Perimeter: Emperors Testament

Perimeter: Emperors Testament

(Frogster)

geschrieben von Axel Kleps

 

Strategierevolution?

Vor einiger Zeit erschien Codemasters "Perimeter", das sehr gute Wertungen bekam. Allerdings entstand um diesen Strategieknaller nicht der Hype, den man sich erhofft hatte und so versank das Spiel sang- und klanglos im Nirgendwo. K-D Lab hat sich nun dazu entschlossen, eine Erweiterung anzubieten, die allerdings auch uneingeschränkt ohne den Vorgänger funktioniert. Das Spiel beinhaltet aber keine Erstlingsmissionen. Die extrem wirre Story macht Lust auf mehr. Originalzitat: "Während die Geister auf dem Weg zu ihrer Bestimmung sind und die Harkback die mythische Erde suchen, erschafft der Imperator einen Geist, der ihm auf der Suche nach neuen Welten beisteht.". Im Prinzip soll die Geschichte der Menschen erzählt werden, die sich in einem weltunverträglichen Maße vermehrt, anschließend sogar das Universum überfüllt haben und letztendlich in so genannten Frames ihr Dasein fristen. Alles sollte gut werden, doch selbst dort kam der Mensch nicht zurecht und Neid, Hass und diverse andere menschliche Züge sorgten für einen Krieg. Und nun ist man halt mitten drin - als Spieler, der erst einmal diese wirsche Geschichte durchblicken muss. Na, wenn das mal nicht neugierig macht.

Kompliziert oder komplex?

Wer irgendwann einmal das Spiel "Command & Conquer" gespielt hat, der kann sich ein ungefähres Bild von dem machen, was "Perimeter" zu bieten hat. Nach der ansprechenden Installationsroutine und den anschließenden Einstellungen bekommt das Spielerauge erst einmal sehr schick gemachte Intros zu sehen. Das geht los bei den schönen Animationen der Firmenbanner bis hin zum Einführungsfilm, der es wirklich in sich hat. Render-Videos zeugen von allerlei Waffengewalt, riesigen Explosionen, toll gestalteten Robotern und Fahrzeugen, und ein Sprecher sorgt für die nötigen Informationen. Nach alldem widmet man sich dem Startmenü, ob wählt Singleplayer- oder Mehrspielerpartie aus und stellt das Programm gemäß seiner Rechnerleistung ein. In diesem Fall wurde erst einmal die Kampagne ausgesucht, um sich einzuspielen. Nach ein paar Erklärungen wird der erste Level gestartet und der Imperator persönlich will testen, ob man in der Lage ist, sich gegen ihn und seine Angriffe zu schützen und sowie die vorgegebenen Spielziele zu erreichen. Also produziert man in typischer RTS-Manier Energie, die quasi als Zahlungsersatz dient. Mit Energie kann man alles bauen, angefangen bei der Soldaten- über die Offiziers- bis zur Technikerfabrik. Ebenfalls können Labors gebaut werden, die entweder Bomben- , Laser- oder Raketentechnik erforschen. Hinzu kommen noch bestimmte Forschungsgebäude, die Untergrund- und Antigravitationswaffen entwickeln. Sämtliche Gebäude können in zwei weiteren Stufen aufgewertet werden und produzieren dann eine umfangreichere Auswahl an Waffensystemen. Diese Systeme werden aber nicht im Sinne von Fabriken produziert. Weit gefehlt, denn in der heutigen Zeit werden solche Gegenstände quasi aus einer bestimmten Anzahl von Technikern, Offizieren und Soldaten hergestellt. Sind diese betriebsbereit, kann man per Maus das entsprechende Fensterchen anklicken und aus ein paar kleinen Soldaten werden die kompliziertesten Waffen. Um aber all diese schönen Sachen bauen zu können, muss man erst einmal Terraforming betreiben, sprich das Baugebiet den eigenen Anforderungen anpassen, aber auch das dauert seine Zeit und der Gegner schläft niemals. Also muss man einen guten Kompromiss finden, der einerseits den Geländebau vorantreibt und andererseits auch die eigene Station schützt. Infolgedessen werden stationäre Waffen wie Raketentürme, Lasertürme und diverse andere Schlechtigkeiten positioniert, um dem Feind Saures zu geben. So geht es dann in jedem Level voran, die eigene Basis muss mit Energie bis zum Maximum aufgeladen werden und ein interplanetares Portal muss geöffnet werden, um sich in den nächsten Frame zu begeben. Klingt einfach, ist es aber nicht. Wie schon erwähnt, wird der Gegner nicht müde, immer neue Einheiten gen Spielerstation zu schicken und wenn alle Stricke reißen und sämtliche Verteidigungsanlagen nicht mehr gegen die Übermacht ankämpfen können, dann treten die so genannten Perimeter in Erscheinung. Dabei handelt es sich um ein Energie fressendes Schutzschild, das sich um die eigenen Gebäude legt. Wer aber vorher nicht für viel Energie gesorgt hat, der hat dann auch nicht lange etwas von diesem undurchdringlichen Schild und sobald die Vorräte aufgebraucht sind, fällt es in sich zusammen und die Grenzen werden mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit fallen. Man kann also erkennen, dass dieses Spiel es in sich hat und eine gute Strategie ist eine Notwendigkeit, um einen Sieg zu erringen.

Steuerung oder Wirrwarr?

Im Prinzip unterscheidet sich "Perimeter" nicht von anderen genretypischen RTS-Titeln und das Bild ist mehr oder weniger in zwei Hälften aufgeteilt, in der oberen spielt sich der ganze grafische Teil ab, in der unteren sind sämtliche Funktionstafeln, Infotabellen, Schalter und die Karte untergebracht. Einmal einen Gebäudetypen angeklickt, sucht man sich einen geeigneten Platz auf dem Feld und nach kurzer Bauzeit erscheint die Fabrik, der Turm oder das Labor. Einheiten können per Einzelklick oder durch das Ziehen mit der Maus eingekreist und per Druck auf die rechte Maustaste positioniert werden. Auf die gleiche Art verfährt man mit der Terraforming-Funktion, die einmal aktiviert wird und die Nanoeinheiten machen sich dann selbstständig an die Arbeit und bauen das Gelände nach den eigenen Ansprüchen um. Wer über ein gutes Gedächtnis verfügt, der kann auch per Tastenkombos sämtliche Gebäude, Einheiten, Waffensysteme und Funktionen einschalten. Und von denen gibt es wirklich viele, die man sich zu merken hat. K-D Lab hat hier gute Arbeit geleistet und das Spiel geht dank der durchdachten Steuerung leicht von der Hand. Die Karte tut ihr Übriges dazu und Angriffe auf die eigene Basis werden per rot blinkendem Kreis angezeigt, so dass niemals die Übersicht verloren geht, denn die Basis kann mitunter sehr große Ausmaße annehmen.

Grafikrevolution?

Im Laufe der Jahre haben sich die RTS-Titel grafisch ernorm verbessert und "Perimeter" ist hier auch keine Ausnahme. Die Rendersequenzen sind technisch auf dem absolut neuesten Stand und sehen wirklich toll aus. Die gigantischen Schlachten sind enorm real und gewaltig dargestellt. Die Sicht auf das Spielfeld erfolgt aus der Vogelperspektive, wobei man stufenlos an das Geschehen heranzoomen kann. Allerdings ist davon abzuraten, denn bei Maximalzoom ist nicht mehr viel vom Spiel zu sehen und die Übersichtlichkeit geht verloren. Die Landschaft wirkt wie eine Mischung aus normalem Gelände und einer Art biologischer Masse. Irgendwie hat man den Eindruck, die Oberfläche würde leben und die vielen Nanobots, die sich zwischen den Gebäuden herumtreiben, verstärken diesen Eindruck noch. Die Waffensysteme sind abwechslungsreich und sehr detailliert animiert, aber die menschlichen Einheiten wie Techniker und Offiziere sind extrem klein. Allerdings ist das nicht weiter schlimm, denn diese Einheiten werden eigentlich nur für den Bau der Waffensysteme benötigt, die sich dann unterirdisch, fahrend oder fliegend fortbewegen. Die Gebäude hingegen sehen grafisch schick, aber unspektakulär aus. Fabriken rauchen ein bisschen vor sich hin, die Energietürme liefern den Strom an den Frame in Form von Laserstrahlen, die permanent die Basis überziehen. So überragend, wie sie auf der Verpackung beworben wird, ist die Grafik nicht, aber sie ist überaus brauchbar und den heutigen Ansprüchen wird sie gerecht.

Musik und andere Geräusche

Die C&C-Reihe hat es vorgemacht und andere haben es versucht, aber es dennoch nicht geschafft. Es geht um die Soundtracks, die durch "Command & Conquer" berühmt wurden. Auch Perimeter schlägt in diese Sparte und der Track klingt auch klasse, allerdings erreicht er nie die Qualität des berühmten Vorgängers. Auch während der Partien spielt permanent Musik, die das Spielgeschehen erfreulich abrundet, aber als Ohrwurm werden die Songs wohl nicht in die Annalen der Spielemusik eingehen. Sehr gut gelungen sind aber die Soundeffekte. Das geht bei den Startmenüs los, wobei die Mausklicks und die sich drehenden Menütafeln mit sehr schicken Clips unterlegt wurden. Alles erweckt den Eindruck, man befände sich innerhalb eines quasi lebenden Computers, der aus zig Frames besteht, die untereinander mit einer Art Nervenbahnen verbunden sind und die Animationen werden mit einzigartigen Rauscheffekten belegt, wie man es aus Tron oder anderen Computerfilmen kennt. Die Schlachten an sich gehen da etwas sparsamer mit der Effekthascherei um und präsentieren sich vom Sound her nicht so spektakulär. Erfreulich hingegen ist der Sprachcomputer, der immer wieder auf neue Angriffe aufmerksam macht oder das Spielgeschehen kommentiert. Auch wenn einige Ansagen wiederholt werden, aufdringlich wirkt das gesprochene Wort niemals, es ist immer informativ und bringt den Spieler permanent auf den neuesten Stand.

Der neue König des RTS-Genres?

Bei "Perimeter" scheiden sich die Geister. Rein qualitativ ist es ein Topspiel, dennoch wird es niemals einen Riesenhype auslösen, was eigentlich schade ist, denn von der Action und der strategischen Tiefe sowie der ansprechenden Grafik her ist es durchaus lohnenswert. Allein die Art und Weise, wie man durch die 25 Einzelspielermissionen kommt, ob man mehr auf Produktion oder eher auf Übernahme feindlicher Energiekerne spekuliert, wie man sich sein eigenes Spielfeld anpassen kann, macht "Perimeter" zum Knaller. Einzig die KI lässt manchmal etwas zu wünschen übrig, denn die Wegfindung einiger Einheiten ist misslungen: teilweise laufen oder fahren die Einheiten durch tiefe Gewässer, nehmen dort Schaden und vernichten sich so selbst, statt einfach um den See zu steuern. Gut, wenn man eifrig ist und aufpasst, passiert so etwas selten, aber so etwas sollte eigentlich nicht sein. Spielerisch ist "Perimeter" auf ganz hohem Niveau anzusiedeln und kann durch Zusätze wie das Terraforming oder das Nanomorphing, um die Waffensysteme zu erstellen, überzeugen. Ein Manko ist zurzeit das Multplayer-Spiel, denn im Moment sind kaum Spieler im Internet unterwegs, die sich messen wollen. Das wird sich hoffentlich noch ändern, wenn die Verkaufszahlen dementsprechend ausfallen, aber dafür müsste noch ein wenig die Werbetrommel gerührt werden. Alles in allem ein schöner Titel, der von mir eine Kaufempfehlung bekommt und bei einem RTS-Freak nicht in der Spielesammlung fehlen sollte. Günstiger kommt man nicht an solche Toptitel …

(31.05.2006)

- Windows 98SE/ME/2000/XP

- Intel Pentium 3 oder Athlon mit 1 GHz

- 256 MB RAM

- DirectX 8.1 kompatible Grafikkarte mit 64 MB

- Soundkarte

- 3 GB unkomprimierter Festplattenspeicher

     
   
   
   
   
   
   

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