Wächter der Nacht

Wächter der Nacht

(CDV)

Geschrieben von Carlos Carvalho

Grundlage für diese Preview: Preview-Presse-Version vom 20. April 2006

 

"Nochnoi Dozor". Die Bedeutung dieser russischen Worte lernten selbst Bewohner der alten Bundesländer und Amerikaner kennen, als der erfolgreichste russische Kinofilm aller Zeiten in den Jahren 2005 und 2006 international vermarktet wurde. Basierend auf der Tetralogie des Schriftstellers Sergei Lukjanenko, sieht man auf Zelluloid eine Welt, in der ein Kampf zwischen Gut und Böse stattfindet, ohne dass normale Menschen etwas davon bemerken. Jedoch, wie bei jeder Buchverfilmung, bemerkt man Unterschiede zum Original, die teilweise im gleichnamigen Spiel ausgebessert wurden. "Wächter der Nacht" vom Entwickler Nival Interactive bringt denjenigen, die die Buchreihe noch nicht gelesen haben, neue Einblicke in die Fantasy-Welt von Lukjanenko.

Die Welt der Anderen

Der Kampf zwischen Gut und Böse wird von besonderen Menschen ausgetragen, die als die "Anderen" bezeichnet werden. Ohne Ausbildung können sie jedoch ihre magischen Fähigkeiten nicht ausnutzen, was dazu führt, dass die meisten erst spät im Leben erfahren, dass sie keine normalen Bürger sind. Dies passiert auch dem Hauptprotagonisten des Spiels, Stas, der angeheuert wird, eine bestimmte Frau umzubringen, um so Geld für die teure Medizin verdienen zu können, die seine Mutter zum Überleben benötigt. Doch als Stas das Ziel im Fernrohr seines Scharfschützengewehrs sieht, kann er nicht abdrücken. Zu seiner Hilfe taucht scheinbar aus dem Nichts eine Magierin auf, die Stas vor seinen Auftraggebern rettet und ihm von seinem Schicksal erzählt. Wütend über die Anderen, die ihn austricksen und zur bösen Seite ziehen wollten, tritt Stas in die Organisation der Wächter der Nacht ein. Diese Truppe der besten Anderen-Krieger der guten Seite achtet darauf, dass die Bösen einen seit Ewigkeiten bestehenden Pakt respektieren. Damals, als Gut und Böse feststellten, gleich stark zu sein und durch den Kampf die Vernichtung beiden Seiten drohte, beschlossen sie, einen Waffenstillstand zu vereinbaren und das jeder Andere selbst bestimmen könne, ob er der guten oder bösen Seite dienen möchte.

Die Magie der Anderen

In vielen Missionen, die ihm vom Anführer der guten Seite, Geser, aufgetragen werden, läuft Stas mit verschiedenen Kollegen den Bösen hinterher und versucht ihre illegalen Aktionen zu verhindern. Jeder Charakter hat bestimmte Fähigkeiten, die durch die Wahl seiner Klasse bestimmt werden. Sollte der Spieler neue Mitstreiter treffen, kann er deren Klasse bestimmen und diese zukünftig in die Einsätze mitnehmen. Dabei muss er entscheiden, welche Klasse die neuen Kämpfer ausüben sollen. Zur Auswahl steht neben dem Formwandler und dem Hexenmeister auch ein Magier. Die erste Klasse kann sich in ein Tier verwandeln, spezialisiert sich auf starke Attacken im Nahkampf und verfügt zusätzlich über eine gute Verteidigung. Magier nutzen ihre Kräfte, um den Feind mit verschiedenen Sprüchen aus der Ferne anzugreifen. Der Hexenmeister dagegen ist eine typische Unterstützungseinheit und kümmert sich um die Gesundheit der anderen Truppenmitglieder und das Verzaubern von Objekten, um daraus potente Waffen und Talismane herzustellen. Die Charaktere sind rollenspielähnlich konzipiert worden, so können diese nach dem Ausschalten mehrerer Feinde in eine höhere Stufe aufsteigen, in der sie ihre Eigenschaften Stärke, Intelligenz und Geschicklichkeit verbessern. Auch die Fertigkeiten der Zauber und die speziellen Fähigkeiten der Figur steigern sich, abhängig davon, wie oft sie verwendet werden, was dazu führt, dass diese im Normalfall mehr Schaden verursachen oder eine größere Fläche betreffen.

Der Kampf der Anderen

"Wächter der Nacht" verwendet die Engine, die im Spiel "Silent Storm" vom selben Entwickler benutzt wurde. Das Prinzip ist aus den Ufo- und Fallout-Reihen bekannt: Die Charaktere bewegen und heilen sich in Realzeit, sollte jedoch ein Feind gesichtet oder eine aggressive Aktion gestartet werden, wechselt das Spiel in den rundenbasierten Taktikmodus. Wie in Spielen desselben Genres üblich, hat jeder Charakter eine bestimmte Anzahl Aktionspunkte, die sich nach jedem Zug komplett wieder aufladen, anders als die Lebens- und Magiepunkte, die sich nur langsam oder erst nach dem Kampf nach und nach wieder erholen. Doch im Gegensatz zu bisherigen Spielen kann jeder Charakter in das Zwielicht eindringen, um dort seine Kämpfe durchzuführen. Das Zwielicht, bekannt aus dem Buch und Film, ist eine höhere Realitätsebene, in der alles schneller abläuft, die Objekte und andere Menschen dafür nur aber verschwommen zu sehen sind. Im Spiel bekommt man eine sehr graue Welt mit leicht bläulichem Ton zu sehen, in der man mehr APs pro Zug besitzt und ohne Angst diejenigen angreifen kann, die sich nicht im Zwielicht befinden. Und doch ist dies ein zweischneidiges Schwert, denn auf der anderen Seite benötigt man eine bestimmte Anzahl an Magiepunkten pro Zug, um im Zwielicht zu überleben. Sind diese ausgegangen, fallen die Lebenspunkte rapide ab. Erreichen die LPs eines Charakters den Nullpunkt, fällt dieser in Ohnmacht, jedoch erst, wenn die gesamte Gruppe ohnmächtig ist, ist der Kampf verloren.

Die Kriegsfelder der Anderen

Anstatt in eine große Welt versetzt zu werden, findet sich der Spieler nach den, für die Handlung nötigen Videoeinblendungen aus den Filmen "Wächter der Nacht" und "Wächter des Tages", in recht kleinen aber dafür komplex aufgebauten Karten wieder. Gegenstände dienen nicht nur zur Deckung, sondern zerbrechen, wenn man einen Gegner dagegen wirft und verursachen somit höheren Schaden. Viele andere Objekte lassen sich aufheben und durch einen Hexenmeister zu einem Talisman oder zu einer Waffe verzaubern. So schwingt man magische Neonröhren wie ein Schwert herum, verwendet eine Taschenlampe mit magischen Kristallen wie eine Laserpistole oder klebt sich Federn an die Füße, um mehr Aktionspunkte zu erhalten. Grafisch verliert das Spiel leider gegen ähnliche Spiele, die Bedienung ist dafür gut durchdacht und sehr komfortabel. Mit der Maus lassen sich die verschiedenen Charaktere auswählen. Jeder hat eine Leiste im unteren Bereich des Bildes, in der die Fähigkeiten aufgelistet und angeklickt bzw. nach Belieben des Spielers sortiert werden können. Drückt man die rechte Maustaste, dreht sich das Bild um den virtuellen Mittelpunkt, mit dem Scrollrad kann man in das Geschehnis reinzoomen oder übersichtlich eine größere Fläche der Karte anschauen.

(09.05.2006)

Entwickler: Nival Interactive
Publisher: CDV
Genre: rundenbasiertes Taktik-Spiel
Releasedate: 10. Mai 2006
Homepage: Wächter der Nacht
Preis: 32,99 €
Altersfreigabe: freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Fazit

   "Wächter der Nacht" glänzt durch eine packende Story und sehr benutzerfreundliche Bedienung. Eine erprobte Engine wird verwendet, die, zusammen mit über 70 Zaubersprüchen und Fähigkeiten, dem Spieler alle Möglichkeiten offen lässt, jeden Level so zu spielen, wie er es für richtig hält, anstatt ihm nur einen optimalen Weg zu erlauben. Die Geschichte basiert nicht auf dem ersten Film, so bekommt man auch wirklich Lust auf den zweiten Teil der Film-Tetralogie, der bereits Anfang dieses Jahres in Russland erschienen ist. Wer den Film gemocht hat, wird das Spiel lieben.


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