Emergency 4

Emergency 4

(Take2 Interactive)

geschrieben von Christian Graser

 

Schlachten schlagen, Kriege gewinnen, Orks jagen oder Aliens bekämpfen - der Alltag vieler Computerspieler ist hart. Doch nicht in allen Titeln geht es um Konfrontationen, Gewalt und die Vernichtung von Lebewesen mit anderer Gesinnung. Seit einigen Jahren gibt die Emergency-Reihe den Spielern die Möglichkeit, Leben zu retten und Gutes zu tun - wobei immer wieder die hakelige Bedienung und schwache KI den angehenden Hobby-Rettungskräften im Weg stand. Wir haben uns das Blaulicht umgeschnallt und für Sie den vierten Teil unter die Lupe genommen.

Ja wo brennt’s denn?

Herzlichen Glückwunsch, seit einigen Tagen sind Sie Einsatzleiter und oberster Kommandant der Rettungskräfte einer fiktiven Kleinstadt, bekämpfen Brände, versorgen Verletzte und jagen Kleinkriminelle. Wie in den drei Vorgängern stehen Ihnen auch in "Emergency 4" alle erdenklichen Fahrzeuge und Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und THW zur Verfügung - vom Streifenwagen bis zum Löschflugzeug, Bergungshelikopter oder Brückenbaufahrzeug. Zwischen den zwanzig Großeinsätzen, dem Herzstück des Spiels, wachen Sie in der Kampagne über Ihre Stadt und verdienen sich durch das Lösen kleinerer Aufgaben das notwendige Geld für bessere Fahrzeuge. Dieser Teil ist zu Beginn noch auflockernd und motivierend, wird jedoch im weiteren Verlauf mangels Abwechslung (Brand durch Zigarettenkippe, Kreislaufkollaps) schnell zur lästigen Pflichtaufgabe. Ganz anders dagegen die Hauptmissionen, die alle von netten Zwischensequenzen eingeleitet werden. In diesen Einsätzen sind organisatorisches Geschick sowie ein kühler Kopf gefragt, denn oftmals müssen gleich mehrere Großbrände gelöscht, viele Verletzte versorgt und Folgeunglücke vermieden werden. Bei Szenarien wie Waldbrand, Einsturz von Autobahnbrücken oder Großbränden am Flughafen stehen Ihnen die Schweißperlen vermutlich ebenso schnell auf der Stirn, wie einem Einsatzleiter in der Realität.

K(r)ampf gegen das Feuer

Hauptkritikpunkt der drei Vorgänger war die umständliche Steuerung der Einheiten. Jeder Befehl, wie das Wegtragen eines Trümmerteils, das Bergen eines Verletzten oder das Einsteigen in ein Fahrzeug, benötigte mindestens drei Mausklicks um durchgeführt werden zu können. Derartige Klickorgien bleiben Ihnen im aktuellen Teil glücklicherweise erspart. Wie in vielen Echtzeitstrategiespielen selektieren Sie Ihre Einheiten mit der linken Maustaste und führen mit einem Rechtsklick die jeweils naheliegendste Handlung aus. Ein Feuerwehrmann mit Schlauch in der Hand schließt ihn beispielsweise bei einem Klick auf einen Tanklöschzug an diesem an, sein Kollege ohne gewählten Ausrüstungsgegenstand steigt stattdessen bei einem Rechtsklick in das Fahrzeug ein. Lediglich beim Auswählen der verschiedenen Hilfsmittel wie Feuerlöscher, Axt oder Sprungtuch ist noch ein Klick in die Menüleiste notwendig - und verschlingt kostbare Zeit.

Das Spiel bietet einige Komfortfunktionen wie speicherbare Kartenausschnitte, umfangreiche Fahrzeug- und Einheitenbeschreibungen sowie ein kurzes Tutorial, um Sie für Ihre Aufgabe als Einsatzleiter bestmöglich vorzubereiten. Von der umständlich zu bedienenden Kameraführung dürfen Sie hingegen keine Hilfe erwarten, die macht Ihnen nämlich immer wieder das Leben schwer, insbesondere auf der Suche nach weiteren Verletzten. Das Spielfeld ist frei dreh- und kippbar, durch die Zoomfunktion können Sie Ihren Männern bei der Arbeit auf die Finger sehen, lediglich das Herauszoomen ist etwas zu kurz geraten, so dass bei Großeinsätzen hin und wieder die Übersicht leidet.

Abwechslung wird groß geschrieben

Nicht alle Missionen spielen in heimischen Gefilden, auch im ewigen Eis oder der Wüste bedarf es Ihrer Hilfe. Für diese Auslandseinsätze packen Sie Ihre wichtigsten Fahrzeuge und Helfer in ein Trans-Aid-Großraumflugzeug, wodurch Ihre Mittel in diesen Szenarien streng limitiert sind - eine geschickte Auswahl ist hier die Voraussetzung für den Erfolg. Wie schon in den Vorgängern ist auch in "Emergency 4" der umfangreiche Fuhrpark einer der großen Pluspunkte. Da Ihr Budget jedoch knapp bemessen ist, müssen Sie von Fall zu Fall abwägen, ob statt des teuren Rettungs- oder Bergungshelikopters nicht auch der klassische Krankenwagen ausreichend wäre.

Gerade bei der Vielzahl unterschiedlicher Feuerwehrfahrzeuge ist es eine Herausforderung, immer das Geeignete auszuwählen und mit der richtigen Mischung von Atemschutzträgern, ABC-Abwehr und normalen Feuerwehrleuten zu bestücken. Nach jedem Einsatz wird Ihre Leistung ausgewertet und vom zuständigen Supervisor in den Kategorien Einsatzdauer, Personen- und Sachschäden sowie benötigtes Budget bewertet. Nur wenn Sie schnell und effizient mit den richtigen Einsatzkräften vor Ort arbeiten, haben Sie die Chance, die Traumwertung von 100 Prozent zu erreichen. Durch die unzähligen Kombinationsmöglichkeiten der Einsatzkräfte und der verschiedenen Herangehensweisen an die Katastrophen besitzt das Spiel einen hohen Wiederspielwert, der einzig von der nach wie vor schwachen KI getrübt wird. Insbesondere bei der Wegfindung weist diese, wie bereits in den Vorgängern, Defizite auf, da sich Fahrzeuge und Personen gerne im Weg stehen, wodurch Ihnen manchmal die Situation aus den Händen gleitet.

Der Einsatz geht weiter

Die Kampagne bietet mit ihren zwanzig Großeinsätzen, den Mini-Missionen dazwischen und der hohen Wiederspielbarkeit bereits Unterhaltung für mehrere Wochenenden. Damit der Titel danach nicht im Regal verstaubt, haben Sie die Möglichkeit, Ihr Organisationstalent im Freien Spiel oder in der Herausforderung unter Beweis zu stellen. Bei ersterem haben Sie bereits zu Beginn des Spiels Zugriff auf alle Einheiten und sorgen dafür, dass es den Bürgern Ihrer Kleinstadt gut geht, indem Sie viele kleine Aufträge meistern. In der Herausforderung hingegen folgen die Ereignisse in immer kürzeren Abständen aufeinander, so dass Sie schon bald kräftig ins Schwitzen kommen, während die Situation zusehends außer Kontrolle gerät. Erzielen Sie in diesem Modus, in dem nicht gespeichert werden kann, eine ausreichend hohe Punktzahl, dürfen Sie sich im Internet in einer High-Score-Liste verewigen. Des Weiteren haben Sie noch die Möglichkeit, mit bis zu drei Gleichgesinnten das Freie Spiel im Koop-Modus zu bestreiten, oder eine der zahlreichen Modifikationen, die bereits jetzt zur Verfügung stehen, auszuprobieren.

Von Blaulicht und Martinshorn

Grafisch hat "Emergency 4" im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger wieder eine Schippe draufgelegt. Einheiten und Umgebungen sind detailliert dargestellt, die Welt ist frei dreh-, zoom- und kippbar und es gibt viele Kleinigkeiten zu entdecken. Insbesondere die Großeinsätze erinnern an liebevoll erstellte Modellbahnlandschaften, die man durch den hohen Zeitdruck gar nicht gebührend betrachten kann. Die Animationen der Rettungskräfte sind ebenfalls detailreich abgebildet, lediglich Fahrzeuge drehen sich noch immer sehr abgehackt, beispielsweise wenn sie um Kurven fahren. Die schicken Lichteffekte kommen vor allem bei Nacht eindrucksvoll zur Geltung, wenn Blaulichtgewitter und lodernde Großbrände um die Wette leuchten.

Die Soundeffekte beschränken sich dagegen auf das Notwendigste: Martinshorn, Schreie und die Geräusche der Ausrüstungsgegenstände sind das einzige, was Sie neben der passenden, aber unspektakulären Hintergrundmusik zu hören bekommen. Dafür spendierten die Entwickler dem Titel eine Physikengine, die dafür sorgt, dass sich Feuer korrekt ausbreiten, Fahrzeuge, die nicht gekühlt werden, explodieren und Personen von umherfliegenden Trümmerteilen getroffen werden können.

 

  

Ich will Feuerwehrmann werden!

"Emergency 4" macht von Beginn an Spaß. Schon nach dem ersten Einsatz fühle ich mich wieder heimisch und brenne nur darauf, in den mit viel Liebe zum Detail gestalteten Großeinsätzen immer neue Fahrzeuge auszuprobieren. Durch die Auswertung am Ende jeder Mission erkenne ich klar, was ich noch verbessern muss, um die 100 Prozent zu erreichen - ein hoher Motivationsfaktor. Endlich wurde auch die Steuerung überarbeitet, so dass ich meine Einheiten nun deutlich komfortabler zum Retten, Löschen und Helfen schicken kann. Grafik und Sound sind ebenfalls verbessert worden, lediglich die schwache KI und die langatmigen Mini-Missionen zwischen den Großeinsätzen dämpfen den positiven Gesamteindruck. Wer jedoch auf der Suche nach einem etwas anderen Echtzeitstrategiespiel ist oder schon immer ein Faible für Spielzeugautos oder Modellbahnlandschaften hatte, der wird hier für mehrere Wochenenden mit Spielspaß versorgt - und darf danach auch wieder Schlachten schlagen und Aliens bekämpfen.

(25.05.2006)

Minimale

- Windows 2000/XP

- Pentium 1,7 GHz (oder vergleichbarer AMD)

- 512 MB RAM

- DirectX 9 kompatible Grafikkarte mit 64 MB

- 4-fach CD-ROM/DVD-Rom

- 1 GB freier Festplattenspeicher

- Soundkarte (DirectX-kompatibel)

Entwickler: Sixteen Tons Entertainment
Publisher: Take2 Interactive
Genre: Echtzeitstrategie
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Emergency 4
Preis: 39,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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