Heroes of the Pacific

Heroes of the Pacific

(Codemasters)

Geschrieben von Carlos Carvalho

 

Dieses Jahr jährte sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum sechzigsten Mal. Über 50 Millionen Menschen verloren ihr Leben in dem blutigsten Krieg aller Zeiten, der mit der Invasion Polens am 1. September 1939 begann. An verschiedenen Fronten wütete der Krieg, ob zu See im Atlantik und im Pazifik oder auf den Schlachtfeldern in Frankreich und Deutschland oder im Osten Richtung Russland. Sechs Jahre später, am 8. Mai 1945, ergab sich Deutschland kurz nach Hitlers Tod. Die japanische Armee gab sich erst nach dem Einsatz zweier amerikanischer Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 2. September 1945 geschlagen.

Dieses Jahr wurden die Geschäfte mit Computerspielen aller Genres über den Zweiten Weltkrieg wahrhaftig überschwemmt. Mit "Silent Hunter 3" darf man im Atlantik in deutschen U-Booten die Jagd auf Konvois führen. In "Brothers in Arms: Road to Hill 30" kämpft man auf der Seite der Alliierten, ähnlich wie in der TV-Serie "Band of Brothers", als Soldat an der Front bei dem Angriff auf die Normandie. Ebenfalls auf der Seite der Alliierten kann man in "WWII Tank Commander" einen Sherman Panzer auf französischem Boden im Jahr 1944 fahren. Wer lieber den General spielt, kann in verschiedenen Addons zu "Blitzkrieg" historisch wichtige Schlachten führen (zum Beispiel in "Great Battles of WWII: Stalingrad") und mit dem Erscheinen von "Blitzkrieg 2" können sich Fans des Genres bald auf Addons mit der neuen Engine freuen. Codemasters hingegen versetzt in "Heroes of the Pacific" die Spieler in die Cockpits der bekanntesten Flugzeuge, die über dem Pazifik gegeneinander gekämpft haben.

Story

Im Spiel wird man in die Haut des jungen Piloten William Crowe gesteckt, der in Pearl Harbor stationiert ist. Sein Bruder Charlie Crowe ist ebenfalls in Pearl Harbor, allerdings hat sich dieser entschieden, Matrose zu werden und gehört zur Mannschaft des Schlachtschiffs Arizona. Im Training bekommt man die Steuerung des Flugzeugs knapp erklärt und die wichtigsten Waffen vorgestellt. Von da an steht nur die Kampagne zur Verfügung. In dieser findet man sich am 7. September 1941 wieder, dem Morgen, an dem die japanische Armee einen Überraschungsangriff auf den Stützpunkt der US-Navy durchführte. Als einziger Pilot, der rechtzeitig starten kann, muss man die anfliegenden japanischen Zeros abschießen, damit die noch auf dem Boden befindlichen Flugzeuge nicht zerstört werden. Befehl um Befehl muss man befolgen, um bei der Verteidigung der Basis zu helfen, aber mit der Zerstörung der Schlachtschiffe ist der Kampf beendet. Man spürt am eigenen Leib die Verzweiflung der amerikanischen Soldaten, die während dieser 90 Minuten fast wehrlos waren. Über 2000 Soldaten verloren an diesem Tag ihr Leben und weitere 1000 wurden verletzt, fünf Schlachtschiffe und 18 sonstige Schiffe versenkt. Unter den versenkten Schiffen befindet sich auch die Arizona mit 1000 Männern an Bord und so verliert im Spiel William Crowe seinen Bruder Charlie. Die USA treten in den Zweiten Weltkrieg ein und unser Held hat eine persönliche Rechnung mit der japanischen Armee zu begleichen.

Das Spiel führt Leutnant Crowe durch verschiedene Regionen des Kriegsgeschehens und auf diverse Flugzeugträger. Man fängt, wie erwähnt, in Pearl Harbor an, wird zum Wake Atoll versetzt, danach erfolgt ein Angriff auf die Marshall-Inseln, gefolgt von der Torpedierung von Schiffen im Korallenmeer. In der Mitte des Spiels angelangt, kommt man an den Wendepunkt des Kriegs: die Schlacht um Midway, die am 4. Juni 1942 stattfand. Ab diesem Punkt tritt das von Admiral Yamamoto vorhergesehene Problem deutlich zutage: Nach sechsmonatigen, verlustreichen Kämpfen beginnt die amerikanische Armee langsam, die Oberhand zu gewinnen. Leutnant Crowe hilft bei der Eroberung von Guadalcanal in der Operation Watchtower und unterstützt die Truppen bei der Eroberung der Gilbertinseln. Die Flugzeugträger transportieren den Spieler dann über die Marianen und die Philippinen nach Iwo Jima, wo die letzten Schlachten stattfinden. In jeder Gegend sind bis zu vier Szenarien zu spielen, insgesamt 26 Missionen sind in Heroes of the Pacific enthalten.

Die Geschichte des Spiels wird wie beim Vorlesen des Tagebuchs eines amerikanischen Soldaten vorgetragen. Einige Zeichnungen heben bestimmte Situationen oder Gefühle des Leutnants hervor, während reale Filme aus den Schlachten der Zeit den Spieler noch weiter in den Zweiten Weltkrieg versetzen. Weil man sowohl während der Cutscenes als auch während der Luftkämpfe Anmerkungen und Kommentare zu Details des Lebens der Piloten mitbekommt, fühlt man sich in die Zeit zurückversetzt und trauert, wenn man den Tod des Vaters von William Crowe während des Kriegs erfährt.

Gameplay

Man kann darüber streiten, ob "Heroes of the Pacific" ein Arcade-Shooter oder ein Flugsimulator ist. In Wirklichkeit wird zwar beides geboten, aber die Standardansicht des Spiels ist die eines 3D-Arcade-Shooters. Man beobachtet sein eigenes Flugzeug von hinten und steuert es so in alle Himmelsrichtungen. Im Mittelpunkt des Bildschirms ist ein Fadenkreuz verankert, das die Farbe wechselt, je nachdem, ob man gerade einen Treffer bei einer feindlichen oder einer befreundeten Einheit erzielen kann. Durch Drücken der "V"-Taste kann man den Ansichtsmodus ändern. Neben einer weiter entfernten Ansicht des Flugzeugs von hinten und einer Ansicht zum Bombenabwerfen kann man in eine Cockpitperspektive wechseln. Damit ist es möglich "Heroes of the Pacific" als einen Flugsimulator zu spielen, wenn auch einen sehr einfachen.

Die Bedienung von "Heroes of the Pacific" ist sehr benutzerfreundlich. Man hat freie Auswahl zwischen Tastatur, Maus und Joystick, wobei sich ein guter Joystick empfiehlt. Neben den üblichen Richtungs- und Schubtasten hat man einen weiteren Knopf, um den Motor "hoch zu takten". Für kurze Zeit kann man diesen Extraschub dafür verwenden, aus gefährlichen Situationen zu flüchten oder ins Gefecht zu stürmen. Wie lange der Schub dauert, wird oben links im HUD-Balken angezeigt. Ein dazu paralleler Balken beschreibt die Kondition des eigenen Flugzeuges, dazwischen sind die eingebauten Waffen angezeigt. Die Primärwaffe ist in den meisten Fällen eine mittelstarke, schnell schießende Kanone oder ein Maschinengewehr. Als Sekundärwaffen werden, abhängig von Flugzeug und Ausbaustufe, eine langsam nachladende, aber sehr starke Kanone, kleine ungelenkte Raketen für Luft-Boden-Angriffe, 500-kg- bzw. 1000-kg-Bomben oder Torpedos angeboten. Interessant umgesetzt ist die Munition im Spiel: Man hat unendlich viele Schüsse. Die Primärwaffe wird "heiß" und muss abkühlen, Raketen und Bomben werden nach einer bestimmten Zeit nachgeladen.

Auch interessant eingebaut ist das Freischalten der Szenarien und Flugzeuge. Für jede erfolgreiche Mission bekommt man Upgrade-Punkte. Schafft man die Sekundärziele, bekommt man mehr Punkte und spielt man in einem höheren Schwierigkeitsgrad von den vier verfügbaren, so erhöht sich ebenfalls die Menge an Punkten. Bei bestimmten Missionen bekommt man dann spezielle Flugzeuge freigeschaltet, die man später im Spiel verwenden kann, unabhängig ihrer Herkunft. Die Szenarien kann man auch erst dann wiederholen, wenn man sie einmal in der Kampagne erfolgreich absolviert hat. Die Flugzeuge kann man mit den Upgrade-Punkten verbessern, indem die Eigenschaften des Flugzeugs selbst verbessert werden oder eine bessere Bewaffnung eingebaut wird. Diese Stufen sind an der Bemalung des Gehäuses zu erkennen.

36 detailliert nachgebildete Flugzeuge des Zweiten Weltkrieges wurden in das Spiel eingebaut und man hat am Ende des Spiels die Möglichkeit, fast jedes in jeder beliebigen Mission einzusetzen. Durch die Ausbaustufen, die bis zu drei pro Flugmaschine betragen können, wird eine enorme Anzahl an Möglichkeiten angeboten. Nicht nur amerikanische Flugzeuge sind verfügbar, wie zum Beispiel der Warhawk oder die Seafire, sondern auch japanische Flugmaschinen, wie zum Beispiel die Zero oder der Betty Bomber. Ein paar deutsche Flugzeuge sind ebenfalls eingebaut, wie der ME262E-Düsenjet und ferner ein russisches Fabrikat, die YAK-3.

Grafik und Sound

In Sachen Aussehen braucht sich das Spiel nicht zu verstecken. Detaillierte Flugzeuge, gut gezeichnete Gebäude, Schatten und Wasserspiegelungen werden Spielern mit Rechnern der Mittelklasse angeboten. Wellen auf dem Wasser sind nicht nur schöne Grafik, sondern können durchaus den Piloten bei Tiefflügen die Füße nass machen. Nur die Bäume sehen sehr "eingepflanzt" aus, es gibt keine richtig gewachsen wirkenden Wälder im Spiel. Ein externes Tool erlaubt die Einstellung der Auflösung und die Feinabstimmung bestimmter Grafikeigenschaften. Somit ist das Spiel auch auf einer älteren nVidia FX 5200 bei 800x600 ruckelfrei spielbar, wie auch auf einer neueren nVidia 6600 GT bei 1240x1024. Bei älteren Grafikkarten oder CPU-schwächeren Rechnern wird man womöglich Probleme bei Flügen durch Wolken haben. Trotzdem ist es lobenswert, dass ein Spiel, das Luftkämpfe mit bis zu 150 Maschinen darstellt, auch auf älteren Rechnern spielbar ist. Die Stimmen in "Heroes of the Pacific" sind klar und deutlich, die Geräusche klingen realistisch und die heldenhafte Musik unterstützt die Stimmung, sich noch besser schlagen zu wollen als bei der vorigen Mission. Nach mehreren Stunden derselben Musik geht diese aber langsam auf die Nerven und früher oder später dreht man am Lautstärkeregler.

Multiplayer

Der Multiplayerbereich des Spiels dürfte für diejenigen, die "Heroes of the Pacific" im Singleplayermodus durchgespielt haben, am interessantesten sein. Man kann sowohl im Internet per GameSpy wie auch im LAN gegen andere Piloten antreten und seine Fähigkeiten in den verschiedenen Modi beweisen. Im "Dogfight" und "Team-Dogfight" hat man das Ziel, so viele gegnerische Flugzeuge aus der Luft zu holen wie zeitlich machbar. "Capture the Flag" sollte jedem bekannt sein, hierbei muss man eine Flagge vom feindlichen, voll bewaffneten Flugzeugträger stehlen und zum eigenen Schiff bringen. "Fox and Hounds" ist ein interessantes Spiel ähnlich dem klassischen "Fangen": Ein Pilot flüchtet vor den anderen mit seiner Maschine. Wird er von einem Piloten angeschossen, wird dieser zum Fuchs und die anderen spielen als Hunde weiter, bis einer das flüchtende Flugzeug trifft. Wer am längsten Fuchs ist, gewinnt. Zuletzt kann man den Modus "Scratch one flattop" spielen, der die meiste Zusammenarbeit der jeweiligen Teammember benötigt. Das Ziel dieses Modus ist es, den feindlichen Flugzeugträger zu zerstören. Natürlich hat der Gegner was dagegen und wehrt sich mit allen Kräften, während er ebenfalls versucht, den gegnerischen Flugzeugträger zu zerstören.

Plattformen

- PlayStation 2

- Xbox

Entwickler: IR Gurus
Publisher: Codemasters
Genre: Arcade-Shooter
Release-Date: bereits erhältlich
Homepage: Heroes of the Pacific
Preis: 39,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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Fazit

   "Heroes of the Pacific" ist ein genialer Arcade-Shooter mit einem schwachen, aber durchaus spielbaren Flugsimulatoranteil. Die Missionen in den vier verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu schaffen, wird nach dem ersten oder spätestens zweiten angespielten Szenario zur Pflicht, aber nach einigen Stunden möchte man nichts anderes, als sich gegen andere Spieler zu beweisen. Das Spiel hat deswegen nicht nur einen starken Suchtfaktor, sondern wird sicherlich auch auf LAN-Parties der nächsten Monate, wenn nicht Jahre, zum Pflichtspiel. In "Heroes of the Pacific" sind bereits außerhalb der Missionen von Crowe fünf historische Schlachten vorhanden. Man kann nur hoffen, in der nahen Zukunft weitere Addons kaufen zu können, um zum Beispiel aus der Sicht der japanischen Armee den Zweiten Weltkrieg erleben zu dürfen. Wegen dieses Spiels hofft man, dass der Weihnachtsmann zwei Monate zu früh vorbeikommt. (28.10.2005)


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