Little Big Planet

Little Big Planet (PS3)

(Sony)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Media Molecule
Publisher: Sony
Genre: Jump 'n' Run
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Little Big Planet
Preis: 65,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß §14 JuSchG

Was haben Spieleklassiker wie "Donkey Kong", "Super Mario Bros." und "Sonic the Hedgehog" gemeinsam, außer der Tatsache, dass sie zum Jump'n'Run-Genre gehören? Zum einen besitzen sie nach knapp 25 Jahren seit dem Erscheinungstermin immer noch eine riesige Fangemeinde und zum anderen läuteten diese Titel eine neue Ära in der Gaming-Geschichte ein. "Little Big Planet" möchte am unsterblichen Erfolg seiner berühmten Vorgänger anknüpfen, indem es Altbewährtes mit neuen, kreativen Ideen würzt. DLH.Net hat getestet, ob der Neuankömmling das Zeug dazu hat, einen ähnlichen Kultstatus zu erreichen wie seine Vorbilder.

Es war einmal …

Bestimmt kennt jeder das Gefühl beim Aufwachen am frühen Morgen, etwas wunderschönes, trauriges oder auch gruseliges geträumt zu haben, kann sich aber partout nicht daran erinnern, was es genau war. Wohin verschwinden die Träume? Laut dem Einführungsvideo von "Little Big Planet" wandeln sich die Fantasien der Menschen in eine kreative, schöpferische Energie um, die sich erst in der Atmosphäre der Erde sammelt und dann als ein einziger Strahl weit in den Weltraum hinausschießt, wo er schließlich einen kleinen Planeten bildet. Auf dieser neuen Welt leben viele fremdartige Kreaturen. Die mächtigsten Bewohner nennt man "Schöpfer", weil sie genug Macht besitzen, um ihre eigenen Königreiche zu kreieren und darüber zu herrschen. Ebenso wichtig sind die Helden von "Little Big Planet": Die so genannten "Sack-Boys" beziehungsweise "Sack-Girls" sind lebendige Stoffpuppen mit einem Faible für Kostüme. Als Abenteurer durchstreifen sie die Herrschaftsgebiete der Schöpfer ständig auf der Suche nach neuen Dingen. Sehr oft helfen die lustigen Gesellen den mächtigen Bewohnern, irgendwelche Probleme zu lösen, die ab und zu in jedem Königreich auftreten.

Lasst uns spielen

Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Spielprinzip von "Little Big Planet" nicht besonders von anderen Plattformhüpfern, denn die Hauptaufgabe des Spielers ist nach wie vor, eine Figur über Hindernisse hinweg zu einem Levelausgang zu steuern und dabei verschiedene Gegenstände einzusammeln. Da der Sack-Boy sich meistens von links nach rechts bewegen muss, um zum Ziel zu gelangen, erscheint sogar die Levelstruktur linear und im Zeitalter der 3D-Grafik veraltet. Keine Angst, die Entwickler verzichteten nur zum Teil auf die Errungenschaften der modernen Technik - vermutlich zugunsten der Übersicht, denn der Held bewegt sich immerhin auf drei Ebenen: vorne, in der Mitte und hinten. Leider vergisst man diese Tatsache oft, so dass viele Sprünge ins Leere gehen, weil man nicht von derjenigen Schiene abgesprungen ist, auf der man wieder landen muss.

Die Abenteuer der kleinen Sackmännchen beginnen in einer Weltraumzentrale, von der aus sie die verschiedenen Königreiche bereisen. Mit einem Hauptcomputer, der witzigerweise wie ein Playstation-Controller geformt ist, wählt man das gewünschte Ziel aus. Während das Spiel die notwendigen Daten lädt, kann man allerlei Infos lesen, wie zum Beispiel die Anzahl der zu findenden Gegenstände oder Spielerrekorde. Damit kann man sich schon mal darauf einstellen, wie viele Geheimnisse es im jeweiligen Spielabschnitt zu entdecken gilt. Eine riesige Vielfalt an Kostümen, Werkzeugen, Dekorationen, Stickern, Musikstücken oder einfach nur Punkten darf der Spieler in den insgesamt 50 Levels erbeuten. Nicht immer reicht ein Durchgang, um alles zu finden, denn viele Rätsel können nur mit Hilfe von erst später verfügbaren Items oder der Unterstützung eines weiteren Mitspielers gelöst werden.

Anschließend darf man mit den wohlverdienten Boni seine Kreativität nach Herzenslust ausleben, indem man die Sack-Figur mit Kleidung, Accessoires sowie verschiedenen Stoffen umgestaltet oder das Hauptquartier ausschmückt. Sogar innerhalb eines Levels ist es möglich, überall Dekorationen und Sticker anzubringen. Alle Gestaltungswerkzeuge sind über das so genannte "Popit-Menü" zugänglich, das starke Ähnlichkeit mit einem Inventar besitzt. In seltenen Fällen kann es passieren, dass man an einer Stelle des Spiels feststeckt. Dazu gibt es die "Erneut versuchen"-Funktion, die ein wenig mit dem Selbstmordbefehl aus dem Spiel "Lemmings" vergleichbar ist, weil der Protagonist von "Little Big Planet" ein virtuelles Leben opfert, um vom letzten Checkpoint seine Reise fortzusetzen.

Eine der Stärken des Spiels ist unbestreitbar der Mehrspielermodus, der sowohl mit mehreren PS3-Controllern als auch über das Internet hervorragend funktioniert. Ständig erwischt man sich dabei, ohne Absicht zu lächeln, denn es sieht einfach witzig aus, wenn vier kleine Kerlchen durch die Gegend hüpfen, gemeinsam an einer Liane schwingen oder zusammen auf einem Fahrzeug eine Rampe hinunterrasen. Oft wird die Kooperation mit besonderen Kostümen sowie Bonuspunkten belohnt. Außerdem sind manche Geheimnisse nur durch die Hilfe anderer Mitspieler zugänglich. Natürlich ist es möglich, sich beim Zocken mit den Kollegen über den Chat oder direkt über das Headset abzusprechen.

Darüber hinaus enthält "Little Big Planet" einen mächtigen Leveleditor, mit dem der Spieler selbst zum Schöpfer wird. Die benötigten Werkzeuge und Materialien muss man jedoch erst in den Königreichen des kleinen Planeten zusammensuchen. Die Mühe lohnt sich allemal, denn neben dem nahezu unbegrenzten Spaß darf man seine Kreationen weltweit anderen Leuten zur Verfügung stellen. Das kritische Publikum kann bei Gefallen den Level positiv bewerten und bei ausreichend gutem Feedback verdient sich der Spieler eine Trophäe. Mit dieser Idee schlagen die Entwickler von Media Molecule zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits wächst der Spielinhalt von "Little Big Planet" mit der Anzahl der kreativen Mitspieler und andererseits besteht eine freundliche Wettbewerbssituation, so dass schließlich viel Langzeitmotivation vorhanden ist.

Leite meinen Weg

Die Spielsteuerung ist äußerst simpel, denn zur Fortbewegung des Helden benötigt man nur den linken Analog-Stick sowie die "X"-Taste zum Springen. Mit "R1" kann sich der Protagonist an Gegenständen festhalten, während ein Knopfdruck auf das "Rechteck" das "Popit-Menü" aufruft, in dem alle nützlichen Werkzeuge von "Little Big Planet" zu finden sind. Alle anderen Tasten dienen mehr oder weniger der Belustigung des Spielers. So ist das Steuerkreuz für die Mimik zuständig und kann Gefühle wie Freude, Angst, Trauer und Wut auf dem kleinen Sackgesicht erzeugen. Die "R2/L2"-Tasten lassen den Helden "Victory"-Zeichen zeigen. Die übrigen Symboltasten besitzen untergeordnete Menüfunktionen. Wichtig ist nur noch die "Select"-Taste, die eine Art Beschwerdeformular öffnet, mit dem man auf Obszönitäten im fremden Leveldesign oder zwischenmenschlichem Umgang aufmerksam machen kann. Im Prinzip bräuchte man nicht mal einen Blick in das Handbuch zu werfen, da alle wichtigen Einzelheiten der Steuerung sowie Sonderfunktionen durch detaillierte Videos erläutert werden. Nebenbei sollte noch erwähnt werden, dass der Sack-Boy sich mitunter ziemlich plump bewegt, weil er manchmal zu spät auf die Steuerbefehle reagiert. Hoffentlich wird Media Molecule dieses Problem demnächst mit einem Patch beheben.

Augenschmaus

Die Entwickler konzentrierten sich auf das realistische Aussehen sowie Verhalten der Umgebung, die hauptsächlich aus denselben Bastel-Utensilien besteht, wie sie zum Beispiel auch in einem Kindergarten zu finden sind. Die Spielabschnitte enthalten Materialien wie Kork, Papier, Moosgummi oder Filz, so dass man gleich an ein "Sandmännchen"-Trickfilmset erinnert wird – kein Wunder, denn die Stars der Show sind bekanntlich auch Puppen gewesen. Das Beste an der innovativen Grafik ist jedoch die Tatsache, dass alle Gegenstände sich physikalisch ebenso verhalten wie sie aussehen. Man hat ständig das Gefühl, die heimische Spielzeugkiste wäre zum Leben erwacht. Ein großes Lob verdient auch die Levelgestaltung, denn jedes Königreich auf dem kleinen Planeten hat ein bestimmtes Thema zum Inhalt. So besucht man auf der großen Reise durch die 50 vorgefertigten Levels Orte wie die afrikanische Steppe, einen unterirdischen Erdmännchenbau sowie ein gruseliges Geisterhaus.

Wohltuende Klänge

Vermutlich haben nur wenige Entwickler so viel Aufwand bei der Vertonung eines Jump'n'Run-Spiels betrieben wie Media Molecule. Die einzelnen Spielabschnitte werden durch schöne Stücke untermalt, die nicht nur instrumental, sondern auch vokal vorgetragen werden. Viele Musikrichtungen - Klassik, Jazz, Reggae, Rock oder Chanson, um nur ein paar zu nennen – garantieren, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Besonders hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass die deutsche Lokalisierung sehr konsequent und professionell umgesetzt wurde. So sind alle ausgeschriebenen Texte ausnahmslos orthografisch richtig und der Kommentator, der den Spieler auf seiner Reise begleitet, spricht mit der bekannten deutschen Stimme von Robert DeNiro.

Fazit

"Little Big Planet" ist eindeutig mehr als einfach nur ein Jump'n'Run-Spiel, denn wie kein Titel zuvor erlaubt es den Spielern durch seine einfache Bedienung sowie grenzenlose Freiheit, ihre Kreativität auszuleben. An diesem Titel stimmt einfach alles. Die Präsentation ist hervorragend, die Langzeitmotivation sehr groß und man fördert das zwischenmenschliche Miteinander in einer nahezu gewaltfreien Umgebung. Dieses Spiel hat große Chancen darauf, einen hohen Kultstatus zu erreichen, da es sowohl eine Kultfigur in der Gestalt des Sack-Boys als auch eine große unterstützende Fangemeinschaft besitzt. Interessierte können beruhigt die knapp 65 Euro für "Little Big Planet" investieren, denn hier bekommen sie jede Menge für ihr Geld, da der Inhalt durch andere Mitspieler immer mehr erweitert und noch ziemlich lange für Spielspaß sorgen wird.

(15.11.2008)

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