Far Cry 2 (Ubisoft) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Lange Zeit mussten die Fans auf eine Fortsetzung des preisgekrönten Hits aus dem Jahr 2004 warten. "Far Cry" setzte damals neue Maßstäbe in Sachen Grafik und künstlicher Intelligenz der Gegner. Die Urväter von Crytek sind zwar nicht mehr an Bord, dennoch versucht Ubisoft Montreal, die Genrekrone zurückzuerobern. Dazu verlässt das Entwicklerteam die Karibik, denn ein bewaffneter Konflikt mitten in Afrika ist nun Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. DLH.net hat einen schwer bewaffneten Korrespondenten ins Krisengebiet entsandt und berichtet live vor Ort, ob "Far Cry 2" den vielen Vorschusslorbeeren gerecht werden kann. Irgendwo in Afrik "Far Cry 2" hat mit seinem Vorgänger nur den Titel gemeinsam. Was angesichts der Konkurrenz aus dem Hause Crytek, die mit Crysis ihr Szenario weiterhin im Dschungel ansiedeln, eine gute Idee ist. Auch von Jack Carver ist weit und breit keine Spur. Folglich ist die Hintergrundstory eine ganz andere. In einem kleinen afrikanischen Land ist die Regierung zusammengebrochen. Jeder, der über die finanziellen Mittel oder die notwendigen Beziehungen verfügt, hat das Land bereits fluchtartig verlassen. Söldner versuchen, Profit aus dem Bürgerkrieg zu ziehen und arbeiten für beide Seiten. Sowohl die UFLL (United Front for Liberation and Labour) unter der Führung von Addi Mbantuwe - einem ehemaligen Politiker einer verbotenen Partei - als auch die APR (Alliance for Popular Resistance) unter der Führung von Major Oliver Tambossa und den Überresten des Militärs, versuchen, die Macht im Land an sich zu reißen. Bisher konnten sich beide Fraktionen durch ein Waffeneinfuhrverbot der Afrikanischen Union nur kleine Scharmützel liefern. Doch nun beliefert jemand beide Seiten mit Unmengen an Waffen und Munition. Es ist kein Geringerer als die Legende des illegalen Waffenhandels, nur bekannt unter dem Pseudonym "Der Schakal". Um dem Waffenschieber das Handwerk zu legen und ihn der internationalen Gerichtsbarkeit auszuliefern, wird ein Spezialagent in das Krisengebiet geschickt, um ihn aufzuspüren. Buchstäblich mit der letzten Maschine angekommen, die kurz darauf das Land mit weiteren Flüchtlingen verlässt, übernimmt der Spieler die Rolle eines Elite-Kämpfers. Doch der einfache Auftrag soll sich schwieriger gestalten als geplant: Angekommen im Hotel, überschlagen sich die Ereignisse und ehe man es sich versieht, ist man in den Bürgerkrieg verwickelt und erledigt sowohl für die APR als auch die UFLL Aufträge, um dem Schakal näher zu kommen. Reiseführer Afrika "Far Cry 2" muss zunächst online registriert werden. Leider hat Ubisoft Montreal auf ein spannendes Intro verzichtet. Der Spieler kann nun zunächst zwischen "Story" und "Multiplayer" oder "Spieleinstellungen" wählen. Hat man die Story gewählt, so darf man nun aus neun Protagonisten einen Charakter auswählen. Die Unterschiede beziehen sich im Wesentlichen auf die Nationalität und den persönlichen Werdegang. Von Marty Alcencar bis Xianyon Bai spielen sich alle Personen aber natürlich gleich und es entstehen keine Nachteile. In unserem Test spielten wir mit Marty Alcencar. Nun wird man in Form einer Taxifahrt, vom Flughafen in die Stadt Pala, in das Spiel eingeführt. Während dieser kleinen Reise erzählt der Fahrer seinem Gast alles, was dieser über die verschiedenen Parteien und die augenblickliche Situation im Land wissen muss. Am Hotel angelangt, erleidet die Spielfigur den ersten Anfall von Malaria. Im weiteren Spielverlauf muss man sich nun stets Medikamente besorgen. Jetzt übernimmt man die Steuerung und lenkt von nun an das eigene Schicksal. Ein weiterer Unterschied zu "Far Cry" ist die Spielwelt. Präsentierte sich diese im Jahre 2004 noch in unterschiedlichen, räumlichen Abschnitten, findet sich der Spieler nun in einer riesigen, offenen Umgebung wieder. Ganz ohne Wartezeiten geht es von einem zum anderen Ende der Karte. Das simulierte afrikanische Land ist wirklich so groß, dass Ubisoft eine DIN A3-Landkarte beilegt. Es gibt zwei Distrikte, den Leboa-Sako im Norden und den Bowa Seko im Süden. Dabei variiert die Umgebung von Savanne über Dschungel bis hin zur Sumpflandschaft. Dem Spieler sind hierbei keine Grenzen gesetzt, wohin er sich bewegen möchte. Söldnerleben Es gibt in "Far Cry 2" verschiedene Arten von Aufträgen. Zum einen sind da natürlich die Storymissionen. Diese können alles Mögliche umfassen und haben manchmal Auswirkungen auf spätere Missionen. Wer diese Missionen anbietet und wie das Ziel dabei lautet, hängt ganz vom bisherigen Vorgehen ab. Die Bezahlung erfolgt immer in Diamanten. Dann gibt es die Fraktionsmissionen. Diese erhält man von den Warlords und ihren Adjutanten. Um es gleich zu sagen, es ist vollkommen egal, ob man nun für die UFLL oder die APR arbeitet. Es feuern sowieso alle auf einen. Genau genommen bekommt man vom Bürgerkrieg nichts mit. Hier hätte man diesem hervorragenden Spiel etwas mehr Atmosphäre geben müssen. Nimmt man also einen Auftrag an, erhält man in Kürze einen Anruf eines Kameraden. Diese lernt man im Verlauf des Spiels kennen. Sie tauchen fast immer wieder helfend auf, wenn der Spieler schwer verwundet ist. Von daher sollte man sich einen guten Freundeskreis aufbauen. Jedenfalls bieten sie alternative Lösungswege an; ob man also die Mission wie vorgesehen spielt oder sich auf den Kameraden einlässt, ist dem Spieler freigestellt. Einfacher werden die Aufträge dadurch nicht, aber oftmals interessanter. Die Untergrundmissionen sind sehr wichtig - in der Regel muss man Papiere von einer Untergrundzelle an die andere überführen. Im Gegenzug erhält man Medikamente gegen die Malaria. Man sollte immer für einen guten Pillenvorrat sorgen, damit im Falle eines Anfalls schnell für Abhilfe gesorgt werden kann. In der Auftragsübersicht findet sich ein Hinweis, falls der Vorrat langsam aufgebraucht ist. Ein weiterer Missionstyp sind die Kameradenmissionen. Von Zeit zu Zeit bitten die bereits erwähnten Freunde um Hilfe. Steht man ihnen zur Seite, stärkt das die Verbindung mit dem jeweiligen Kameraden. Lehnt man ab, hat dies aber keine negativen Auswirkungen. Daher entsteht beim Spielen nicht wirklich das Bedürfnis, zu helfen. Ganz wichtig sind die Konvoi-Missionen von den Waffenhändlern. Waffenhändler Die Missionen hier laufen alle gleich ab. Irgendwo muss man den Konvoi eines anderen Waffenhändlers ausschalten, als Gegenleistung erhält man bessere Waffen. Dazu muss gesagt werden, dass zwar von jedem toten Gegner die Waffe aufgenommen werden kann, es dabei aber zu einigen Problemen kommen kann. Denn dabei handelt es sich immer um gebrauchte, meist angerostete Waffen. Je älter eine Waffe ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Ladehemmungen auftreten, (hier muss man wohl einfach unweigerlich an die Szene im Kinofilm "Lord of War" denken, als sich Nicolas Cage für die Ladehemmung seiner Waffe bei seinen potenziellen Mördern entschuldigt) oder sie den Dienst vollends versagt. In "Far Cry 2" ist das Ganze richtig klasse dargestellt: Bei Ladehemmungen wird hektisch an der Waffe gerissen, bis sie wieder einsatzfähig ist, auch das Nachladen ist prima umgesetzt. Es gibt erneut wie im Vorgänger die Machete als Grundausrüstung. Daneben stehen Primär- und Sekundärwaffen zur Verfügung, sowie Handfeuerwaffen, Handgranaten und Molotow-Cocktails. Bei den Waffenhändlern bekommt der Spieler gegen Bezahlung in Diamanten immer nagelneue Modelle. Außerdem gibt es Patronengürtel, Tarnanzüge und weitere Ausrüstungsgegenstände, die das Leben erleichtern. Um noch weitere Rollenspielelemente einzugliedern, gibt es zu jeder Waffe Handbücher. Kauft man sich diese, kann man mit der jeweiligen Waffe zielgenauer agieren und zudem das Risiko einer Ladehemmung minimieren. Die gekauften Waffen finden sich neben dem Geschäft im Arsenal. Hier kann der Spieler jederzeit eine bereits erworbene Waffe erneut frisch aus dem Regal nehmen. Jedes Gewehr, etc. muss daher nur einmal gekauft werden. In regelmäßigen Abständen sollte der gewissenhafte Auftragskiller sein gebrauchtes Arbeitsgerät gegen neues Material eintauschen. Zu guter Letzt gibt es noch die Attentats-Missionen. Sie dienen lediglich dem eigenen Bankkonto. Diese Aufträge nimmt man von unbekannten Auftraggebern an Funkmasten entgegen. Das ist schnelles Geld für ein großes Waffenarsenal. Ganz nüchtern muss man allerdings eingestehen, dass sich die Missionen immer nach dem gleichen Schema abspielen. Buschfeuer Genau betrachtet gilt es, zu Punkt X zu fahren und Objekt Y auszuschalten. Auf dem Weg fährt man durch einige Kontrollpunkte und legt diese in Schutt und Asche, allerdings sind sie auf Rückweg bereits wieder mit neuen Truppen aufgefrischt. Etwas Abwechslung bringt das Feuer ins Spiel. Noch nie konnte man dieses Element so gezielt gegen seine Gegner einsetzen. Jeder Pyromane kommt hier auf seine Kosten. Allerdings sollte man immer die Windrichtung, anhand von Bäumen und Gräsern, im Auge haben, nicht, dass man dem Buschfeuer selbst zum Opfer fällt. Naturliebhaber brauchen keine Angst um die Vegetation zu haben, das Feuer breitet sich nicht vollständig aus, sondern bleibt regional begrenzt. Es brennen nur kleinere Flächen ab, dafür aber alles, was sich darauf befindet, egal, ob es sich dabei um Bäume, Sträucher, Fahrzeuge oder Gebäude handelt. Es führen viele Wege zu einem gelungenen Inferno: Mithilfe der Molotow-Cocktails, dem Flammenwerfer, durch gezielte Schüsse auf Motoren, Gas-Tanks und dergleichen, oder aber, wenn Munitionskisten getroffen werden. Das Feuer kann man dabei gut als psychologisches Mittel einsetzen, da die Gegner sich auch in Sicherheit bringen wollen. Die KI in "Far Cry 2" bietet wirklich so einiges. Beobachtet man aus einiger Entfernung die Wachen mit dem Fernglas, so sieht man einige menschliche Eigenschaften. Sie rauchen, unterhalten sich und von Zeit zu Zeit müssen sie auch mal austreten. Ein guter Zeitpunkt für ein unbemerktes Zuschlagen? Leider nein. Denn sehr häufig sind dann automatisch alle Wachen alarmiert und feuern sehr zielsicher in die richtige Richtung. Man kann nur hoffen, dass Ubisoft diesen Bug schnell beseitigt. Außerdem sind die Wachen extrem wachsam und werden sehr schnell auf den Spieler aufmerksam. Wo wir gerade bei Feuergefechten sind, auch schwere Verwundungen sind geradezu genial umgesetzt. Sämtliche Wunden werden direkt aus der Ego-Sicht behandelt. Da greift unser Protagonist auch mal zu Zange und Messer und holt sich ein gegnerisches Geschoss aus dem Arm. Ganz wichtig ist hierbei der Gesundheitsbalken. Denn Verwundungen im letzten Balken führen zum Verbluten, sollten sie nicht rechtzeitig behandelt werden. Gerade im Multiplayer-Modus fehlt häufig die Zeit dazu. Aber auch die Gegner können, wenn man zum Beispiel lediglich auf die Beine zielt, nur verwundet werden, ohne dadurch zu sterben. Sie schleppen sich dann angeschossen in Deckung und rufen um Hilfe. Und die größte Überraschung ist: Sie bekommen diese Hilfe auch. Kameraden in der Nähe kümmern sich um die Verwundeten und tragen sie in Sicherheit. Gerade für Scharfschützen eine wunderschöne Sache, denn nun können zwei Ziele ausgeschaltet werden. Über das ganze Land verteilt befinden sich Unterschlupfe. Allerdings muss man diese zuerst von Gegnern säubern, aber danach stehen sie immer zur Verfügung. Das Besondere für einen 3D Shooter hierbei ist die Funktion zu schlafen. Der gesamte Tagesablauf in "Far Cry 2" läuft dynamisch ab. Somit ergibt sich automatisch ein Wechsel zwischen Tag und Nacht. In den Unterschlupfen kann sich der Spieler nun schlafen legen und einen Wecker stellen. Zur eingestellten Zeit erwacht man nun und setzt das Spiel fort. Während des Schlafens läuft alles im Zeitraffer ab, so dass die Sonne hinter den Bergen verschwindet und die Sterne aufgehen. Tag und Nacht kann man somit einplanen, denn in der Nacht ist man schwer zu erkennen, während man aber tagsüber die eine oder andere Mission besser lösen kann. Während der Nachtruhe heilen auch die Wunden, die nicht behandelt worden sind. Eine weitere wichtige Funktion dieser Verstecke sind die Waffenkisten, erhältlich beim Händler. In diesen kann man ein Waffenmodell ablegen und findet somit in jedem freigeschalteten Unterschlupf auch eine frische Waffe vor. Hier erwarten auch die Kameraden den Spieler und signalisieren, dass sie wieder für eine Rettung in letzter Not bereit sind. An dieser Stelle sei auch noch erwähnt, dass auch die Kameraden im Einsatz sterben können. Fuhrpark Natürlich dauert es zu lange, eine derart große Spielwelt mit riesigen Entfernungen einfach zu Fuß bewältigen. Daher gibt es diverse Möglichkeiten der Fortbewegung. Einmal mit dem Bus, der sich besonders gut eignet, um sehr weite Entfernungen in Sekunden zurückzulegen. Busbahnhöfe gibt es verteilt über die gesamte Karte. Der Spieler wählt sich aus verschiedenen Fahrplänen, die in Form von Karten aufgebaut sind, die richtige Linie aus. Man sieht darauf seinen Standpunkt und wo die Buslinie endet. Wählt man eine Route aus, wird man direkt an den Zielort transferiert. Um den ganzen Vorgang etwas weniger abrupt zu präsentieren, wird der Bildschirm abgedunkelt und man hört den Bus starten. Lange Flüsse durchziehen das afrikanische Land. Mit Booten kann man daher schnell von A nach B gelangen oder zumindest einige Etappen bis zum Zielort zurücklegen. Aber Vorsicht ist geboten: Überall am Ufer sind Kontrollposten, die sofort das Feuer eröffnen oder mit eigenen Booten die Verfolgung aufnehmen. Es gibt drei verschiedene Bootstypen. Sie unterscheiden sich allerdings nicht in der Optik, sondern lediglich in der Bewaffnung. Leichte und schwere Maschinengewehre sowie Granatwerfer sind am vorderen Bug montiert. Möchte der Spieler diese abfeuern, muss zunächst die Position im Boot gewechselt werden. Natürlich gibt es auch wieder die bewaffneten Trucks. Auch hier finden sich die drei Waffenkategorien. Ebenso wie im Boot, muss zur Schützenposition gewechselt werden, um die Gegner mit Geschossen zu beharken. Neben den Trucks gibt es auch unterschiedliche unbewaffnete Fahrzeuge. Es handelt sich hierbei um Jeeps und Pkws in mehreren Fabrikationsausführungen. Auf der Straße ist ein Auto natürlich am schnellsten, aber sofern es die Umgebung zulässt, kann auch jederzeit fernab der offiziellen Straßen gefahren werden. In regelmäßigen Abständen gibt es Kontrollposten, die, ebenso wie auf den Wasserwegen, sofort das Feuer eröffnen und mit eigenen bewaffneten Trucks die Verfolgung aufnehmen. Auch in "Far Cry 2" gibt es wieder die Hängegleiter. Von hohen Bergen aus lassen sich weite Strecken zurücklegen. Allerdings ist es nicht möglich, im Fluge zu feuern. Für alle Fahrzeuge gibt es lediglich eine simple Fahrphysik. Das Augenmerk wurde hierbei offensichtlich mehr auf den Spielspaß und nicht auf Realismus gelegt. Was eine gute Lösung ist. Das Schadensmodell sieht vor, dass sich jedes Gefährt wieder reparieren lässt. Beschädigungen erleidet der Untersatz dabei nicht nur durch Feindbeschuss, sondern auch durch die eigenen Fahrkünste. Die verschiedenen Schadensstufen werden durch leichten Rauch bis tiefschwarzen Qualm visuell dargestellt. Sollte ein Motor erstmal Feuer fangen, heißt es, die Beine in die Hand zu nehmen. Hier sagen sich Gnu und Zebra gute Nacht Die Spielwelt ist grafisch wirklich eine Augenweide und kann mit jedem Konkurrenzprodukt problemlos mithalten. Die Entwickler haben sich alle Mühe gegeben, von den Weiten der Savanne bis hin zum Dschungel die Spielwelt mit Leben zu füllen. Ob zu Fuß oder mit einem fahrbaren Untersatz, während der Reisen durch das afrikanische Land begegnet die Spielfigur Zebras, Wasserbüffeln, Gazellen und einigen weiteren Vertretern der Tierwelt auf dem schwarzen Kontinent. Es ist auch durchaus möglich, etwas auf Safari zu gehen. Zur Spielatmosphäre tragen die diversen Vierbeiner ungemein bei. Allerdings hätte es deutlich häufiger zu einem Zusammentreffen kommen können. Da es sich bei allen animalischen Lebensformen um Fluchttiere handelt, die für den Protagonisten keine Gefahr darstellen, drängt sich die Frage auf: Wo findet man den König des Dschungels? Enttäuscht muss man feststellen, dass auf Löwen völlig verzichtet wurde. Bei jedem unfreiwilligen Bad im trüben, braunen Wasser kommt zwar die beklemmende Angst vor einem Krokodil auf, doch auch der Badespaß wird durch kein Reptil verdorben. Ubisoft kündigte allerdings bereits an, die Artenvielfalt in "Far Cry 2" weiter zu verbessern. Mit den automatischen Updates sollen diese dann ins Spiel integriert werden. Gemeinsam in Afrika Zunächst muss ein Account bei Ubisoft angelegt werden, damit man online mitspielen kann. Der Multiplayer-Modus in "Far Cry 2" ist leider kein Meilenstein. Selbstverständlich gibt es ein "Deathmatch": Hierbei kämpft jeder gegen jeden. Der Spieler, der die meisten Gegner getötet hat, gewinnt. Dann gibt es das "Team-Deathmatch", hierbei gibt es zwei Fraktionen, es gewinnt das Team mit den meisten Abschüssen. Bei "Capure the Diamond" muss aus dem gegnerischen Basislager ein Koffer mit Diamanten gestohlen und ins eigene Lager gebracht werden, wobei der eigene Koffer dabei beschützt werden muss. Im Modus "Aufstand" müssen verschiedene Kontrollpunkte auf der Karte vom Anführer, dieser wird vom Spiel bestimmt und kann abgewählt werden, eingenommen und am Ende der Anführer des Gegners getötet werden. Zu Beginn muss der Spieler sich für eine Klasse entscheiden, während eines Spiels kann sie aber gewechselt werden. Jede Klasse verfügt über spezielle Waffen und damit eigene Kampfstrategien. Die Waffen lassen sich durch den Gewinn von Diamanten verbessern. Es gibt folgende Einteilung: Kommando, Scharfschütze, Guerilla, Rebell, Richtschütze und Saboteur. Nach jeder Runde werden Erfahrungspunkte verteilt. Sind genug dieser Punkte gesammelt, steigt der Spieler einen Rang auf und erhält Diamanten, die er für die neuen Waffen ausgeben kann. Leider bietet der Multiplayer-Modus keine Innovationen und derzeit gibt es noch etliche Verbindungsprobleme zu den Servern. Diese Probleme werden hoffentlich schnell behoben werden, ob aber neue Spielmodi hinzukommen, ist fraglich. Sehr erfreulich ist die Vielfalt der spielbaren Karten. Der Karteneditor Ein kleines Meisterstück ist den Entwicklern mit dem Editor gelungen. Ohne Vorkenntnisse gelingen hier auch unerfahrenen Spielern in Kürze gute Karten für den Multiplayer-Modus. Im mitgelieferten Handbuch wird der Editor zwar nicht beschrieben, allerdings sind die Funktionen sehr intuitiv und eine Checkliste informiert den Weltenbauer über Fehler oder notwendige Dinge, wie Startpunkte, die noch fehlen. Die erstellten Karten können im Internet mit anderen ausgetauscht werden. Tritt man einem Multiplayer-Spiel bei, in dem auf einer selbst erstellten Karte gespielt wird, so lädt man diese automatisch herunter. Nach der Partie kann man die Karte bewerten. Das Gute dabei ist, dass selbst große, umfangreiche Karten nur sehr wenig Speicherplatz benötigen. Mit diesem Editor werden schon in Kürze unzählige Karten ihren Weg ins Netz finden. Waffenhandhabung Auch "Far Cry 2" spielt sich wie jeder andere 3D-Shooter. Mit den "WASD"-Tasten bewegt man die Spielfigur aus der Ego-Perspektive in die entsprechenden Richtungen, gefeuert und gezielt wird mit der Maus. Alle Tasten sind natürlich frei belegbar, so dass der Spieler die Steuerung seinen Gewohnheiten anpassen kann. Neu ist, dass aus vollem Lauf in Deckung gerutscht werden kann und dass die Positionswechsel in den Fahrzeugen animiert sind. Das bedeutet: Nach einfachem Tastendruck schwingt man sich vom Fahrersitz in die Position des Kanoniers auf dem Rücksitz. Ladehemmungen werden mit der Taste für das Nachladen gelöst. Was negativ auffällt, ist, dass es im Vergleich zum Vorgänger "Far Cry" nicht möglich ist, sich auf den Boden zu legen. Die Fahrzeuge steuern sich erfreulicherweise genauso wie die Spielfigur, so dass man sich nicht zig Steuerungseinstellungen merken muss. Speichern kann man zu jeder Zeit, entweder über die Schnellspeicher-Taste oder, indem man mit "ESC" ins Menü wechselt. Bei Gegenständen, Türen oder Fahrzeugen leuchtet die Benutzen-Taste auf, sobald man sich in Reichweite befindet. Im Multiplayer-Modus wird die Taste zur Wundheilung auch dazu benutzt, getroffene Kameraden zu verarzten. Im Menü kann die Klasse und Ausrüstung gewechselt werden. Der mitgelieferte Karteneditor wird mit der Maus bedient. Panoramablick Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte. "Far Cry 2" zeigt auf über 50 km² eine wunderschöne afrikanische Landschaft, die es mit jedem Konkurrenten auf dem Markt aufnimmt. Wirklich bombastisch kommen die Buschfeuer oder der aufgewirbelte Staub, wenn Jeeps durch die Savanne rasen, daher. Die Sonnenuntergänge und prächtigen Landschaften könnte man sich geradewegs ausdrucken und als Poster in das heimische Wohnzimmer hängen. Wirklich beeindruckend ist, dass diese brachiale Grafikpower sich auf der Festplatte in 3,5 GB versteckt und sogar auf älteren Systemen unglaublich flüssig läuft. Dominic Guay, Lead Technical Director sagte dazu: "Es war immer unser Wunsch, "Far Cry 2" so vielen Spielern wie möglich zugänglich zu machen. Wir haben unaufhörlich an der Optimierung von "Far Cry 2" gearbeitet, um dieses Ziel zu erreichen". Ubisoft ist dies auch eindrucksvoll gelungen. Der Wechsel zwischen Tag und Nacht ist einfach ein Augenschmaus und selbst nachts werden die Spieleraugen mit einem klaren Sternenhimmel und Sternschnuppen verwöhnt. Dynamische Wolken, sich ausbreitendes Feuer, Wasserfälle, Dschungel, Savannen, Berge - hier gibt es wirklich alles. Beim Laufen durch das Gebüsch knicken Sträucher sowie Äste um und im Wasser spritzen Fontänen hoch, sollte man darauf feuern. In Sachen Grafik stellt "Far Cry 2" wirklich eine Referenz dar. Für den vollen Grafikgenuss sollte sich im heimischen PC aber auch ein Löwe von einer Grafikkarte verbergen. Buschtrommeln Auch in Sachen Sound hat "Far Cry 2" einiges zu bieten. Angefangen mit der afrikanischen Hintergrundmusik, die in Gefahrensituationen hektischer wird, bis hin zur Sprachausgabe ist es Ubisoft wirklich gelungen, die passende Atmosphäre zu schaffen. Die Waffen klingen durchweg sehr realistisch und selbst Aktionen wie das Verarzten oder das Nachladen wurden hervorragend umgesetzt. Gegnerische Truppen unterhalten sich oder rufen sich beim Angriff Kommandos zu. Die Synchronisation der Hauptcharaktere ist bis auf sehr wenige Aussetzer sehr gut gelungen. Die Buschfeuer sehen nicht nur beeindruckend aus, sondern hören sich auch sehr realistisch an. Bei den Fahrzeugen hingegen muss der Spieler ein Auge zudrücken, hier ist die Umsetzung nicht so gelungen, aber das fällt wohl lediglich auf, weil der Rest wirklich hervorragend ist. "Far Cry 2" hält so ziemlich alles, was es verspricht. Eine atemberaubende Grafik, die selbst auf älteren Systemen zur Geltung kommt. Gelungene Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger. Geniale Ideen, wie das Verarzten und der Waffenverschleiß, den man auch visuell mitverfolgen kann. Eine Story, die zum Ende hin immer besser wird. Gegner, die sich um ihre verwundeten Kameraden sorgen. Feuer, wie es sicherlich noch nie zuvor in einem Spiel zu sehen war. Ein dynamischer Wechsel zwischen Tag und Nacht, realistische Waffen und eine riesige freie Spielwelt, die Afrika in seiner ganzen Schönheit zeigt. Leider spielen sich alle Aufträge gleich, so dass hier etwas Langeweile aufkommt. Etwas unverständlich ist, dass Ubisoft so langsam auf die Probleme im Multiplayer-Bereich reagiert. An "Far Cry 2" führt derzeit trotzdem kein Weg vorbei; es ist ein Spiel, das man wirklich gespielt haben muss. Am besten zuvor noch die DVD von "Lord of War" anschauen, so päppelt man die etwas dünne Vorgeschichte auf, und dann kann die Jagd auf den Schakal beginnen. (24.11.2008)
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