Space Siege

Space Siege

(Sega)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Gas Powered Games
Publisher: Sega
Genre: Actionspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Space Siege
Preis: 46,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Obwohl "Dungeon Siege" und "Space Siege" einen ähnlichen Namen haben und beide unter der Führung des bekannten Spieldesigners Chris Taylor bei "Gas Powered Games" entwickelt worden sind, sollte man die Spiele nicht miteinander verwechseln, da sie sich sowohl in der Hintergrundgeschichte als auch im Inhalt deutlich unterscheiden. Man ahnt zwar, dass die Fantasy-Welt des ersten Titels durch einen Ausflug in den Weltraum abgelöst wird, doch ob sich der Exkurs in die Science-Fiction für den Spieler lohnt, zeigt der folgende Test.

Angriff der Killerkrebse

In ihrem ständigen Streben nach Wissen und Macht breiten sich die Menschen immer weiter im Universum aus, bis sie schließlich die Antwort auf die Frage erhalten, ob sie die einzigen intelligenten Lebewesen sind. Als einige Kolonisten auf einem Planeten Ruinen unbekannter Herkunft finden, haben sie leider nichts Besseres zu tun, als sie zu entweihen und damit den Zorn einer Alienrasse - der Kerak - auf die Menschheit zu ziehen. Die insektenartigen Einheimischen lassen die Unwissenheit einer noch jungen, weltraumfahrenden Zivilisation als Entschuldigung nicht zu und greifen ohne vorherige Kontaktaufnahme systematisch Kolonien und Außenposten an. Dank ihrer fortschrittlichen Technologie haben die Außerirdischen keine Probleme, kurzen Prozess mit den Menschen zu machen und verfolgen sie bis in das heimatliche Sonnensystem, um schließlich in einem finalen Angriff die Erde zu zerstören.

Mit dem Mut der Verzweiflung schafft es ein Kolonieschiff, die Angriffswelle aus mächtigen Raumschiffen im Orbit zu durchbrechen und in die Weiten des Alls zu entkommen. Leider währt die Freude über die gelungene Flucht nicht lange, denn ein Angriffsshuttle der Kerak kann noch rechtzeitig andocken und beginnt damit, seine tödliche Fracht ins Innere zu lassen. Die Besatzung und der Held des Spiels, Seth Walker, haben nur eine Chance zu überleben, indem sie sich in den Kälteschlaf begeben, während die künstliche Intelligenz, die das Schiff steuert, ein hochwirksames Insektizid versprüht. Allerdings müssen sie sich bis zu den Kälteschlafkapseln durch Horden von Angreifern kämpfen. Nur mit knapper Not und unter großen Verlusten gelingt die Flucht.

Einige Wochen später erwacht der Spezialist für Robotik, Seth Walker, aus dem Kälteschlaf, nur um festzustellen, dass das Giftgas fast keine Wirkung bei den Angreifern gezeigt hat. Die benachbarten Kapseln sind leer und Kerak durchstreift die weiten Korridore des Kolonieschiffs. Tapfer macht sich der Held auf die Suche nach Überlebenden. Dabei findet er nicht nur einige hilfreiche Waffen und sogar einen tatkräftigen Gefährten, den Roboter HR-V, sondern auch Implantate, die ihm einzigartige Fähigkeiten verleihen können. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn durch jeden chirurgischen Eingriff büßt Seth einen Teil seiner Menschlichkeit ein und wird einer Maschine immer ähnlicher. Der Preis für einen eindeutigen Kampfvorteil ist in "Space Siege" hoch und manchmal sogar zu hoch …

Allein im Weltall

Dem Spieler obliegt es, den Robotikspezialisten Seth Walker sowie seinen Kumpanen HR-V durch die stark einander ähnelnden Flure und Gassen des Kolonieschiffs zu lenken und dabei Horden von Gegnern mit Waffengewalt zum Schweigen zu bringen. Dabei begegnet man nicht nur den insektenartigen Kerak, sondern auch ehemaligen Besatzungsmitgliedern, die in Cyborgs verwandelt worden sind und als Angehörige einer dritten unbekannten Partei gegen die Außerirdischen aber auch gegen den Helden agieren. Glücklicherweise hat man für alle Feinde die passende Antwort zur Hand, nämlich Tod und Verderben speiende Geschütze, die man durch aufgefundenes Material aus Kisten oder von gefallenen Kontrahenten weiter aufwerten kann. Darüber hinaus investiert man "Materialpunkte" in eine bessere Rüstung, die Seth resistenter gegen Elemente wie Feuer oder Strom macht und spendiert HR-V Upgrades, die ihn in eine unaufhaltsame Kampfmaschine verwandeln. Die Modifikation der Gegenstände erfolgt meistens an einem Terminal, das mit "Workbench" (engl. für Werkbank) gekennzeichnet ist und sich neben der Medizinstation befindet, die nebenbei auch als Speicherpunkt fungiert.

Im weiteren Spielverlauf rettet man einige Besatzungsmitglieder, die den Protagonisten mit Informationen über Waffenverstecke sowie mit Aufträgen versorgen, die die Handlung vorantreiben. So trifft man unter anderem auf einen Cyberchirurgen, der auf Wunsch an Implantatstationen körperliche "Verbesserungen" durchführen kann. Es ist möglich, bis zum Spielende fast den gesamten Körper in eine maschinelle Version umzuwandeln und dadurch Zugang zu einzigartigen Talenten zu erhalten. Vor allem Letztere verleihen "Space Siege" einen Hauch von Rollenspiel, da man nach erfüllten Missionen, die sich meistens auf "Laufe zu Ziel X und klicke auf Gegenstand Y" beschränken, Punkte erhält, die man für körperliche Fähigkeiten sowie für Ingenieurwissen einsetzt. So lernt Seth, immer besser zu kämpfen und kann später nützliche Helfer wie Geschützdrohnen herstellen. Sollte den Helden trotz aller Vorteile im Kampf der Tod ereilen, so erscheint er automatisch am zuletzt besuchten medizinischen Terminal und kann erneut in die Schlacht ziehen. Ähnliches gilt für den Roboterfreund HR-V, der in einer beliebigen "Fabrik" wieder aufgebaut werden kann.

Das größte Problem von "Space Siege" ist die Langeweile, die sich nach ungefähr 45 Minuten Spielzeit einstellt. Immer wieder durchstreift man gleich aussehende Levels und bekämpft die gleichen Feinde, auch wenn sie gegen Ende etwas kräftiger zu werden scheinen. Die Erfüllung der Missionen stellt keine Herausforderung dar und selbst das Suchen nach besseren Waffen oder Implantaten entfällt, da man früher oder später über sie geradezu stolpert, weil sie sich praktisch neben den Missionszielen befinden. Die Hintergrundgeschichte enthält nur wenige Zwischensequenzen und man erfährt die Geschehnisse an Bord des Raumschiffs meistens über eingeblendete Funksprüche sowie gefundene Datendisks der verstorbenen Besatzungsmitglieder. Da ist es vielleicht gar nicht so schlimm, dass das Spiel bereits nach acht Stunden geschafft ist und man je nach Entscheidung sowie fortgeschrittener Metamorphose zum Cyborg eines der möglichen finalen Videos sieht. Etwas nervig ist auch die Tatsache, dass man darauf verzichtet hat, eine Minikarte im Kampfbildschirm einzufügen, die den umständlichen Blick auf den Plan des Raumschiffs überflüssig machen könnte. Alles in allem wirkt "Space Siege" wie ein Projekt mit viel Potenzial, das jedoch auf Grund zur Neige gehender Geldmittel nicht vollständig ausgeschöpft wurde und das Spiel viel zu schnell auf den Ladentisch gelangt ist.

Suche Deckung

Obwohl man die Sonderfähigkeiten des Kämpfers mit Robotergehilfe frei auf selbst definierte Hotkeys - die Zahlen- sowie die F-Tasten - legen kann, hat man versäumt, grundlegende Bewegungsabläufe frei einstellbar zu machen. So ist "Space Siege" unnötig schwierig zu spielen, weil man auf die altbewährte "WSAD"-Steuerung verzichtet hat und der Protagonist hauptsächlich mithilfe der Maus gelenkt werden muss. Zwar gibt es gute Ansätze, wie zum Beispiel das Ausweichen von gegnerischen Schüssen und Nahkampfangriffen, jedoch hat man diese Idee nicht konsequent genug umgesetzt. Auf Knopfdruck hechtet Seth Walker nämlich in das Feindfeuer hinein anstatt zur Seite. Nur dann, wenn man mit dem Mauszeiger eine Richtung andeutet, geht die Hechtrolle auch dort hin. Dabei verliert man aber wertvolle Zeit, denn mit dem Zeiger muss man auch gleichzeitig auf Gegner zielen. Es wäre vermutlich besser gewesen, sich am Spiel "Alien Shooter" zu orientieren, das im Aufbau ähnlich ist. Warum man andere Tasten als die oben genannten nicht frei belegen kann, konnte bis Testende nicht geklärt werden.

Optik neu ausrichten

Die Spielumgebung ist wie in einem Science-Fiction-Thriller in düsteren Farben gehalten, wobei hauptsächlich die Waffen des Helden für Beleuchtung sorgen. Je nach Grafikeinstellung werfen die Spielfiguren einen Schatten, der sich den Lichtquellen dynamisch anpasst. Man kann jedoch diese Option getrost abschalten, da sich trotz der frei drehbaren Kamera mit verschiedenen Zoomstufen die Vogelperspektive als einzige praktisch spielbare Ansicht erweist und Schatteneffekte in ihr oft untergehen. Die Levels, in denen man sich bewegt, bieten wenig Abwechslung, da sie aus immer gleich aussehenden Korridoren, Hallen und Räumen aufgebaut sind. Zwar haben sich die Entwickler bemüht, die Kämpfe durch einige Explosionen aufzupeppen, indem sie fast überall Container mit Gefahrgut sowie Minen platziert haben, die bei Beschuss in die Luft gehen und bei Gegnern für große Schäden sorgen, doch fallen die dabei auftretenden Effekte eher mager aus. Da hilft es auch nicht, dass man das physikalische Verhalten der Gegenstände gemäß Physik-X modelliert hat, um ein realistisches Zerbersten von Kanistern, Glasscheiben oder Transportkisten darzustellen. Vermutlich ist die letztgenannte Maßnahme sogar dafür verantwortlich, dass "Space Siege" trotz seiner schwachen Grafik recht empfindliche Anforderungen an die Hardware des Spielers stellt. Nur die detaillierte Gestaltung Seth Walkers und seiner Ausrüstung verdient Beachtung, denn neben dem aufrüstbaren Schutzanzug erlebt der Held bei jeder Cybermodifikation eine grafische Metamorphose, die ihn immer mehr zu einer Maschine werden lässt. Außerdem sind natürlich auch die wenigen Bossgegner, die erst gegen Ende des Spiels auftauchen, schön anzusehen.

Das Funkgerät ist defekt

Leider haben die Entwickler die deutsche Lokalisierung von "Space Siege" offenbar für zweitrangig gehalten, denn die Dialoge der Spielfiguren sind voller Stilfehler, die für unfreiwillige Komik sorgen. So geschieht es oft, dass die Sprecher, seien es Gegner oder Verbündete, sich abwechselnd siezen oder duzen. Außerdem gibt es inhaltliche Fehltritte, wie zum Beispiel die Tatsache, dass die feindlichen Aliens im Einführungsvideo noch richtig als "Kerak", im Spiel aber lediglich als Krebse bezeichnet werden, was bei ihrem insektenartigen Aussehen zu einiger Verwirrung führt. Die englische Fassung dagegen leistet sich solche Fauxpas nicht. Ferner hat man sich bemüht, den futuristischen Waffen des Protagonisten sowie seiner Umgebung in Form eines Raumschiffs, das merkwürdigerweise neben Kolonisten Unmengen an Gasflaschen sowie explodierenden Kisten zu transportieren scheint, passende Klänge zu verleihen. Oft ist es jedoch am Testrechner vorgekommen, dass die Geräusche während eines Gefechts zusätzlich ein unangenehmes Krächzen im Lautsprecher erzeugt haben, weil vermutlich zu viele Signale wie Explosionen oder Angriffs- und Sterbeschreie ineinandergeflossen sind.

"Space Siege" ist ein Beispiel dafür, dass "teuer" nicht unbedingt mit "gut" gleichzusetzen ist, denn der Verkaufspreis von knapp 50 Euro entspricht einem äußerst schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Spiel bietet einfach viel zu wenig für das geforderte Geld und gehört, wenn man den Inhalt sowie die Grafik betrachtet, eher zur Budget-Sparte. Fans von "Dungeon Siege" kann man nur warnen, die Titel trotz des gleichen Entwicklers nicht miteinander zu verwechseln, da Enttäuschungen sonst unvermeidlich sind. Sollte jemand dennoch Interesse an einem Actionspiel zeigen, das "Alien Shooter" stark ähnelt, kann man nur empfehlen, mit dem Kauf so lange zu warten, bis der Verkaufspreis deutlich gesunken ist.

(22.09.2008)

Minimale

- Windows Vista/XP Service Pack 2

- Pentium IV 2,6 GHz (oder vergleichbarer AMD)

- 512 MB RAM Arbeitsspeicher

- Grafikkarte mit mind. 128 MB (DirectX-9-kompatibel und Vertex-/Pixelshader-Unterstützung 2.0)

- DVD-ROM

- mind. 3 GB freier Festplattenspeicher

- Soundkarte (DirectX-kompatibel)

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