Codename: Panzers Phase Two

Codename: Panzers Phase Two

(CDV)

geschrieben von Axel Kleps

 

Geschichte

Codename Panzers! Bei Erwähnung dieses Titels erschauderten im letzten Jahr viele Strategiefans. Dieses Spiel war eines der Highlights und mittlerweile ist eine große Fangemeinde entstanden, was auf die gute Qualität dieses Spiels schließen lässt. Die Entwickler aus dem Hause Stormregion ruhten sich aber nicht auf ihren Lorbeeren aus, entwickelten den zweiten Teil und sorgten dafür, dass die Strategiefans auch im Jahre 2005 wieder mit einem Lachen auf dem Gesicht vor ihren Monitoren sitzen können. Codename: Panzers Phase Two ist eine gelungene Weiterentwicklung mit vielen neuen Aspekten, die Strategiefans auf keinen Fall verpassen sollten.

Das Spiel

Codename: Panzers Phase Two spielt nicht mehr in den kalten Regionen Europas. Die Schauplätze wurden in die warmen, aber auch sandigen Gegenden der afrikanischen Wüste und in die beschaulichen Ebenen Italiens und Jugoslawiens verlegt. Auch in Teil Zwei haben die Entwickler aus dem Hause Stormregion keine Experimente gestartet. Sie verfolgen weiterhin die knallharte Linie des anspruchsvollen Strategiespiels mit viel Action, schöner Grafik, bombastischem Sound und dennoch übersichtlicher Handhabung. Kenner der Serie finden auch in Phase Two alte Bekannte wie den Wehrmachtsoffizier Hans von Gröbel, Jeffrey Wilson aus Amerika oder den Briten James Barnes wieder und die Handlungsstränge zwischen all diesen Charakteren sind verzweigter als im ersten Teil. Neue Personen wie die Gebrüder De Angelis bestimmen beispielsweise die Haupthandlung der Achsenkampagne, wobei die bekannten Charaktere immer wieder mit eingeflochten werden. Einige Spieler werden sich wahrscheinlich erschrecken, da die Anzahl der zu spielenden Missionen im Vergleich zu Teil Eins um 30% gekürzt wurde, allerdings sind diese in mehrere Sektionen eingeteilt und dadurch viel umfangreicher geworden. Es kann also durchaus passieren, dass sich die Dauer einer Mission auch aufgrund des knackigen Schwierigkeitsgrades über mehrere Stunden hinzieht. Bekanntlich bestehen die einzelnen Levels aus mehreren Hauptzielen, für deren Erreichen man Honor-Punkte bekommt, die dann im Zuge der folgenden Aufgabe als eine Art Währung für den Ausbau der Armee verwendet werden. Ebenfalls sind neben den Hauptmissionen auch zweitrangige Ziele angegeben, vom Erreichen eines Stützpunktes innerhalb einer bestimmten Zeit oder die Übernahme feindlicher Fahrzeuge bis hin zur Verteidigung bestimmter Objekte innerhalb der laufenden Mission. Und genau dort liegt der Unterschied zu anderen Strategiespielen. In Codename: Panzers Phase Two liegt das Hauptaugenmerk nicht im Aufbau einer Riesenarmee, mit der man einfach alle Gegner praktisch niederwalzen kann, sondern es stehen in Phase Two nur eine begrenzte Anzahl an Soldaten, Artilleriegeschützen oder Panzern zur Verfügung, mit denen der Spieler tunlichst haushalten sollte, möchte er die Missionen denn bestehen. Gelungen ist ebenfalls das Feature des Tag- und Nachtwechsels, das weitere taktische Mittel in das Spiel einfließen lässt. Man kann die Nacht als Mittel zur Tarnung zum Angriff nutzen oder an Fahrzeugen die Scheinwerfer zur besseren Übersicht einschalten, was wiederum aber eine höhere Gefahr beinhaltet, entdeckt zu werden. Hier ist also viel strategisches Können gefragt, um spätere Levels zu bestehen. Der Spieler ist in der Lage, aus einer Vielzahl von Einheiten für jede anstehende Mission eine passende Armee von verschiedenen Soldaten, Sanitätern, Panzern, Artilleriegeschützen und wichtigen Nachschub- und Reparaturfahrzeugen zusammenzustellen. In Phase Two ist es auch möglich, die Landschaft als weiteren Strategiepunkt mit einzubeziehen. Hügel geben besonders gute Schusspositionen ab, wobei die Einheiten in einem Tal für die weiter oben stehenden Einheiten gute Ziele abgeben.

Gameplay

Stormregion steht für Produkte mit umfangreicher, aber intuitiv zu nutzender Steuerung. Das Spiel macht hier erfreulicherweise keine Ausnahme. Der Nachfolger ist auch in diesem Bereich konsequent weiterentwickelt worden und bietet dem Spieler eine übersichtliche Steuerung, die dennoch alle wichtigen Funktionen mit meist einem Mausklick möglich macht. Mit wenigen Klicks hat man das Angriffs- oder Defensivverhalten der einzelnen Einheiten eingestellt, bei den Nachtmissionen wird ebenfalls mit einem Druck auf die Maustaste das Licht ein- oder ausgeschaltet und die Steuerung der Einheiten funktioniert nach altbekanntem System: Einmal links klicken, um die Truppenteile zu aktivieren und einmal rechte Maustaste, um die Protagonisten zum nächsten Ziel zu bewegen. So sind auch Genreneulinge schnell in der Lage, sich in diesem Spiel zurechtzufinden, weil die Aufmerksamkeit in den späteren Missionen nicht der Steuerung gelten darf, sondern dem Gelingen der Missionen. Der Schwierigkeitsgrad ist anfangs noch relativ leicht, steigt aber in späteren Aktionen auf ein teilweise sehr knackiges, um nicht zu sagen heftiges, Niveau an. Das wiederum erhöht aber den Adrenalinspiegel des Spielers, da nur ein schmaler Grat über Gewinn oder Scheitern der Mission entscheidet. Erfreulich ist ebenfalls die Möglichkeit, jederzeit speichern zu können. Nichts wäre schlimmer gewesen, als stundenlang an der Vorbereitung des finalen Missionszieles zu arbeiten und dann macht der recht starke Computergegner dem Spieler am Ende einer Mission einen gewaltigen Strich durch die virtuelle Rechnung. Alles in Allem also eine faire Lösung, dem Spieler nicht den letzten Nerv zu rauben, stattdessen wird er immer wieder animiert, weiterzumachen. Zudem geizt Codename: Panzers nicht mit Lob und Tadel. Hat der Spieler eine schwierige Mission bestanden, werden einerseits die wichtigen Punkte verteilt, mit denen der Spieler die Einheiten ergänzen kann, andererseits werden in den Zwischensequenzen vergangene Aktionen noch einmal erwähnt und in den Handlungsstrang eingebunden, so dass sich der Spieler miteinbezogen fühlt. Auch in Teil Zwei der Codename-Serie ist es aber leider nicht gelungen, die KI und vor allem die Wegfindung zu optimieren. Nichts ist nerviger als an engen Stellen festgekeilte, einzelne Einheiten voneinander zu befreien und auf die richtige Reise zu schicken, während der Rest der Einheiten auf dem Weg zum Ziel ist und der komplette Verband durch derart dumme Fehler auseinander gerissen wird. Somit ist bei dieser Art Spiel auch die Durchschlagskraft der eigenen Armee minimiert und der Missionserfolg in Frage gestellt. Das ist bei diesem Spiel speziell ärgerlich, da sowieso nur mit limitierten Einheiten gekämpft wird und im Falle eines Rückzugs die Einheiten erst langsam umdrehen, womöglich noch irgendwo hängen bleiben und die Anzahl der noch kampffähigen Einheiten drastisch gegen Null dezimiert wird. In dem Bereich besteht noch Nachholbedarf seitens der Entwickler. Die Singleplayermissionen sind nach akzeptablen 30-35 Stunden erledigt, aber durchaus spannend aufgezogen und garantieren einen hohen Suchtfaktor. Die Multiplayeroptionen entsprechen den aktuellen Standards von Strategiespielen. Teamspiel, Herrschaft und Angriff sind die drei spielbaren Varianten, bei denen auch abgefahrene Missionsziele wie das Überführen eines mit Frauen besetzten Fahrzeugs zu einem bestimmten Punkt auf der Landkarte vorkommen. Die maximale Anzahl an Mitspielern ist auf acht limitiert und sämtliche Einstellungen für ein Spiel über LAN oder Internet sind schnell und einfach vorzunehmen. Die einhellige Meinung der Spielergemeinde sagt allerdings aus, dass die Multiplayer-Maps nicht so spannend zu spielen seien wie die Singleplayermissionen, da der Spieler dort meist einer massiven Überzahl an Einheiten Auge in Auge gegenübersteht und irgendwie versuchen muss, dieses taktische Übergewicht zu knacken. Genau das macht aber den Reiz des Spiels aus und sorgt immer wieder für neuerliche Versuche, dem starken Computergegner Paroli zu bieten.

Grafik

Der Spieler verlangt heutzutage teilweise Unmögliches von den Spielentwicklern, aber Stormregion hat es mal wieder geschafft, selbst das Unmögliche möglich zu machen. Alle Landschaften sind mit Ausnahme der etwas tristen Wüstenlevels liebevoll designed und animiert worden. Bäume und Büsche wiegen sich im Wind, Adler oder Geier tummeln sich am Himmel und durch Schüsse und Explosionen aufgeschreckte Kamele flüchten äußerst lebensecht durch die Gefilde der einzelnen Schlachtfelder. Die Wüstenei hat man durchaus gelungen gestaltet, aber eine Wüste ist und bleibt nun einmal eine Wüste, so öde und leer sie nun mal ist: Um das ewige Ockergelb etwas aufzupeppen, hat man die Spuren der Soldaten und Fahrzeuge im Sand dargestellt, die heiße Luft flimmert am virtuellen Horizont und spärlich vorkommende Oasen lockern den etwas eintönigen Eindruck auf. Das ganz krasse Gegenteil wird dem Spieler in den anderen Missionen Italien und Jugoslawien geboten. Die Augen werden mit den schicksten Landschaften verwöhnt, die je ein RTS-Spieler gesehen hat. Spärlich bewachsene Berge wechseln sich ab mit saftigen Wiesen, detailreich gestalteten Dörfern, Bahnhöfen und diversen anderen Objekten, die bis jetzt in solcher Vielzahl in keinem anderen Echtzeitstrategiespiel vorgekommen sind. Hat der Spieler sich erst einmal an den schönen Bildern satt gesehen, geht es sofort mit den Einheiten weiter. Selbst auf große Distanz sind die kleinen Soldaten gut zu erkennen. Sämtliche Bewegungsabläufe sind fein animiert, vom normalen Gang über Kriechen bis hin zu den Schusswechseln mit anschließendem Ableben der Figuren. Die tollen Animationen gelten aber nicht nur den zahlreichen Soldaten und Landschaften, auch die Fahrzeuge sind an Detailreichtum bis jetzt unübertroffen. Sämtliche Panzerarten sind so detailliert dargestellt, angefangen bei den speziellen optischen Eigenschaften des Treibstofftanks (s. o.), über die Form der Kanonenrohre bis hin zu den animierten Kettengliedern, dass der Spieler meint, es handle sich um ein vorgerendertes Video. Aber die schönsten Fahrzeuge und Soldaten machen noch kein schönes Spiel, wenn nicht ein bisschen Action den optischen Gesamteindruck abrunden würde. Phase Two hat auch in dem Punkt wieder zugeschlagen und bietet dem verwöhnten Spielerauge eine selten gesehene Ansammlung gut gemachter Effekte. Die Explosionen sind realistisch dargestellt und spiegeln die furchtbare Kraft der Waffen wieder. Ganze Gebäude brechen nach schwerem Artillerieeinschlag in sich zusammen, die Fahrzeuge explodieren in mehreren Schritten, Flammen und Rauch sind vom Bewegungsablauf her korrekt dargestellt, die Schattenspiele erlebt der Spieler in Echtzeit und als Krönung kommen ab und zu noch Flugzeuge durch das Bild gerauscht, um Nachschub oder Bomben abzuwerfen. Anfangs wird der Spieler von diesem Detailreichtum regelrecht erschlagen, aber der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier und später will man dieses schmucke Design nicht mehr missen. Einziges Manko sind die Zwischensequenzen in Spielgrafik. Die Engine ist für das eigentliche Spiel super geeignet, taugt aber nicht zur Darstellung von Einheiten in monitorfüllender Größe. Die Figuren wirken sehr holzig und altbacken. Das ist zwar nicht wichtig für den Spielverlauf oder den Spielspaß, aber grafikverwöhnte Spieler sehen es halt gern, wenn wirklich alle Spielelemente durchweg toll gemacht sind.

Sound

Hier gibt es wahrlich nichts zu meckern. Angefangen bei der stimmigen Titelmusik sind die Soundeffekte im gesamten Spiel exzellent zusammengestellt, die Schüsse und Explosionen erschreckend realistisch und die Kommentare der einzelnen Soldaten teilweise lustig, teilweise aber auch markerschütternd. Da es sich um ein Spiel handelt, welches im WW2-Genre angesiedelt ist, kann der Spieler davon ausgehen, dass der Tod von Soldaten nun mal dazugehört. Die Animationen sind schon teilweise hart anzusehen, wenn beispielsweise ein Trooper per virtuellem Flammenwerfer ins digitale Nirwana geschickt wird, dabei brennt und noch schreit. Das erklärt übrigens auch die USK-Einstufung für Spieler über 16 Jahren, keine Frage. Die Bewegungsabläufe sind so realistisch wie möglich dargestellt und genau das verlangen auch die Spieler. Ohne einen gewissen Grad an grafischem und soundtechnischem Realismus kann man keinen gescheiten RTS-Titel erwarten. Aber allen Unkenrufen zum Trotz sind nicht nur die Sounds im hohen Wertungsbereich, auch die Umsetzung in das deutsche Sprachformat ist vorbildlich gelungen. Sämtliche Sprachausgaben sind übersetzt worden, teilweise mit italienischem oder osteuropäischem Akzent, was dem Spieler garantiert ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Auch die Dialoge bei den Zwischensequenzen sind gelungen, wobei sie doch teilweise etwas aufgesetzt wirken. Insgesamt gesehen erwartet den Spieler ein toll entwickeltes Geräusch- und Musiksortiment, wie es kaum besser passen kann.

Knackige Action, passender Sound, schicke Grafik und ein teilweise mörderischer Schwierigkeitsgrad erwarten den Spieler von Codename: Panzers Phase Two. Kaum ein Spiel im RTS-Genre hat all diese Komponenten so passend unter einen Hut gebracht. Es macht einfach Spaß, eine gescheiterte Mission immer wieder anzufangen, bis sich der Erfolg einstellt. Und dieses Zufriedenheitsgefühl im Falle eines Sieges ist sehr intensiv, da der Computergegner in allen Belangen überlegen ist und der Spieler meist viel Geduld und Spucke mitbringen muss, um eine massive Überzahl an Gegnern zu eliminieren oder deren Verteidigungsposten zu durchbrechen. Wo so viel Licht ist, da muss es allerdings auch Schatten geben: Die Wegfindung ist zwar besser gelungen als beim Vorgänger, allerdings nicht auf technischer Basis, sondern durch das Weglassen von vielen engen Stellen, an denen sich die Fahrzeuge festhängen könnten. Ob das im Sinne des Erfinders ist, mag durchaus bezweifelt werden, aber den Spielern bleibt nichts anderes übrig, als eventuell auf einen Patch zu warten. Sonst kann bei Codename: Panzers wieder einmal nur minimal gemeckert werden, da der kleine Schatten von viel Licht überstrahlt wird. Ein besseres RTS-Spiel ist zur Zeit nicht erhältlich und bis auf die kleinen Fehlerchen ist Phase Two für jeden Strategen ein absolutes Pflichtprogramm. Genrefremde Spieler sollten sich vor dem Kauf erst die kostenlose Demo anschauen, um sich einen ersten Eindruck machen zu können, alle anderen Spieler können quasi getrost zuschlagen und sich mit dem Kauf dieses Toptitels eine intensive Freizeitbeschäftigung bescheren.

(15.08.2005)

- Windows 2000/XP

- Intel Pentium 3 oder Athlon mit 1,0 GHz

- 256 MB RAM

- DirectX 9.0c kompatible Grafikkarte mit 64 MB

- Soundkarte

- 3,5 GB unkomprimierter Festplattenspeicher

Entwickler: Stormregion
Publisher: CDV
Genre: Echtzeitstrategie
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Codename: Panzers Phase Two
Preis: ab 39 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

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