Resident Evil - Revelations (PC) (Capcom) geschrieben von Christian Schmitz
| |||||||||||||||||||
Capcom setzt mit seiner Traditionsmarke zum mutigen Sprung an: "Resident Evil - Revelations" orientiert sich entgegen aller Trends erfreulich nah an den Serienanfängen und landet nach anderthalb Jahren als ehemaliger 3DS-Exklusivtitel auf PC und aktuellen Konsolen. Die hohe technische Hürde hat das Survival-Horror-Spiel jedoch nicht ganz unbeschadet genommen.
Das Albtraumschiff "Resident Evil - Revelations" schließt weitere geschichtliche Lücken der Reihe, nämlich genau jene zwischen "Resident Evil 4" und "Resident Evil 5". In einer Rückblende wird vom Untergang der fiktiven Stadt Terragrigia im Mittelmeer durch den Angriff der bioterroristischen Organisation Il Veltro berichtet. Nach der verheerenden Katastrophe wird die komplette Region unter Quarantäne gestellt und die Gruppierung scheinbar erfolgreich ausgelöscht. Doch nur ein Jahr später verdichten sich alle Anzeichen, dass Il Veltro wieder operiert: Zwei von insgesamt fünf spielbaren Charakteren, Jill Valentine und Parker Luciani, verschlägt es auf das verlassene Kreuzfahrtschiff Queen Zenobia, um eine weitere spielwichtige Person ausfindig zu machen. Damit ist Serienveteran Chris Redfield gemeint, der zusammen mit Partnerin Jessica Untersuchungen zur neu aufkeimenden Virusgefahr aufgenommen hatte. Währenddessen kommen an anderer Stelle auch noch zwei Agenten namens Quint und Keith einer weitreichenden Verschwörung auf die Fährte. Die Erkundung eines scheinbar herrenlosen Schiffes, auf dem sich unheimliche Vorgänge abspielen, ist weder neu noch innovativ. Jedoch spielt dieses beklemmende Szenario gerade Survival-Horror-Spielen gezielt in die Karten. Hier kann der Titel traditionelle Stärken in Form von Grusel- und Horrorelementen ausspielen, ohne gängige Klischees zu vernachlässigen. Kein sicherer Ausweg scheint in Sicht, der Untergrund schwankt, enge Areale zeigen sich sehr verwinkelt, hinter jeder Ecke kündigt sich neuer Schrecken an. Dazu gesellen sich serientypische Figuren: der knallharte Chris Redfield, die taffe Jill Valentine, die laszive Jessica, unschwer als Nerd zu erkennende Hacker wie Quint, der mysteriöse Raymond oder Inspektor-Columbo-Verschnitt im Trenchcoat als Boss. Diese Fracht nimmt "Resident Evil - Revelations" in zwölf kurzen Kapiteln innerhalb von sechs bis sieben Spielstunden mit an Bord, Spannung und Dramatik inklusive. Im direkten Vergleich zu "Resident Evil 6" bleibt "Revelations" zu jeder Zeit erfreulich bodenständig, weil sich ruhige und hektische Passagen gut abwechseln. Zahlreiche gerenderte Zwischensequenzen geben den Kurs vor und bieten den notwendigen Bombast in Form von Explosionen oder Enthüllungen. Sehr gelungen: Wie in TV-Serien wird das bisherige Geschehen vor jeder neuen Episode absolute fernsehtauglich zusammengefasst.
Schwankender Spielspaß Entweder allein oder mitsamt eher passiv agierenden KI-Kollegen wird das streng lineare Abenteuer über die gewohnte Schulterperspektive bestritten, mehrere Schwierigkeitsgrade sprechen sowohl Einsteiger als auch Profis an. Neben ruhigen Erkundungspassagen mit leichten Schalterrätseln gestalten sich kurzweilige Begegnungen mit mutierten Widersachern wegen der geringen Anzahl an Versorgungsmöglichkeiten und knapper Munition hektischer. Das Waffenarsenal besteht aus sinnvoll aufrüstbaren Pistolen, Gewehren, Schrotflinten oder auch Raketenwerfern. Da die wenig variierenden Gegnertypen nicht die Kunst des Türöffnens beherrschen, lassen geschickte Spieler sie oftmals links liegen, um Ressourcen zu sparen oder gehen zum Nahkampf über. Zugute kommt hierbei eine intuitive Steuerung, die präzise Bewegungen und Aktionen mit gezogener Waffe zulässt. Langatmigkeit setzt sich bei weniger gelungenen Abschnitten durch, wenn beispielsweise nicht Enden wollende Gegnerwellen anrücken, der Aufzug auf sich warten lässt oder zuerst der hartnäckige Anführer zur Strecke gebracht werden muss. Spielerischer Tiefpunkt ist zweifelsfrei das nervige Backtracking: Ständig werden die Spielfiguren durch die gerade passierten Wege wieder zurückgeschickt - und sei es unter dem Vorwand, dass der Kollege den nützlichen Schraubenzieher verloren hat. Stattdessen wären mehr gelungene Tauchgänge, rasante Fluchten, Abschnitte ohne jegliches Equipment oder hartnäckige Bosskämpfe wünschenswert gewesen. Im jederzeit zuschaltbaren Genesis-Modus wechselt das Spiel in eine übersichtliche Ego-Perspektive. Dank des praktischen Scan-Tools lassen sich noch zusätzliche Munitionsreserven oder Heilkräuter aufspüren, die sonst im Verborgenen schlummern würden. Zur besseren Orientierung ist permanent eine Minimap eingeblendet, die übersichtlichere 3D-Variante ist im Menü abrufbar. Nach dem Einzelspielererlebnis wartet der motivierende Raubzug-Modus für maximal zwei Spieler. In kooperativen Einsätzen werden Monsterwellen gemetzelt, um mit Erfahrungspunkten und Stufenanstiegen neue Ausrüstung freizuspielen.
Platte Portierung Auf den ersten Blick präsentiert sich die düstere Optik sehr stimmungsvoll: Sämtliche bekannten Figuren besitzen für Fans trotz schwacher Mimik Wiedererkennungswert, bei Kälte wird Atem sichtbar oder das Schiff schwankt bedrohlich, während die überarbeitete Umgebungsbeleuchtung stellenweise für solide Gruselstimmung sorgt. Doch bei genauerem Hinsehen lichtet sich der dichte Atmosphärendunst dahingehend, dass die 3DS-Portierung technischen Schiffbruch erlitten hat und wegen grob aufgelöster Texturtapeten platt wie eine Flunder wirkt. Dazu tragen insbesondere ständig wiederkehrende Objekte aus dem Entwicklerbaukasten und die mit wenigen Ausnahmen eintönigen Schauplätze sowie triste Korridore bei, ebenso verpuffen Effekte wie Explosionen größtenteils völlig unspektakulär. Fehlende Physikroutinen lassen das gesamte Geschehen zudem extrem steril erscheinen, außerdem wirken Animationen von Freund und Feind entweder unfreiwillig komisch oder einfach nur ungelenk abgehackt. Sichtbares Tearing im Zusammenspiel mit eklatanten Clipping-Fehlern sind der Tiefpunkt der technisch gewagten Umsetzung: Regelmäßig bewegen sich Freund, Feind und sogar die eigene Spielfigur ohne sichtbaren Widerstand durch Türen, Schränke oder andere Figuren hindurch. Trotz der aufgezählten Defizite läuft das Geschehen jederzeit absolut flüssig ab, selbst PC-Spieler mit betagter Hardware freuen sich nach einmaliger Steam-Aktivierung über den fließenden Spielablauf.
Deutsch zum Gruseln Akustisch begibt sich das Horrorspiel in qualitativ sichere Gewässer. Zwar füllen längst nicht alle deutschen Sprecher ihre Rolle mit gebührendem Enthusiasmus aus, dafür überzeugen die dynamische Musikuntermalung und Umgebungsgeräusche umso mehr: In einem Moment noch dezent im Hintergrund und kaum wahrnehmbar vor sich hinplätschernd, kann schon im nächsten Augenblick eine tosende Flut hereinbrechen und hohe Wellen schlagen. Leider können auch diese gelungenen Tempowechsel die unüberhörbar schwachbrüstigen Waffensounds nicht kaschieren.
|