King Arthur

King Arthur

(Ubisoft)

geschrieben von Sebastian Amberger

 

     
 

Die Legende um König Artus und seine Tafelrunde wird schon seit Jahrhunderten erzählt und ist bereits mehrfach in Buchform oder als Verfilmung erschienen. Jetzt macht Ubisoft den Schritt, dieses Epos als Spiel umzusetzen. Den Erzählungen angemessen handelt es sich bei diesem Werk nicht um eine 08/15-Produktion, sondern um einen umfangreichen Mix aus Rollen- und Strategiespiel, der versucht die Größe und Herrlichkeit längst vergangener Zeiten neu zu beleben.

Ära des Umbruchs

In einem Zeitalter der Legenden, nach dem Tod des alten Königs Uther Pendragon, befindet sich Britannien im Umbruch. Jeder Herrscher im Königreich besteht darauf, sein Nachfolger zu werden und will die Macht an sich reißen. Um das Schlimmste zu verhindern, ruft der Zauberer Merlin eben diese mächtigen Adligen nach London, um den wahren König Englands zu bestimmen. Als sich alle Kriegsfürsten versammelt haben, führt Merlin sie in die Kathedrale, in der sich ein großer Marmorbrocken befindet, in dem das mit goldenen Lettern verzierte Schwert Excalibur steckt. Die Inschrift lautet: "Wer es vermag das Schwert aus dem Stein zu ziehen, ist der rechtmäßige König von ganz England". Einzig Artus, rechtmäßiger Erbe von Uther Pendragon, der von einem Ziehvater aufgezogen wurde, vollbringt es, die Klinge dem Stein zu entreißen.

Von diesem Moment an ändert sich alles. Es war wie ein lange schlummernder Fluch, der plötzlich losgetreten wird, in der Wildnis erwachen längst verschollen geglaubte Wesen und die alten Steinkreise beginnen, die Luft mit einem magischen Knistern zu erfüllen. Die Heiden beten zu längst vergessenen Göttern, während sich im Norden die verstreuten rebellischen Stämme unter einer neuen Flagge vereinen. Im Süden lauern die seltsamsten Kreaturen in alten, längst verlassenen Festungen und in Wales kehrt erneut Leben in die uralten tiefen Tunnel. Selbst die Anhänger des altrömischen Glaubens beginnen, neue Kräfte zu sammeln und sich aufzulehnen. Scheinbar aus dem Nichts erscheinen riesige Ritter am Hofe, mit schwarzem Stahl und seltsamen Waffen bestückt, um dem neuen König ihre Treue zu schwören, während der Rest des Landes im Chaos versinkt. Die Tafelrunde ist geboren.

Nun liegt es am jungen Artus, sich seinen rechtmäßig zugesprochenen Titel als König von Britannien zu verdienen. Das in sich zerrissene Land, regiert von Römern, Banditen, uralten Wesen, heidnischen Stämmen und Kriegsfürsten, die ihn nicht als rechtmäßigen Anführer anerkennen, muss erneut vereint werden. Wird er die Kraft und Ausdauer besitzen, sich der Herausforderung zu stellen, die Provinzen Britanniens zu befreien, zu schützen und letztendlich das Land unter seiner Krone in eine friedliche und freie Zukunft zu führen?

Die richtige Strategie

"King Arthur" wartet mit einem interessanten Genremix auf. Die Spielwelt teilt sich in zwei Ebenen, zum einen agiert man auf einer rundenbasierten Übersichtskarte, in der es wichtig ist seine Züge weise zu planen und zusammen mit einem Quäntchen Glück die Schritte des Gegners zu erahnen und zum anderen werden die eigentlichen Schlachten in Echtzeit ausgeführt. Der Strategieteil des Spiels bezieht sich hierbei schwerpunktmäßig auf das Führen der Armeebegegnungen. Der Spieler hat zwar die Möglichkeit, die einzelnen Schlachten durch die KI "berechnen" zu lassen, aber wenn man sich entscheidet, seine Truppen selbst in den Kampf zu führen, zeigt sich, wer den wahren Strategen in sich erwecken kann.

Eine der wichtigsten Fragen, die man sich vor jedem Kampf stellen sollte, ist, ob das eigene Heer bzw. die Mischung der Einheiten auf dem gewählten Schlachtfeld überhaupt kampffähig ist. So sollte für die schwere Kavallerie genügend freie ebene Fläche zur Verfügung stehen, während die Bogenschützen auf Anhöhen bessere Schussweiten und Trefferergebnisse erzielen. Bei dem Einsatz leichter Bodentruppen, gerade wenn diese unter Beschuss der gegnerischen Schützen geraten oder von deren Kavallerie gejagt werden, ist es hilfreich, in einem nahegelegenen Waldstück Zuflucht zu suchen, um hier die bessere Wendigkeit und Deckung als Vorteil zu nutzen. Ein cleverer Einsatz der Umgebung kann so manche Schlacht kippen und helfen, auch gegen eine feindliche Übermacht zu bestehen. Doch wie im wahren Leben können die geländeabhängigen Vor-/Nachteile nur bedingt Einfluss auf den Kampfverlauf nehmen, eine absolute Übermacht wird auch durch Tricks und Finten nicht zu schlagen sein. Die Mischung unterschiedlicher Einheitentypen pro Heer sollte ebenfalls beachtet werden, da nie genau vorhergesehen werden kann, auf welchem Gelände der eigentliche Kampf letztendlich stattfindet. So kann es vorkommen, dass ein reiner Kavallerietrupp beim Vordringen in eine Bergkette in einen Hinterhalt gerät und mit vergleichsweise "schlechten Karten" den Kampf beginnt.

Das restlose Besiegen der gegnerischen Armee ist aber nicht der einzige Weg, eine Schlacht für sich zu entscheiden. Zusätzlich ist die Moral der Truppen ausschlaggebend, erreicht ihre Motivation den Nullpunkt, legen sie ihre Waffen nieder und der Kampf ist gewonnen. Die Demoralisierung der gegnerischen Armee geschieht durch das Ausschalten ihrer Kameraden und Truppführer oder durch das Einnehmen sogenannter Siegesstätten, die über das Schlachtfeld verteilt liegen. Neben den reinen Kämpfen, die im Gegensatz zum rundenbasierten Spiel in Echtzeit ablaufen, ist es ebenso wichtig, seine Ressourcen und die Jahreszeiten im Auge zu behalten. Ressourcen werden benötigt um die Bevölkerung zu versorgen, zu forschen und um neue Armeen auszuheben. Jede einzelne Runde stellt eine der Jahreszeiten dar, die das Geschehen unterschiedlich beeinflussen, vor allem, weil die einzelnen Truppen pro Runde nur gewisse Strecken zurücklegen können.

Der Frühling läutet das neue Jahr ein, wodurch neue Quests angeboten werden können und gegebenenfalls bieten neue Tafelritter Ihre Dienste als Heerführer an. Im Sommer haben die Armeen die größte Bewegungsreichweite, während im Herbst die Ernte eingefahren und Steuern eingetrieben werden. Der Winter stellt den Jahresabschluss dar, die Ritter erhalten die über das Jahr gesammelte Erfahrung und können somit aufsteigen und neue Fähigkeiten lernen, während die Armeen selbst unbeweglich sind und kampieren, um neue Kräfte zu schöpfen. Die Änderung der Jahreszeiten macht es notwendig, abzuwägen, ob man noch im Herbst zuschlägt, weil auch der Gegner im kommenden Winter nicht kontern kann, oder ob man über die kalte Jahreszeit aufrüstet, um im neuen Jahr mit frischen Kräften zuzuschlagen. Durch die Säuberung einer Provinz von allen Gegnern tritt diese in den eigenen Herrschaftsbereich ein und arbeitet ab diesem Zeitpunkt für den Spieler.

Individuelle Spielgestaltung

Doch auch die RPG-Elemente kommen nicht zu kurz und bringen weitere Würze in das Spiel. Zum einen steigen die Heerführer - wie bereits erwähnt - durch gesammelte Erfahrung auf und können so neue Magie erlernen oder bessere Artefakte tragen, zum anderen werden dem Spieler viele Haupt- und vor allem Nebenquests angeboten. Die Hauptmissionen führen den Spieler durch die Story und letztendlich zur ersehnten Herrschaft über das Reich, während die optionalen Nebenquests seltene Artefakte oder Ehefrauen für die eigenen Ritter als Belohnung bieten. Viele der Aufgaben lassen sich auf unterschiedliche Weise lösen, beispielsweise kann ein Kindesentführer verfolgt, in einen Hinterhalt gelockt oder sogar per Gespräch zu einem Zweikampf herausgefordert werden.

Neben der Art der Aufgabenlösung beeinflussen die Taten des Spielers seine Gesinnung: Hilft er zum Beispiel den hungrigen Bauern mit Vorräten über ein hartes Jahr, gilt er als gerecht, tut er dies nicht, wirkt der Spieler als tyrannischer König. Neben der Ausrichtung zu Gut oder Böse entwickelt sich auch eine Tendenz in der Religion, entweder folgt man dem christlichen oder dem keltischen Glauben. Je nachdem welche Ausprägung beim Spieler dominiert, schließen sich dem Herrscher andere Tafelrundenritter mit unterschiedlichen Zauberkräften, wie zum Beispiel giftigen Pfeilen oder Heilzauber an und die Fraktionen fällen ihre Entscheidung zur Unterstützung des Königs unterschiedlich. Die aktuelle Gesinnung wird grafisch auf einem Achsensystem mit den vier möglichen Ausrichtungen aufgezeigt und stellt gleichzeitig dar, welche Einheiten oder Zauber als nächstes freigeschaltet werden können. Je nach Wahl des Lösungsweges ändert sich des Spielers Gesinnung und dementsprechend die Loyalität seiner Gefolgsleute. Ein zuweilen guter Herrscher, der seine Bauern plötzlich ausbeutet, um seine Truppen kurzfristig zu verstärken, wird mit Widerstand aus den eigenen Reihen rechnen müssen.

Neben Verwaltung und Ausrüstung der Truppen und der Verteidigung der Landesgrenzen wollen auch die Provinzen gepflegt sein. Die Einführung des eigenen Glaubens, Schaffung und Wahrung von Gesetzen sowie Bekämpfung von Krankheiten sind nur einige der möglichen Aktionen. Denn nur eine loyale Provinz unterstützt den König effektiv mit Truppen und Steuern.

Aller Anfang ist schwer

Um den Spieler nicht zu Beginn durch die alleinige Größe der Karte und die Vielzahl von Möglichkeiten zu überrumpeln, ist die Kampagne in vier großzügige Kapitel eingeteilt, in denen man nur in einzelnen Teilen des Königreichs agiert. Diese Aufteilung ermöglicht es, dass sich die Story langsam entwickeln kann und verhindert, dass ein Spieler sich in Britannien verliert und nicht weiß, in welche Richtung er seine Fühler am geschicktesten ausstrecken soll. Zu Beginn der ersten Kampagne beginnt ein Tutorial, das die grundlegenden Elemente des Spiels aufzeigt. Man bekommt sein erstes Heer, zieht damit durch seine Provinz und vermöbelt die ersten Banditen. Es werden Erfahrungspunkte gesammelt, die Jahreszeiten erklärt und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Diese Art der spielerischen Einführung passt sich wunderbar in das Spielgeschehen ein und sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene werden damit sachte an die Hand genommen. Zusätzliche Tipps und Hinweise werden sowohl in den Schlachten als auch auf der Übersichtskarte mit kleinen Einblendungen am Bildschirmrand angezeigt. So hat jeder die Chance, sich weiter einzulesen oder, falls bereits bekannt, diesen Tipp einfach zu ignorieren. Weitere Spielelemente wie Quests, Magiesystem oder Provinzverwaltung werden schrittweise freigeschaltet und bieten auch dem unerfahrenen Spieler die Möglichkeit sich langsam einzufinden. Die restliche Bedienung mag zwar zu Beginn etwas komplex erscheinen, doch mit Hilfe der gelungenen Einführung und ein wenig Spielpraxis kann man sich damit sowohl auf der Karte, als auch in den Schlachten recht gut arrangieren.

Die Sinne spielen mit

Optisch bietet "King Arthur" alles, was man von einem Strategiespiel erwartet. Man kann sowohl in der Karte als auch in den Schlachten stufenlos zoomen, um entweder detaillierte Befehle erteilen beziehungsweise den Überblick über das große Ganze behalten zu können. Gerade in den Schlachten sollten Besitzer eines älteren Rechners die grafische Qualität nicht zu hoch ansetzen, da bei größeren Armeen die Leistung des PCs stark gefordert wird. Dennoch kann das Spiel auch in niedrigen Grafikeinstellungen punkten: Details wie die einzelnen Kämpfer sind weiterhin schön dargestellt und die Landschaft bleibt ansehnlich. Lediglich die Übersichtkarte, auf der sich circa die Hälfte des Geschehens abspielt, scheint ab und an ein wenig fad, ist aber dennoch zweckdienlich aufgebaut. Die Story wird größtenteils durch eingeblendete Schriftrollen fortgeführt und die enthaltenen Texte werden von einem Sprecher vorgelesen, Videosequenzen werden in diesem Spiel leider sparsam eingesetzt. Doch dies sind nur ein paar Abstriche, die den Gesamteindruck kaum schmälern. Die Menüführung hätte zwar ein wenig komfortabler gestaltet werden können, ist aber insgesamt zweckmäßig umgesetzt.

Akustisch bietet sich dem Spieler ein wahrer Wohlgenuss, der Soundtrack passt sich wunderbar in die erzählte Zeit ein und vor allem in den Kämpfen sorgen Umgebungsgeräusche wie Vogelzwitschern und die Marsch- und Kampfgeräusche der Einheiten für die richtige Atmosphäre. Der Erzähler der Geschichte wirkt zwischenzeitlich ein wenig monoton, was die Stimmung aber nicht sonderlich drückt. Alles in allem zeigt sich grafisch und akustisch eine gut gelungene Umsetzung des Titels. Es gibt zwar einige Ecken, an denen ein wenig mehr Liebe zum Detail nicht geschadet hätte, doch der Fokus des Spiels liegt nun mal auf der Mischung zweier Genres, die unterschiedlicher nicht sein könnten und eben dieser Mix ist so gut gelungen, dass über kleinere Fauxpas problemlos hinweggesehen werden kann.

"King Arthur" hält, was der große Name des britischen Heerführers verspricht. Es handelt sich um eine sehr gelungene, aber nicht völlig neue Mischung zweier Genres, die dennoch die Anhänger beider Seiten gleichermaßen begeistert. Das fair gestaltete Auswürfeln von Schlachten kommt gerade den Spielern zugute, die mit einem reinen Strategiespiel nicht allzu viel anfangen können. Es bedarf zwar etwas Zeit und Ruhe, sich in diese Welt einzufinden, doch handelt es sich dabei um eine gute Investition. Gerade die Tatsache, dass die einzelnen Spielelemente schrittweise zur Verfügung gestellt werden, erleichtert den Einstieg ungemein. Die Legende um das alte Britannien wird schön aufgegriffen und auf eine eigene aber dennoch spannende und ernst zu nehmende Art wiedergegeben. Die angegebenen 60 Stunden Spielzeit für die Kampagne sind nur ein grober Richtwert, je nachdem wie entdeckungsfreudig der einzelne Spieler ist. Nichtsdestotrotz ist Spielspaß durch die hohe Abwechslung bis zur letzten Minute garantiert und motiviert ebenfalls zu einem erneuten Angehen der Missionen.

(02.03.2010)

- Windows XP SP2, Vista oder 7

- 3.4 Ghz Intel Pentium 4 Prozessor oder AMD Athlon 3500+

- 1 GB RAM unter Windows XP, 1,5 GB RAM unter Windows Vista, 7

- Grafikkarte: NVidia 6600 oder ATI Radeon X700 mit 256 MB

- DVD-Laufwerk

- 8 GB freier Festplattenspeicher

- DirectX 9 kompatible Soundkarte

- DirectX 9.0c oder höher (enthalten)

- Steamworks-System für Multiplayer (enthalten)

- Nvidia (AGEIA) PhysX (enthalten)

- Tastatur, Maus, Boxen

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