Killzone Liberation

Killzone Liberation (PSP)

(Sony)

geschrieben von Roland Kindermann

 

 
Entwickler: Guerrilla Games
Publisher: Sony
Genre: Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Killzone Liberation
Preis: 49,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Der Planet Helghan ist ein rauer, unwirtlicher, kolonialer Außenposten der Menschheit, der jedoch über große Energieressourcen verfügt. Sie verhelfen der lokalen Oberschicht zu einem Leben im Luxus, während große Teile der Bevölkerung in Armut vegetieren und sich tagtäglich abrackern müssen. So kommt es, wie es kommen muss - die Arbeiter revoltieren und übernehmen die Kontrolle. Kaum haben sie Helghan in ihrer Gewalt, beginnen sie auch schon, ihre Armee mit Hilfe der enormen Rohstoffvorkommen aufzurüsten, um wenig später die Nachbarkolonie Vecta, auf der wesentlich angenehmere Umweltbedingungen herrschen, anzugreifen.

Die Einwohner Helgahns, Helghast genannt, zurückzuschlagen, ist Aufgabe des Spielers im 2004 exklusiv für die Playstation 2 erschienen Egoshooter "Killzone". Nunmehr erscheint das Playstation-Portable-Spinoff der Serie: "Killzone: Liberation". Dabei handelt es sich erneut um einen Shooter, doch dieses Mal steuert man den Helden Templar (der bereits im Vorgänger spielbar war) allerdings aus der Vogelperspektive. Die Geschichte spielt zwei Monate nach der des ersten "Killzone". Die Helghast sind weit davon entfernt, besiegt zu sein. Der teuflische General Metrac startet eine neue Offensive und übernimmt unter anderem die Kontrolle über Massenvernichtungswaffen. Die spannende Hintergrundgeschichte wird durch Funksprüche während des Spiels und in ausgezeichneten, teils actionreich geschnittenen Zwischensequenzen, die auch mal innerhalb einer Mission gezeigt werden, erzählt. Dabei baut das Spiel behutsam Spannung auf, jedoch beantwortet der Abspann nach einem furiosen Ende die meisten Fragen leider nicht - offensichtlich plant Sony einen Nachfolger. Die Charaktere sind allesamt herrlich überzeichnet und würden auch gut in einen Comic passen.

Abwechslungsreiches Missionsdesign und konstant hoher Schwierigkeitsgrad

Der wichtigste Spielmodus in Killzone ist die Kampagne. Sie erzählt die Geschichte und besteht aus vier Kapiteln mit je vier Missionen. Dabei muss man grundsätzlich im Einsatzgebiet mehrere Ziele erreichen und dann den Ausgang finden. Was sich theoretisch ein wenig eintönig anhört, ist in der Praxis ausgesprochen abwechslungsreich. Zwar gibt es häufig Aufträge, bei denen man sich einfach zum Ziel durchkämpfen muss, um irgendeinen Schalter umzulegen, jedoch wird das Spiel regelmäßig durch originelle Missionsziele aufgelockert: Mal muss man vor einer Übermacht fliehen, und ein andermal versucht der Gegner, ein Schiff, das wertvolle Informationen enthält, zu sprengen, was der Spieler natürlich verhindern muss. Außerdem sorgt das hervorragende Leveldesign für Abwechslung. Ständig wird man mit neuen Situationen konfrontiert, auf die erst einmal die passende Antwort gefunden werden muss. So verschanzt sich beispielsweise an einer Stelle ein Soldat mit Flammenwerfer hinter einer Mauer und hindert den Spieler am Eindringen, indem er jeden Durchgang, dem man sich nähert, in Brand setzt. Außerdem verhindern Flammen und Rauch die freie Sicht, so dass der Gegner nicht anvisiert werden kann und man auf das äußerst hilfreiche Autoaim verzichten muss. Zu allem Überfluss greifen auch noch in regelmäßigen Abständen weitere Gegner aus verschiedenen Richtungen an. Wohl dem, der eine Granate dabei hat. Die tötet den Flammenwerfer-Soldaten zwar nicht, wirft ihn aber zu Boden. Das bringt genügend Zeit, um zu einem freien Durchgang zu rennen. Erreicht man den, glaubt man, von nun an leichtes Spiel zu haben, doch weit gefehlt - der Gegner läuft einfach hinter eine zweite Mauer und wendet die altbekannte Taktik weiterhin an. Hier lässt er sich jedoch mit einem Trick herauslocken.

Die beschriebene Situation gehört zu einer der schwierigsten Stellen des Spiels und überfordert Einsteiger. Die dürfen das Spiel glücklicherweise aber auf 'leicht' stellen, wobei dies deutliche Auswirkungen auf das Gameplay hat. Das sollte aber der letzte Ausweg sein, denn gerade der hohe Schwierigkeitsgrad macht einen großen Teil der Faszination von "Killzone: Liberation" aus. Statt sich einfach durch Gegnerscharen zu ballern, muss man sich teilweise regelrecht durch den Level knobeln. Dabei hat man fast jedes Mal, wenn man stirbt, bereits eine Idee, was man beim nächsten Versuch besser machen kann. Verschiedene Taktiken auszuprobieren, herauszufinden, welche Waffe an welcher Stelle am besten ist und welchen Gegner man zuerst bekämpfen sollte, motiviert ungemein. Besonders positiv fällt auch auf, dass Sony den Ladevorgang offensichtlich stark optimiert hat - für PSP-Verhältnisse kann man nach dem "Game over" geradezu sensationell rasch am letzten Rücksetzpunkt neu starten.

Kluge Feinde

Wer einen Blick in das ansprechend gestaltete Handbuch wirft, das außer einem Inhaltsverzeichnis alle nötigen Informationen enthält, wird sich kaum auf Anhieb alle Aktionen der zweiseitigen Steuerungsübersicht merken können. Das muss er auch gar nicht - ein nettes, in die ersten Missionen integriertes Tutorial führt in das Spiel ein. Es dauert einige Zeit, bis man mit den vielfältigen Möglichkeiten vertraut ist. Templar kann nämlich nicht nur vor- und seitwärts laufen, schießen und nachladen, sondern auch Granaten werfen oder Gegner niederschlagen. Diese Aktionen sollte man auch schleunigst verinnerlichen, denn dank einer effizienten Mischung aus Scripts und KI verhalten sich die Gegner ausgesprochen intelligent, gehen in Deckung und fliehen vor Granaten. Sie kennen auch die spezifischen Vorteile ihrer eigenen Waffe und versuchen, sie zu nutzen. In manchen Missionen ist man nicht allein unterwegs, sondern erhält die Unterstützung eines Mitstreiters, der sich wesentlich weniger intelligent verhält als der Gegner. Das ist allerdings durchaus so gewollt, schließlich ist es Aufgabe des Spielers, Befehle zu erteilen. Rico, der einer der häufigsten Begleiter ist, ist - richtig eingesetzt - eine wertvolle Hilfe. Versäumt man jedoch, ihm eine Stellung in der Deckung zuzuweisen, stirbt er schnell und muss dann innerhalb eines 20-Sekunden-Limits mit einer Spritze wiederbelebt werden. Evelyn Batton, die nur in einer Mission zur Verfügung steht, ist keine Soldatin, sondern Militärforscherin und kämpft folglich auch nicht, sondern muss beschützt werden. Luger, die man ebenfalls nur einmal dabei hat, verfügt über eine Armbrust und ist deshalb im Kampf schon fast zu stark. Wenn man darauf achtet, dass sie immer über genug Lebensenergie verfügt, reicht es aus, selbst in Deckung zu bleiben und nur in besonders gefährlichen Situationen mal einen Gegner aufs Korn zu nehmen.

Vielfältiges Waffenarsenal

Vor jeder Mission darf man sich eine von acht Waffen aussuchen, die allerdings zunächst freigeschaltet werden müssen. Um das zu erreichen, muss man Vecta-Dollar finden, die in den Missionen versteckt sind. Wer nicht alle entdeckt, darf später natürlich noch einmal zurückkommen. Alle Waffen verfügen über eine zweite, stärkere Ausbaustufe und werden streng sequenziell freigeschaltet. Alle Waffen (von den ersten beiden nur geringfügig voneinander abweichenden Sturmgewehren abgesehen) spielen sich unterschiedlich und erfordern speziell abgestimmte Techniken. So empfiehlt es sich, mit der Schrotflinte, den Gegner durch einen Treffer von den Beinen zu fegen, ihm dann entgegen zu rennen, und aus nächster Nähe mit einem zweiten Schuss maximalen Schaden zu verursachen. Der Revolver und besonders das Präzisionsgewehr eignen sich weniger für den Nahkampf, sondern eher dazu, kurz aus einer sicheren Deckung aufzutauchen und den Gegner mit gezielten Schüssen außer Gefecht zu setzen. Die Chaingun verfügt als einzige Waffe über unendlich viel Munition, wird aber schnell heiß und eignet sich deshalb nur für Feuerstöße. Besonders perfide: Die Armbrust verschießt Pfeile, die nach kurzer Zeit explodieren. Gut, wenn der getroffene Gegner dann in einer Gruppe oder neben einem explosiven Fass steht; weniger angenehm wird es, wenn er dem Spieler zu nahe kommt. Die Waffenwahl muss gut auf die Mission abgestimmt werden. Zum einen ist beispielsweise die Shotgun eher nutzlos, wenn nur über größere Entfernungen gekämpft wird und zum anderen ist nicht auf jeder Karte jede Munitionsart ausreichend vorhanden. In allen Missionen trifft man auf dunkelgrüne Nachschubkisten, die neben Medikits und Granaten teilweise auch Waffen enthalten. Die darf man bei Bedarf mitnehmen, muss dann aber sein altes Schießeisen zurücklassen. Das ist auch die einzige Möglichkeit, an den Raketenwerfer oder das Jetpack mit integrierter Schnellfeuerwaffe zu gelangen. Statt normalen Granaten darf man übrigens auch Rauchgranaten oder Minen mitnehmen. Die sind allerdings eher nutzlos und deshalb immer zweite Wahl.

Unhandliche Fahrzeuge

In jeweils einer Mission ist der Spieler entweder mit einem Panzer oder einem Luftkissenboot unterwegs. Beide Vehikel steuern sich gleich: Während man mit dem Analogstick das Gefährt und mit den L- und R-Tasten den Turm dreht, fährt man mit der Kreuz- und der Dreieckstaste vor- und rückwärts und feuert mit dem Viereck und dem Kreis die Primär- und die Sekundärwaffe ab. Aufgrund dieser etwas unglücklichen Belegung ist es sehr schwierig, gleichzeitig beide Kanonen zu nutzen oder den gegnerischen Geschossen auszuweichen. Warum man nicht auch mit dem Analogstick Gas geben kann, bleibt wohl das Geheimnis der Entwickler. Allgemein sind die Vehikelpassagen eine nette Abwechslung und sehen - besonders beim hervorragend animierten Panzer - spektakulär aus, sind aber spielerisch deutlich unter dem hohen Niveau der restlichen Kampagne anzusiedeln. Wird ein Gefährt zerstört, ist das kein Weltuntergang; der Spieler muss allerdings den Rest des Auftrags zu Fuß absolvieren. Das ist teilweise sogar leichter als sein Fahrzeug heil ins Ziel zu bringen; allerdings muss man mangels Nachschub sehr mit der Munition haushalten.

Neue Herausforderungen

Wer in der Kampagne nicht weiter kommt, darf auch eine der 24 Herausforderungen spielen - vorausgesetzt, er hat sie bereits durch erfolgreichen Abschluss eines Kampagnen-Kapitels freigeschaltet. Dabei gibt es sechs verschiedene Aufgabenstellungen: Beim Zieltraining muss man möglichst viele Pappkameraden abschießen. Dabei ist Eile geboten, denn wenige Sekunden, nachdem sie aufgetaucht sind, verschwinden sie auch wieder. Außerdem sollte man keine grünen Ziele bekämpfen, denn die ergeben Minuspunkte. Sehr ähnlich funktioniert das Renn- und Zieltraining, allerdings muss man hier beim Ballern möglichst schnell zum Ausgang des Levels laufen. Bei der C4-Attacke müssen unter Zeitdruck drei Ziele gesprengt werden, was die Gegner natürlich zu vereiteln versuchen. Genau umgekehrt funktioniert "Schützt die Basis". Hier sind die Helghast darauf aus, zwei Objekte in die Luft zu jagen. Der Spieler muss das - zum Teil mit KI-Unterstützung - so lange, wie es geht, verhindern und dabei so viele Feinde wie möglich erledigen. Als Spinnenfänger muss der Spieler Spinnenminen in Kisten locken, ohne von ihnen in die Luft gejagt zu werden. In einer Sammelmission hat man in kürzester Zeit fünf gut bewachte Geldkoffer zu finden und aufzuheben. Je nachdem, wie gut der Spieler seine Aufgabe erfüllt, erhält er eine Gold-, Silber- oder Bronzemedaille. Hat man genügend davon gesammelt, werden Belohnungen wie beispielsweise Konzeptzeichnungen oder Multiplayermodelle freigeschaltet. Neben den rein kosmetischen Extras gilt es aber auch, Fähigkeiten wie beispielsweise das Tragen einer dritten Granate oder mehr Nahkampfschaden zu erspielen. Drei dieser nützlichen Eigenschaften darf der Spieler vor jeder Kampagnenmission auswählen.

"Killzone Liberation" verfügt auch über einen Mehrspieler-Modus. Wer will, darf lobenswerterweise gemeinsam mit einem Freund die Kampagne durchspielen. Mit bis zu sechs Leuten kann man Deathmatch, Team-Deathmatch, Capture-the-Flag oder den Sturmangriff-Modus spielen. Bei letzterem muss ein Team ein wichtiges Ziel gegen den anstürmenden Gegner verteidigen. "Killzone: Liberation" unterstützt Game-Sharing. Zur Zeit wird im Multiplayer noch ausschließlich der Ad-hoc-Modus verwendet. Sony will aber neben andern Zusatzinhalten wie einem weiteren Kampagnen-Kapitel auch einen Infrastruktur-Modus-Patch zum Download anbieten. Zum Zeitpunkt des Tests wurden Verbindungsversuche zum "Killzone: Liberation"-Server allerdings noch mit einer Fehlermeldung quittiert.

Farblose Missionsvielfalt

Die Grafik in "Killzone: Liberation" hinterlässt einen überwiegend positiven Eindruck. Vor allem die Charaktere sind liebevoll modelliert und ausgezeichnet animiert - und fliegen dank Ragdoll-Simulation spektakulär durch die Luft, wenn sie einer Explosion zum Opfer fallen. Die Levels sind zwar hübsch und abwechslungsreich designt, bieten aber optisch nicht genug Abwechslung, da fast überall die gleichen Kisten und Container herumstehen und alle Levels in den gleichen grau-braunen Farben gehalten sind. So kommt es, dass alle Szenarien unabhängig davon, ob es sich um einen Berghang oder ein Innenlevel handelt, auf den ersten Blick gleich aussehen. Manche Levels sehen nicht nur gleich aus, sondern sie sind es auch, weil Sony teilweise Umgebungen, in denen der Spieler bereits war, recycelt. Das wird durch die Story ausreichend legitimiert und wirkt deshalb nicht aufgesetzt. Vor allem wegen der Kürze der Kampagne hätte Sony aber ruhig ein paar Levels mehr einbauen können. Soundtrack und Geräusche sind jedoch passend und tragen wesentlich zu einer glaubwürdigen Atmosphäre bei.

Fazit

Neben hübscher Grafik und einer dichten Atmosphäre bietet "Killzone: Liberation" vor allem ein ausgeklügeltes Spielprinzip. Das lebt von dem großen Abwechslungsreichtum, den vielfältigen Möglichkeiten und nicht zuletzt vom hohen Schwierigkeitsgrad. Nach jeder Niederlage will man es besser machen und freut sich schon auf den nächsten Versuch mit einer neuen Strategie. Ständig neue Herausforderungen und die enorme Waffenvielfalt erhalten die Motivation bis zum Schluss aufrecht. Wer mal nicht weiter kommt, darf mit den Mini-Spielen oder dem Finden der Vecta-Dollar in den bereits absolvierten Leveln neue Waffen und Fähigkeiten freischalten und deutlich gestärkt die schwierige Stelle erneut in Angriff nehmen. Zu bemängeln gibt es neben der Kürze der Kampagne und der umständlichen Fahrzeugsteuerung nur Details. Folglich darf jeder Shooter-Fans bedenkenlos zugreifen. Dank des einstellbaren Schwierigkeitsgrades können aber auch Genre-Neulinge ruhig einen Blick auf "Killzone: Liberation" werfen.

(22.11.2006)

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