Lost Planet: Extreme Condition (PS3)

"Lost Planet - Extreme Condition" mag für viele Leser ein Begriff sein, da der Titel bereits seit einem Jahr sowohl für die Xbox 360 als auch für den PC erhältlich ist. Jetzt dürfen sich auch Besitzer einer Playstation 3 an einem Spiel versuchen, das zum ersten Erscheinungstermin im Januar 2007 viel Lob für Spielspaß und Grafik erhielt. Im Folgenden wird sich zeigen, ob die Lorbeeren im Jahre 2008 ebenso wohlverdient sind.

 

Ärger im Paradies

In einer fernen Zukunft wird es den Menschen auf ihrem Heimatplaneten Erde so eng, dass sie sich aufmachen, die Weiten des Weltalls zu erforschen und zu kolonisieren. Der Planet E.D.N. III scheint auf den ersten Blick trotz seiner beständig frostigen Temperaturen äußerst erde-ähnlich und damit ein lohnendes Ziel für die Menschheit. Allerdings gibt es bei der ersten Besiedlung Probleme, die beinahe zur Aufgabe der Kolonie führen: Eine feindlich gesinnte Spezies, die insektenhaften Akrid, greift ohne Vorwarnung die ungebetenen "Gäste" an.

Während ihrer panikartigen Flucht schaffen es einige militärisch gut ausgerüstete Kolonisten, ein paar der Monster zur Strecke zu bringen. Dabei entdecken sie zufällig, dass in den Körpern der Furcht erregenden Gegner Wärme in flüssiger Form gespeichert ist. Mit einer neuen Energiequelle vor Augen, überwinden die Menschen ihre Angst und machen sich daran, Wege zu finden, die Energie nutzbar zu machen und zu gewinnen. Für letzteres hat sich die Methode des Tötens am besten bewährt. Deswegen setzen die neuen Kolonisten vor allem auf massive Feuerkraft, die besonders durch die Entwicklung der sogenannten Vital Suits - kurz VS - verstärkt wird. Dank dieser flinken Mechs werden die Menschen von Gejagten zu Jägern, die es sogar mit den größten Akrid in ihren dicken Chitinpanzern aufnehmen können.

Allerdings hat sich das Blatt im Kampf gegen die Außerirdischen keineswegs gewendet, denn die moderne Bewaffnung verbessert die Chance, bei einer Konfrontation zu überleben, von "aussichtslos? auf "verschwindend gering?. Das größte Problem stellt vor allem die Tatsache dar, dass selbst Akrid von der Größe eines Hochhauses wieselflink sein können. Nur besonders ausgebildete Söldner können den Feind erfolgreich vernichten, indem sie gezielt das Feuer auf die Schwachstellen der Monster eröffnen und ihrerseits den mächtigen Angriffen ausweichen.

In "Lost Planet - Extreme Condition" übernimmt der Spieler die Rolle eines solchen Spezialisten namens Wayne, der seinen Vater auf einen Feldzug gegen die Akrid begleitet. Leider verläuft die Mission nicht nach Plan, denn ein übermächtiger Gegner mit der Bezeichnung "Green Eye" greift den Söldnertrupp an. Abgesehen davon, dass der raupenähnliche Koloss schneller ist als herkömmliche Vital Suits und dessen Panzerung selbst konzentrierter Feuerkraft trotzt, speit das Monster zusätzlich einen Eishauch, der auf einen Schlag alle seine Gegner einfriert und damit endgültig tötet.

Mit knapper Not kann Wayne in einem stark beschädigten VS entkommen, doch der Preis für sein Überleben ist hoch. Der Vater opfert sich für seinen Sohn, indem er sich dem Außerirdischen entgegen wirft, um ihm Zeit für die Flucht zu verschaffen. Außerhalb des Einsatzgebietes gibt schließlich der mobile Kampfpanzeranzug den Geist auf und Wayne droht der grausame Erfrierungstod. Glücklicherweise findet man ihn rechtzeitig und der Söldner erwacht mit einem partiellen Gedächtnisverlust sowie einem merkwürdigen Gerät auf seinem Arm, das Wärmeenergie direkt in Lebensenergie umwandelt. Getrieben von Rachegelüsten wegen des Todes seines Vaters greift Wayne abermals zu den Waffen, um sich sowohl der außerirdischen Bedrohung als auch den marodierenden Schneepiraten entgegen zu stellen.

 

Kampf ums Überleben

"Lost Planet - Extreme Condition" ist ein klassischer Third-Person-Shooter, den die Entwickler allerdings mit einigen spannenden Extras ausstatteten, um ihn von der breiten Masse abzuheben. Relativ neu ist das Konzept der Kälte in der Umgebung von E.D.N. III, die sich vor allem durch das beständige Abnehmen des Lebensbalkens bemerkbar macht. Will der Spieler die komplette Spielkarte erkunden oder weniger verwundbar gegenüber Angriffen sein, so ist er gezwungen, ständig nach Wärmequellen zu suchen, die seinen Energievorrat auffrischen. Dabei ist man nicht nur auf Behälter wie explodierende Fässer, Autos oder Container beschränkt, sondern auch zerlegte VS, getötete Akrid und Schneepiraten füllen die Lebensleiste und beflecken Wayne mit einem Hauch von Vampirismus. Man sollte jedoch die gewonnene thermische Energie, die im Spiel durch rot glühende Pfützen auf der Schneedecke dargestellt wird, so schnell wie möglich einsammeln, da sie sich sonst in die kalte Atmosphäre des Planeten verflüchtigt.

Zusätzlich kann man den Energiespeicher in jeder Mission dauerhaft aufstocken und Wayne bis zu 9.999 Lebenspunkte bescheren, wenn man sogenannte Datenterminals aktiviert. Ein weiterer Nebeneffekt dieser Handlung ist die Tatsache, dass die aktivierten Geräte als Sensoren fungieren und auf den PDA des Söldners eine detaillierte Karte des erfassten Bereichs projizieren. Sehr praktisch, wenn man zum Beispiel nach Akrid-Nestern sucht, die sich an einer Höhlendecke befinden und einen unendlichen Strom Gegner ausspeien, um dem Spieler das digitale Leben schwer zu machen.

Zum Glück steht man zu Beginn jeder Mission nicht mit leeren Händen da, denn das anfängliche Gepäck enthält ein äußerst zielsicheres Maschinengewehr sowie Handgranaten. Weitere Waffen wie Schrotflinte, handlicher Raketenwerfer, Energiegewehr oder Scharfschützengewehr findet man überall auf der Spielkarte verstreut. Manchmal muss man sogar im Schnee graben, um eine Erweiterung des Arsenals zu bekommen. Bei einer solchen Auswahl bereut man oft, dass Wayne nur zwei Schießprügel mitnehmen kann, sodass sich der Spieler zwischen Feuerkraft und Verfügbarkeit an Munition entscheiden muss. Logischerweise findet man Raketenmunition seltener als Patronen für das Maschinengewehr.

Eine besondere Bereicherung für das Spiel stellen die Vital Suits dar. Diese mobilen Kampffahrzeuge gibt es in allen möglichen Varianten. Neben dem aus anderen Spielen bekannten Mechwarrior, der Sprungdüsen, eine Kettensäge für den Nahkampf sowie zwei Fernwaffen wie eine Gatling-Kanone, ein schweres Schrotgewehr oder einen großen Raketenwerfer besitzt, gibt es auch Vehikel, die sich auf Knopfdruck in schnelle Schneemobile verwandeln. Außerdem kann man jederzeit die Bordbewaffnung ändern, wenn man besser geeignetes Kriegsgerät im Schnee gefunden hat. Leider ist die Panzerung der VS nicht ebenso unverwüstlich wie die der Akrid, sodass der Spieler oft das Cockpit vorzeitig verlassen muss, um nicht in einer Explosion sein Leben zu verlieren. Man kann jedoch die Waffen der Mechs abmontieren und als Infanterist weiter einsetzen.

Spielt man "Lost Planet - Extreme Condition" im Einzelspielermodus, so ist man bis auf wenige Ausnahmen alleine unterwegs. Man erfüllt Missionsziele, indem man sich genretypisch durch Unmengen von Gegnern schießt. Die gefährlichsten davon sind ohne Zweifel die insektenhaften Akrid. In allen Größen, Formen und Farben greifen sie Wayne überraschend an, indem sie aus der Schneedecke oder aus Brutnestern hervorbrechen. Die Tatsache, dass Gewehrkugeln sie eher verärgern als verletzen, macht jede Konfrontation zu einem Geschicklichkeitstraining auf der Konsole, denn der Spieler kann solche Monster nur erledigen, wenn er gezielt das Feuer auf die hellgelben Körperbereiche konzentriert. Wenn die Treffer Schaden verursacht haben, färbt sich dieser Bereich rot und wird letztlich zerstört. Sehr oft hat dies zur Folge, dass man den Außerirdischen entweder dauerhaft verkrüppelt oder tötet.

Fast ebenso gefährlich wie die Ureinwohner von E.D.N. III sind menschliche Gegner in Gestalt der Schneepiraten, die aus zurückgelassenen Kolonisten der ersten Besiedlungsphase bestehen. Sie haben nämlich genau die gleichen Waffen zur Verfügung wie Wayne und setzen sie ohne Gnade gegen den Söldner ein. Spätestens, wenn man von drei Vital Suits umringt ist, erinnert man sich an die Schwachpunkte der Vehikel und packt entweder den Raketenwerfer aus oder ballert die Piloten mit gezielten Schüssen aus den Kanzeln. Letzteres hat den Vorteil, dass man selbst frei gewordenes Gefährt steuern darf. Es ist jedoch Vorsicht geboten, denn die Schneepiraten können Wayne ebenso aus dem Cockpit hinausbefördern.

Manchmal bietet es sich an, die Umgebung gegen den Gegner zu nutzen. Mit einer Steinlawine erledigt der Spieler oft die stärksten Feinde binnen Sekundenbruchteilen oder man lockt wild heranstürmende Bestien in einen Abgrund. In seltenen Fällen ist es sogar möglich, die Verfolger gegeneinander auszuspielen, sodass sie sich beim Angriff gegenseitig verletzen. Eine große Hilfe beim taktischen Kämpfen leistet der Anker, mit dem man Hindernisse und unwegsames Gelände leicht bezwingt. Der größte Vorteil des Kletterhakens ist vor allem die Tatsache, dass Wayne ihn schnell abfeuern und sich zum Zielpunkt heranziehen kann. So kann man selbst ohne einen VS schnellen Akrid ausweichen. Zusätzlich bewahrt dieses Werkzeug den Söldner automatisch davor, in Abgründe zu fallen.

Ferner enthält das Spiel einen Onlinemodus, in dem sich bis zu 16 Spieler gleichzeitig bekämpfen können. Die Herausforderungen reichen über "Team Eliminierung", "Eliminierung", "Datenstationen besetzen" bis hin zu "Flüchtling". Vor allem die letzte Variante erinnert stark an Menschenjagd, da man seinen Verfolgern entkommen und eine Zeit lang überleben muss. Die erreichten Ergebnisse werden auf einer Rangliste eingetragen und sind für alle Spieler zugänglich. Natürlich darf man auch selbst Spielpartien erstellen und seine Freunde dazu einladen. Die benutzten Spielfiguren, Spielmodi sowie Online-Parameter stellt man bequem über ein Menü ein.

Leider hat "Lost Planet - Extreme Condition" einige spielerische Kritikpunkte, die nicht unerwähnt bleiben dürfen. So belegt das Spiel extra zwei Knöpfe mit der Funktion, sich schnell um 90 Grad zu drehen, verbietet aber gleichzeitig ein Abfeuern von Waffen und Anker direkt über der Spielfigur. Dadurch kann man Gegner oder Klippen immer in einem maximalen Höhenwinkel anvisieren. Wer höher zielen will, muss erst mal Abstand gewinnen. Außerdem merkt man deutlich, dass das Spiel nur halbherzig für die Playstation 3 umgesetzt wurde, da man an einigen Spielstellen Münzen findet, die man aber nicht einsammeln kann. Weitere Recherche ergab, dass diese Sammelobjekte in der Xbox 360-Version des Spiels benutzt werden, um Extras freizuschalten. Schließlich könnte man sich darüber beschweren, dass die Spielfigur selbst in einem Vital Suit gegenüber den Akrid viel zu langsam ist. Vielleicht war dies aber auch die Absicht der Entwickler, um den Spieler mit seinen vielen Lebenspunkten nicht zu unterfordern und eine realistische Bedrohung durch eine feindliche Spezies darzustellen.

 

Laden, entsichern, feuern ...

Die Steuerung des Söldners - sei es zu Fuß oder im Vital Suit - erfolgt stets auf die gleiche Weise. Der linke Analogstick ist für die Beinarbeit zuständig, der rechte für das Zielen, wie es für einen Konsolen-Shooter typisch ist. Mit "L1" und "R1" kann man unnötigerweise schnelle Drehungen um 90 Grad ausführen, während man mit einem Druck auf "L2" oder "R2" Granaten wirft und die aktuell gewählte Waffe abfeuert. Als Infanterist betätigt man mit den Symboltasten weitere Aktionen wie "Springen", "Kletterhaken werfen", "Nahkampfangriff/Benutzen/Aufheben" oder "Waffe wechseln". Steigt die Spielfigur jedoch in einen Mech, dann ändert sich die Tastenbelegung je nach den Kampffähigkeiten des Fahrzeugs. Zum Glück muss man sich die Steuerung nicht merken, da sie immer wieder beim Betreten des Cockpits kurz in das pausierte Spiel eingeblendet wird.

Für Anfänger ist es empfehlenswert, die automatische Zielfunktion einzuschalten, da das Ausrichten der Waffe mit einem Analogstick oft viel Übung erfordert. Jedoch ist die Automatik mit Vorsicht zu genießen, da sie bei Kämpfen in Vital Suits gegen kleinere menschliche Ziele eher daneben schießt. Man wundert sich zu Recht, wenn das Kampfvehikel ein halbes Gatling-Magazin auf einen Schneepiraten abfeuert und ihn dabei nicht mal ankratzt. Profis können getrost auf dieses Extra verzichten, da die Bewegung des Cursors optimal eingestellt werden kann - von "verzögerter Reaktion" über "fixiertes Zielen" bis hin zu "beschleunigter Bewegung" jeweils in acht Empfindlichkeitsstufen.

 

Schneeblindheit

Obwohl "Lost Planet - Extreme Condition" mit seiner schneeweißen Umgebung und verlassenen Geisterstädten ein spannendes Leveldesign besitzt, kann von einem "Next-Generation"-Titel nicht die Rede sein. Die Lichtquellen erscheinen im Spiel oft zu hell, während schon leicht beschattete Gebiete das digitale Alter Ego zum Griff nach der Taschenlampe zwingen. Die Explosionen sind oft zu schwach und deswegen leider auch unspektakulär. Hier wurde eindeutig die Möglichkeit versäumt, beim Umstieg auf die Playstation 3 die technisch verfügbaren Ressourcen optimal auszureizen. Das beste Beispiel für eine Fehlumsetzung ist die Tatsache, dass bei Kämpfen mit mehreren Akrid im Nahkampf oder bei besonders aufwendigen Umweltanimationen wie dem Schneien, die Framerate des Spiels deutlich absinkt. Nur wenn man sich auf Fernkämpfe konzentriert, kann dieser Spielfehler vermieden werden. Trotz allem ist die Spielgrafik dank guter Kantenglättung und detaillierten Texturen schön anzusehen.

 

Geräuschkulisse

Die Soundeffekte des Spiels sind gut gelungen und vermitteln realistisch die bedrohliche Umgebung von E.D.N. III. Alle Waffen haben deutlich unterscheidbare Geräusche, anhand derer man sich sogar mit einem Headset oder einem Surroundsystem bei Onlinepartien orientieren kann, um den Gegner auszumachen. Leider hat man bei der Lokalisierung von "Lost Planet - Extreme Condition" die Sprachausgabe in englischer Sprache belassen und lediglich deutsche Untertitel eingeblendet hat, die sogar vom gesprochenen Text etwas abweichen. Der Soundtrack des Spiels trägt nur bedingt zur Atmosphäre bei und kann getrost abgeschaltet werden.

 


Fazit

Es besteht kein Zweifel, dass "Lost Planet - Extreme Condition" ein interessanter und spannender Third-Person-Shooter ist, der bei seinem ersten Erscheinungstermin im Januar 2007 grafisch und spielerisch gesehen zu den Toptiteln zählte. Leider versäumte man bei der Umsetzung für die Playstation 3, mit der Zeit zu gehen und die technischen Möglichkeiten einer Spielkonsole der nächsten Generation auszureizen. Erschreckend ist vor allem die Tatsache, dass man es nicht einmal für nötig befunden hat, die Spielelemente einer Xbox 360-Version zu entfernen, bevor man das Spiel auf den Markt brachte. Mit knapp 40 Euro gehört "Lost Planet" wohl eher zum oberen Budgetspielbereich und wird vermutlich im Kaufpreis weiter sinken, sodass schließlich das Preis-Leistungs-Verhältnis doch noch stimmt. Alle Spieler, die Lust auf einen unkomplizierten, klassischen Shooter mit interessanten Onlinemodi haben, können hier getrost zugreifen. (17.03.2008)


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