Timeshift

Timeshift (Xbox 360)

(Sierra)

geschrieben von Carlos Carvalho

 

 
Entwickler: Saber Interactive
Publisher: Sierra Entertainment
Genre: Logik-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Timeshift
Preis: 48,95 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Wenn man ein Spiel wie "Timeshift" in die Hände bekommt, dann glaubt man normalerweise, dass man einen First-Person-Shooter gekauft hat. Doch "Timeshift" passt viel besser in ein anderes Genre: das der logischen Aufgaben. Um zu dieser Feststellung zu kommen, muss man sich das Spiel genauer anschauen.

Story

In einem geheimen Labor werden zwei Anzüge gebaut, mit denen man durch die Zeit reisen kann. Die Anzüge bieten ihren Trägern noch zusätzlich Schutz und medizinische Versorgung an, um sie für alle Fälle zu wappnen. Doch kurz, nachdem einer der Anzüge gestohlen wird, wird das Labor zerstört. Ein Forscher schafft es gerade noch, in den zweiten, noch unfertigen Beta-Anzug einzusteigen und durch die Zeit zu fliehen. Er kommt im Jahr 1939 an, in einer Welt, wo Nazis die Macht an sich reißen wollen, doch etwas daran ist sehr faul. Nicht nur verwenden sie enorme Roboterspinnen und Mechs, sondern auch die verteidigende Armee besitzt selbst für unsere Zeiten futuristische Waffen. Ganz eindeutig wurde die Realität mithilfe des Alpha-Anzuges beeinträchtigt und das Raum-Zeit-Kontinuum ist gefährdet. In der Haut, nun ja, besser im Anzug des mutigen Forschers kämpft man sich Schritt nach Schritt weiter durch den Krieg, um den Zeitverbrecher zu fangen und hoffentlich alles wieder in Ordnung zu bringen.

Gameplay und Zeitreisen

"Timeshift" sieht, vom Design her, wie ein First-Person-Shooter aus. Man steuert in der genrespezifischen Ansicht den Charakter vorwärts durch allerdings sehr linear aufgestellte Pfade. Man hat also wenig Chancen, strategisch an "Timeshift" heranzugehen, da man fast nur nach vorne oder hinten gehen kann, mit Kämpfen in Garagen oder Wäldern als große Ausnahmen. So gesehen ist "Timeshift" ein erstmal langweilig klingendes Spiel, doch dann kommt die Zeitkomponente dazu. Mithilfe des Anzuges kann der Hauptcharakter für einen kurzen Moment die Zeit verlangsamen, die Zeit komplett anhalten oder sogar diese zurück zu drehen. Der Spieler selbst ist aber nicht beeinflusst von den Zeiteffekten. Die Dauer dieser Effekte ist am längsten beim Verlangsamen und am kürzesten beim Umkehren. Man kann zu jedem Zeitpunkt auswählen, welchen Effekt man nutzen möchte, doch die Xbox macht es dem Spieler leichter, indem mit der linken "Bumper"-Taste die beste Möglichkeit zu dem Zeitpunkt durchgeführt wird.

Die Zeit zu verlangsamen, ist während eines Kampfes die wichtigste Waffe des Spielers. Weil alle Soldaten gut ausgerüstet sind, sind viele Schüsse nötig, um jemanden zu töten, in etwa sogar soviel, wie man selber einstecken kann (was selten der Fall ist bei Shootern). Um dann gegen eine große Anzahl Gegner eine Chance zu haben, hat man durch das Verlangsamen der Zeit ausreichend Spieldauer, um zwei ganze Magazine zu leeren, während der Feind gerade eben ein paar Kugeln in die Luft bringen kann. Es ist besonders gegen Geschützstellungen, die eine enorm schnelle Feuerrate haben und extrem hohen Schaden zufügen können, von großer Bedeutung. Einmal in der Position, kann der Spieler die Stellung übernehmen und den nichts ahnenden Feind aus dem Rücken angreifen. Auch mit Scharfschützenwaffen, weit vom Feind entfernt, nutzt man diese Fähigkeit des Beta-Anzuges, um zappelnde Feinde genau zwischen den Augen zu treffen.

"Zeitstopp" wird meistens bei der Bewegung des Spielers angewandt. Während die Zeit angehalten ist, kann der Spieler keinen Einfluss auf seine Umgebung nehmen, umgekehrt geht das jedoch ebenso wenig, mit Ausnahme von Luft. Strom, Feuer und Wasser bleiben genauso bewegungslos wie die Zeit, man kann also währenddessen durch lebensgefährdende Zonen laufen, ohne sich zu verletzen. Im Fall von Wasser kann man sogar drauf laufen oder mit einem der Quads im Spiel darüber fahren, als wäre man auf festem Boden. Einige Brücken in schlechtem Zustand lassen sich problemlos passieren, während die Zeit stillhält. Und wenn man über ein Minenfeld fahren muss, gibt es nichts Besseres als diese Funktion des Anzuges. Im leichtesten Spielmodus wird man in allen solchen Situationen vom Anzug gewarnt, dass gleich etwas passieren könnte.

Man kann im Zeitstoppmodus auch kämpfen. Während man weniger Zeit hat, im Vergleich zur Zeitverlangsamung, um seine Gedanken in Taten umzusetzen, ist die Tatsache, dass mehrere Aktionen nach dem Ausschalten dieser Funktion auf einmal geschehen, oft tödlich für die Feinde. Granaten lassen sich hier präzise platzieren, um möglichst den taktisch höchsten Schaden zuzufügen. Während dieser Modus aktiv ist, hat der Anzug auch die Möglichkeit, seinen Schutzschild vollständig zu regenerieren, während der Spieler vor lebensgefährlichen Situationen flieht.

"Zeitumkehr" ist eindeutig die außergewöhnlichste Fähigkeit des Beta-Anzuges. Jede Situation lässt sich um ein paar Sekunden zurückspulen, zum Beispiel wenn ein Feind eine Granate wirft. Bewegungen von sich drehenden Ventilatoren lassen sich umkehren, um dem Spieler das Passieren durch bestimmte Absperrungen zu erlauben. Da man aber während dieser Zeit überhaupt keinen Einfluss auf seine Umgebung haben kann und die Fähigkeit die Ressourcen des Anzuges innerhalb kürzester Zeit erschöpfen, nutzt man diese während eines Kampfes und somit auch während des Spieles kaum aus.

Logiktrainer vs. Tactical Shooter

Im ersten Moment könnte man glauben, dass "Timeshift" ein Tactical Shooter ist. Doch diese Bezeichnung passt nicht ganz zu diesem Spiel. "Timeshift" ist extrem linear und an jeder Ecke ist vordefiniert, was geschehen wird. Es gibt auch keinen zusammenhängenden roten Faden, sondern nur eine Sammlung voneinander abgetrennter Situationen. Es gibt keine Umwege, keine Häuser, wo man sich verstecken könnte oder Dächer, auf die man klettern kann. Weil man jede Situation anders lösen kann, ist es leichter, "Timeshift" als eine Sammlung logischer Aufgaben zu bezeichnen. Ein Vergleich mit dem ebenso aktuellen Spiel "Portal" ist also nicht ganz verkehrt. Die Verwendung der vierten Dimension in einem Spiel ist nicht ganz neu, dieses Konzept wurde bereits zum Beispiel in "Prince of Persia: Sands of Time" benutzt. Doch in keinem Spiel bisher war das Krümmen der Zeitachse so wichtig wie in "Timeshift".

Bewaffnung und Ausrüstung

Um dem Spieler trotz der Linearität des Spiels viele Möglichkeiten anzubieten, gibt es eine große Reihe an Waffen, die man mit sich tragen kann. Zu jedem Zeitpunkt kann man drei Gewehre tragen und einen Satz Granaten. Man findet während der Geschichte Pistolen, Karabiner, Schrotflinten, Scharfschützengewehre, moderne Armbrüste, Raketenwerfer und diverse Energiewaffen. Auch Granaten kommen in verschiedenen Ausführungen, von Klammer- und Schwarmgranaten bis zu Feder- und Laserminen, vor. Mit jeder Waffe kann man Zoomen (natürlich am besten mit dem Scharfschützengewehr) und jede hat einen Sekundärangriff, der zum Beispiel eine Sammlung von Schüssen oder Granatenwürfen sein kann. Munition geht schnell zu neige, besonders, weil gegnerische Soldaten so viel einstecken können, doch mit den Zeitfunktionen kann man schnell fallen gelassene Waffen einsammeln und den Feind mit den eigenen Gewehren vernichten.

Multiplayer

Auf der Xbox 360 kann man "Timeshift" über LAN oder Xbox Live gegen andere menschliche Spieler zocken. In Schlachten mit bis zu 16 Spielern kann man im "Deathmatch" oder "Team-Deathmatch"-Modus gegeneinander antreten oder sich ganz persönlich in "Mann-gegen-Mann"-Kämpfen als bester Spieler beweisen. Der berühmte "Capture the Flag"-Modus ist natürlich auch vorhanden, doch durch die Verwendung von extra Ausrüstung, wie die Chrono-Granaten, lassen sich einige weitere ungewöhnliche Modi spielen. Unter "König der Zeit" muss man sich die Zeitsphäre schnappen, womit man gegen Zeiteffekte immun wird und anschließend so viele Volltreffer, wie möglich sammelt. In "Kernschmelzchaos" versucht man, mit Chrono-Granaten den Countdown der Maschine der gegnerischen Mannschaft aufzuhalten oder sogar umzudrehen. Es gewinnt natürlich die Mannschaft, die zuerst auf Null Sekunden ankommt.

Grafik und Sound

Die Parallelwelt von 1939 ist sehr grau, nicht nur wegen des nie endenden Kriegs, sondern auch wegen dem ewigen Regen. Obwohl sehr viele der Steampunk-Details des Spiels seit der Übernahme dieses Titels von Vivendi Games entfernt wurden, erkennt man immer noch eine passende Atmosphäre. Der häufige Einsatz von Energiewaffen, sowie die Verwendung von Mechs erinnert eher an eine Welt, wie man sie von den "Matrix"-Filmen kennt. Die Detailstufe auf der Xbox 360 ist unglaublich hoch, mit nur einem Minuspunkt wegen der fehlenden Reflexion des Spielers in Fenstern. "Timeshift" ist ein recht gewaltbetontes Spiel und so verwundert es kaum, dass man die komplette Welt, oder zumindest Teile davon, zerstören kann. Schießt man zum Beispiel mit der Schrotflinte auf den Boden, macht man Dutzende kleine Löcher. Hinter einer Säule darf man sich auch nicht besonders sicher fühlen, innerhalb einiger Sekunden hängen bei Beschuss nur noch einzelne Brocken von der Decke. Die Soundkulisse ist passend gemacht, man erkennt schon am Geräusch, wenn jemand angerannt kommt und wo gerade eine Tür geöffnet wird. Die Musik sorgt außerdem dafür, dass die Finger der Spieler am Kontroller bleiben, indem sie die Spannung des Spiels unterstützt.

 

  

Fazit

"Timeshift" ist, als Shooter gesehen, kein besonderes Spiel. Es ist zu linear, die Situationen sind komplett voneinander getrennt und es ist alles viel zu vorprogrammiert. Aber als eine Sammlung logischer Aufgaben, die den Spieler dazu zwingen, in vier Dimensionen zu denken, ist es ein hervorragender Titel. Jede Situation ist vollkommen neu und benötigt eine andere Lösung. Am Ende des Spiels zwingt man sich, gleich im Anschluss sein Können in höheren Schwierigkeitsstufen oder in Multiplayermatches zu beweisen. Dadurch ist "Timeshift" jeden Pfennig wert.

(30.11.2007)


Fazit

   "Timeshift" ist, als Shooter gesehen, kein besonderes Spiel. Es ist zu linear, die Situationen sind komplett voneinander getrennt und es ist alles viel zu vorprogrammiert. Aber als eine Sammlung logischer Aufgaben, die den Spieler dazu zwingen, in vier Dimensionen zu denken, ist es ein hervorragender Titel. Jede Situation ist vollkommen neu und benötigt eine andere Lösung. Am Ende des Spiels zwingt man sich, gleich im Anschluss sein Können in höheren Schwierigkeitsstufen oder in Multiplayermatches zu beweisen. Dadurch ist "Timeshift" jeden Pfennig wert. (30.11.2007)


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