Crazy Burger

Crazy Burger

(rondomedia)

Geschrieben von Daniel Bertagnolli

 

Deutschland in der Krise. Mit der Wirtschaft geht’s bergab, die Konsumbereitschaft der Menschen schwindet dahin und die Service-Wüste breitet sich aus. Doch am Horizont scheint die Rettung zu nahen: Crazy Burger ist der erste Schritt in eine bessere Zukunft.

Fast Story

Es begann in einem kleinen Dorf. In der Frittenbude von nebenan wurde jemand, nennen wir ihn Fast Freddie, eingestellt, um die rare Kundschaft zu bedienen. Im Akkord produzierte er Burger, frittierte French Fries, goss Getränke aus dem Automaten in die edlen Pappbecher und ließ cremiges Eis aus der Soft-Eis-Maschine fließen. Fast Freddie machte sich gut und die geduldigen Kunden waren sehr zufrieden. Bereits nach kurzer Zeit wurde er befördert und durfte nun in einer Kleinstadt arbeiten. Angespornt von diesem Erfolg arbeitete er härter und schneller. Er kletterte die Karriereleiter steil nach oben und befand sich nach kurzer Zeit bereits in einer Snack-Bar im Randbezirk, dann kam er ins Industriegebiet und schließlich in die Großstadt. Dort wurde es schon schwieriger, die Kunden zufrieden zu stellen. Sie waren ungeduldig und warfen böse Sprüche über die Theke. Auch die Autofahrer am Drive-In warteten nicht gerne auf die köstlichen Burger und ließen sich nur mit einem kostenlosen Kaffee wieder besänftigen. Aber Fast Freddie gab sein Bestes und wurde so in ein Fast-Food-Center am Bahnhof geschickt. Nachdem er dort seine Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte, beförderte ihn sein Arbeitgeber in den Burger-Palace, der sich in der Innenstadt befand. Er durfte sich nun keinen Fehler mehr leisten; die Kunden bestraften jede Unaufmerksamkeit durch das Verlassen des Ladens. Doch Fast Freddie, er hieß ja nicht umsonst so, gelang es wieder seine Aufgaben zu erfüllen. Als dann eines Tages sein Boss in der Tür stand um ihm mitzuteilen, dass er ab nächster Woche im Grand-Burgerpalace in der Fußgängerzone arbeiten durfte, brach Fast Freddie in Tränen aus. Sein Traum war Wirklichkeit geworden.

So oder so ähnlich liefe die Story in "Crazy Burger" ab, wenn es Zwischensequenzen geben würde. Zu Beginn darf man sich entscheiden, ob man das Spiel lieber als dumm grinsender Junge mit klassischer Leningrad-Cowboys-Frisur oder doch lieber mit dem dumm grinsenden Mädchen zocken will. Danach muss man in jeder der oben beschriebenen Stationen fünf Levels absolvieren, bevor man "befördert" wird. In den höheren Levels kommen mehr Kunden an die Theke und man darf weniger Besucher verlieren, zudem werden sie schneller ungeduldig, was einen sehr hektischen Spielablauf zur Folge hat.

Fast Keys

"Crazy Burger" wird nur mit fünf Tasten gespielt. Die Cursortasten dienen der Bewegung und die Leertaste ist die Aktionstaste. Das größte Problem bei der Steuerung liegt in der nicht vorhandenen Präzision. Andauernd läuft man einen Schritt zu weit oder man biegt zu früh ab; das sorgt für Frust.

Jeder Level läuft nach „Schema F“ ab: Gleich nach Beginn kommt der erste Kunde, bei dem man durch Betätigung der Leertaste die Bestellung aufnehmen kann. Je nach Bestellung muss man zu einem Gerät laufen, um dort das Produkt abzuholen. Es gibt drei verschiedene Getränke- und Soft-Eis-Sorten. Bei den Getränken gibt es rote, gelbe und blaue Becher, deren Inhalt dem Spieler unbekannt bleibt. Beim Soft-Eis hat die Kundschaft die Auswahl zwischen Vanille, Schokolade und Erdbeere. Durch unterschiedlich langes Drücken der Leertaste kann man nun den gewünschten Artikel vom Automaten bekommen. Bei den Burgern und Pommes ist es schon etwas komplizierter. Die Fleischlaibchen müssen zuerst auf den Grill und die Kartoffelstäbchen in die Fritteuse. Wenn es fertig gebrutzelt hat, schnell alles auf die Ablage, damit nichts verbrennt. Mit der Leertaste kann man nun wieder entscheiden, ob die Portion Small, Medium oder Large sein soll. Hat man dann endlich die Bestellung auf dem Tablett, geht es wieder zum Kunden, der sein Futter schon sehnsüchtig erwartet. Über den Wartenden erscheinen Wettersymbole, die ihren Gemütszustand wiedergeben. Diese Symbole starten bei der Sonne, das bedeutet er ist fröhlich, gehen über dunkle Wolken (soll fortgeschrittene Aggression symbolisieren) bis hin zu düsteren Gewitterwolken (zeigt Mordgelüste auf) und kurz darauf verlässt der Wartende das Lokal. Ziel ist es, die vorgegebene Zahl an Kunden zu bedienen und so wenig von ihnen wie möglich zu verlieren.

Aber der Komplexität noch nicht genug: Es liegen auf dem Boden noch verschiedene Gegenstände, so genannte "Power-Ups", die alle eine andere Funktion erfüllen. Wer auf die Bananenschale tritt, fällt zu Boden und es kreisen für ein paar Sekunden kleine Burger über dem Kopf der regungslosen Spielfigur. Der gute, alte Pfennig bringt Extrapunkte, Sterne beschleunigen die Spielfigur und hinter den Fragezeichen verbergen sich unwillkommene Stromausfälle, die die gesamten Maschinen lahm legen oder so genannte Turbo-Tabletts, die die Kunden sofort zufrieden stellen, ohne dass man ihnen das Gewünschte bringen muss.

Witzig ist es allerdings, wenn man das Spiel am Rechner zu zweit spielt. Die Bewegungstasten für den zweiten Spieler sind WASD und die Aktionen führt man mit der linken Shift-Taste aus. Während der erste Spieler die Kunden bedient, kümmert sich der Zweite um den Pommes-Nachschub oder sammelt währenddessen die Power-Ups ein. Wenn man jedoch zusammenstößt, fallen beide zu Boden und sie sind für einige Sekunden außer Gefecht gesetzt. Durch schlechte Absprache kann es leicht passieren, dass der eine dem anderen die letzten Fleischlaibchen oder Pommes wegnimmt und der dann dumm dasteht, neue machen muss und so wertvolle Zeit verliert. Man spielt im Übrigen nicht gegeneinander sondern miteinander; die gewonnen Punkte, die im Multiplayer-Highscore angezeigt werden, gehen auf ein gemeinsames Konto.

Fast Frames

Der Spieler schaut aus einem unbeweglichen isometrischen Blickwinkel auf den detailarmen und schlecht animierten Level. Die Bewegungsabläufe der Spielfiguren, die beinahe schon zu bunt sind, wirken hölzern und unkoordiniert. Die Einrichtungsgegenstände wie beispielsweise die Kassen, Automaten oder die Fritteuse sehen in jedem Level gleich aus, es ändert sich lediglich die Befliesung des Bodens. Alles in allem wirkt das Design mit seiner misslungenen Bonbon-Grafik veraltet und nicht mehr zeitgemäß. In den Optionen kann man, abgesehen von der Lautstärke und der Tastaturbelegung, nur die Farbtiefe von 32 auf 16 Bit verstellen, was aber keinen sichtbaren Unterschied zeitigt.

Fast Sound

Auf der Rückseite der Spielhülle verspricht der Hersteller "fetzige Musik". Mit diesem Ausdruck wird ein dünnes, fünfminütiges Big-Band-Burger-Lied in der Endlosschleife bezeichnet. Das zwingt den Spieler nach zehn Minuten die Lautstärke nach unten zu drehen, damit man nicht aus Zorn anfängt, auf die Tastatur einzuprügeln. In den späteren Levels pöbeln die Kunden den Spieler mit spitzen Sprüchen wie "Da ist ja meine Oma schneller" oder "Soll ich hinter die Theke kommen und helfen?", an. Die cartoonhaften Effekte runden das dünne Soundpaket ab.

 

Entwickler: zone 2 media
Publisher: rondomedia
Genre: Geschicklichkeitsspiel
Releasedate: 2. Juni 2005
Homepage: Crazy Burger
Preis: 9,99 €
Altersfreigabe:  Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

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Fazit

   Fast :
In der Service-Wüste Deutschland hat nur eines gefehlt: "Crazy Burger". So verspricht es zumindest rondomedia in der Presserklärung. Leider gelingt es dem Spiel nicht einmal ansatzweise, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Im Gegenteil, dieses Geschicklichkeitsspiel demotiviert schon nach kurzer Zeit durch die missratene Steuerung und den enervierenden Soundtrack. Wie oben beschrieben macht es zwar zu zweit Spaß, die Spielfiguren über das Parkett laufen zu lassen, das reißt das Spiel aber nicht aus der Bedeutungslosigkeit heraus. Wer schon immer wissen wollte, wie sich die emsigen Mitarbeiter vom "güldenen Em" hinter der Theke fühlen, oder einfach nur Fast Food liebt, dem sei das Spiel empfohlen. Die rund zehn Euro für das Game machen es zum perfekten Geschenk für die kleinen Neffen oder Nichten, die gerade ihre ersten Erfahrungen mit dem PC gemacht haben. Vielleicht begrünen sie einmal, in ferner Zukunft, angespornt durch "Crazy Burger", die Service-Wüste Deutschland. (18.06.2005)


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