Batman - Arkham City

Batman - Arkham City (PS3)

(Warner Bros. Interactive)

geschrieben von Witali Blum

 

     
 

Medien wie Kinofilme, Comics und Computerspiele haben ohne Zweifel unsere Assoziationen von einigen Begriffen nachhaltig verändert, denn während vor fünfzig Jahren die Menschen beim Wort "Fledermaus" an ein Tier oder eine Operette von Johann Strauss gedacht haben, verbinden heutzutage zumindest die meisten Kinogänger sowie Zocker damit "Batman", den dunklen Rächer aus Arkham City. Jetzt liefern die Entwickler von Rocksteady Studios einen Nachschlag zur allgemeinen Sprachverwirrung unter den Generationen. Sie versetzen den finsteren Helden im Fledermauskostüm, der im Vorgängertitel in einer Irrenanstalt entflohene Schwerverbrecher das Fürchten gelehrt hat, in eine Großstadt im Ausnahmezustand. Lesen Sie im folgenden Review, welche Bösewichte dieses Mal dem dunklen Ritter das Leben schwer machen und welche weiteren Überraschungen das Spielvergnügen heben sollen.

Intro

Die Hintergrundgeschichte von "Batman - Arkham City" knüpft an die Ereignisse an, die sich im Vorgänger "Arkham Asylum" abgespielt haben. Nachdem Quincy Sharp, damals noch Kandidat für die Bürgermeisterwahl, während des Ausbruches der gefährlichen Gefangenen aus dem ortsansässigen Staatsgefängnis sowie der Irrenanstalt eine armselige Figur abgegeben hat, profiliert er sich später als Hardliner und schmückt sich mit fremden Federn, indem er behauptet, dass nur dank seiner administrativen Fähigkeiten die Krise überwunden werden konnte. Natürlich lässt er dabei aus, dass Batman praktisch im Alleingang die Hintermänner der Gefängnisrevolte - insbesondere den Joker, einen Psychopathen in permanenter Clownsmaske - besiegt hat, sodass die Polizei lediglich den unorganisierten Mob aus Schlägern niederknüppeln musste. Leider verfehlt die mediengestützte Kampagne ihre Wirkung nicht, insbesondere weil Batman sich abermals in bescheidenes Schweigen hüllt und darauf verzichtet, Sharps Behauptungen zu entkräften. Der verlogene Politiker wird zum Bürgermeister gewählt.

Als erste Amtshandlung beschließt Quincy, alle Gefangenen des Gefängnisses sowie der Irrenanstalt in einen abgeriegelten Stadtteil von Arkham City zu verlegen, damit die Verbrecher sich nur gegenseitig bedrohen können. Zu diesem Zweck werden die Slums der Großstadt mit einer Betonmauer umzäunt und gewaltbereite, schwer bewaffnete Söldnertruppen der privaten Militärorganisation TYGER sichern die Grenzen. Allen Insassen werden jegliche Menschenrechte abgesprochen, sodass die Bewacher befugt sind, jeden Häftling, der versucht die Betonmauern zu überwinden, zu erschießen. Dafür dürfen sich die kriminellen Elemente mehr oder weniger frei bewegen. Infolgedessen, dass die größten Verbrechergenies der Unterwelt relativ frei auf einem beschränkten Gebiet agieren können, brechen ziemlich bald Kämpfe unter rivalisierenden Banden aus, die sich Einflussgebiete sichern wollen. Batman oder vielmehr sein Alter Ego Bruce Wayne versucht die Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen, dass aus solchen Kleinkriegen in der Regel nur die Stärksten als Sieger hervorgehen, die dann genug Erfahrung und Macht gesammelt haben, um ihre Fesseln zu sprengen und schließlich ihr neu erworbenes Können gegen unbescholtene Bürger einzusetzen.

Bei einem weiteren öffentlichen Medienauftritt des Multimilliardärs Wayne zeigen die Söldner von TYGER ihr wahres Gesicht, denn die vermeintlichen Bewacher von Arkham City entführen den Sonnyboy samt den Reportern. Kurz darauf wird der gefangene unmaskierte Held einem alten Erzfeind in der Gestalt von Dr. Hugo Strange vorgeführt, der über seine Geheimidentität als Batman Bescheid weiß. Der begabte Bösewicht hat sich das Vertrauen des neuen Bürgermeisters erschlichen, sodass dieser ihm die Aufsicht über die Gefängnisstadt übertragen hat. Der Wissenschaftler fordert von Bruce Wayne, die öffentlichen Auftritte gegen sein Projekt zu unterlassen, wenn er möchte, dass Batmans Identität weiter geheim bleibt. Außerdem deutet er an, dass demnächst sowieso "Protocol 10" initiiert werde, welches die meisten Probleme Arkham Citys mit der verbrecherischen Unterwelt permanent beseitigen soll. Um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen, sperrt Dr. Strange den Multimilliardär Wayne sowie die entführten Reporter zu den Kriminellen in die Gefängnisstadt, wo sie als Freiwild ein unrühmliches Ende erwartet. Natürlich fürchtet sich der Held nicht vor den brutalen Gangstern, denn schließlich hat er die meisten davon selbst hinter Gitter gebracht. Leider sind die Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen völlig eingeschüchtert und daher leichte Opfer, die demnächst einem Schicksal als "Seife-Aufheber" in der Dusche entgegen blicken können. Trotz seiner Handfesseln schafft es Bruce Wayne, einigen Reportern die Flucht in die entlegenen Gebiete der Gefängnisstadt zu erkämpfen, bis er schließlich auf einen weiteren Erzfeind trifft: Oswald Chesterfield Cobblepot, der auch unter dem Spitznamen "der Pinguin" agiert. Er kennt zwar die Geheimidentität von Batman nicht, hat dafür aber auch mit dem Alter Ego ein Hühnchen zu rupfen. Zum Entsetzen der Gangster stellt sich der Sonnyboy jedoch als ein gewiefter Nahkämpfer heraus, der zunächst die Schergen und danach den pinguinartigen Bandenboss zusammenschlägt. Anschließend verschwindet der Held in der Finsternis der Stadt, um sich die Ausrüstung zu holen, die sein treuer Butler Alfred mithilfe des Bat-Flugzeugs abgeworfen hat. In voller Montur macht sich Batman daran, das Mysterium hinter "Protocol 10" zu lösen.

Inhalt

Der Einsatz des Spielers in Arkham City beginnt schon vergleichsweise früh, denn er muss sich bereits als Bruce Wayne mit den Grundlagen der Steuerung vertraut machen. Erst wird die Spielfigur von bewaffneten Söldnern durch die Zugangsschleuse gescheucht und anschließend beginnen die Kämpfe gegen die kriminellen Gefangenen, die den Neuankömmlingen mit Fäusten ihren Platz in der Gesellschaft der Unterwelt weisen wollen. An dieser Stelle lernt der Spieler die Effektivität von sogenannten Konterangriffen kennen, die auf Knopfdruck ausgeführt werden, sobald ein Opponent zu einem Schlag gegen den Helden ausholt. Wenn der Superheld von mehreren Gegnern umringt ist, rettet diese Aktion ihm oftmals das digitale Leben, da er automatisch Schlägen ausweicht und gleichzeitig seinerseits einen Hieb austeilt. Im späteren Spielverlauf können die Gegner jedoch mehr einstecken und erfordern ein offensiveres Vorgehen. Zu diesem Zweck stehen Batman neben aktiven Kampftechniken wie Schwungtritten oder Fausthieben auch zahlreiche Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung. Der Batrang, die Batklaue oder das Explosivspray lassen sich bestens auch gegen menschliche Gegner einsetzen, wobei sie natürlich primär zum Aktivieren von unzugänglichen Schaltern, zur Fortbewegung durch die Stadt und zum Wegpusten von brüchigen Hindernissen erforderlich sind.

Das Repertoire des Rächers im Fledermauskostüm enthält noch viele weitere technische Spielzeuge, die das Verdreschen von Kriminellen vereinfachen. Dazu zählt auf jeden Fall eine Kanone, die elektrische Ladungen auf weite Entfernung verschießen kann und damit entweder Kontrahenten direkt schockt oder aber indirekt elektrische Gerätschaften wie etwa Elektromagneten aktiviert, die dann wiederum ihre zerstörende Wirkung gegen anstürmende Schläger voll entfalten. Zusätzlich können die Stromstöße manche verschlossenen Türen öffnen und so einige sonst unzugängliche Bereiche begehbar machen. Im weiteren Spielverlauf erwirbt der Held von einem mächtigen Feind namens Mr. Freeze, der ihn notgedrungen unterstützen muss, Kryo-Granaten. Diese können, wie der Name es bereits andeutet, sowohl Wasser als auch Feinde kurzzeitig einfrieren. Ebenfalls äußerst hilfreich sind Rauchbomben, die das Blickfeld von Schützen einnebeln und Batman so die nötige Zeit verschaffen, um an die mit Feuerwaffen bestückten Gegner heranzukommen, bevor sie ihn mit Kugeln durchsieben. Da der Held mit bloßem Auge selbst nicht durch die Rauchschwaden hindurchblicken kann, hilft ihm die Fledermauskapuze seines Kostüms weiter. Die sogenannte "Detektivsicht" hebt wichtige Objekte wie Waffen, Menschen oder forensische Beweise hervor, während sie gleichzeitig die Umgebung stark ausblendet. Mit diesem Kunstgriff verhindern die Entwickler, dass Spieler permanent den vorteilhaften Sichtmodus aktiviert haben und sich so die grafische Pracht von Arkham City entgehen lassen.

Allgemein ist die Gefängnisstadt, in der nun etwa 25 Verbrechergenies ihr Unwesen treiben, sehr groß geraten und bietet dem Helden viel Bewegungsfreiheit, die größtenteils durch Klettern mithilfe der Batklaue sowie Gleiten auf den Schwingen des Batumhangs genutzt wird. Zu Fuß würde die Fortbewegung viel zu lange dauern, zumal an jeder Straßenecke gewaltbereite Schläger stehen, die dem dunklen Ritter ans Leder wollen. Um nicht den Überblick in der finsteren Umgebung zu verlieren, gibt es eine detaillierte Gebietskarte mit zahlreichen Markierungen für aktuelle Missionsziele sowie ein ausführliches Logbuch, in dem alle erhaltenen Aufträge je nach Bedarf zu- oder abgeschaltet werden können. Außerdem überträgt Batman mithilfe der "Detektivsicht" alle Trophäen in seinem Sichtfeld, die der verrückte Gangster "der Riddler" (engl. frei für "der Rätselmann") überall in Arkham City versteckt hat, in seinen interaktiven Atlas, um sie sich später mit geeigneter Ausrüstung zu holen. Warum der Held überhaupt bei diesem vermeintlich lächerlichen Zeitvertreib mitmacht, wird an dieser Stelle nicht verraten, da es ein Teil der spannenden Hintergrundgeschichte ist. Auf jeden Fall gibt es dafür sowie auch für alle anderen Missionen Erfahrungspunkte, die Batman entweder in seine Ausrüstung oder seine Kampftechniken steckt. Vor allem zu Beginn fällt die Wahl schwer, denn es gibt keinen organisierten Fähigkeitenbaum, sondern beinahe alle Superschläge sowie Rüstungsoptimierungen sind frei verfügbar. Da für jeden Aufstiegspunkt immer mehr Erfahrung benötigt wird, sollte jede Investition gut überlegt sein.

Zum Glück hat Batman genug Gelegenheiten, um sich im Kampf oder als Detektiv zu bewähren, denn Arkham City strotzt nur so vor Nebenmissionen, die zwar in die Haupthandlung eingeflochten sind, aber die Hintergrundgeschichte nicht unbedingt weiter vorantreiben. So kann sich der Spieler Zeit damit lassen, die Feinheiten der Steuerung zu erproben und zu meistern, um schließlich diese Kenntnisse gegen die mächtigen Unholde der Unterwelt einzusetzen. Diejenigen Zocker, denen der Storymodus des Spiels nicht ausreicht, können sich auch an zahlreichen Herausforderungen versuchen, die mit zunehmendem Spielfortschritt im Hauptmenü des Titels freigeschaltet werden. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Downloadinhalte, die das Spielvergnügen weiter ausdehnen sollen - sofern man bereit ist, den happigen Preis von 10 Euro dafür zu zahlen. Ein DLC beispielsweise bietet die Möglichkeit, einige Missionen in Gestalt der grazilen Diebin "Catwoman" anzugehen, die sich gänzlich anders als Batman spielen soll. Ein anderer Inhalt versetzt den Helden "Nightwing" in die düstere Gefängnisstadt. Weitere Zusätze dieser Art werden vermutlich folgen.

Normalerweise ist der Zusatzinhalt mit Catwoman bereits als Downloadcode für das Playstation-Netzwerk in jeder Spielpackung mit dabei, jedoch berichten viele Spieler in diversen Foren, dass dieser Code oftmals als "ungültig" abgelehnt wird. Diesen Umstand kann ich bestätigen, denn auch bei dieser Spielversion war ein nicht-verwertbarer Catwoman-Downloadcode dabei. Der Publisher führt zwar eine eigene Statistik an, dass nur 0,01 Prozent der Kunden von diesem Fehler betroffen seien und den entsprechenden Leuten schnellstmöglich geholfen werde, aber ohne mir eine bewertende Aussage über den technischen Support von Warner Bros. Interactive Entertainment zu erlauben, erwähne ich an dieser Stelle, dass ich als Reviewer seit mehr als zwei Wochen vergeblich auf eine Antwort vom Kundendienst warte. Bilden Sie sich also selbst Ihr Urteil!

Farbgebung

Grafisch gesehen hat "Arkham City" ein Problem - nämlich die ziemlich hoch gesetzte Messlatte, die vom Vorgänger "Arkham Asylum" vorgegeben wird. Jedoch meistern die Entwickler diese Herausforderung mit Bravour, denn sowohl die Charakter- als auch Umgebungsdesigns sind in der "Unreal Engine 3" hervorragend umgesetzt worden. Natürlich reicht die Qualität nicht an einen echten Film heran, dennoch sind die Animationen durchaus realistisch. Das gut gelungene Wechselspiel zwischen Licht und Schatten ist in der Gefängnisstadt überall deutlich sichtbar, auch wenn die Gesamtatmosphäre eher düster ausgefallen ist. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Physik des Spiels gelegt werden, die zwar einerseits jede Falte in Batmans Umhang korrekt im Wind wehen lässt, dafür aber manchmal es mit der "Ragdoll"-Körpersimulation in Schlägereien übertreibt, sodass besiegte Gegner in unmöglichen Positionen liegen bleiben.

Tongestaltung

Obwohl die Hintergrundmusik in "Batman - Arkham City" einen ähnlich hohen Stellenwert einnimmt wie die optische Präsentation, ist es für die Spielatmosphäre besser, auf diese zu verzichten oder sie besonders leise zu stellen, denn die Hintergrundgeräusche spielen in diesem Titel eine ziemlich wichtige Rolle. Ein klingelndes Telefon in einer Zelle beginnt beispielsweise eine lange Nebenquestreihe, auf die man ohne genaues Hinhören nie gestoßen wäre. Zu Unrecht eingesperrte Gefangene werden oftmals in abgelegenen Straßen von brutalen Kriminellen zusammengeschlagen und nur ihre Schmerzensschreie können Batman ihren Aufenthaltsort verraten, damit er sie schließlich rettet. Ferner besitzt das Spiel eine gute deutsche Synchronisation, die die Dialoge zwischen den Charakteren dank der schauspielerischen Leistung der Sprecher spannend erzählt und ebenfalls zur Unterhaltung beiträgt.

 

 


Fazit

"Batman - Arkham City" übertrifft wie erwartet seinen Vorgänger um Längen. Das Spiel erzählt eine tolle, spannende Geschichte, die sich direkt an vergangene Ereignisse anschließt. Zahlreiche Gegenspieler, jede Menge Aufträge sowie Herausforderungen bieten viele Stunden Spielspaß. Das überarbeitete Arsenal sowie die riesige Umgebung machen den Titel sogar für Veteranen attraktiv, die "Arkham Asylum" gänzlich gemeistert haben und umsonst befürchtet haben, im Nachfolger nichts Neues entdecken zu können. Lediglich die DLC-Problematik wegen der ungültigen Codes sowie die teilweise happigen Preise im Playstation Netzwerk dämpfen die anfängliche Begeisterung. (29.11.2011)


Kommentare:
Der Kommentar wurde gespeichert!
The Captcha element applies the Captcha validation, which uses reCaptcha's anti-bot service to reduce spam submissions.

Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City
Batman - Arkham City