Battlefield 2142

Battlefield 2142

(Electronic Arts)

geschrieben von Jan-Tobias Kitzel

 

 
Entwickler: DICE
Publisher: Electronic Arts
Genre: Multiplayer-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Battlefield 2142
Preis: ca. 45 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Ein rapider Temperaturabfall hat Deutschland erfasst, die Menschen frösteln, Autos rutschen durch die Gegend und der herrliche Spätsommer hat endgültig ein Ende. Und "geeignete Bereifung" ist nun auch noch Pflicht geworden ... Klingt schlimm? Jeder "Battlefield 2142"- Spieler kann da nur müde lächeln, denn "Eiszeit" ist das passende Stichwort für den neuen Multiplayer-Shooter aus dem Hause EA, der an die Erfolge der vorigen Battlefield-Spiele ("Battlefield 1942", "Battlefield Vietnam", "Battlefield 2" inkl. Addons) anknüpfen will. Also Winterparka und Gamer-Maus geschnappt und raus aufs eisige Schlachtfeld!

Gameplay oder "Wo ein Wille ist, ist auch ein Eispickel!"

"Battlefield 2142" (BF2142) setzt da an, wo seine Vorgänger aufgehört haben: Epische Massenschlachten auf riesigen Schlachtfeldern, geführt zu Lande, zu Wasser und in der Luft - wobei das Element "Wasser" im neuesten Spross der Battlefield-Reihe zwar massenhaft vorkommt, jedoch nur in gefrorener Form. Denn eine neue Eiszeit hat die Erde überzogen und der Kampf um die letzten Rohstoffe und die besten Ausgangspositionen für die Überwinterung ist im vollen Gange. Somit ist der Hintergrund - nach den an die Realität angelehnten Vorgängern - ein Science-Fiction-Pendant.

Ihr könnt euch entweder den Truppen der Europäischen Union (EU) oder denen der Pan Asian Coalition (PAC) anschließen und versuchen, eurem Gegner kräftig in den gefrorenen Hintern zu treten. Das ist in mehreren Spielmodi möglich: Einzelspieler, Koop-Multiplayer, Multiplayer-Conquest- und Multiplayer-Titan-Modus. Um es gleich vorwegzunehmen: BF2142 bleibt leider der Linie seines Vorgängers treu, den Einzelspielermodus mehr als stiefmütterlich zu behandeln. Gerade mal fünf (kleine) Karten stehen dort zur Verfügung und es darf nur der altbekannte Conquest-Modus (Truppen versuchen, Flaggenpunkte einzunehmen, indem sie mehr Leute im direkten Einzugsgebiet der Flagge haben als der Gegner) gespielt werden. Es wäre klasse gewesen, wenn der neue und innovative Titan-Modus, zu dem später mehr gesagt wird, bereits im Einzelspieler-Modus hätte geübt werden können, was aber leider nicht möglich ist. Für Einzelspieler-Fans hat BF2142 schlicht nichts zu bieten.

Stattdessen für Anhänger tobender Massenschlachten gegen dutzende menschliche Mitspieler umso mehr: Es stehen zehn Karten in je nach Spieleranzahl unterschiedlichen Größenausführungen und in zwei Grundvarianten (Conquest- und Titan-Modus) zur Verfügung. Während es im aus den Vorgängern altbekannten Conquest-Modus immer noch darum geht, Flaggenpunkte einzunehmen und gegen den Gegner zu halten, ist der Titan-Modus der deutlich interessantere Spielmodus und so bisher nicht da gewesen. Der Titan ist ein großes Luftschiff, das über den Schlachtfeldern schwebt und sowohl als Kommandozentrale wie auch als Lufthangar für die Hubschrauber der Zukunft dient (Flugzeuge kommen in BF2142 nicht vor). Ferner verfügt es über mehrere Luft-Boden-Geschütze, mit denen man die Hölle über die armen Bodentruppen losbrechen lassen kann. Jede Seite besitzt im Titan-Modus ein solches Vernichtungsbollwerk; Ziel ist es dabei, den gegnerischen Titan zu zerstören. Da jedes der beiden Luftschiffe aber durch einen dicken Energieschild geschützt ist, geht das nur über einen Umweg: Auf dem Schlachtfeld verteilt befinden sich mehrere Raketensilos. Nur mit diesen Boden-Luft-Raketen ist es möglich, den gegnerischen Titan-Schutzschild zu knacken; daher werden die Silos zum Brennpunkt heißer Kämpfe zwischen den verfeindeten Bodentruppen, die sowohl zu Fuß als auch mit Hubschraubern, Panzern, Truppentransporten und futuristischen Buggys ans Werk gehen dürfen. Und auch hier bleibt BF2142 dem Stil seiner Vorgänger treu: Jeder Soldat darf ein Fahrzeug benutzen, gleich, welche Klasse er spielt (auch zu denen später mehr). Sobald es eine Gruppierung schafft, den gegnerischen Schutzschild durch Raketenbeschuss zu plätten, hat sie zwei Möglichkeiten: Entweder landet sie mit so genannten "Pods" (Ein-Mann-Kapseln, abschießbar vom eigenen Titan oder aus Truppentransporten) bzw. Hubschraubern auf dem gegnerischen Titan, zerstört dort vier Terminals und erhält so Zugang zum Reaktorkern, den sie anschließend in die Luft sprengt. Oder sie bleibt lieber auf dem Boden der Tatsachen, hält die Silos und fügt mit jeder weiteren Rakete dem Gegner-Titan immer mehr Schaden zu, bis er letztlich in einer gigantischen Explosion gen Eishimmel fährt. Natürlich ist es auch möglich, beide taktischen Varianten miteinander zu kombinieren. Die BF2142-Gefechte in den letzten Wochen haben gezeigt, dass die erstere Variante - also der Kampf Mann gegen Mann in den engen Gängen des Titans - auf den meisten Servern von den Spielern vorgezogen wird. Auf jeden Fall spielt sich der Titan-Modus sehr knackig, abwechslungsreich und spannend - für jede Klasse ist genug zu tun.

Apropos Klassen: Davon stehen in BF2142 nur noch vier zur Auswahl: Scharfschütze/Spion, Sturmsoldat, Pionier und Supporter. Die in BF2 noch vorhandene Medic-Klasse wurde dem Sturmsoldaten mit eingepflanzt - er ist jetzt auch der wandelnde Verbandskasten. Jede der vier Klassen ist über so genannte "Upgrades" stark modifizierbar: Mit jedem Punkt, den ihr auf den Multiplayer-Schlachtfeldern macht, rückt ihr ein Stück näher zum nächsten Rang. Ist dieser erreicht, habt ihr ein Upgrade frei, das ihr sogar zwischen zwei Partien (und nicht wie in BF2 erst im Hauptmenü) freischalten dürft. Die Zahl der Upgrades ist gegenüber BF2 deutlich in die Höhe geschnellt: Bessere Verbandskästen, schlagkräftigere Waffen, ein Tarnfeldgenerator für den Scharfschützen/Spion, ein frei absetzbarer Spawnpunkt für den Squad-Leader - die Auswahl ist riesig. Leider ist das Upgrade-System auch einer der größten Kritikpunkte bei BF2142: Selbst die Basisausrüstung wie Handgranaten oder der Defibrillator für den Sturmsoldaten muss erst freigeschaltet werden; ferner besitzen Spieler mit höheren Rängen (und damit vielen Upgrades) deutliche Vorteile gegenüber BF2142-Anfängern, was stark am Balancing zehrt. Positiv ist allerdings zu vermelden, dass die ersten Upgrades in schneller Abfolge kommen, da die zu erreichenden ersten Ränge in ihren Punkteanforderungen kurz gestaffelt sind. BF2142-Neulinge kommen daher zügig in den Genuss erster Upgrades, und können so den Abstand zu den erfahrenen Spielern verkürzen. Das Upgrade-System ist ein Langzeit-Motivationsfaktor; ärgerlich bleibt aber die Notwendigkeit, sich die Basisausrüstung erst selbst erspielen zu müssen.

Das Squad/Kommandeur-System aus BF2 wurde in BF2142 übernommen; jeder Spieler kann Squads eröffnen, in diese einsteigen oder sich als Commander bewerben (je höher der Rang, desto größer die Chance, den Posten zu bekommen). Als Squad-Leader stehen die bekannten Nettigkeiten wie Artillerie- oder Nachschubanforderung sowie Squad-Befehle zur Verfügung und der Commander verfügt beispielsweise über freie Satellitenscans und neuerdings auch eine zweite Variante der Artillerie, nämlich einen EMP-Schlag, mit dem sich gegnerische Fahrzeuge kurzfristig lahmlegen lassen. Langweilig wird es auf keinem der Posten, egal, ob einfacher Fußsoldat oder Squad-Leader, und auch die Klassen sind untereinander gut ausbalanciert. Es gibt weder eine "Über"-Klasse wie in BF2 noch den Supporter, der nach einem bestimmten Patch maßlos überpowert war.

Die Kämpfe gehen in BF2142 gewohnt flüssig von der Hand, die Steuerung ist nahe der Perfektion und auch komplexere Fahrzeuge wie der Mech oder der Hubschrauber lassen sich flüssig steuern. Die Tastatur- und Mausbefehle sind nach wenigen Minuten verinnerlicht. Somit ist es auch Neulingen möglich, sich schnell - am besten erst nach ein paar Übungsrunden im Singleplayer-Modus - ins immer noch actionreiche Getümmel zu stürzen. Denn die BF2142-Schlachtfelder sind stimmungsgeladen wie eh und je: Überall explodiert, schießt und wummst es, gewaltige Artillerie-Einschläge lassen den Boden erzittern und die Knie werden weich, wenn man als einfacher Sturmsoldat auf einmal einen panzerartigen Mech der Gegner um die Ecke stapfen sieht, hört und fühlt. Dabei ist BF2142 so tödlich wie jeher: Gerade Anfänger sollten eine gewisse Frusttoleranz mitbringen, denn gestorben wird hier schnell. Da aber, wie gewohnt, ein Einstieg in die laufende Runde nach nur fünfzehn Sekunden Totenruhe möglich ist, hält sich dieser Ärger dann doch in Grenzen und man schnappt sich gern wieder das Sturmgewehr, um auf dem - diesmal verdammt kalten - Feld der Ehre wieder anzutreten.

EA hat aus den Fehlern des Vorgängers gelernt: Der Serverbrowser, mit dem man sich eine passende Multiplayer-Partie heraussucht, ist zwar immer noch nicht perfekt, aber deutlich schneller und optionsreicher als im Vorgänger BF2. Auch die Serverzahl war schon am Startwochenende hoch - kein Vergleich zu den Wartezeiten von "Battlefield 2". Die üblichen Clipping-Fehler (Füße, die durch Wände gucken) und Rakete-verfehlt-vor-ihr-stehenden-Panzer-Bugs sind leider auch wieder mit von der Partie, gefühlt allerdings weniger geworden. Leider wurde auch am Kick-System nichts geändert: Immer noch sind zu viele Zustimmungen nötig, um während eines laufenden Spiels einen Nervzwerg vom Server zu kicken, so dass die Kick-Abstimmung auch in BF2142 ein stumpfes Schwert bleibt. Und auch die ewig langen Ladezeiten sind wieder mit an Bord: Bis ein Level geladen ist, vergehen keine genre-typischen Sekunden, sondern Minuten und das auch auf PC-Systemen mit Prozessoren oberhalb der 3 GHz-Grenze und mehreren Gigabyte RAM. Einfach nur nervig, vor allem, weil es die Lust am schnellen Server-Hopping verdirbt, wenn der aktuelle Public-Server mal nicht der Reißer ist. Denn ob BF2142 Spaß macht oder nicht, hängt im Multiplayer-Modus wie bei den Vorgängern fast völlig von den Mitspielern ab: Hat man einen tollen Server erwischt, auf dem Teamplay und Funkdisziplin herrscht, entfaltet BF2142 mit die beste Sci-Fi-Action-Atmosphäre, die sich ein Shooter-Fan wünschen kann. Leider sind aber immer noch Horden von Möchtegerns da draußen, die einen Battlefield-Server mit einem Chat verwechseln, Teamplay für die neue CD von Pickel Hotel halten und nachts davon träumen, im Alleingang ganze Gegnerscharen auszulöschen - was sie dann leider auf den BF2142-Servern auch ausprobieren und damit dem eigenen Team permanent schaden.

Grafik oder "Weiß!"

In BF2142 werkelt eine etwas aufgemotzte BF2-Engine, was den Vorteil mit sich bringt, dass das Spiel auch auf etwas älteren Computern gut läuft. Zwar kann BF2142 nicht mehr wirklich in der Spitzenklasse der grafischen Leckerbissen mithalten, ordentlich ist es aber immer noch. Zu dem grafisch runden Gesamteindruck tragen auch das tolle Render-Intro und das gelungene Leveldesign bei, wobei aufgrund des Eiszeit-Hintergrunds eine gewisse Weiß-Eintönigkeit nicht von der Hand zu weisen ist. Mit vielen liebevollen Details wie Wäldern, Pfützen, Blockhäuschen und ähnlichem verstehen es die Leveldesigner allerdings auch, aus dem tristen Weiß-grau-Hintergrund eine packende Atmosphäre zu zaubern, so dass das Einerlei der Farbwahl schnell in den Hintergrund tritt.

Sound oder "Gewohnter Bumms!"

Perfekt wie schon im Vorgänger kommt der Sound in BF2142 daher: Satte Explosionen, abwechslungsreiche Funksprüche, mitreißende Musik in den Menüs und dem Intro. Was will man mehr? Die passende Soundkarte im Rechner, erschallt ein Klangfeuerwerk aus den Boxen und hilft so mit, eine packende Schlachtenatmosphäre bei Chips und Cola zu erschaffen. Und man muss dafür noch nicht mal raus in die Kälte...!

Kritische Stimmen bemäkeln "Battlefield 2142" als eine Vollpreis-Modifikation von "Battlefield 2" - und in Einzelpunkten kann man ihnen recht geben: Immer noch grauenhafte Ladezeiten, immer noch ein zu kleiner Einzelspielermodus, nur wenig innovative Fahrzeuge für ein Spiel, das 136 Jahre in der Zukunft seinen Handlungsort haben soll. Auf der anderen Seite ist eine solche Betrachtung schlicht überzogen: Was EA hier auf die Beine gestellt hat, ist ein eigenständiges Spiel, das zwar auf Engine und Prinzip des Vorgängers basiert, aufgrund eigener Ideen aber das Recht hat, als eigenständiger Titel zu gelten. Der Titan-Modus ist innovativ und rockt einfach nur; die Abschaffung der Flugzeuge war aufgrund ihres Nerv-Potentials in BF2 und der dafür zu geringen Kartengröße konsequent und es ist, wie hier gezeigt, vor allem die Verbesserung von Kleinigkeiten, die BF2142 zu einem runden Gesamtpaket macht: Mehr Ränge, mehr Upgrades, mehr Spielmodi, mehr Abwechslung. Wirft man das mit der grandiosen Soundkulisse und der immer noch ordentlichen Grafikengine in einen Topf, gibt (auf guten Servern) einen guten Schuss Teamplay dazu und rührt unter Zugabe von neuer Ausrüstung kräftig um, kommt ein actionreiches und packendes Spiel heraus. Wegen des runden Gesamtpakets verzeiht man auch die dämliche Idee, Basisausrüstung wie beispielsweise Handgranaten zu erspielbaren Updates zu machen und freut sich lieber über die Möglichkeit, durch eigene Zusammenstellung der Upgrades den nach eigenem Gusto perfekten Soldaten der Eiszeit-Zukunft zu erschaffen. BF2142 ist für Sci-Fi-Multiplayer-Shooter-Fans gemacht - und die werden ihren Spaß mit dem Spiel haben. Einzig die Liebhaber von Einzelspiel-Modi sollten sich anderweitig umsehen.

(09.11.2006)


Fazit

oder "Sir, jawohl, Sir!"


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