Red Faction: Armageddon

Red Faction: Armageddon (PS3)

(THQ)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

     
 

Der Entwickler Volition hat zwei heiße Eisen im Feuer, neudeutsch spricht man da von Franchises: Zum einen ist da die "Saints Row"-Reihe, zum anderen die "Red Faction"-Spiele, deren Ableger "Armageddon" nun seit fast zwei Monaten im Handel ist. Die beiden letzten Ableger "Saints Row 2" und "Red Faction: Guerrilla" waren sich dabei sehr ähnlich, Ziel war es wohl, dem Überspiel des letzten Jahrzehnts, "GTA 4", auch von anderer Seite Open-World-Actionspiele entgegenzusetzen. Dabei wurde "Red Faction: Guerrilla" wohl am meisten entwurzelt, denn die ersten beiden Spiele mit den Mars-Aufständlern waren reinrassige Ego-Shooter. Das vierte "Red Faction"-Spiel hat offenbar erneut eine Metamorphose erfahren, infolgederen es nun ein echter 3rd-Person-Shooter geworden ist. DLH.Net hat das Spiel ausführlich getestet und versucht herauszufinden, ob die Änderungen im Konzept dem Spiel geholfen oder geschadet haben.

Inhalt

Darius Mason ist der Enkel des Freiheitskämpfers Alec Mason, der in "Guerrilla" die Rebellengruppe Red Faction zum Sieg über die imperialistischen Besatzer, die Earth Defense Force (EDF) und Marauder-Gruppen, geführt hat. Hatte es der Opa noch mit Menschen zu tun, die den Bergbauarbeitern das Leben schwer machten, so ist Darius Mason leider selbst daran schuld, dass die Bevölkerung unter die Mars-Oberfläche flüchten muss. Zu allem Unglück weckt er so eine Alienrasse auf, die dort schon lange geschlummert hat. Der Beliebtheitsgrad des Mannes mit dem großen Namen sinkt rapide, weswegen er sich auf den Weg begibt, die alte Rebellengruppe zu reaktivieren, um mit ihnen die Aliens vertreiben. Das erweist sich aber natürlich als schwieriger als erwartet, denn eine Gruppe Kultisten macht sich das Chaos zunutze und will die Herrschaft über den Mars an sich reißen.

Gameplay

Anders als "Guerrilla" verläuft die Story in "Armageddon" linear, von einem Open-World-Spiel kann daher keine Rede mehr sein. Der Held muss nach und nach Aufgaben erledigen, die sich zuerst darauf beschränken, zu einem Punkt zu gelangen, dort etwas zu aktivieren – zumeist ausgefallene Generatoren – und dann wieder in die Basis zurückzukehren, um einen ähnlich lautenden Auftrag zu bekommen, der sich irgendwie aus der Situation heraus ergibt. In den ersten Stunden Spielzeit ist das wirklich etwas langweilig. Das hat auch damit zu tun, dass die Feinde zunächst nur eine spinnenartige Alienrasse sind, die dem Helden selbst mit den kleinen Waffen keine Probleme bereitet. Hat man diese Phase hinter sich gebracht, geht es dann richtig los und die Geo-Mod-Engine, die vor allem für die eindrucksvollen Zerstörungen zuständig ist, bringt viel Spaß in das Spiel. Endlich bekommt man starke Waffen und mit ihnen auch Gegner, die den Namen wirklich verdient haben. Alle Wummen bekommt der Held zunächst aber nur in einer Grundversion zugeteilt, er kann diese aber an häufig in den Levels verteilten Upgrade-Stationen aufwerten. Hier kann er frei wählen, welchen Waffen oder Fähigkeiten er mehr Gewicht geben möchte, die Upgrades muss er mit Barschrott bezahlen, der Währung in allen "Red Faction"-Spielen.

Zu Beginn des Spiels kann man die kleinen Kriecher, die die Hauptmasse an Aliens darstellen, "mit Links" in die ewigen Jagdgründe befördern. Um die Auseinandersetzungen mit diesen Gegnern etwas herausfordernder zu gestalten, versucht man, die Feinde mit dem Hammer zu erledigen, der auch in "Armageddon" wieder zum Symbol des Widerstands wird. Sobald die Feinde etwas widerstandsfähiger, größer und besser bewaffnet werden, reichen die kleinen Faustfeuerwaffen und der Hammer aber nicht mehr aus. Zum Glück gibt das Spiel dann etwas mehr Feuerkraft frei, indem man dann auf Raketenwerfer und Laserwaffen zurückgreifen und daraufhin erheblichen Schaden austeilen kann. Auch steigt die Anzahl der Feinde, die gleichzeitig auf den guten Darius zukommen. Deswegen ist es sinnvoll, Waffen zu verwenden, die gleichzeitig mehrere Ziele anvisieren können. Die Geo-Mod-Engine stellt alle Zerstörung sehr eindrucksvoll dar, auch auf der PlayStation 3, PC-Spieler können sich darüber hinaus auf noch mehr Farbenpracht freuen. Die Streukraft der aufschlagenden Projektile sorgt aber nicht nur für ein schnelles Ableben der Feinde, sondern sorgt auch für eine Destruktion der Umgebung. Befinden sich Feinde in Gebäuden oder auf Stegen, so werden diese auch zerstört. Es kommt dann vor, dass man unabsichtlich auch eine Brücke zerschießt, über die man gern noch gegangen wäre.

Die Nanoschmiede

Wie eben beschrieben, neigt das Spiel dazu, alle von Menschenhand geschaffenen Strukturen im Gefecht zu verwüsten. Dies kann dazu führen, dass man spielwichtige Gegenstände oder Wege, die man unbedingt begehen muss, komplett zerstört hat. Deswegen hat ein findiger Mensch die Nanoschmiede erfunden, die eine echte Neuerung in der "Red Faction"-Saga darstellt. Die Nanoschmiede befindet sich in einem Armband, das Darius Mason wie ein übergroßes Schweißband immer mit sich trägt. Dieses Wunder-Werkzeug kann nämlich etwas, das es in Actionspielen bisher noch nicht gab: Es kann Zerstörungen wieder rückgängig machen. So braucht der Held in der Wahl seiner Waffen keine Rücksicht auf die Intensität des Einschlags nehmen, er kann zur Not alles, was er auch zerstören kann, wieder aufbauen. Dies sichert ihm einerseits, dass er ein Ziel auch erreicht, aber andererseits kann die Aufbaufunktion auch strategisch eingesetzt werden, zum Beispiel dann, wenn er vor einer Überzahl von starken Feinden fliehen muss. Er kann dann in ein zerstörtes Haus flüchten und dieses in Sekundenschnelle wieder aufbauen. Da die Aliens nur auf den Helden schießen, wenn sie ihn sehen, ist er damit erst einmal gerettet.

Die Nanoschmiede verfügt aber noch über andere Fähigkeiten, die der Held als Waffe einsetzen kann. So kann er seine Feinde elektrisieren und damit in einen Zustand der Bewegungsunfähigkeit versetzen, oder er kann die gleiche Energie auch nutzen, um einen Stoß auszusenden, der alle KI-Schergen gegen die Mauern oder in einen Abgrund drückt. Die letzte Funktion ist die Errichtung eines Energieschilds, der ihn vor stärkerem Schaden beschützt, Darius Mason selbst kann aber durch den Energieschirm auf die Feinde schießen. Natürlich verbraucht sich die Energie schnell und so sind der Energiestoß, der Elektroschock und der Schirm nur sehr kurzzeitig einsetzbar, die Features sind aber immer sehr effektvoll; die Energie der Nanoschmiede lädt sich auch schnell wieder auf.

Die Feinde

Die Feinde bestehen aus Aliens verschiedener Größe sowie Widerstandsfähigkeit und den Kultanhängern, die Menschen sind. Die Intelligenz der Feinde äußert sich bei den Aliens derart, sich zwar schnell, aber immer ziemlich direkt auf den Helden zuzubewegen, während die Kultisten noch nicht einmal schnell agieren. Die KI der Feinde hat also einen großen Rückschritt zu dem erfahren, was man schon aus anderen 3rd-Person-Shootern kennt, zum Beispiel aus "Vanquish". Man kann fast sagen, dass die Masse der Feinde und die fehlende Intelligenz an "Serious Sam" erinnert. Wenn man allerdings die große Anzahl der Fans von "Serious Sam" betrachtet, mag das gar nicht so sehr ins Gewicht fallen, erwartet hatte man allerdings etwas Anderes. Immerhin reicht die Anzahl der Feinde aus, das Spiel circa acht Stunden spannend zu halten, immerhin ist hier der Trend zum Fünf-Stunden-Spiel, der sich in letzter Zeit bei Action-Games abzeichnet, durchbrochen.

Die Grafik

Die Geo-Mod-Engine überzeugt bei der Darstellung der Zerstörung auf der ganzen Linie. Etwas Anderes allerdings ist enttäuschend, nämlich alles, was man mit Leveldesign bezeichnen kann. Die Levels sind im Grunde alle gleich, meistens ist man zu Fuß unterwegs, manchmal in einem Exoskelett oder einem Gleiter, allerdings immer im gleichen Umfeld. Lange Bergwerksstollen wechseln sich mit teilweise bebauten Höhlen ab, die Texturen kommen über Mittelmaß nicht hinaus. Zwar kann man sich vorstellen, dass ein Gewirr aus Bergbaugängen auf dem Mars genauso aussieht, aber die Wände wirken matschig, die Lichteffekte sind mäßig. Wenn man "Armageddon" mit "Guerrilla" vergleichen will, dann ist der Vorgänger eher "hell" und das aktuelle Spiel "dunkel".

 

  

Fazit

"Red Faction: Armageddon" für die PlayStation 3 spielt sich wie ein schlauchiger Ego-Shooter. Das hat damit zu tun, dass sich die Kamera nur knapp oberhalb der Schulter von Darius Mason befindet und dass Ballern im Mittelpunkt des Spiels steht. Die Story wirkt konstruiert, die Kultisten passen eigentlich gar nicht ins Bild, irgendwie hat man das Gefühl, sie befinden sich nur im Spiel, um noch irgendeinen Zusammenhang zum Vorgänger herzustellen. Ich glaube, dass Fans vom Vorgänger "Red Faction: Guerrilla" von "Armageddon" enttäuscht sein werden, Action-Spiel-Freunde werden sich aber durchaus zufrieden zeigen. Ich – als echter Open-World-Spiele-Freund – bin enttäuscht von "Armageddon", die Trophies zu erspielen hat aber trotzdem Spaß gemacht.

(08.08.2011)


Fazit

   "Red Faction: Armageddon" für die PlayStation 3 spielt sich wie ein schlauchiger Ego-Shooter. Das hat damit zu tun, dass sich die Kamera nur knapp oberhalb der Schulter von Darius Mason befindet und dass Ballern im Mittelpunkt des Spiels steht. Die Story wirkt konstruiert, die Kultisten passen eigentlich gar nicht ins Bild, irgendwie hat man das Gefühl, sie befinden sich nur im Spiel, um noch irgendeinen Zusammenhang zum Vorgänger herzustellen. Ich glaube, dass Fans vom Vorgänger "Red Faction: Guerrilla" von "Armageddon" enttäuscht sein werden, Action-Spiel-Freunde werden sich aber durchaus zufrieden zeigen. Ich – als echter Open-World-Spiele-Freund – bin enttäuscht von "Armageddon", die Trophies zu erspielen hat aber trotzdem Spaß gemacht. (08.08.2011)


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