Parkan 2

Parkan 2

(Frogster Interactive)

geschrieben von Carsten Werner

 

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 4115 nach Gründung der Lentis-Kolonie. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffes Parkan, das sich mit seinem Kapitän und einer Robotercrew auf den Weg macht, das Universum, das nur von Droiden bewohnt zu sein scheint, zu erkunden. Auf seinen Reisen trifft der einsame Kapitän auf Hunderte von Sternensystemen und Planeten, die es zu erkunden oder zu erobern gilt, um seinen geheimen Auftrag zu erfüllen und die Mysterien des Sternenhaufens Lentis zu ergründen. Bereits seit einem Jahr steht "Parkan 2" in den russischen Läden. Noch etwas länger hat es gedauert, bis Frogster Interactive den Titel endlich auch nach Deutschland geholt hat. DLH.Net ist für Sie in die Weiten des Weltalls aufgebrochen, um die Abenteuer der "Parkan" mitzuerleben und über sie zu berichten.

Ein interessanter Genremix

Heutzutage scheinen Vermischungen einzelner Genres zur Tagesordnung zu gehören. Wir schießen uns durch Taktik-Shooter, metzeln in Action-Rollenspielen, erobern Ländereien in Rollenspiel-Echtzeitstrategietiteln oder werden in Weltraum-Handelssimulationen reich. Mit "Parkan 2" versuchen sich Nikita, die russischen Entwickler des Titels, an einer Mischung, die es bisher noch nicht gab und in der eine Menge Potenzial steckt. Die Liste an Ideen, die in das Spiel eingeflossen sind, liest sich hervorragend und macht Lust auf mehr. Neben spannenden Weltraumkämpfen stehen auch Spaziergänge auf der Planetenoberfläche, Kämpfe mit feindlichen Droiden, der Bau von Basen, Handel, der Kauf von Schiffen und Drohnen sowie die Aufrüstung der Basen, Schiffe und des Kampfanzugs auf dem Programm. Darüber hinaus warten eine Menge an Aufträgen und Entdeckungsmöglichkeiten auf den Spieler. Die Voraussetzungen für einen Hit sind somit gegeben. Jedoch steht vor dem Spaß wie immer erst die Installation. Wieder einmal konnte man nicht auf den umstrittenen Kopierschutz "Starforce" verzichten, der beim Testsystem erst nach knapp einer Minute Überprüfung die CD freigab und das Spiel startete. Nach Überwindung dieser Hürde und dem Betrachten der sehr knappen Einleitung befinden wir uns auch schon mitten im Geschehen.

Eine Hand voll Weltraum

Erinnern Sie sich noch an den Klassiker "Elite"? Damals war es die Aufgabe des Spielers, mit einem Raumschiff zwischen unzähligen Planeten zu pendeln, Handel zu treiben und Piraten zu vernichten. Nach und nach konnte man sich in der Gunst einzelner Fraktionen hocharbeiten und neue Aufträge annehmen. Ein ähnliches Vorgehen ist auch bei "Parkan 2" gefragt. Zu Beginn sitzen Sie in Ihrem Raumschiff, der "Parkan" und steuern das Schiff wie in "Wing Commander" oder "Privateer" durch das System. Um zu einzelnen Planeten zu gelangen, wird auf der Navigationskarte ein Ziel gewählt und das Schiff nimmt automatisch Kurs dorthin. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Raumschiff Transportrouten nutzen oder durch Tore springen musste. In der Nähe eines Planeten angekommen, wird die automatische Landung eingeleitet.

Für den Kampf im Weltraum stehen dem Kampfpiloten neben Lasern und anderen Bordwaffen auch schlagkräftige Torpedos zur Auswahl. Während des Gefechtes können die Waffen leicht ausgetauscht und der jeweiligen Aufgabe angepasst werden. Interessant ist die Fähigkeit, unbemannte Kampfdrohnen als Begleiter einzusetzen, sie bei Bedarf zu starten und ihnen spezifische Befehle zu geben. Richtige Flügelmänner kann man nämlich nicht anheuern.

Ein Pfund Ego-Shooter

Ihnen sind Raumkämpfe zu langweilig? Vom ständigen Sitzen vor den Kontrollen bekommen Sie Kopfschmerzen? Sie möchten sich auch einmal die Beine vertreten und die fremden Planeten zu Fuß erkunden oder im Maschinenraum nach dem Rechten sehen? All dies und noch viel mehr ist in "Parkan 2" möglich. Sobald das Raumschiff auf einem Planeten gelandet ist, befindet sich unser Held im Kommandozentrum, das endlich auch wie ein riesiges Schiff und nicht wie ein kleiner Jäger aussieht. Im Inneren steht es Ihnen frei, sämtliche Wege zu erforschen und wichtige Räume wie das Lager und die Antriebssektion zu besuchen. An Bord wuseln kleine, fleißige Helfer, die die täglichen Aufgaben innerhalb des Raumschiffes übernehmen.

Zum Schutz gegen Feinde besitzt der Spieler einen Kampfanzug, der ähnlich wie das Raumschiff, über diverse Waffen, Schilde und Raketenschächte verfügt. Neue Ausrüstung erhält man durch Handel oder in den Laderäumen und Depots der vielfältigen Raum- und Bodenstationen, die man auf seinem Weg durchstreifen kann. Möchte man die Oberfläche eines Planeten oder ein fremdes Schiff betreten, transportiert man sich ohne Zeitverzögerung zu seinem Bestimmungsort, nämlich entweder einer Transporterplattform auf dem Ziel oder auf den Boden unter dem eigenen Raumschiff. Ist man auf einem Planeten angelangt, erkennt man erst richtig, wie riesig die Raumfahrzeuge wirklich sind, denn der Marsch von einem Ende zum anderen kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Durch ein eingebautes Jet-Pack wird jedoch auch die Überwindung größerer Entfernungen zum Kinderspiel. Um mit den Einwohnern des Planeten Kontakt aufnehmen zu können, muss man ein bestimmtes Gebäude aufsuchen und sich dort in das Handelsmenü einloggen. Dadurch erhält man Zugang zu diversen Diensten, unter anderem zu einem Handels- und Auftragsmenü, in dem man Waffen oder Kleinteile kaufen oder Missionen annehmen kann. Als Zahlungsmittel dient in "Parkan 2" Treibstoff, der als Missionsbelohnung oder durch das Einsammeln in Frachträumen dem Konto gutgeschrieben wird. Neben einer Belohnung wird durch das Erfüllen einer Mission auch die Reputation des Spielers bei der jeweiligen Gruppierung erhöht, so dass Waren billiger werden oder man nicht mehr das Raumschiff verlassen muss, um handeln zu können. Akzeptiert die jeweilige Gruppe den Spieler als Freund, werden alle notwendigen Daten sofort auf das Schiff übertragen und man kann bequem vom Sessel aus seine Geschäfte erledigen.

Nicht alle Geschäfte lassen sich jedoch friedlich abschließen und oft muss der Raketenwerfer als Untermauerung der eigenen Argumente herhalten. Unvermeidlich ist ein Kampf, wenn man ein fremdes Schiff in der Schlacht entert. Nicht immer ist es erforderlich, seine Waffen einzusetzen und das Schiff zu zerstören. Oftmals lohnt es sich, nah an das Ziel zu fliegen und ein Andockmanöver zu starten. Danach entert man allein oder mit Unterstützung seiner Roboterfreunde den feindlichen Kreuzer und kämpft gegen die Besatzung. Lebende Gegner werden Sie dabei jedoch kaum fürchten müssen. In den meisten Fällen sind die Kontrahenten einfache Roboter, die mit hohlen Sprüchen auf den Spieler losgehen und schnell im Feuer der eigenen Waffen vergehen. Die KI der feindlichen Einheiten wie auch der eigenen Unterstützer ist nicht intelligent und beschränkt sich auf stupides Anrennen auf den Spieler oder den Feind. Nicht selten bleiben Einheiten an Türen oder Kisten hängen und verheddern sich untereinander. Dennoch ist die Fähigkeit, feindliche Raumschiffe zu entern, ein völlig neues Erlebnis und die Möglichkeit, ganze Basen durch Ausschaltung der Bewacher zu übernehmen, macht den Egoshooter-Part zu einem wichtigen Bestandteil des Spieles.

Eine Prise Aufbaustrategie

Doch nicht nur Kämpfer und Piloten werden gefordert, auch Fans des Aufbaugenres dürfen sich in "Parkan 2" austoben und Planeten ausbauen. Um in den Genuss eines eigenen Stützpunktes zu kommen, muss der zukünftige Herrscher jedoch erst die aktuellen Besitzer überzeugen, das Objekt zu verlassen. Da es sich bei den Bewohnern aber oft um Piraten handelt, gestaltet sich der Haustausch recht kompliziert und gewalttätig. Nachdem Sie die Kontrolle über den Planeten übernommen haben, befinden sich lediglich grundlegende Gebäude auf Ihrer Welt. Mit unterschiedlichen Einzelteilen, die überall in Laderäumen gefunden und in Handelsstationen gekauft werden können, werden nach und nach neue Gebäude wie Werkstätten oder Minen errichtet, die dann beschädigte Ausrüstung reparieren und neuen Treibstoff generieren können. Jedoch ist Vorsicht geboten, denn gerade florierende Siedlungen sind für Piraten besonders interessant.

Käfer im Essen

Bugs sind ärgerlich, und fast jedes neu erscheinende Spiel bleibt nicht von ihnen verschont. Dennoch ist es unverständlich, warum ein Spiel, das bereits seit einem Jahr in den Läden steht, immer noch voll von ärgerlichen Fehlern ist. Dabei sind manche Bugs durchaus witzig; es sieht lustig aus, wenn das eigene Raumschiff völlig verdreckt und zugemüllt wird, so dass sich nicht einmal mehr der Spieler durch die Abfallberge bewegen kann. Dass sich die Framerate dadurch nur noch im einstelligen Bereich bewegt, ist hingegen ärgerlich. Viel schlimmer aber sind Probleme im Zusammenhang mit ATI-Grafikkarten, die weiße Artefakte auf den Bildschirm zaubern. Eine simple Deaktivierung der "Prozessorspezifischen Grafik-Pipeline" in den Grafikoptionen setzt dem Treiben ein Ende. Probleme der KI, den richtigen Weg zu finden und der Kopierschutz "Starforce", der längere Zeit versucht, die CD zu analysieren und für ärgerliche Wartezeiten sorgt, sind da fast schon eine Nebensächlichkeit. Ein weiteres Ärgernis sind vielfältige Scriptfehler und unerklärliche Abstürze, die während des Tests mehrere Savegames unbrauchbar gemacht haben.

Schonkost oder Festmahl? - Grafik und Sound

Ähnlich dem Spielinhalt bietet auch die Grafik eine qualitativ große Vielfalt. Die Raumschlachten und Schiffsmodelle sind ansehnlich dargestellt, einzig der Weltraum selbst wirkt farbarm und leer. Die Kämpfe mit ihren Explosionen und Raketen sehen dagegen gut aus. Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt die Grafik im Egoshooter-Part. Die Optik der Wände und Korridore erinnert stark an die "Doom 3"-Engine, wirkt jedoch weniger schön. Die Planetenoberflächen, die man auf seinen Reisen betritt, sind jedoch beeindruckend. Man erkennt auf den ersten Blick, ob man auf einem Vulkanplaneten, Mond oder bewohnbaren Himmelskörper gelandet ist. Überall wuchern außerirdisch anmutende Pflanzen und Gräser, fliegende Wesen bevölkern den Himmel und alte Ruinen zeugen von vergangenen Tagen. Bei näherem Hinsehen verblasst die Pracht jedoch zu einem Pixelbrei und das scheinbar weitläufige Areal entpuppt sich als ein eng begrenztes Gebiet.

Qualitativ wesentlich schlechter ist die Musik, bei der während des gesamten Spieles keine Freude aufkommt. Die Sprachausgabe beschränkt sich auf lieblos heruntergelesene Sätze, die meisten Sprüche werden in einer einfallslosen Robotersprache präsentiert und sorgen für unfreiwillige Lacher. Auch die Musikstücke sind schwach, sie wirken nervig und überflüssig.

"Parkan 2" ist kein schlechtes Spiel geworden, soviel sei gesagt. Die bloße Aufzählung aller Features allein sollte ein herausragendes Spiel vermuten lassen: Über 500 Sternensysteme, ein Weltraumkampf-, Egoshooter- und Aufbaumodus sowie diverse Aufrüstungsmöglichkeiten sorgen für tagelangen Spaß. Diese Freiheit ist jedoch auch der große Nachteil, denn genau diese Fülle an Möglichkeiten würgt oft den Spielspaß ab. Es ist zu aufwendig, ein simples Handelsdepot anzufliegen, da man erst den Planeten anfliegen, dann landen, aussteigen und den Handelspunkt aufsuchen muss. Hier hätte ein strafferes und schnelleres Gameplay Wunder gewirkt.

Ein großes Problem des Spieles sind die Unmengen von Bugs, die den Spielspaß regelrecht töten und für Frust schon nach wenigen Stunden sorgen. Roboter, die an Wänden hängen bleiben, Abstürze, Scriptfehler, die ein Verlassen eines Planeten unmöglich machen und Raumschiffe, die von Schrott überquellen und einen Spaziergang zur Tortur werden lassen, sind nur einige Beispiele. Nicht mehr zeitgemäß sind auch die Animationen der Gegner und die KI, die über das bloße Kanonenfutterdasein nicht hinwegkommt.

Trotz allem ist "Parkan 2" kein wirklicher Flop. Die vielfältigen Möglichkeiten, die man während des Spieles für sich entdeckt, laden zum Weitermachen ein, und wenn nicht gerade ein Bug den Spielstand vernichtet, hat man bald die langweilige Startphase überwunden und das Gebiet, in dem man sich bewegen kann, wächst stark an. Die Geschichte der "Parkan" wird dagegen wohl keinen vom Hocker hauen, zu einfallslos ist die Präsentation und ohne das Studium des Handbuches wüsste man überhaupt nicht, welche Aufgabe man hat. Spieler, die über einen langen Geduldsfaden verfügen und schon immer einmal über die Planeten spazieren wollten, die sie besuchen, sollten einen Blick riskieren und auf einen Patch warten. Wer jedoch auf schnelle Weltraumaction mit Handelsfunktionen oder auf den perfekten Ego-Shooter wartet, sollte sich woanders umschauen.

(16.08.2006)

Entwickler: Nikita
Publisher: Frogster Interactive
Genre: Action/Strategie - Mix
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Parkan 2
Preis: 34,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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Parkan 2

  • Entwickler: 1C
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