Black Sails – Das Geisterschiff

Black Sails – Das Geisterschiff

(Astragon)

geschrieben von Kevin Krüger

 

 
Entwickler: Deck13 Interactive
Publisher: Astragon
Genre: Point-and-Click-Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Black Sails
Preis: 29,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Am 22. April 2010 erschien, publiziert von Astragon, das Point-and-Click-Adventure "Black Sails – Das Geisterschiff". Der aus dem Entwicklerstudio von Deck13 Interactive - bekannt durch "Jack Keane", "Ankh" und "Venetica" - stammende Titel verspricht packende Spannung, knifflige Rätsel und gute Atmosphäre, so dass wir von DLH uns aufgerufen fühlten, das Abenteuer auf dem Geisterschiff selbst zu erleben.

Alle Mann an Bord!

1884 Anno Domini, nach einem Schiffsunglück mitten auf dem Atlantischen Ozean, können sich die zwei scheinbar einzigen Überlebenden mit letzten Kräften an Bord eines alt und verlassen wirkenden Segelschiffes retten. Die Protagonistin namens Anna, deren Rolle man übernimmt, und ein Mann namens Lex, die sich an Bord desselben Schiffes von Amerika nach Portugal befanden, müssen sich nun auf dem unheimlichen Kahn umsehen und zurück an Land gelangen.

Nach einem kurzen Dialog, in dem sich der Spieler bereits das erste Mal selbst entscheiden kann, was er tun möchte und somit den Verlauf der Geschichte beeinflusst, stellen Anna und Lex fest, dass die einzige Tür des Raumes verschlossen ist und niemand auf ihre Rufe reagiert. Anscheinend müssen sie sich selbst etwas einfallen lassen, um aus der Kapitänskajüte zu kommen, Lex jedoch scheint es vorzuziehen, sein eigenes Ding zu machen, womit alle Arbeit selbstverständlich wieder am Spieler hängen bleibt. Der diebisch wirkende Eigenbrötler treibt sich vorerst weiterhin in der Kapitänskajüte herum, bis einige unvorhergesehene Ereignisse ihn dazu treiben, diese zu verlassen. Anna, die zwischenzeitlich einiges über ihren Aufenthaltsort herausgefunden und die ersten Schritte unternommen hat, um ihn wieder verlassen zu können, sucht zunächst nach ihm und findet ihn dann an einem anderen Ort wieder. Nach einem Informationsaustausch ist Lex nun doch zur Kooperation bereit und steht dem Spieler immerhin in gewissem Maße beratend zur Seite. Seine Kooperation währt jedoch nicht sehr lang, da die Geschichte bald eine überraschende Wendung nimmt und man zügig darauf am Punkt der letzten Entscheidung an Bord des Schiffes ankommt. Wie genau das Ende dieser Geschichte ausfällt, bleibt dem Spieler überlassen.

Gameplay

Da es sich bei diesem Titel um einen klassischen Vertreter der Sparte Point-and-Click-Adventure handelt, bleibt zur Steuerung an sich nicht viel zu sagen: Man zeigt auf etwas und klickt darauf, die Spielfigur sagt etwas dazu, untersucht den Gegenstand, betätigt ihn oder nimmt ihn mit. Das wegen des scheinbar unendlichen Stauraums an Mary Poppins‘ Handtasche erinnernde Inventar ermöglicht dem Spieler, sich die eingesackten Gegenstände noch genauer anzusehen. Einige offenbaren bei genauerer Betrachtung Zahlen oder Worte, die zur Lösung von Rätseln beitragen können, andere können auseinandergenommen, kombiniert, benutzt oder an anderen Stellen platziert werden.

Um die Rätsel, die in der Regel aus Kombinieren oder Einsetzen von Gegenständen bestehen, zu lösen, muss der geneigte Hobbydetektiv stets die Augen offen halten, alles Erdenkliche ausprobieren und über ein gewisses Maß an Kombinationsgabe verfügen. Negativ für den einen, positiv für andere kann sich hierbei auswirken, dass auf ein Hervorheben der sogenannten "Hotspots", also interessanten Gegenstände und Orte, gänzlich verzichtet wurde, so dass der Spieler auch mal den einen oder anderen übersehen könnte. Glücklicherweise steht ein Hilfesymbol zur Verfügung, das dafür sorgt, dass alles Wichtige mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet wird, solange der Mauszeiger über dem Hilfesymbol verweilt.

Die Tutorial-Elemente wurden verständlich und unaufdringlich gestaltet, jedoch ist kaum, dass man das letzte Tutorial-Fenster weggeklickt hat, das Spiel mit insgesamt weniger als fünf Stunden Spielzeit auch schon fast vorbei. Gespeichert und geladen werden kann glücklicherweise wo und wann man will im Pausenmenü.

Grafik

Point-and-Click-Adventures in 3D-Grafik sind heutzutage nicht mehr unbedingt selten, dabei sticht hier dennoch sprichwörtlich sofort ins Auge, dass die Umgebung mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet wurde. Auf herumliegenden Zeitungen meint man, schemenhaft Bilder und Worte der Artikel erkennen zu können. Der insgesamt gut gelungenen Atmosphäre verleihen umhertreibende Nebelschwaden und Staubflocken noch etwas mehr Tiefe. Die Animationen der Charaktere wirken recht natürlich, leider macht der Charakter aber beinahe immer die gleiche Bewegung, egal ob man etwas einsteckt oder betätigt.

Die Schrift auf gefundenen Briefen, Tagebuchseiten und Ähnlichem ist sehr passend gewählt, leider aber recht schwer lesbar, wodurch wiederum positiv wirkt, dass alle Schriftstücke beim Fund von Anna vorgelesen werden. Die Grafikeinstellungen lassen sich kaum anpassen, die wenigen veränderbaren Faktoren beschränken sich auf Auflösung, Gamma-Helligkeit und Antialiasing, wobei man für die Gamma-Einstellung nicht mal eine Hilfestellung bekommt. Dies kann an einigen Stellen hinderlich sein, da das Spiel stellenweise sehr düster ist und man interessante Dinge zum Teil durch Mangel an Helligkeit und Kontrast kaum sehen kann.

Eigensinnige und mitunter unvorteilhafte Perspektiven wirken sich negativ auf das Spielerlebnis aus, ebenso der scheinbare Sparfaktor Videosequenzen. Wirkliche Videosequenzen fehlen bis auf Einleitung und Abschlusssequenz völlig, Ingame-Sequenzen sind rar gesät. So passiert es beispielsweise, dass man eine Treppe hinaufgehen möchte, der Bildschirm einfach schwarz wird und man plötzlich am oberen Treppenabsatz steht.

Sound

Hintergrundgeräusche und -musik wurden passend zur Gesamtstimmung des Spiels gewählt, leider gibt es aber wenig Variation. Genauso verhält es sich bei den Aussagen der Spielcharaktere, welche zum großen Teil stark einseitig ausfallen. Die Dialoge zwischen Anna und Lex sind langatmig und wenig förderlich, dafür fallen die Audio-Optionen des Spiels umso ergiebiger aus. Geräusche, Musik, Sprache können unabhängig voneinander konfiguriert werden und falls nötig lassen sich auch Untertitel einblenden.

Anfänglich beeindruckt durch die Details in Grafik und Animation sank der Spielspaß von Minute zu Minute durch eine anfänglich flache Story, zunehmend unlogische oder an den Haaren herbeigezogene Lösungsschritte und null Langzeitmotivation. Das Ende ist vorhersehbar und unzufriedenstellend. Details und Atmosphäre sind schön und gut, jedoch sollte alles andere und allem voran die Storyline nicht darunter leiden. Wenig Witz, kaum Spannung und eine abgegriffen wirkende Handlung lassen dieses atmosphärische Spiel leider doch nur echten Genreliebhabern schmecken.

(18.05.2010)

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