Tony Tough 2 - Der Klugschei�er kehrt zur�ck

Tony Tough 2 - Der Klugscheißer kehrt zurück

(Anaconda)

geschrieben von Bastian Schössow

 
Entwickler: Anaconda
Publisher: Anaconda
Genre: Point & Click Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Tony Tough 2
Preis: 39,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

 

Er ist wieder da: Tony Tough, der Junge, der kein Blatt vor denn Mund nimmt und sowieso immer Recht hat, in einem Point-and-Click-Adventure der Extraklasse. Allerdings ist "Tony Tough 2" keine Fortsetzung des ersten Teils, sondern ein Prequel von Tonys Vergangenheit. Und wenn ihr denkt, Tony Tough sei im ersten Teil schon nervig gewesen, dann habt ihr eine blasse Ahnung davon, was für eine Nervensäge er bereits als dreizehnjähriger Junge war. Man könnte ihn möglicherweise sogar mit Steve Orkel vergleichen. Ihr werdet mit rabenschwarzem Humor der Oberklasse und stilechten klassischen Rätseln im Adventure-Stil konfrontiert. Ob "Tony Tough 2" die Fackel der Point-and-Click-Adventures ehrenvoll hochhalten kann, erfahrt ihr in diesem Review.

Der Klugscheißer ist zurück in "A Rake's Progress"

Der Schauplatz des Adventures "Tony Tough 2" ist die verlassene Geisterstadt Washington im Bundesstaat New Mexiko in den 50er Jahren. Es beginnt alles ganz idyllisch an einem Morgen wie aus dem Bilderbuch. Tony erwacht aus seinen Träumen und bemerkt auch gleich, dass er verschlafen hat. Also schnell angezogen und für die Schule fertig gemacht. Bevor es aber in die Schule geht, noch rasch in die Küche. Dort bekommt er von seiner fürsorglichen Mutter eine Lunchbox. Ganz nebenbei erfährt er dabei, dass die Tante seines Hausmädchens verstorben ist. Das interessiert unseren Helden aber keineswegs. Also ab in die Schule.

Da die Schule aber nicht gerade "um die Ecke" liegt, zieht Tony den Schulbus einem Fußmarsch vor. Wie fast immer fährt dieser vor seiner Nase ohne ihn los. Zu allem Überfluss beginnt es jetzt auch noch, wie aus Eimern zu schütten. Also bleibt nur ein schneller Sprint durch den Regen zur Schule. Dort angekommen und patschnass greift man das erste Mal direkt in das Spiel ein und muss dem Pauker erklären, weshalb man denn dieses Mal wieder zu spät zum Unterricht erschienen ist. Frei nach dem Motto "Mein Wecker ging nicht" oder "Ich hatte vergessen, die Uhr umzustellen", drauflos zu lügen, zieht hier nicht. Der gute Herr Lehrer will davon gar nichts wissen. Als er dann auch noch nach den Hausaufgaben fragt, ist sowieso "Ende im Gelände". Also setzt man sich erstmal auf seinen Platz, um am Chemieunterricht teilzunehmen bzw. zumindest anwesend zu sein.

Tony’s Mitschüler sind dabei, eine hübsche rosa Lauge anzumischen. Tony steht noch immer vor seinem Pulver und hat überhaupt keine Ahnung, wie er die Mischung herstellen soll. Nachdem er mit Seymour alles Erdenkliche bequatscht hat, kann man seine Lunchbox durchsuchen. Da Tony etwas Flüssiges braucht, um aus seinem Pulver eine Lauge herzustellen, kommt nichts außer der Limonade in Frage. Kurzerhand kippt er die Limonade in sein Reagenzglas, doch anstelle einer rosa Lauge gibt es eine große, bombastische Explosion, die ein paar Stunden Nachsitzen zur Folge hat.

Damit Tony diesem Schicksal entgehen kann, verschluckt er einfach mal einen Frosch. Somit geht es ab ins Krankenhaus, aus dem er nun flüchten muss, da sein Vater dort Chefarzt ist. Frisch aus dem Krankenhaus entkommen, erhält Tony, unser angehender Detektiv, von seinem Schulkameraden Seymour das große Detektivbuch, in dem genau beschrieben steht, wie man eine kriminalistische Spürnase wird. Außerdem erfährt Tony durch das Buch, dass ein wahrer Detektiv immer eine Perücke benötigt, um undercover zu bleiben - was nun für Tony bedeutet, dass auch er eine braucht. Ohne die kann er kein richtiger Detektiv werden. Doch leider fehlt Tony Geld und das gilt es nun, sich zu verdienen oder durch andere Aktionen zu besorgen, zum Beispiel indem er die Kirchenkollekte plündert oder die Zeitung des Nahbarn klaut und sie verkauft. Aber nach kurzen Gaunereien sollte man besser sagen nach harter Arbeit erreicht er schließlich sein Ziel und kann eine Perücke sein Eigen nennen. Mit dieser im Gepäck geht es nach Hause, wo Tony feststellen muss, dass die allseits beliebte Haushälterin entführt wurde. Mit dieser Entführung beginnt die eigentliche Story. Sie ist Tonys erster Fall und damit der Auftakt zu seiner bescheidenen Karriere als Detektiv. Die Rätsel sind leider so oft unlogisch und an den Haaren herbeigezogen, so dass man sie nur durch Herumprobieren lösen kann. Mit Nachdenken allein kommt man daher zumeist nicht weiter; wie es sich für stilechte Adventure-Puzzles gehört, sind vielmehr Einfallsreichtum, Humor und Freude am Experimentieren gefragt, um Tony unter die Arme zu greifen. Leider ist die Einleitung sehr lang. Bis man richtig in das Spiel einstiegen kann und die eigentliche Story beginnt, verstreichen gut und gerne mehrere Stunden.

Tech-Report

Wer bei "Tony Tough 2" einen Grafikblockbuster erwartet, liegt völlig daneben - doch im Grunde geht es ja auch um die Story und nicht um die Optik. Grafisch ist "Tony Tough 2" in einem sehr schönen Comicstil gehalten. Die Figuren und Objekte sind in 3D und die Hintergründe sind vorgerendert. Dieser Mix aus 2D und 3D wird von Anaconda als brandneue 2,5D-Engine bezeichnet. Die Atmosphäre im kleinen Washington wirkt dank der altmodischen Grafik sehr authentisch. Alles ist sehr detailliert gezeichnet, so wie man es von einem guten Point-and-Click-Adventure erwartet. Die 3D-Figuren im Spiel lassen sich zusätzlich auch mit Anti-Aliasing verschönern. Darüber hinaus sind weitere sehr ansehnliche Effekte eingebaut wie z. B. ein dynamischer Tag/Nacht- und Wetterwechsel in Echtzeit. Leider kann man die Auflösung nicht ändern, was im Zeitalter der High-End Grafikkarten sehr enttäuschend ist.

Die Cutszenen sind zwar sehr schön anzuschauen, jedoch unterbrechen sie das Spielgeschehen oft derart abrupt, dass sie eher verwirren als helfen und eher stören als die Atmosphäre verbessern.- da hätte man sich einen schöneren Übergang gewünscht. Der Soundtrack von "Tony Tough 2" wirkt ein bisschen eintönig und wird schnell nervig, da sich die Musikstücke immer und immer wiederholen. Besonders, wenn man im Game nicht weiter vorankommt, sorgt das fortwährende musikalische Einerlei nicht gerade für die Motivation, die man zum Weiterspielen braucht. Zum Ausgleich hat Anaconda synchrontechnisch keine Kosten und Mühen gescheut und für die Stimmen der Akteure nur Top-Schauspieler verpflichtet. Dazu gehören - um nur ein paar Namen zu nennen Herbert Feuerstein, Ruth Moschner, Jasmin Wagner und Sky du Mont. Unter anderem wird Tony Tough von Ilona Schulz gesprochen, die auch schon dem "Kleinen Arschloch" ihre Stimme geliehen hat. Leider sind hochbezahlte Synchronsprecher noch keine Garantie für atmosphärische Dialoge. Die prominenten Damen und Herren leiern ihre Texte zumeist ohne Gefühl, Betonung und Begeisterung reichlich lustlos herunter. Klar, dass dadurch der Spielspaß erheblich beeinträchtigt wird und man nach einiger Zeit gar nicht mehr richtig zuhört.

Die Steuerung ist wie in jedem Point-and-Click-Adventure sehr einfach und schnell zu erlernen. Man steuert Tony hauptsächlich mit der Maus, was einen reibungslosen Spieleinstieg auch für Genreneulinge ermöglicht. Das Inventar-Interface ist klassischerweise im oberen Bildbereich zu finden und sorgt für Übersichtlichkeit. Das Hauptmenü ist sehr hübsch gestaltet und lädt zum Spielen ein. Die In-Game-Menüs sind hingegen ausgesprochen trostlos und die Ladezeiten, um vom Spiel ins Menü zu kommen, sind ebenfalls sehr nervig. Da sich das Speichern und Laden stark in die Länge zieht, wird die Geduld des Spielers erheblich strapaziert. Es wäre schön gewesen, wenn man die In-Game-Menüs ein wenig innovativer gestaltet hätte und das Switchen vom Game ins Menü schneller vonstatten ginge.

Fazit

"Tony Tough 2" ist ein Point-and-Click-Adventure der "alten Schule". Es sorgt für einen nicht linearen Spielverlauf und für ein langdauerndes Spielerlebnis. Allein durch die stilechten Adventure-Rätsel kommt nicht so schnell Langeweile auf. Die Rätsel sind einfach bis sehr schwierig und erfreulich abwechslungsreich. Es wird oft geschehen, dass man einfach nicht mehr weiterkommt und seine Tage damit verbringt, die Straßen unsicher zu machen. Zwar ist es hilfreich, dass Tony sogar sprinten kann, doch auch dabei muss man wegen der zum Teil sehr langen Wege nervige Wartezeiten in Kauf nehmen. Also lieber vorher überlegen, wohin man seinen kleinen Klugscheißer schickt. Gäbe es eine Karte zur Orientierung, wäre die Lauferei nicht allzu groß, denn dann könnte man sich bereits nach kurzer Spielzeit in der ganzen Stadt zurechtfinden.

Tonys Humor ist der absolute Höhepunkt des Spieles. Deswegen steht das Lachen bei "Tony Tough 2" im Vordergrund. Seine genialen, wenn auch oft recht deplatzierten Sprüche sorgen für sehr viele Lacherlebnisse. Ich kann euch versprechen, dass eure Lachmuskeln nach längerem Spielen vielleicht sogar ein wenig schmerzen werden. Witz fehlt "Tony Tough 2" wirklich nicht, zumal Tonys ständige Korrekturen, Zitate und Wissensbeweise ebenfalls ziemlich lustig sind. Doch die "heilige fliegende Untertasse", die unser kleiner Möchtegerndetektiv in regelmäßigen Abständen erwähnt, hat das Potenzial zum Nervfaktor Nummer Eins.

Das Spiel an sich überzeugt, hat aber leider deutliche qualitative Mängel wie zum Beispiel die abgeschnittenen Cutszenen oder die eintönige Musik und die bereits erwähnten, lustlosen Synchronsprecher.. Wären diese wesentlichen Einzelheiten besser gestaltet, wäre das Spiel um einiges erträglicher. Trotz allem ist "Tony Tough 2" ein super Abenteuer. Als klassisches Point-and-Click-Adventure wird "Tony Tough 2" alle Spieler begeistern, die in erster Linie Wert auf interessante Rätsel, humorvoll gestaltete Figuren und unglaublich witzige Dialoge legen. Für echte Point-and-Click-Adventure-Fans ist "Tony Tough 2" auf jeden Fall einen Kauf wert; Genreneulinge sollten vielleicht doch lieber zu einem nicht ganz so skurrilen und nicht ganz so schwierigen Titel greifen.

(17.11.2006)

Systemvoraussetzungen

Minimal:

- Windows 98 / Me / 2000 / XP

- 256 MB RAM

- Intel Pentium/AMD ab 1,0 GHz

- 64 MB Grafikkarte

- 2,0 GB Festplattenspeicher

- DVD Laufwerk

- DirectX 9.0

- DirectX 9.0-kompatible Maus und Tastatur

- DirectX 9.0-kompatible Soundkarte

 

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