Prince of Persia - Warrior Within

Prince of Persia - Warrior Within

Geschrieben von Bastian Heinen

 

Der Prinz ist zurück - und wie! Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft bringt Ubisoft erneut einen Nachfolger des alten PC-Spiels Prince of Persia auf den Markt. Doch selbstverständlich ist dieser nicht mehr mit dem Urspiel zu vergleichen. Der Prinz ist endgültig er- und dem alten 2D-Grafikstil entwachsen. Ubisoft hat es geschafft, die sehr guten Ansätze von "Prince of Persia: Sand of Time" vom letzten Jahr noch weiter zu verbessern und den Spielspaß in neue Höhen zu treiben.

Story

Einige Jahre sind nach dem letzten Abenteuer des Prinzen in "Prince of Persia: The Sand of Time" ins Land gegangen und er ist müde nach Babylon zurückgekehrt. Doch etwas verfolgt ihn und trachtet ihm nach dem Leben. Der Prinz befindet sich nur noch auf der Flucht. Um dieser Situation ein Ende zu bereiten, macht er sich auf den Weg zu einem alten, weisen Mann, welcher ihm offenbart, dass er durch seine Störung des Ablaufs der Zeit den Dahaka, eine riesige mythologische Figur, auf sich aufmerksam gemacht hat. Dieser reist, umhüllt von einem dunklen Vakuum, durch die Welt und will den Prinzen töten. Seine Schritte lassen die Erde erzittern, die Wände stürzen ein und alles, was in seine Nähe kommt, wird in den Sog des Nichts gezogen und ist unwiederbringlich verloren.

Um dem Tod zu entrinnen, muss der Prinz sich auf den Weg machen und den Sand der Zeit an seiner Geburtsstätte, der Insel der Zeit, finden und dann in die Vergangenheit zurückreisen, um seine Entstehung zu verhindern. Damit hätte sein letztes Abenteuer niemals stattgefunden und der Dahaka wäre nicht auf ihn aufmerksam geworden.

Die lange Reise des Prinzen zur Geburtsstätte des Sandes beginnt auf einem Schiff. Doch bevor er sein Ziel erreicht, greift Shahdee, eine Verbündete der Herrscherin der Zeit, mit ihren Lakaien sein Schiff an. Hier steigt der Spieler in das Geschehen ein und muss sich zunächst einmal den Weg zu Shahdee bahnen. Selbstverständlich kommt es dann zum Kampf zwischen ihr und dem Prinzen. Doch dieser kann nicht gewinnen, denn in dem Moment, als er sie weit genug geschwächt hat, um den finalen Angriff zu starten, packt sie ihn, entreißt ihm das Schwert und wirft ihn über Board. Das Spiel setzt nun aus und die nächste Szene zeigt, wie der Prinz an einem Strand angespült wird. Zu allem Überfluss ist er nun wehrlos und muss sich mit einer Holzplanke als Waffe behelfen. Doch er erkennt schnell, dass er wenigstens auf die Insel der Zeit gespült wurde, die auch sein Ziel war.

Hier beginnt das Spiel erst richtig, denn es geht nun in gewohnter Manier weiter: Der Prinz muss sich durch zahlreiche Levels kämpfen und hat lediglich an Brunnen, die auch seine Gesundheit auffüllen, die Möglichkeit, zu speichern. Dabei geht es, ganz wie in den anderen Spielen der Reihe, darum, sowohl Kämpfe als auch Geschicklichkeitsprüfungen zu bestehen, um sein Ziel, die Verhinderung der Herstellung des Sandes der Zeit, zu erreichen. Neu ist hierbei, dass der Prinz durch eine Maschine in die Vergangenheit reisen kann. Er trifft im Verlaufe des Spiels sowohl auf Verbündete als auch auf Hauptgegner, wie die Herrscherin der Zeit, die alle ihre eigene Geschichte haben. Auch der Dahaka ist ihm weiter auf den Fersen und zwingt ihn ab und zu unter Zeitdruck zu waghalsigen Manövern. Einige Überraschungen verändern dabei immer wieder die Vermutung, wie das Spiel enden wird. Doch mehr soll hier nicht verraten werden.

Gameplay

Wer schon einmal die Prince of Persia - Reihe gespielt hat, kennt auch die Hauptaufgaben des Prinzen. Meist hangelt er sich über schmale Brücken oder springt über Gruben mit Speeren. Dies wurde auch im neuen Teil nicht grundlegend verändert, aber weiter überarbeitet. Der Prinz hat deutlich mehr Bewegungsabläufe in petto. Er kann, um ein Beispiel anzuführen, große Höhenunterschiede überbrücken, in dem er mit sein Schwert im Fallen einen Vorhang zerschneidet um seinen Sturz abzubremsen. Andersherum kann er Wände hinaufklettern, indem er in einem schmalen Flur von einer Wand zur anderen Wand springt und dabei an Höhe gewinnt. Natürlich sind diese Bewegungen nicht realistisch, da beispielsweise die Ausdauer überhaupt keine Rolle spielt. So könnte der Prinz, wenn der Flur hoch genug wäre, auf diese Art unendlich viel Höhe überbrücken, doch gerade in den Geschicklichkeitsabschnitten werden dadurch Rätsel geschaffen, die oft minutenlanges Nachdenken erfordern, aber doch lösbar sind.

Der zweite große Teil des Spiels ist der Kampf gegen Gegner. Dieser wurde komplett überarbeitet und bietet dem Spieler nun die Möglichkeit, einen eigenen Kampfstil zu entwickeln. Der Prinz kann nicht nur eintönig mit seinem Schwert angreifen oder sich verteidigen, sondern hat vielfältige Möglichkeiten, sein Schwert und auch Waffen von Gegnern einzusetzen. So kann er das Schwert eines Kontrahenten aufnehmen und dem nächsten entgegenschleudern. Hier greift dann auch die einzige Schwäche der KI der Gegner, denn gerade gegen diese Wurfgeschosse wehren sich die wenigsten Gegner angemessen. Ansonsten ist sie aber gelungen, da die Gegner meist versuchen, den Prinzen zu umzingeln und auch seinen Schlägen auszuweichen. Das Werfen von Waffen ist natürlich nicht die einzige Option, die dem Prinzen zur Verfügung steht. Der Prinz kann auch durch verschiedene Tastenkombination Nahkampfangriffe ausführen. Einer ist beispielsweise, den Gegner anzuspringen, sich an ihm abzustoßen und so über ihn zu springen. Dabei dreht sich der Prinz um 180 Grad und teilt den Gegner im Fallen in zwei Hälften. Unterstützt werden diese Bewegungen durch einen Zeitlupenmodus, der dann einsetzt, wenn der Gegner getroffen wird. Der Einsatz des Sandes der Zeit wurde vom Vorgänger übernommen. So hat der Prinz die Möglichkeit, die Zeit zu verlangsamen oder sogar um acht Sekunden zurückzudrehen. Gerade diese zwei Möglichkeiten werden ständige Wegbegleiter während des Spiels. So sind verschiedene Geschicklichkeitsabschnitte in Zeitlupe deutlich einfacher zu bewerkstelligen und in den Kämpfen ist das Zurückdrehen der Zeit eine Möglichkeit, einem tödlichen Streich des Gegners doch noch auszuweichen.

Leider ist die Anzahl der verschiedenen Gegner, auf die man im Spiel trifft, nicht so abwechslungsreich, wie man sich das vielleicht gewünscht hätte. Dies führt mit der Zeit zu einer leichten Langeweile in den Kämpfen, die nur durch die selten erscheinenden "Endgegner" unterbrochen wird. Auch die linearen Verläufe der Level sorgen dafür, dass in jedem Level nur genau ein Weg zum Ziel führt. Nur um die Lebensenergie durch bestimmte Fundstücke zu erhöhen, muss man diesen Weg kurz verlassen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die beschränkte Möglichkeit, das Spiel zu speichern. Wie bereits oben kurz erwähnt, ist dies nur an den Brunnen möglich. Diese liegen allerdings sehr weit auseinander. Zwischendurch wird das Spiel nur an bestimmten Wegpunkten zwischengespeichert. Zwar beginnt der Prinz an dieser Stelle wieder, wenn er getötet wird, aber sobald das Spiel beendet wird, werden diese gelöscht. Hier hätte man durch die Möglichkeit, statt einzelner Speicherpunkte eine Quick-Save Funktion einzubauen, das Spiel wesentlich spielerfreundlicher gestalten können. So wäre der eigene Tod nicht so ärgerlich.

Die letzte und größte Kritik aber gilt der Steuerung: Diese ist nicht nur gewöhnungsbedürftig, teilweise schlicht unzumutbar. Gerade Anfänger werden hier entweder eine lange Eingewöhnungszeit brauchen oder das Spiel schnell zur Seite legen. So läuft der Prinz nur geradeaus, wenn die Kamera sich genau in seinem Rücken befindet. Leider ist diese aber in manchen Situationen nicht mehr steuerbar, sondern festgesetzt. Dadurch fällt der Prinz in einer Situation alle 30 cm von einer Planke, über die er balancieren soll. Dies führt zwar nicht zum Tod, da der Prinz sich immer wieder festhalten kann, doch es ist sehr ärgerlich. Das Spiel wurde von mir allerdings nur per Tastatur getestet, daher kann ich nicht ausschließen, dass das Spiel mit einem Gamepad etwas einfacher zu steuern ist.

Grafik

Die Grafik von Prince of Persia: Warrior Within überzeugt im großen Stil. Die einzelnen Personen sind sowohl auf Entfernung als auch aus der Nähe sehr gut dargestellt. Die Umgebung ist detailgetreu und lebendig gestaltet. Auch in der Ferne sind so einzelne Planken beispielsweise sehr gut zu erkennen. Wie schon oben erwähnt, ist der Zeitlupenmodus im Kampf ein absolutes Highlight. Führt man eine Schlagkombination aus, wird die Kamera näher herangeführt und der Schwerthieb wird langsam ausgeführt. Bei einer Bewegung wird das Spalten des Gegners von hinten gezeigt und zwischen den auseinanderfallenden Körperteilen kommt der Prinz mit gezücktem Schwert zum Vorschein. Da es so detailgetreu dargestellt wird, versucht man fast jeden Gegner mit einem dieser "Finishing-Moves" zu beseitigen.

Durch das Zeitreisen kommt es oft vor, dass man verschiedene Level sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit durchläuft. Hier zu beobachten, wie zerstört und heruntergekommen die Level in der Gegenwart sind und wie glanz- und prunkvoll der gleiche Bereich in der Vergangenheit war, ist eine wahre Wonne. Eine weitere Stärke des Spiels sind die Zwischensequenzen, wobei man hier zwei Arten unterscheiden muss: Die größeren zeichnen sich durch eine hohe Detailtreue, eine lebendige Darstellung der handelnden Personen und eine wunderschön ausgefeilte Umgebung aus, die kleineren sind mehr auf der Grafik des eigentlichen Spiels aufgebaut. Hier ist die Auflösung nicht ganz so hoch und die Umgebung nicht bis ins Kleinste dargestellt, aber immer noch sehr gut anzuschauen. Insgesamt ist das Spiel in einem sehr dunklen Stil gehalten. Die Umgebung ist meist in ein schummriges Licht getaucht, es gibt wenige Lichtquellen und es macht sich dadurch eine ständige Beklommenheit bemerkbar. Gerade hier hat Ubisoft das selbst gesteckte Ziel, einen Thriller als Spiel zu schaffen, erreicht.

Sound

Der Sound und der Soundtrack passen zwar im ersten Eindruck nicht zum Spiel, doch diese Einstellung ändert sich recht schnell. Wer im Hauptmenü die bewährten Klänge aus tausendundeiner Nacht erwartet, der wird enttäuscht. Stattdessen startet das Spiel mit ungewöhnlich harten Heavy - Metal Sounds. Diese sind zwar gewöhnungsbedürftig, aber gerade durch die dunkle Atmosphäre und die Beklommenheit im Spielgenau die richtige Entscheidung. Selbstverständlich werden aber auch die altbewährten Klänge im Spiel aufgegriffen. Auch altbekannte Vorgehensweisen bei solchen Spielen werden genutzt. Befindet man sich zum Beispiel unmittelbar vor einem größeren Kampf, wird die Musik geändert und man kann sich so auf diesen vorbereiten. Einziger kleiner Kritikpunkt ist die fehlende Vielfalt der einzelnen Stücke, sodass sich diese schon nach kurzer Spielzeit wiederholen.

Prince of Persia: Warrior Within kann die erwarteten Vorstellungen noch weit übertreffen. Die dunkle Atmosphäre, die Stimmigkeit des Soundtracks und die dadurch, wie schon erwähnt, erschaffene Beklommenheit treiben den Spielspaß in ungeahnte Höhen. Die detailgetreue Darstellung der Umgebung lässt auch das Umherschweifen des Blickes zu einem Erlebnis werden. Das Ausarbeiten eines eigenen Kampfstils lässt auch kleine Gegner zu einer schönen Abwechslung zu den langen Geschicklichkeitsabschnitten werden. So habe ich verschiedene Kämpfe wiederholt, weil mir der "Finishing-Move" nicht gelungen ist. Manchmal erinnern die Kampfszenen sehr stark an die Matrix - Filme, was ich durchaus positiv finde.

Einzig die wirklich schwierige Steuerung und die fehlenden Möglichkeiten des Speicherns lassen den Spielspaß etwas leiden, doch durch die hohe Motivation, den Abschnitt, an dem man gerade versagt hat, doch wieder und wieder zu versuchen, hat man sich daran schnell gewöhnt. Wer die Vorgänger gespielt hat oder auf Jump and Run in zeitgemäßem Gewand steht, findet hier eine rundum gelungene Alternative. Erwähnt werden muss noch, dass sich auf der von mir getesteten DVD-ROM Version als Zusatz Feature-Szenen des Films "Kill Bill" mit auf der DVD befinden.

(06.01.2005)

Technische Daten:
 
Entwickler: Ubisoft Entertainment SA (Frankreich)
Publisher: Ubisoft GmbH
Genre: Action-Jump'n'Run
Releasedate: Bereits im Handel
Homepage: Prince of Persia - Warrior Within
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

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