erst einmal die Kunst des (Faust-)Kampfes in einem kleinen Tutorial lernen. Nachdem er sich bei den beiden jugendlichen Angreifern nach dem Prinzip "Auge um Auge" für die Schläge bedankt hat, erklärt Luca ihm, was man in einer Mafia-Familie zu beachten hat. Spätestens an dieser Stelle fällt dem Spieler auf, wie viel Mühe sich Electronic Arts mit den Charakteren gegeben hat. Die Gesichtszüge und die Mimik sowie die Redeweise der Personen, auf die man trifft, sind denen im Film perfekt nachempfunden. Luca zeigt dem Jungen im zweiten Teil der Mission einen Fleischerladen, dessen Inhaber sich weigert, das nötige Schutzgeld an die Familie zu zahlen und beauftragt den Spieler damit, ihn davon zu überzeugen, dass er einen gewissen "Schutz" nötig hat. Nachdem man den Laden betreten hat, beginnt man damit, das Inventar zu zertrümmern oder sogar den Besitzer selbst etwas "zu schütteln", bis er "freiwillig" das wöchentliche Schutzgeld entrichtet. Nachdem man dann noch den Inhaber einer illegalen Spielhölle im Hinterzimmer mit derselben Methode überzeugt hat, liefert man die so gewonnenen Dollars bei Luca ab.

Der scheint beeindruckt und beschließt, dem Jungen das Schießen beizubringen. Wieder in einer Seitengasse, erhalten wir von Luca einen Revolver, der auch gleich an ein paar Dummies ausprobiert wird. Da wir nun schießen und kämpfen können, sollen wir Luca bei einer speziellen Mission begleiten und ihm den Rücken freihalten. Luca hat vom Don den Auftrag bekommen, sich bei einer verfeindeten Familie beliebt zu machen, um diese zu infiltrieren. Das geht allerdings gewaltig schief und er wird von seinen neuen "Freunden" in einer Bar erdrosselt. Unser Protagonist, der das Ganze durch ein Fenster beobachtet, gerät dabei unter Beschuss und flüchtet schließlich, um das Gesehene sogleich dem Don zu berichten. Kenner des Films erkennen hier wieder die Parallelen; allerdings haben die Designer des Spiels auch diejenigen nicht vergessen, die den Film nicht gesehen haben. Durch das Vollenden von Missionen schaltet man kleine Originalfilm-Schnipsel frei, die man sich nach der Erledigung des Auftrags in einem Extra-Menü zu Gemüte führen kann. In unserem Falle sieht man den Tod von Luca Brasi noch einmal im Original und kann sich davon überzeugen, dass Electronic Arts wirklich ganze Arbeit bei der Mimik der Personen geleistet hat.

Ein paar Features weg, aber auch ein paar dazu

Das Gameplay des Spiels hat im Vergleich zur PC-Version etwas unter der PSP-Umsetzung und den begrenzten Ressourcen der kleinen schwarzen Konsole von Sony gelitten. So sind geschätzte Features, wie die frei begehbare Stadt und die Möglichkeit, Autos zu fahren, komplett weggefallen; dazu wird auf der PSP missionsweise gespielt. Der Mob-Wars-Modus, in dem man den anderen Familien einzelne Geschäfte und Stadtteile abluchsen muss, ist in der PSP-Version aus dem Missionsmodus ausgegliedert und in eine Art Strategiespiel mit Tradingcards umgewandelt worden. Um den Abspann zu sehen und Don von New York zu werden, muss man sowohl den Missionsmodus als auch den Strategiepart bis zum Ende spielen. Durch das Erledigen von Missionen erhält der Spieler Geld, Respekt sowie Fähigkeitspunkte, die er dann in Waffenupgrades und Munition, aber auch in bessere Fähigkeiten, wie zum Beispiel "Kämpfen", "Schießen" oder "Gesundheit", investieren kann. Solche Investitionen haben aber nur einen geringfügigen Einfluss auf das Spielgeschehen.

Im Mob-Wars-Modus, der sehr stark an eine Partie "Risiko" erinnert, schaltet das Spiel auf eine strategische Karte von New York um. Der Strategie-Modus ist in vier Teile geteilt. Zunächst zieht man Aktionskarten, wobei sich deren Anzahl an der Anzahl von Territorien/Geschäften orientiert. Die Karten wirken sich ähnlich wie bei den bekannten Tradingcard-Spielen "Yu-Gi-Oh" oder "Magic" in bestimmter Weise auf das Spielgeschehen aus. So kann man beispielsweise anderen Familien Geld stehlen oder einen Gangster zwei Felder statt nur eines bewegen. Nach dem Ziehen der Karten ist das Gangsteranwerben an der Reihe. Je mehr Geld man in einen Gangster investiert, umso erfahrener ist er und somit auch stärker beim Territoriengewinn. Das können wir sogleich in der vierten Phase ausprobieren; vorher aber spielt man noch die gezogenen Karten in der sogenannten Verhandlungsphase aus. Im vierten Teil bewegt man dann die Gangster ähnlich einer Risikopartie über das "Spielfeld" und besetzt Territorien oder greift gegnerische Familien an. Über Sieg oder Niederlage entscheidet der Spieler in einer Mission. Entsprechend dem Zug im Strategiemodus muss man hier entweder einen Geschäftsinhaber erpressen, eine Zielperson ausschalten, Gangster erledigen oder gar ein Gebäude sprengen. Hat man die Mission erfüllt, kontrolliert der Spieler ab sofort das angegriffene Territorium und erhält das Schutzgeld, das dessen Geschäftsinhaber abliefern. Beendet man die vierte Phase, sind die anderen Familien an der Reihe, die vom Computer übernommen werden. Der versucht natürlich das Gleiche wie der Spieler zu erreichen und stört seinen Plan, Don zu werden, hier und da dadurch, dass er die gewonnenen Territorien angreift und sie ihm auch wieder abluchst, wenn dort die entsprechende Verteidigung durch erfahrene Gangster fehlt.

Man kann zwischen dem Missions- und dem Mob-Wars-Modus hin und her wechseln, wie man möchte, und vorteilhafterweise werden die erhaltenen Fähigkeiten, Waffen und das Geld von einem Teil des Spiels in den anderen übertragen. Kommt man an einer Stelle also nicht weiter, kann man einfach in den anderen Modus schalten und seine Fähigkeiten verbessern oder mehr Geld verdienen, um sich das Spielen des anderen Parts zu erleichtern.

Bedienung

Die Steuerung des Protagonisten im Missions-Modus ist durch die Vielzahl der Bewegungsmöglichkeiten etwas schwierig und gewöhnungsbedürftig. Wenn man aber erst einmal mit ihr zurechtkommt, kann man eine Vielzahl von Bewegungsmöglichkeiten verwenden. In Mafiatradition kann man einen Widersacher nicht nur einfach erschießen, sondern auch in einen ausgefeilten Nahkampf übergehen. Dabei kann man nicht nur auf den Gegner mit den Fäusten einprügeln, sondern ihn auch beim Kragen packen, verprügeln, bis er auf die Knie sinkt, ihn wieder auf die Beine ziehen, mit dem Kopf gegen die Wand oder auf einen Billardtisch schmettern und ihn durch den Raum werfen. Leider wird die Prügeleuphorie bisweilen dadurch getrübt, dass die Kamera in engen Räumen erst lange nach der Spielfigur um die Ecke schwenkt. Das kann dazu führen, dass urplötzlich ein Mafioso auftaucht, der hinter der Ecke gewartet hat und unserem Protagonisten das Lebenslicht auspustet. So etwas kann manchmal schon frustrierend sein, besonders wenn es kurz vor dem Ende einer langen und schwierigen Mission geschieht.

Optik und Geräusche der 20er

Die Grafik der PSP-Version von "Der Pate" ist teilweise echt beeindruckend. Die Charaktere des Films könnten nicht detailverliebter dargestellt sein. Die Figuren des Spiels scheinen bis auf die letzte Gesichtsfalte mit den Schauspielern aus den Filmen übereinzustimmen. Natürlich muss man in der PSP-Version ein paar Abstriche gegenüber den PC- und Konsolen-Versionen machen. So ist die Umgebung abseits der Missionsorte eher trist und ein Gebäude gleicht dem anderen. Innerhalb der Gebäude ist die Darstellung wieder detaillierter und teilweise auch zerstörbar. Die Feuergefechte im Innenbereich machen einen Riesenspaß und klingen auch richtig gut. Die Synchronsprecher der Hauptcharaktere hauchen den Rollen den typischen "Der Pate"-Charme ein. Der Don spricht beispielsweise mit einer tiefen, kratzigen Stimme, während Luca so redet, als hätte er in der Vergangenheit einen zu viel auf die Mütze bekommen. Die freispielbaren Originalausschnitte des Films erscheinen im englischen Urton mit deutschen Untertiteln, aber im Vollbild auf dem 16:9-Schirm der PSP.

"Der Pate - Mob Wars" ist eine der für PSP-Verhältnisse besseren Umsetzungen von Next-Gen-Spielen. Zwar muss man auf einige Features verzichten, jedoch stört das beim Spielen nicht so sehr, wie man es von anderen Umsetzungen der Marke Electronic Arts (etwa der "Need for Speed"-Serie) gewohnt ist. Dennoch sollten zart besaitete Leute die Finger von dem Spiel lassen. Es hat die USK-Wertung "ohne Jugendfreigabe" auf jeden Fall verdient. Die Gewaltdarstellung dürfte sich für viele hart an der Grenze des guten Geschmacks bewegen. So ist es beispielsweise möglich, einen Gegner im Nahkampf zu schnappen und ihn durch Druck auf "Quadrat" mit einem aufgesetzten Kopfschuss zu exekutieren. An Blut sparen die Entwickler in diesem Spiel ebenfalls nicht. Dennoch kann man alles in allem feststellen, dass "Der Pate" den Spieler für viele Stunden an die PSP zu fesseln vermag.

(25.10.2006)

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