Virus

Virus

(TameStorm)

geschrieben von Axel Kleps

 

Geschichte

Wer hatte nicht schon einmal Lust, sich wie ein Virus zu verhalten und wer würde nicht einmal gern einen verstohlenen Blick in das Innerste fremder Computer riskieren? Echtzeitstrategiespiele sind ja seit Jahr und Tag sehr beliebt. Aber um ein RTS-Game in absolut minimalistischer Form auf den Markt zu werfen, das zeugt von Mut, Begeisterung für das eigentliche RTS-Fach und dem Willen, der Spielewelt ein Produkt unter die Nase zu reiben, das in dieser Form noch niemals über den Screen geflimmert ist. Und das Programme wie Virus durchaus überzeugen können, sollte einigen Entwicklern den Mut geben, auch mal mit etwas sparsameren Mitteln ein schönes und actionreiches Spiel zu gestalten, das nicht gleich einen astronomischen Finanzrahmen sprengt. TameStorm lässt dich, lieber Spieler, in die Welt der Viren und Virenbekämpfung eintauchen. Du musst dich als Virenproduzent gegen deine Widersacher durchsetzen und so viele Rechner, wie nur möglich, besetzen. Das Schwierige an dieser Aufgabe ist allerdings, dass die befallenen Computer auch von dir besetzt bleiben müssen, bis jeglicher Widerstand gebrochen ist. Bist du bereit?

Das Spiel

Virus steht für eine völlig neue Art RTS-Spiele, die zurzeit in verschiedensten Varianten auf dem Spielemarkt erscheinen. Die Maxime von TameStorm lautet wohl einzig und allein, dass man mit einem Minimum an Aufwand maximalen Spielspaß erreichen möchte. Dieses Spiel wird niemals in die Analen der Programmierkunst, der Grafikerstellung oder der Musikkomposition eingehen, aber eben diese wenigen Spielkomponenten, die dem Spieler geboten werden, sind einerseits ausreichend, andererseits auch faszinierend, was das Spielen angeht. Der Spieler lenkt anfangs einen kleinen Pixelhaufen von lustig animierten Punkten per bekanntem "Drag`n Drop"-Verfahren auf dem quasi frei begehbaren Bildschirm herum. Anfangs ist das Bild bis auf ein oder zwei relevante Punkte noch schwarz, also eine Art "Fog of War" hält den Spieler im Dunkeln, was das noch kommende Leveldesign betrifft. Am Anfang hat der Spieler die Möglichkeit, einen kleinen PC zu besetzen und mit Hilfe seiner Power die Viren am Leben zu erhalten oder gar zu vermehren. Die einzelnen Computer innerhalb eines Levels sind mittels Modems, Switches oder sonstigen Netzwerkkomponenten miteinander verbunden. Der Spieler muss nun versuchen, durch Vermehrung der Viren so viele Rechner und Kontrollpunkte wie nur irgendmöglich zu besetzen. Sobald der Rootstamm eine bestimmte Anzahl an Viren erreicht hat, ist es möglich, diesen wiederum zu teilen und sich dadurch wieder zu vermehren. Je mehr Rechner besetzt worden sind, desto mehr Energie steht dem Spieler für das Duplizieren der Vireneinheiten zur Verfügung und ein positiver Nebeneffekt ist auch das Vermehrungstempo, das ebenfalls bei Einnahme mehrerer Rechner merklich ansteigt. So steuert der Spieler nun möglichst viele Viren durch die Datenhighways und muss nun versuchen, sämtliche gegnerische Viren auszumerzen. Und diese Aussage ist wörtlich gemeint, weil der Level erst mit dem Ableben des allerletzten Virenpixelchens beendet werden kann. Klingt alles ganz einfach, ist es allerdings nur in den ersten fünf oder sechs Runden. Pro Level kommen neue Bauteile wie Laptop, Server, Fileserver oder Application-Server hinzu, die jeweils eine höhere Power haben, um dem Spieler das Vermehren der Viren zu ermöglichen. Allerdings denken sich die Gegner das Gleiche und wollen ebenfalls in möglichst kurzer Zeit dem Spieler den virtuellen Garaus machen.

Gameplay

Virus ist eine Offenbarung für Fans des Minimalismus. Die 28 Level und 9 Bonuslevel, einfache Steuerung gepaart mit gutem Gameplay halten den Spieler immer und immer wieder bei Laune. Die Steuerung erfolgt vollständig über die Maus und ist sehr schnell zu erlernen. Die Spieler, die schon alte Hasen im RTS-Zirkus sind, sollten überhaupt keine Probleme haben, sich an das "Drag`n Drop"-Verfahren zu gewöhnen. Seit "Command & Conquer" sollte es so ziemlich jedem Spieler geläufig sein. Der erste Level spielt sich als eine Art Einführung ab, die gröbsten Aufgaben werden per Einblendung erklärt und der Spieler erkennt sofort, welche Auswirkungen die jeweiligen Aktionen haben. Die ersten Runden halten sich auch von der Spielstärke der KI etwas in Grenzen, damit der Spieler sich an die ständig anwachsenden Levelbestandteile gewöhnen kann. Neben den Haupt-Quests gilt es auch kleine Nebenlevels zu erkunden, in denen mitunter auch Power-Ups versteckt sein könnten. Diese halten sich in den im Netzwerk verteilten Rechnern versteckt und können einfach durch die Übernahme des Rechners aktiviert werden. Diese Power-Ups bewirken verbesserte Angriffs- sowie Verteidigungspunkte oder auch mehr Lebenspunkte für die Viren. Nach den ersten fünf oder sechs Levels steigt der Schwierigkeitsgrad dann rapide an und der Spieler bekommt es mit mehreren Gegnern zu tun. Die KI ist ab diesem Zeitpunkt nur sehr schwer zu schlagen, weil die Viren vom Computer gut positioniert werden. Allerdings sei gesagt, dass der Spielspaß mit dem Schwierigkeitsgrad steigt und es trotz des starken Computergegners Spaß macht, sich der Herausforderung immer wieder zu stellen. Dem geneigten Spieler ist es auch möglich, ein Customgame zu erstellen, wobei die Anzahl der Gegner und die Anzahl der zur Verfügung stehenden Viren eingestellt werden kann.

Grafik

Ein Spiel wie Virus benötigt keine gute Grafik, um zu überzeugen. Die Darstellung der Komponenten beschränkt sich auf einzelne Datenbahnen und kleine Icons in verschiedenen Formen, die halt die Computer, Server und Modems darstellen sollen. Die Viren sind mehr oder minder kleine, zappelnde Pixelhaufen, die niedlich umeinander schwirren, bis sie letztlich alle Gegner "gefressen" haben oder selbst das Zeitliche segnen. Anfangs sind alle Level schwarz, bis der Spieler es geschafft hat, einzelne Komponenten im Netzwerk zu befallen und somit auch mehr freie Sicht auf den weiteren Levelaufbau zu bekommen. Die Story wird zwischendurch von Comicstrips untermalt, die qualitativ allerdings weit unten anzusiedeln sind. Da sie für den Spielablauf nicht weiter wichtig sind und per einmaligen Mausklick wieder verschwinden, sind sie auch nicht weiter spielspaßschädigend. Allein der Startscreen und die Auswertungsscreens dürfen sich als grafisch gut gemacht bezeichnen lassen. Sie weisen frische Farben auf und die Hintergrundgrafiken sind toll entworfen und passend zum Thema Viren, Computer und was sonst noch so dazugehört. Alles Andere ist dem reinen Minimalismus unterworfen, was aber nicht negativ ins Gewicht fällt.

Sound

Hier hat TameStorm geschlafen. Man muss es so klar und deutlich sagen. Im Spiel selbst kann ein geübter Zocker ganze vier Soundeffekte heraushören. Mehr sind nämlich nicht vorhanden. Ein Soundeffekt für "Level won", einer für "Loose", der Nächste für den Verlust einer Vireneinheit und der Letzte ertönt, wen der Spieler zwei Einheiten zusammenlegt. Ob nun ein Spiel mit allerwenigsten Mitteln auskommen muss, sei dahingestellt, aber das ein so gutes Spiel mit einem solchen Mangel an Sounds auffällt, das muss doch nun wirklich nicht sein. Stattdessen kommt ein Musiktitel nach dem Anderen aus den Speakern gedudelt. Und alle Titel hören sich so an, als hätte man sie schon einmal gehört. Stimmt! Alle Titel sind mehr oder weniger bekannte Stücke aus den guten alten Amigazeiten. Hier wurde dreist abgekupfert, weil alle Stücke aus irgendwelchen Coder-Demos genutzt wurden. Allerdings sind diese Musiktitel alle sehr gut anzuhören und passen exzellent zum Spiel. Die Modfiles wurden noch einmal neu aufgelegt, die Samples neu gemixt, aber der Charakter der Musik blieb weitestgehend erhalten, was alten Spielern und Demokennern durchaus gefallen sollte. Trotz alledem sollte man nicht so leistungsschwach im musikalischen Bereich sein, es hinterlässt einen schalen Beigeschmack.

Fazit

Virus macht süchtig. Virus holt aus wenig Aufwand verdammt viel Spiel heraus. Es ist einfach unfassbar, dass TameStorm heutzutage im Zeitalter der Millionenetats den Mut fasst und einen Titel wie Virus auf den Markt wirft, der trotzdem sehr erfolgreich werden kann. Die Hast nach den fremden Viren, das Besetzen der Computer und die eingängige Steuerung sind immer wieder fesselnd und machen einfach nur Spaß. Das einzige Manko ist der Sound, der so gut wie nicht vorhanden ist und die "geliehenen" Musikstücke, an denen wirklich nichts verändert wurde. Dennoch weiß Virus zu gefallen, das Spielprinzip ist simpel und sehr einfach zu verstehen. Der Einstieg ist leicht und der Suchtfaktor steigt mit jeder Minute Spielzeit. Virus ist ein RTS-Spiel für zwischendurch und sollte auch bei jedem Spieler, der sich sonst nur der Command & Conquer-Reihe hingab, eine Chance haben, sich zu beweisen. Verdient hat Virus es allemal.

Englisch

Virus is an addictive game. Compared to the multi million dollars budget games of today, it is nice to see that companies like TameStorm don’t hesitate to release games like Virus. While they don’t have the distribution channels at the disposal of big software companies, direct sale on the internet makes games like Virus possible. The game itself has plausible controls, which allows it to be easy to play. The hunt after viruses and the breach of computers may be a nuisance in real life, but is very entertaining in this game. And if you are able to ignore the poor sound, you will find that Virus is a RTS game created also for people that would normally only play games belonging to the Command & Conquer class. If you like strategy games, try it. It's fun.

Demoversion: Virus Demo
   
Entwickler: TameStorm Games
Publisher: TameStorm Games
Genre: RTS
Release-Datum: Bereits erhältlich
Homepage: RTS Virus
Preis: $14.95
Altersfreigabe: nicht geprüft

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