Fuel (Xbox 360) (Codemasters) geschrieben von Oliver Domke
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Eine 14.000 Quadratkilometer große, frei befahrbare Spielwelt, 40 Kilometer Sichtweite und ein Fuhrpark mit über 70 Fahrzeugen das klingt wie der Traum für jeden Motorsportler. Doch steckt in der riesigen offenen Welt auch ausreichend Spielspaß, um Rennspiel-Fans dauerhaft an den Controller zu fesseln? Erderwärmung? Uns doch egal! Das hat die Menschheit jetzt davon: Der globalen Erwärmung ist es zu verdanken, dass mitten in Amerika besagter Abenteuerspielplatz entstanden ist. Während sich ein Großteil der Zivilisation infolge der stetig ansteigenden Zahl an Naturkatastrophen nach neuen Wohngebieten und Energiequellen umsieht, können es eine Handvoll Extremsportler nicht lassen, die verwilderte Landschaft als Rahmen für spektakuläre Rennen zu nutzen. Die Preise hierbei für die Sieger: Die letzten Reserven "Fuel", zu Deutsch Treibstoff, um die Mobilität ihrer Spritschlucker zu gewährleisten. Bereits beim ersten Spielstart wird Ihnen die riesige Welt von "Fuel" auffallen. Dank der enormen Sichtweite können Sie kilometerweit entfernte Wälder, Flüsse, Felder und Berge sehen und lassen Sie sich gesagt sein: Alles, was Sie sehen, können Sie auch erreichen. Unterteilt ist die Karte in insgesamt 19 Zonen, von denen Sie zu Beginn jedoch nur eine befahren können. Die übrigen Territorien müssen erst durch erbrachte Leistungen in Karriererennen freigeschaltet werden. Dabei handelt es sich zumeist um Rund- und Checkpoint-Rennen oder Zielfahrten von A nach B. Die Anzahl der gegnerischen Fahrer variiert dabei von Wettkampf zu Wettkampf; auf ihre Aggressivität und ihr Können haben Sie hingegen durch die Wahl einer der drei Schwierigkeitsgrade direkten Einfluss. Um ein Karriererennen zu starten, müssen Sie sich zum entsprechenden (auf der Übersichtskarte markierten) Startpunkt begeben. Auf Wunsch können Sie ein GPS hinzuschalten, das Ihnen recht zuverlässig den Weg weist. Im Test wollte uns das Navigationsgerät jedoch in einigen wenigen Situationen über einen Steilhang lotsen und wir mussten uns selbst einen Weg durch das Gelände suchen. Wesentlich bequemer ist indessen die Anreise per Helikopter. Wenn Sie ein Rennen direkt aus dem Menü heraus anwählen, wird Ihr Fahrer samt Fahrzeug ganz ohne Umwege und Strapazen per Luftpost zum Wettkampfort gebracht. Aber genau hier liegt eines der Probleme von "Fuel": Anfangs werden Sie die langen Anfahrtszeiten noch in Kauf nehmen, um die Umwelt und das durchaus beeindruckende Gefühl von Freiheit zu genießen. Doch wir wetten, dass Sie es bereits in der zweiten Zone, ob der durchschnittlich 20 Minuten langen und auf Dauer recht öden Anreise, bevorzugen, den Transport per Helikopter in Anspruch zu nehmen was den Einfluss einer offenen Welt auf den Spielspaß natürlich enorm verringert. Tausche Fahrzeug gegen Benzin "Fuel" bietet Ihnen über 70 fahrbare Untersätze unterschiedlicher Fahrzeugtypen; das Sortiment reicht von Buggys und Quads über Motorräder und Musclecars bis hin zu Monstertrucks. Das Spiel schreibt Ihnen bei jedem Rennen vor, aus welchen Klassen Sie jeweils wählen müssen. Insbesondere für die sehr herausfordernden Wettkämpfe im späteren Spielverlauf benötigen Sie selbstverständlich starke, schnelle und zuverlässige Vehikel. Die bezahlen Sie mit kostbarem "Fuel", der Währung im Spiel. Das Ersparte aus den Karriererennen wird auf Dauer allerdings nicht ausreichen. Glücklicherweise dürfen Sie Ihr Können in 190 zusätzlichen, in der gesamten Spielwelt verteilten, Herausforderungen unter Beweis stellen und Ihren Kontostand etwas anheben. Die Challenges bieten zu Beginn einige Abwechslung vom normalen Rennalltag. Bei der Helikopterverfolgung müssen Sie beispielsweise ein vorgeschriebenes Ziel schneller erreichen als ein gegnerischer Hubschrauber. Der entscheidende Nachteil für Sie: Im Gegensatz zum fliegenden Kollegen müssen Sie durch dicht bewachsene Wälder brettern. Spannend wird es auch bei den Ausscheidungsrennen: Auf dem Weg vom Start zum Ziel müssen mehrere Kontrollpunkte passiert werden. Die Regeln besagen jedoch, dass dort der jeweils Letzte im Fahrerfeld ausscheidet. Es sei Ihnen also geraten, sich möglichst schnell eine Spitzenposition zu sichern. Bei den Herausforderungen ist es verständlich, dass Sie für die Belohnungen Erster werden müssen. Dummerweise trifft das aber auch auf die Karriererennen zu; bereits mit einer Silbermedaille gehen Sie komplett leer aus. So haben Sie erst dann Aussicht auf bessere Fahrzeuge, wenn Sie ohnehin schon gut sind. Eins haben die meisten Rennen in "Fuel" gemeinsam: Sie sind sehr gut, teilweise (aber insgesamt viel zu selten) sogar spektakulär inszeniert. Wenn ein Tornado über die Piste fegt und ganze Stahlmasten aus ihrer Fassung reißt oder Ihnen ein Schneesturm jegliche Sicht nimmt, ist Spannung garantiert. Die unterschiedlichen Fahrzeuge und Bodenbeläge haben dabei übrigens starken Einfluss auf das Fahrverhalten. Aber auch abseits des Rennspektakels gibt es das ein oder andere Goodie zu finden. Leider handelt es sich dabei in der Regel um neue Kleidungsstücke für Ihren Fahrer; Fahrzeugteile, die ein Tuning ermöglichen würden, suchen Sie im Spiel vergebens. Ob es sich für Nicht-Perfektionisten auf Dauer lohnt, für solchen Kleinkram, der nur optische Veränderung bringt, lange Umwege in Kauf zu nehmen, wagen wir zu bezweifeln Allein auf weiter Flur Zugegeben, die gigantische, völlig frei befahrbare Welt, die das Entwicklerteam von Asobo Studio geschaffen hat, ist beeindruckend. Die weitläufigen und von Naturkatastrophen gezeichneten Gebiete bilden ein stimmiges Endzeitszenario. Seien es staubtrockene Sandwüsten mit riesigen Tankerwracks, die von Waldbränden zurückgelassenen ehemaligen Grünanlagen oder die zerfallenen Häuserruinen früherer Städte alles geht nahtlos ineinander über und bildet die homogene Spielwelt von "Fuel". Die Wetter- sowie Tag- und Nachtwechsel tragen ihr übriges dazu bei. Allerdings nützt eine großflächige Spielwelt nichts, wenn niemand zum Spielen anwesend ist und damit sind wir beim größten Manko von "Fuel". Abgesehen von einigen Trucks, die seelenlos ihre Runden drehen, sind Sie außerhalb der inszenierten Rennen vollkommen allein im virtuellen Alternativ-Amerika unterwegs. Wenn Sie sich an den Landschaften erst einmal sattgesehen haben (und das geht schneller, als sie denken), werden Sie wissen, was es heißt, einsam zu sein. Selbst der Onlinemodus schafft kaum Abhilfe. Wenn Sie sich mit Xbox Live verbinden, werden andere Spieler in Ihrer Nähe platziert, die Sie dann zu Rennen herausfordern können. Mit dem mitgelieferten Editor dürfen Sie sogar selbstständig Strecken abstecken. Leider war im gesamten Testzeitraum kaum ein anderer Spieler online. Technisch geht das Spiel durchaus in Ordnung. Die Grafik ist sehr ansehnlich und läuft konstant flüssig; ein kleiner Bug sorgt jedoch hin und wieder dafür, dass Texturen kurzzeitig verschwinden. Der sehr generische Soundtrack hat nicht gerade Ohrwurmcharakter, fällt aber auch nicht störend auf. Einzig die ständigen und nicht gerade knapp bemessenen Ladezeiten nehmen viel Tempo aus dem Spiel. Das Nachladen bei einer Helikopternutzung lässt sich noch nachvollziehen; wenn man jedoch selbst bei einem Neustart eines Rennens stets eine längere Zwangspause einlegen muss, nervt es irgendwann.
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