3D Dot Game Heroes

3D Dot Game Heroes (PS3)

(TopWare)

geschrieben von Oliver Domke

 

 
Entwickler: From Software
Publisher: TopWare
Genre: Action-Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: 3D Dot Game Heroes
Preis: 39,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab sechs Jahren gemäß §14 JuSchG

Vor langer Zeit bedrohte eine dunkle Macht das einst so friedliche Königreich Dotnia. Als die Macht des "Dark King" Überhand zu gewinnen drohte, beendete ein junger Held dessen Machenschaften mit einem heiligen Schwert und versiegelte die finsteren Energien mithilfe der sechs Weisen des Landes in den "Dark Orb". Das ist die Legende, die bis zum heutigen Tag jeder neuen Generation überliefert wird. Doch die Kräfte des Bösen scheinen nun wieder freigesetzt worden zu sein und das Land steht der aufkommenden Bedrohung fast wehrlos gegenüber. Die Hoffnung liegt nun erneut auf einem jungen Recken, dem Nachfahren des legendären Helden, der die Finsternis erneut in ihre Schranken weisen und das Königreich beschützen soll.

Sie fragen sich jetzt sicherlich, warum das neue "Zelda"-Spiel so einen merkwürdigen Titel trägt und für die Playstation 3 erscheint. Entwickler From Software verfährt bei "3D Dot Game Heroes" nach dem Motto "Besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht" und übernimmt für sein Action-Adventure nicht nur die zugrunde liegende Story, sondern auch jedes denkbare Gameplay-Element aus dem Nintendo-Hit. Ob das Spiel dennoch eigenständig genug ist, um für ausreichend Unterhaltung zu sorgen, klären wir in unserem Test.

Ein neues Zeitalter

Es hätte alles so schön sein können im Lande Dotnia. Doch kurz nachdem König Tezro beschloss, dass sein bislang recht flaches Reich um die dritte Dimension erweitert werden soll, nimmt das Unheil seinen Lauf. Der Dunkle Bischof Fuelle hat sich die Macht des "Dark Orb" unter den Nagel gerissen und arbeitet – verschanzt im Dunklen Turm – an der Reinkarnation des "Dark King". Zu allem Überfluss ist auch noch die liebliche Prinzessin Iris verschwunden und nun ist es natürlich an Ihnen, dem Herrscher des Landes mit Mut, Kraft und Weisheit zur Seite zu stehen.

Nach einem kurzen Tutorial, in dem Sie die simpel gehaltene Steuerung erlernen, ziehen Sie mit Ihrem persönlichen Helden in den Kampf. Dazu können Sie entweder auf einen der zahlreichen, vorgefertigten Charaktere zurückgreifen oder Ihr Alter Ego im etwas fummelig zu bedienenden Editor selbst erstellen. Ihrer Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt; wenn Sie wollen, dürfen Sie sich also auch als Baum, Auto oder Kreissäge auf die gefährliche Reise begeben. Unterbrechen Sie Ihr Spiel und setzen es später fort, können Sie das Aussehen der Figur sogar beliebig wechseln. Die Wahl des Protagonisten hat dementsprechend nur optische, aber keinerlei spielerischen Auswirkungen.

The Legend of the Descendant of the Legendary Hero

Nahezu alles, was Sie nun in den rund 20 Stunden Spielzeit erleben, stammt eins zu eins aus den Spielen der "Zelda"-Reihe, insbesondere den früheren 2D-Titeln. Einen Großteil der Zeit verbringen Sie mit dem Erforschen einer großen, zusammenhängenden Oberwelt, die sich aus thematisch unterschiedlichen Abschnitten, wie Steppen-, Wüsten-, Strand- oder Vulkangebieten, zusammensetzt. Viele Orte sind beim ersten Besuch jedoch noch nicht erreichbar oder von kämpferisch stark überlegenen Feinden bewacht. Wie beim großen Vorbild müssen Sie sich zunächst mit allerhand zusätzlicher Ausrüstung ausstatten, bevor Sie größere Ausflüge machen können. Das Repertoire reicht von Pfeil und Bogen über eine Bombentasche bis hin zu einem Enterhaken. Schwert und Schild haben Sie stets zur Hand, den dritten ausgerüsteten Gegenstand wählen Sie je nach Situation aus den übrigen Objekten.

Wie es sich für ein klassisches Action-Adventure gehört, liegen diese Items aber nicht mitten auf einer Wiese oder in der Auslage des hiesigen Geschäfts bereit, sondern säuberlich in einer Truhe verpackt und tief in labyrinthartigen Dungeons versteckt. Diese Verliese gilt es zu entdecken und zu erkunden – natürlich sind sie auch in "3D Dot Game Heroes" mit zahlreichen Fallen, Rätseln und Widersachern bestückt. Die Dungeons glänzen dabei nicht nur mit tollem Leveldesign, sondern auch mit einer sehr guten Lernkurve. Der "Gras-Tempel", den Sie während Ihrer langen Quest als erstes besuchen, führt Sie gut in die Mechanik der unterirdischen Spielabschnitte ein. So erlernen Sie zum Beispiel, wie man bestimmte Schlüssel finden und verwenden kann oder auf welche Fallen man achten sollte. Spätestens ab dem dritten Tempel werden die Dungeons jedoch deutlich anspruchsvoller. Die Rätsel werden kniffliger, der Levelaufbau vertrackter und Sie werden sich wünschen, so schnell wie möglich die Übersichtskarte des mehrstöckigen Tempels zu finden.

Am Ende jedes Dungeons wartet – wie sollte es auch anders sein – ein mächtiger Boss darauf, Ihnen den Garaus zu machen. Die Tempelwächter sind nicht nur extrem widerstandsfähig: Nur mit der richtigen Taktik und dem klugen Einsatz Ihrer Ausrüstung, indem Sie den Feind beispielsweise mit Ihrem Bumerang betäuben, werden Sie die Obermotze in die Knie zwingen. Haben Sie letztendlich den Sieg errungen, erhalten Sie neben der obligatorischen Erhöhung des Lebensenergie-Maximums auch noch einen Zauber, den Sie fortan im Abenteuer verwenden können – und oft auch müssen.

Freizeitgestaltung

Wenn Sie sich von Ihrem heroischen Dasein ein wenig erholen wollen, sollten Sie sich ein wenig in den Dörfern umsehen, die im gesamten Königreich verteilt sind. Jedoch werden Sie schnell feststellen, dass dort nicht nur Händler (zum Nachrüsten von Erholungsgegenständen oder Kauf von neuen Waffen) und Gasthöfe (zur vollständigen Erholung) darauf warten, Ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, das Sie überall in der Welt finden können. Viele Bewohner erzählen Ihnen von ihren Sorgen und Nöten und stellen somit den Startpunkt einer der unzähligen im Spiel enthaltenen optionalen Nebenmissionen dar. Die Sidequests sind zwar oft mit langen Laufwegen verbunden, belohnen Sie aber meist mit Geld, Items, Waffen oder der Erhöhnung der Lebensenergie.

Nicht nur die Nebenmissionen können die Gesamtspielzeit auf Wunsch erhöhen; zahlreiche versteckte Minispiele in "Breakout"- oder "Tower Defense"-Machart werden Sie ins Schwitzen bzw. Grübeln bringen. Auch in die Bewaffnung des Helden können Sie viel Zeit investieren. Jedes der 24 im Spiel enthaltenen Schwerter, die Sie sich natürlich erstmal verdienen müssen, lässt sich gegen Bares in verschiedenen Kategorien wie Länge, Breite oder Stärke aufwerten. Wenn Sie es bis zum Äußersten treiben, erhalten Sie so mit der Zeit eine bildschirmfüllende, panzerbrechende Monster-Klinge, die zusätzlich Projektile in verschiedene Richtungen schießen kann.

Lustig ist das Heldenleben

Insbesondere am vorangegangenen Absatz werden Sie wohl festgestellt haben, dass sich "3D Dot Game Heroes" selbst nicht ganz ernst nimmt. Wahrscheinlich gerade deswegen wirkt der Titel auch nicht wie eine dreiste "Zelda"-Kopie, sondern vielmehr wie eine augenzwinkernde Hommage an die Erfolgsserie von Nintendo.

Viele Anspielungen auf andere Genre-Vertreter und deren typische Spielelemente verleihen dem Titel zusammen mit den witzigen Kommentaren der Dorfbewohner seinen besonderen Humor, der das Spiel nicht albern, sondern sehr sympathisch wirken lässt. Während der Reise trifft man immer wieder auf kleine versteckte Events oder Charaktere, deren Aussagen insbesondere langjährigen Zockern zumindest ein Schmunzeln entlocken. Wir zumindest haben nicht schlecht gestaunt, als wir eine versteckte Höhle mit einer Bombe aufgesprengt und betreten haben; voller Vorfreude auf die Schätze, die dort bereitliegen – nur um dann den aufgebrachten Bewohner der Höhle anzutreffen, der von uns Reparaturkosten für seine demolierte Wand fordert.

Die Technik

Optisch ist das Spiel sicherlich nicht jedermanns Sache. Die gesamte Spielwelt, alle Charaktere und sämtliche Gegenstände sind aus hunderten kleiner Würfel zusammengesetzt, die an die Pixel-Optik aus den Zeiten der 8- und 16-Bit-Klassiker erinnern soll. Das ist auf den ersten Blick zwar möglicherweise gewöhnungsbedürftig, sieht in Bewegung aber klasse aus. Effekte wie Unschärfe, Überblendungen oder Spiegelungen werten die Grafik zusätzlich enorm auf. Das Blenden des Sonnenlichts, wenn man aus einer dunklen Höhle heraustritt oder das Zerspringen der Pixel-Gegner in dutzende kleine Würfel nach einem Treffer mit dem Schwert – es sind genau diese Kleinigkeiten, die verdeutlichen, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler die Spielwelt entworfen haben.

Der Sound steht der Grafik in nichts nach. Die Musik, die sofort an die "gute, alte Zeit" der SNES-Spiele erinnert, beinhaltet viele Ohrwürmer und befindet sich – von einigen nervigen Tracks in den Dungeons einmal abgesehen – auf hohem Niveau.

Es fällt schwer, bei einem Titel wie "3D Dot Game Heroes" größere Schwächen zu finden. Anzumerken ist sicherlich das altmodische Speichersystem. Sie dürfen Ihr Hab und Gut zwar jederzeit sichern, nach einem Ableben oder beim Fortsetzen des Spiels starten Sie jedoch grundsätzlich am Anfang eines Dungeons oder im zuletzt besuchten Gasthof. Ein weiterer Nachteil entsteht durch das Kopieren des Spielgerüsts: Dadurch, dass die Entwickler das Gameplay aus anderen Titeln ohne große Veränderungen übernehmen und kaum mit eigenen Ideen ergänzen, bietet der Titel im Grunde nur altbekannte Kost. Käufer des Spiels sollten zudem des Englischen mächtig sein, da das Spiel selbst leider nicht lokalisiert wurde; lediglich das Handbuch ist in deutscher Sprache gehalten.

 

  

Fazit

Bei "3D Dot Game Heroes" handelt es sich zwar um einen waschechten "Zelda"-Klon, aber das ist nicht zwangsläufig etwas Schlechtes. Durch seine Detailverliebtheit, den Humor und die durchaus anspruchsvollen Dungeons zeigt das Spiel gekonnt, dass es mehr ist als eine "billige Kopie". Ich widerstehe an dieser Stelle der Versuchung, einfach zu behaupten, dass sich der Titel lediglich gut dazu eignet, um die Wartezeit auf das nächste Nintendo-Abenteuer zu überbrücken – denn das würde "3D Dot Game Heroes" definitiv nicht gerecht werden. Wer kein Problem mit der Innovationsarmut hat, mit den wenigen Makeln leben kann und auch nur ein wenig Sinn für Nostalgie verspürt, kann hier bedenkenlos zugreifen.

(08.06.2010)


Fazit

  
Bei "3D Dot Game Heroes" handelt es sich zwar um einen waschechten "Zelda"-Klon, aber das ist nicht zwangsläufig etwas Schlechtes. Durch seine Detailverliebtheit, den Humor und die durchaus anspruchsvollen Dungeons zeigt das Spiel gekonnt, dass es mehr ist als eine "billige Kopie". Ich widerstehe an dieser Stelle der Versuchung, einfach zu behaupten, dass sich der Titel lediglich gut dazu eignet, um die Wartezeit auf das nächste Nintendo-Abenteuer zu überbrücken – denn das würde "3D Dot Game Heroes" definitiv nicht gerecht werden. Wer kein Problem mit der Innovationsarmut hat, mit den wenigen Makeln leben kann und auch nur ein wenig Sinn für Nostalgie verspürt, kann hier bedenkenlos zugreifen. (08.06.2010)


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