Best of Strategy

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(CDV)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

Zurzeit erscheinen ziemlich viele Strategie-Simulations-Kollektionen wie zum Beispiel "Command & Conquer: Die ersten 10 Jahre" oder die "Earth Universe Edition". Während sich diese Sammlungen aber auf eine Spielereihe beschränken, geht CDV einen anderen Weg, es packt drei Games in eine Box, die bei ihrem Erscheinen in den Tests ziemlich gut abgeschnitten, aber sonst nichts miteinander zu tun haben. Es handelt sich um die Spiele "No Man's Land", "American Conquest" und "Cossacks - Back to War". Eventuell will der deutsche Publisher das Fahrwasser des soeben erschienenen "American Conquest - Divided Nation" ausnutzen und seine "Mottenfiffis" noch einmal unters Volk bringen, aber das sei ihm gegönnt. Hier soll nun beleuchtet werden, ob diese drei Klassiker auch heute noch reizvoll sind.

No Man's Land

(Related Designs / 09/2003)

Von der Kolonisierung bis zur Besiedlung des Wilden Westens - Amerika in Gamers Hand. Als spanischer Eroberer, Engländer, Indianer, Patriot oder Siedler begegnen Strategen schrägen Vögeln ohne Skrupel. Nur wer gezielt Eliteeinheiten wie Meuchelmörder, Kopfgeldjäger oder Geisterbeschwörer einsetzt, nennt schließlich die Neue Welt sein Eigen; bei Missionen wie dem Unabhängigkeitskrieg oder Eisenbahnbau lauern Hürden, die nur echte Pioniere mit Mumm und Ideen überwinden. In diesem Echtzeit-3D-Spiel werden dem Spieler sechs Geschichten in drei Kampagnen geboten, um damit 350 Jahre fiktive nordamerikanische Geschichte nachspielen zu können. So leitet man in der ersten Kampagne die Schritte des Offiziers Carvinez und seiner Truppen, der im Auftrag der spanischen Krone herausfinden soll, warum die Goldlieferungen aus der Neuen Welt seit einiger Zeit unterbleiben. Die zweite Geschichte befasst sich mit den Indianern, die das Land ihrer Ahnen gegen Spanier und Engländer verteidigen müssen und in der dritten Kampagne spielt man die Engländer, die die Indianer missionieren wollen, sich gegen die Spanier durchsetzen müssen und die dann letztendlich doch in den Unabhängigkeitskriegen den Kürzeren ziehen.

Der Mainzer Entwickler Related Designs war bis zum Release von "No Man's Land" vor allem mit dem Strategiespiel "America" in Erscheinung getreten, das nicht unbedingt gute Zensuren bekam. Related Designs nahm sich die Kritik zu Herzen, dass die Missionsziele immer nur "Zerstöre die Basis ..." hießen und deswegen sind die Aufgaben in ihrem neuen Spiel wesentlich vielfältiger. So geht es zum Beispiel darum, Häuser zu verteidigen oder diverse Einsätze ohne Basenbau zu absolvieren. Auch im Bereich Grafik hatte sich etwas getan, das Spiel präsentiert sich in einer neuen 3D-Grafik und es wurde mehr Herzblut in die Detailgestaltung gesteckt. Einzelheiten, die heute in Strategiespielen oftmals zum Standard gehören, wie etwa Kanonendonnerstaub oder fliegende Pfeile, waren damals gern gesehene moderne Features. Auch im Multiplayer-Modus hat sich Related Designs etwas einfallen lassen. Dort gibt es so innovative Modi wie "Helden eliminieren", wo man einen Kopfgeldjäger losschicken muss, um den gegnerischen Helden umzulegen. Dieser ist allerdings bestechlich und kann vom Feind auf seine Seite gezogen werden. Auch der Modus "Wettkampf um die Eisenbahn" ist neu, hier geht es darum, schneller Eisenbahnstrecken zu bauen als der Gegner, der aber natürlich nicht unbeschäftigt herumsitzt, sondern seinerseits versucht, das Bauvorhaben zu sabotieren.

American Conquest

(GSC Game World / 11/2002)

Seit seiner Entdeckung tosen heiße Machtkämpfe auf dem amerikanischen Kontinent. Legendäre Gefechte von 1492 bis 1813 finden Geschichtsfreaks und Schlachtenbummler in der prall gefüllten Echtzeitstrategie American Conquest. Als Washington wirbeln Sie übers Schlachtfeld oder kitzeln als Pizarro Kriegslust aus Ihren Mannen, um die Macht über Amerika an sich zu reißen. Acht Kampagnen mit 42 Missionen illustrieren jene zerrissenen Jahre. Packende, historisch belegte Schlachten in 3D mit über 16.000 Soldaten vertiefen die schillernde Vielfalt an der Front. Aber genug der Lobhudelei. Genau wie "No Man's Land" auch spielt dieses Game in der Gründerzeit der USA, ist aber schon rund ein Jahr älter. Auch hier hat man die Möglichkeit, verschiedene Völker zum Leben zu erwecken, vom Indianerstamm bis hin zu den Spaniern besitzt man eine realistische Auswahl an geschichtlich wirklich beteiligten Nationen.

"American Conquest" ist grafisch kein außergewöhnliches Spiel. Es wurde versucht, verschiedene Landschaften auf den riesigen Spielflächen möglichst detailliert darzustellen. Die Einzelheiten wie Wälder, Flüsse oder Tiere sind zwar attraktiv gestaltet, doch alles wirkt etwas leblos. Viele der Animationen waren schon im Jahr 2002 nicht mehr auf der Höhe der Zeit und sind heute nur noch als mittelmäßig zu bezeichnen. Da aber Tausende von Einheiten auf dem Bildschirm zu sehen sein können, musste hier bei der knappen CPU-Zeit etwas gespart werden, die Grafik kann also als zweckmäßig bezeichnet werden. Zusätzlich zu den Kampfeinheiten muss sich der Spieler auch noch um ein komplexes Warensystem kümmern, schließlich muss der militärische Erfolg auch wirtschaftlich unterstützt werden. Ebenso wie "No Man's Land" verfügt "American Conquest" über einen Multiplayer-Modus, in dem man mit bis zu sieben Spielern historische Schlachten, Deathmatch oder "Krieg um Amerika" spielen kann.

Cossacks - Back to War

(GSC Game World / 09/2002)

Back to War ist "American Conquest" auf europäisch: Voll gepackt mit 100 Missionen zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, vereint das 3D-Spektakel komplexen Schlachtenspaß mit Lektionen in europäischer Geschichte. Spieler haben die Wahl, von den Schweizer Hellebarden über die Kosaken bis zu russischen Rabauken eine von 20 Nationen zu befehligen. Sie erbauen Städte, gewinnen Rohstoffe, heben Armeen aus; so waten virtuelle Kriegsherren durch preußische Sümpfe oder schicken ungarische Kamelreiter in den Kampf. Bis zu 8.000 Einheiten bewegen sich gleichzeitig in wilden Massenschlachten auf 3D-Terrain - ein Getümmel, was Kriege jener rauen Zeit widerspiegelt. "Cossacks - Back to War" war das zweite Add-On zum bereits 2001 erschienenen Spiel Cossacks und nachdem das erste Update "Art of War" noch ein echtes Add-On war, ist diese Zugabe eine Standalone-Ausgabe. Alle Zutaten der ersten beiden Versionen wurden mit in "Back to War" hineingepackt.

Grafisch gesehen hatte "Back to War" leider nicht viel Neues zu bieten. So wurden zwar neue Einheiten für diverse Völker erstellt, die Spielflächen blieben aber doch ziemlich öde. Dafür sind sie aber verhältnismäßig groß, was die Länge der Schlachten manchmal auf mehrere Stunden anwachsen lässt. Auch hatte "Back to War" bereits eingebaute Höhenunterschiede im Terrain, die taktisch genutzt werden konnten. Das ist zwar heute Standard, war aber 2002 ziemlich neu. Wie auch die anderen hier besprochenen Spiele verfügt "Cossacks - Back to War" über ein Warensystem, das einen großen Teil der Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wollte man das Game im Internet zocken, dann wurde als besonderes Feature das bereits im ersten Add-On eingeführte Automatic Championship System noch erweitert. Es gab für die Topspieler des Ranglistensystems besondere Turniere, zu denen alle eingeladen wurden, die sich unter den besten hundert Gamern platziert hatten. Das ist natürlich heute hinfällig, war aber 2002 ein innovativer Eckstein des Spiels.

Gerade bei Strategiespielen hat der technische Fortschritt insbesondere auf der Grafikseite vieles "schöner" gemacht. Stärkere Prozessoren und Grafikkarten haben die Detailtiefe von Strategiespielen in die Höhe getrieben. Schaut man sich heute also Games von 2002/2003 an, dann wird man diesen Fortschritt bereits auf den ersten Blick erkennen. Nichtsdestotrotz sind aber die drei hier zusammengepackten Games auf der Strategieseite noch heute interessant. "No Man's Land" und "American Conquest" bestechen durch die interessanten Kampagnen, während "Cossacks - Back to War" mit seinen 100 einzeln spielbaren Missionen auftrumpfen kann. Ein wesentlicher Faktor bei der Bewertung einer Compilation ist auch immer der Preis und hier ruft CDV 19,99 Euro für das Bundle auf, ein Preis, der wirklich keinen Interessenten verscheuchen wird. Wenn man eine direkte Kaufempfehlung aussprechen möchte, dann ist dieses Pack vor allem für Anfänger interessant, die sich in das Genre hineinspielen wollen, bei Fortgeschrittenen stehen die einzelnen Games vermutlich sowieso bereits im Regal.

(02.03.2006)

Entwickler: Related Designs, GSC Game World
Publisher: CDV
Genre: Strategie-Kollektion
Release-Datum: Bereits erhältlich
Preis: 19,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG
Homepages: No Man's Land

American Conquest

Cossacks - Back to War

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

aus heutiger Sicht: Dank der (damals neuen) 3D-Darstellung und den netten Features im Multiplayer-Bereich ist "No Man's Land" auch heute noch ein interessantes Spiel, zumal, wenn man ein Fable für "Indianergeschichten" hat.
aus heutiger Sicht: "American Conquest" ist im Vergleich zu aktuellen Spielen sehr realistisch, das kann man bedauern, weil es so etwas eintöniger ist als Fantasieszenarien oder man kann es begrüßen, da der ganze Schnickschnack links und rechts fehlt.
aus heutiger Sicht: Schon 2002 konnte man die Grafik des Spiels als angestaubt bezeichnen und das macht sie natürlich aus heutiger Sicht auch nicht besser. Dieses Spiel ist aber eine Kaufempfehlung wert, da alle Vorgänger integriert wurden und man sich so zu einem günstigen Preis massig Strategiespaß sichern könnte.


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