18 Wheels of Steel - Convoy

18 Wheels of Steel: Convoy

(Frogster Interactive)

geschrieben von Jason Carves

 

Der größte Traum vieler Brummifahrer ist es, in einem gigantischen Stahlkoloss über die Highways meiner geliebten Heimat Amerika zu brettern. Bereits vor drei Jahren wurde dieser Traum durch "SCS Software" zumindest virtuell wahr, als die Entwickler "Hard Truck: 18 Wheels of Steel" auf den Markt warfen. Schnell avancierte das Spiel zum Kult und die Nachfolger "Across America" und "Pedal to the Metal" (zu Deutsch: "Voll aufs Gas") ließen nicht lange auf sich warten. Nun dürfen Hobby-Brummifahrer wieder in ihren Truck steigen und aufs Gas latschen, denn "18 Wheels of Steel: Convoy" ist nun erhältlich. Doch Vorsicht ist geboten: Die Vergangenheit hat oft gezeigt, dass Sequels von Spielen immer seltener an die Qualitäten des Vorgängers herankommen. Ob das beim neuesten Streich von "SCS Software" auch der Fall ist, oder ob der Spieler sich hier auf einen gelungenen Nachfolger freuen darf, habe ich als Süchtling der Reihe für Sie getestet.

Story: "Manchmal sind 18 Räder einfach nicht genug ..."

Das Leben eines Truckfahrers ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Lange Fahrten, termingerechte Abwicklung der Aufträge und ein Fehltritt, nur ein einziger Fehltritt und man darf Gülle durch die Gegend karren. In Zeiten wie diesen, in denen das LKW-Geschäft immer schnelllebiger und umkämpfter wird, ist es an der Zeit den Ruf als einsamer Brummifahrer abzulegen und das Donnern der Räder seines großen Fuhrparks zu genießen. Denn nur wer sich Unterstützung besorgt, kommt an die ganz großen Aufträge heran und wird zum König der Highways. Oder besser gesagt zum König der Konvois.

Gameplay: "Schwere Güter, Verkehrsregeln und die Polizei"

Das Spielprinzip der Vorgänger hat sich logischerweise in "18 Wheels of Steel: Convoy" nicht geändert. Man spielt einen kleinen Brummifahrer, der mit seinem Truck durch die Staaten Amerikas fährt und Güter transportiert. Wie in den Vorgängern hat der Spieler die Auswahl zwischen verschiedenen Zugmaschinen, welche er sich allerdings erst im Verlauf des Spieles leisten kann. Anders jedoch als in den vorangegangenen Versionen benötigt der Spieler für ein neues Stahlmonster kein Geld mehr. Der alte Truck wird ohne Aufpreis durch den neuen ersetzt. Geld braucht man trotzdem noch im Spiel. Dieses verdient man durch den Transport verschiedenster Güter, wie beispielsweise Lebensmittel, Kleidung, Öl, Müll oder Schwerlasttransporten von Kränen, Baggern und anderen Gerätschaften. Im weiteren Spielverlauf stehen dem Spieler auch Verbesserungen des Trucks zur Verfügung. Dabei reicht die Palette von neuen Motoren, Getrieben und Reifen bis hin zu optischen Dingen, wie Kuhfänger, Leuchten und anderen Farben. Während der Fahrten verbraucht der Stahlkoloss bekanntlich eine Menge Benzin. So muss man alle naselang schon mal eine Tankstelle aufsuchen und volltanken lassen. Auch Reparaturarbeiten sind des Öfteren mal nötig, falls der Brummifahrer mal einen Unfall gebaut oder eine Kurve nicht mehr erwischt hat und frontal in eine Häuserwand oder Leitplanke gefahren ist. Wo wir gerade von Unfällen sprechen: Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man mit einem Sattelzug unterwegs ist. Je nachdem, welche Fracht man gerade transportiert, ist diese empfindlich. Maschinen sind da logischerweise weitaus empfindlicher als beispielsweise Kleidung. Also muss der Spieler, so gut es geht, Unfälle vermeiden, damit die Fracht nicht beschädigt wird. Sollte dies nicht vermeidbar sein, werden die Kosten für den Schaden vom Lohn abgezogen - der so genannte "Damage Penalty". Anzeigen am oberen rechten Bildschirmrand zeigen übersichtlich den Schaden der Fracht und des Trucks an.

Weiter geht es zum Transport der Fracht, dem wohl wichtigsten Aspekt in diesem Spiel. Wie geht das überhaupt? Nun, der Spieler kann verschiedene Anlaufstellen anfahren, die auf der Karte grün markiert sind. An diesen Stellen darf man sich dann zwischen verschiedenen Gütern entscheiden. Je nach Länge der Fahrtstrecke ist der Gewinn unterschiedlich groß. Befördert man zum Beispiel eine Fracht innerhalb einer Stadt, springen vielleicht $ 600 dabei raus. Wenn es allerdings von einer Küste zur anderen geht, verdient man locker $ 14000 bis $ 30000. Dies sind die freien Aufträge, die man zu jeder Zeit immer wieder machen kann. Gelegentlich bekommt man auch mal ein paar Dollar mehr zugesteckt, wenn man die Ware in einer bestimmten Zeit zum Ziel befördert oder sich auf überladene Sattelzüge einlässt. Muss man auf seiner Route zum Ziel an Wiegestationen vorbei, sollte man solche Bitten jedoch ablehnen, da es sonst teuer werden kann. Zusätzlich gibt es in "18 Wheels of Steel: Convoy" nun spezielle Missionen, die nach erfolgreichem Transportieren der Standard-Güter freigeschaltet werden. Bei diesen speziellen Aufgaben winken natürlich wesentlich mehr Banknoten, jedoch ist an dieser Stelle der Schwierigkeitsgrad angehoben. Meistens hat man ein Zeitlimit, das man nicht überschreiten darf oder die Ware muss unter allen Umständen ohne einen einzigen Kratzer an ihr Ziel kommen. Dass es sich bei diesen Transporten nicht um Kleidung oder sonstige Standardgüter handelt, sollte klar sein. Bei diesen Missionen muss man schon mal Filmequipment durch die Gegend kutschieren oder aber - etwas ganz Neues - den geliebten Sportwagen eines Filmstars zu einem bestimmten Ort bringen. Doch Achtung: Der Sportwagen steht nicht etwa auf einem Hänger, sondern muss vom Spieler gesteuert werden, was ziemlich schwer sein kann, da die Steuerung alles andere als ausbalanciert wurde. Zumindest bei diesem Flitzer wird die Fahrt schnell zum Eierlauf. Ziel des Spieles ist es aber nicht, einfach nur Güter von A nach B zu bringen. Wie der Titel bereits sagt, liegt der Schwerpunkt hier vor allem darauf, seine eigene Flotte aus Trucks aufzubauen. Dafür kann der Spieler andere Fahrer einstellen und unzuverlässige Brummipiloten feuern. Das war es dann aber auch schon. Welche Güter die computergesteuerten Fahrer transportieren und mit welchen Zugmaschinen sie unterwegs sind, kann nicht beeinflusst, ja nicht einmal eingesehen werden. Mit anderen Worten: Dem Spieler bleibt letzten Endes doch nur die Fahrt durch die Pampa.

Nachdem nun das Prinzip erklärt wurde, sollte an dieser Stelle kurz noch einmal auf die Änderungen eingegangen werden, die jedoch nachteilig für das Gameplay sind. Durfte man sich im Vorgänger darüber freuen oder ärgern, dass der virtuelle Fahrer nach längerer Reise am Steuer einschläft, sucht man dieses Feature hier vergebens. Setzt man den Blinker, um abzubiegen, muss der Spieler in die Außenansicht wechseln, wenn er sich nicht mehr sicher ist, ob er den Blinker auch wieder ausgeschaltet hat. Denn die Blinkeranzeige aus "18 Wheels of Steel: Pedal to the Metal" fehlt ebenfalls. Der Spieler sollte sich auch nicht penibel an die Verkehrsregeln halten, denn die eingebaute Polizei ist so realistisch wie ein Dinner mit dem Osterhasen. Sollte es den Herren mit der blauen Tröte doch mal auffallen, dass man mit 100 mph durch die Stadt heizt, wo eigentlich nur 45 mph erlaubt sind, reicht es, das Gaspedal kräftig durchzutreten und der Polizei davonzufahren. Im Ganzen mögen diese Dinge zwar kleinlich wirken, da es sich hier um ein Arcade-Rennspiel handelt, doch in Anbetracht der Tatsache, dass man hier sogar in Echtzeit stundenlang für eine einzige Fuhre unterwegs ist, hätten die Entwickler entweder den Realismus bei den genannten Sachen hoch schrauben oder aber die Fahrtzeiten kürzen sollen.

Bedienung: "Never change a running system"

Eingefleischte 18 Wheels-Brummifahrer sowie Neulinge werden sich sofort mit der Steuerung anfreunden können, denn diese wurde seit den Vorgängern nicht geändert und ist sehr leicht zu handhaben. Selbstverständlich kann der Spieler die Tasten seinen Bedürfnissen anpassen. Die Maus dient dazu, um auf der Karte navigieren und in der Cockpit- sowie Außenansicht die Kamera bewegen zu können. Für die erste Ansicht, also die im Cockpit, ist dies sehr nützlich, da der Spieler somit in die Außenspiegel blicken kann. Realismus pur.

Grafik: "War ich hier nicht schon mal?"

Diese Frage wird sich der Spieler oft stellen. Die Umgebungen wiederholen sich sehr oft. Zwar sehen Highways logischerweise größtenteils immer gleich aus, jedoch wünscht man sich insbesondere auf den Landstraßen à la Route 66 etwas mehr Abwechslung, zumal den Umgebungen teilweise sehr wenige Texturen verpasst wurden. Trucks und vom PC gesteuerte Fahrzeuge sind dagegen wesentlich besser gelungen. Auf Anhängern, wie beispielsweise einem Öl-Zug, sind deutliche Spiegelungen zu erkennen. Dasselbe gilt auch für die anderen Fahrzeuge im Spiel, mit Ausnahme der parkenden Trucks auf Parkplätzen. Diese wirken wie unfertige Modelle, die einfach in die Landschaft geknallt wurden. Insgesamt wirkt die Grafik etwas veraltet und erinnert sehr stark an den letzten Vorgänger "18 Wheels of Steel: Pedal to the Metal", ist dennoch ansehnlich.

Sound: "Verdammt, wer hat das Radio geklaut?"

Was gibt es denn auf die Ohren? Wenn man ehrlich ist, fast gar nichts, außer das Röhren des Motors. Auf Musik "darf" man im Spiel verzichten, was jedoch dazu beiträgt, dass das Spiel mit der Zeit eintönig und langweilig wird. Das Schönste dürfte der Klang des Truck-Motors im Stand sein. Das war dann auch so ziemlich das Einzige, was gelungen ist.

 

 
   Fazit: "Schlaftabletten bekommen Konkurrenz"

 

Wer dieses Spiel haben will, sollte viel Zeit mitbringen. Nicht etwa, weil damit gerechnet werden muss, im Geschäft stundenlang an der Kasse zu stehen, sondern weil "18 Wheels of Steel: Convoy" doch sehr zeitaufwendig ist. Mein Rekord liegt bei knappen drei Stunden Fahrt von San Francisco nach New York, also von Westküste zur Ostküste. In Echtzeit wohlgemerkt. Dabei hatte ich bereits alle Verkehrsregeln von A bis Z gebrochen und den einen oder anderen Unfall verursacht. Schade finde ich insbesondere die Tatsache, dass die Entwickler einige Funktionen aus dem Vorgänger nicht übernommen haben. Zu den fehlenden Funktionen zählen die Blinkeranzeige und die virtuelle Müdigkeit. Damit scheinen mir die überall im Lande verstreuten Hotels ziemlich überflüssig. Einen dicken Minuspunkt bekommt das Spiel von mir, da man seinem Konvoi, bestehend aus verschiedenen Fahrern, keine Aufträge und Fahrzeuge zuteilen kann. Dies passiert im Spiel automatisch und man hat keine Übersicht darüber, wo welcher Fahrer gerade welche Fracht herumkutschiert. Grafisch hätten sich die Jungs von "SCS Software" auch noch mal ins Zeug legen sollen, denn in diesem Punkt überzeugt mich das Spiel durch die sich ständig wiederholenden Umgebungen in keiner Weise. Der Sound ist so notdürftig, dass ich - kombiniert durch die sehr langen und vor allem eintönigen Fahrten - im wahrsten Sinne des Wortes am Steuer eingeschlafen bin. Ebenfalls in Echtzeit. Insgesamt gesehen ist das Spiel eher enttäuschend ausgefallen, da es im Grunde keine Neuerungen zu den Vorgängern gibt.

(06.12.2005)

 

Entwickler: SCS Software
Publisher: Frogster Interactive
Genre: Arcade-Rennspiel
Releasedate: bereits erschienen
Homepage: 18 Wheels of Steel: Convoy
Preis: 24,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

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