Schach gegen die Achse des Bösen

Schach gegen die Achse des Bösen

(LEXICON Entertainment)

geschrieben von Jan-Tobias Kitzel

 

 
Entwickler: LEXICON Entertainment
Publisher: LEXICON Entertainment
Genre: Schachsimulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: keine
Preis: ca. 10 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Schach ist eines der am einfachsten zu erlernenden und gleichzeitig am schwierigsten zu meisternden Spiele überhaupt. Alt und voller Geschichten, die sich um legendäre Partien oder Spieler ranken, lädt es Spieler aller Altersstufen ein, das hölzerne Feld der Ehre mit den eigenen Figuren zu erobern. Nun gut, das mit dem "hölzern" haben die Entwickler von LEXICON Entertainment nicht allzu genau genommen und auch vom "altehrwürdig" ist nicht mehr viel übrig geblieben, aber der Kern ist auch in "Schach gegen die Achse des Bösen" derselbe: Figuren kämpfen gegen Figuren bis zur Aufgabe des gegnerischen Spielers oder dessen Schachmatt. Ob der Spielspaß trotz der Designveränderungen erhalten geblieben ist?

Gameplay oder "Nein, Osama, neiiiiiiiiiin!"

"Schach gegen die Achse des Bösen" (SgdAdB) lehnt sich an die Tradition des guten, alten "Battle Chess" an: Animierte Schachfiguren ziehen tosend über das Brett und vernichten einander - im Gewand der klassischen Schachregeln - mit allerlei Explosionen und Tamtam. Die Besonderheit bei "SgdAdB" ist, dass die Figuren an eines der aktuellsten Themen der Weltpolitik angelehnt sind: Den Antiterrorkampf der "Alliierten" (USA, Kanada, Australien, ...) gegen die "Achse des Bösen" (Al-Qaida, Iran, Syrien, ...), so jedenfalls die Definition des großen Oberdenkers George W. Bush. Somit könnt ihr in "SgdAdB" mit dem Turbanterroristen-Bauern das Rice-Pferd schlagen, um letztlich vom Cheney-Läufer vom Brett gejagt zu werden. Die Schachregeln sind dabei unverändert geblieben und weitere, alternative Spielmodi sucht man – trotz gegenteiliger Angabe auf dem Packungstext - leider vergebens. Somit bleibt bei "SgdAdB" letztlich im Hauptmenü nur die Frage, ob man lieber aufseiten der Alliierten, der Achse, allein gegen den PC, zu zweit an einem PC oder im Netzwerk (LAN) in den Gut-gegen-Böse-Kampf ziehen will.

Eine Partie allein gegen den Computer hängt wie bei jedem Spiel am seidenen Faden der künstlichen Intelligenz des Gegners. Hierbei zeigt sich "SgdAdB" ordentlich, wenn auch nicht überragend. Auf den unteren Schwierigkeitsstufen lässt sich der PC vergleichsweise leicht schlagen, auf den höheren ist er eine vernünftige Herausforderung für Gelegenheitsspieler. Echte Schachexperten werden bei "SgdAdB" zwar nicht gefordert, aber an diese Zielgruppe richtet sich das Spiel auch nicht.

Grafik oder "Kantiger Cheney an matschigen-Saddam: Geben Sie auf!"

Veraltet. So kurz lässt sich die Grafik zusammenfassen. Schlecht aufgelöste Figuren bewegen sich detailarm und kantig über die Spielfelder. Spielfelder? Ja, denn für die Umgebung des Spielbretts - ohne Auswirkung auf die Regeln - haben sich die Designer einiges einfallen lassen: Von der Wüste mit Ölfeldern bis hin zum legendären US-Flugzeugträger (auf dem George W. Bush sein berühmtes "Mission accomplished" vortrug, um sich kurz darauf von der Realität eines Besseren belehren zu lassen) ist viel Abwechslung geboten. Beim Spielfelddesign entdeckt man sogar etwas Liebe zum Detail. Auch die Bewegungs- und Kampfanimationen sind nett gemacht, mangels Abwechslung hat man sich aber nach wenigen Runden daran sattgesehen.

Sound oder "Befehle Artillerieangriff auf die Lautsprecher!"

Während man im Bereich Grafik noch von einer halbwegs gelungenen Leistung sprechen kann, wäre diese Behauptung beim Sound schon zu viel des Guten. Bei einer Produktion wie "SgdAdB" könnte man mutmaßen, dass für gute Musikuntermalung einfach das Geld fehlte. Denn was hier aus den Boxen tönt, ist schlicht und ergreifend schaurig: Die ewig gleichen Melodien aus dem Synthesizer paaren sich solange mit grausigen Bewegungs- und Kampfsounds, bis man genervt zum Lautstärkeregler der PC-Boxen greift.

"Schach gegen die Achse des Bösen" ist zwar kein schlechtes, aber eben auch kein gutes Spiel. Warum hat man die Chance vergeben, mit alternativen Schachmodi mehr Abwechslung aufkommen zu lassen? Warum wirkt die Grafik, als sei sie den Anfängen des Jahrzehnts entsprungen? Warum hat man sich die zwanzig Euro für den Musikstudenten und seinen Synthesizer nicht gespart und sie lieber den Grafikern gegeben? Fragen über Fragen. Am Ende bleibt "Schach gegen die Achse des Bösen" eine launige Abwechslung zum Spiel gegen den "echten" Schachsimulator, an der man sich aber nach wenigen Partien sattgesehen hat. So legt man es mangels spielerischer Abwechslung nach kurzer Zeit in die Ecke und hört weiter die Lieblings-CD, die bereits während des Spiels zum Schutz der Ohren im CD-Spieler rotierte.

(18.02.2008)


Fazit

oder "Melde gehorsamst: Sattgesehen und abgeschaltet!"


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