Heimspiel - Handballmanager 2008

Heimspiel - Handballmanager 2008

(The Games Company)

geschrieben von Sebastian E.R. Hör

 

 
Entwickler: Greencode Software
Publisher: The Games Company
Genre: Sportmanager
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Heimspiel - Handballmanager 2008
Preis: 38,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Viele werden sich noch daran erinnern, als es die Jungs von Bundestrainer Heiner Brand im Februar dieses Jahres besser machten als ihre Fußballerkollegen und im eigenen Land Weltmeister wurden. Damals war Deutschland einmal mehr "schwarz-rot-geil", um den Lieblingsslogan einer großen Tageszeitung zu verwenden. Der 29:24-Erfolg im Finale gegen Polen brachte dem bis dahin eher stiefmütterlich behandelten Sport viel Aufmerksamkeit, von öffentlicher Zuneigung ganz zu schweigen. Seitdem kennt man nicht mehr nur Stefan Kretzschmar, Henning Fritz und Christian Schwarzer, sondern auch Namen wie Oliver Roggisch, Pascal Hens oder Markus Baur, die zuvor allenfalls eingefleischten Handballfans ein Begriff waren. Rund ein halbes Jahr nach dem "Wintermärchen" ist es wieder relativ still geworden um den Handball - zu still, finden die Entwickler von Greencode und beglücken Fans des Sports nun mit dem "Handballmanager 2008". Doch kann der "Handballmanager" an die großartige Leistung der echten Recken heranreichen

Wenn nicht jetzt - wann dann?

Wer den "Eishockeymanager 2007", ebenfalls aus dem Hause Greencode, gespielt hat, wird sich im Handballpendant sofort heimisch fühlen: Beide Spiele teilen sich ein ähnlich aufgeräumtes Startmenü, die gleichen Einstellungsmöglichkeiten beim Spielstart sowie etliche weitere Screens, die nahezu Eins-zu-eins vom Kufensportmanager übernommen wurden. So können Sie auch im "Handballmanager 2008" zwischen fünf verschiedenen Schwierigkeitsstufen wählen, ein passendes Managerbild und Ihren Namen eingeben, bevor Sie sich für einen der 54 lizenzierten Erst- und Zweitligavereine entscheiden. Danach dürfen Sie noch festlegen, ob Sie im ersten Jahr bereits international spielen möchten, ob Kaderstärke und Hallengröße der Realität entsprechen oder aus einem Mittelwert der gewählten Startliga gebildet werden sollen, ob Entlassungen möglich sind, der beste Trainer automatisch auch die Nationalmannschaft trainieren soll und die Ausländerbeschränkung aktiv ist sowie, ob Sie von einem reichen Sponsor unterstützt werden wollen, der Ihnen alle Finanzsorgen nimmt.

Haben Sie alle diese Einstellungen vorgenommen, beginnt das Spiel und Sie finden sich im Anfangsmenü wieder, wo Sie ein Tutorial absolvieren können, aber nicht müssen. Dieses ist ähnlich aufgebaut wie seinerzeit beim "Eishockeymanager": Über eine Textbox werden Sie durch die verschiedenen Menüpunkte geführt; haben Sie das entsprechende Ziel erreicht, leitet Sie das Tutorial direkt weiter zum nächsten. Dieser Crashkurs im Handballmanagement ist natürlich beileibe nicht ausreichend, um mit sämtlichen Funktionen auf Anhieb umgehen zu können, vermittelt aber einen guten Überblick über die grundlegenden Tätigkeitsfelder. Und sollten Sie beispielsweise keine Lust haben, das Training Ihrer Recken selbst haargenau bis ins kleinste Detail vorauszuplanen, steht Ihnen eine Auto-Funktion hilfreich zur Seite; dies gilt auch in allen anderen relevanten Bereichen.

Die Menüführung des "Handballmanagers" ist denkbar einfach und schnell erlernt: Bewegen Sie die Maus an den linken Bildschirmrand, klappt eine Leiste auf, durch die Sie in die einzelnen Untermenüs gelangen. Es gibt fünf Rubriken, die sich mit den verschiedenen Aspekten des Managerdaseins befassen: "Spieler", "Ligen", "Finanzen", "Verwaltung" und "Extras". In ersterem finden Sie alles, was direkt mit Ihrem Kader und dem Spielbetrieb zu tun hat. Unter "Einsetzen, Taktik" nominieren Sie Ihren vierzehnköpfigen Kader, stellen die Taktik für das nächste Spiel ein und besetzen die Positionen für Offensive und Defensive.

Dies geschieht sehr komfortabel: Über eine Dropdown-Liste wählen Sie zunächst aus, mit welchem Abwehr- (beispielsweise 5-1, 6-0 und so weiter) und Angriffssystem (hier stehen lediglich 4-2 und 3-3 zur Auswahl) Sie agieren möchten und rechtsklicken dann auf eines der Trikots im Spielfeldbereich rechts unten. Daraufhin öffnet sich ein Menü, in dem Sie den Spieler Ihrer Wahl auswählen sowie Alternativen benennen können, falls der Spieler verletzt ausfällt oder wegen Erschöpfung ausgewechselt werden muss. Um besser entscheiden zu können, welcher Spieler auf welcher Position am geeignetsten ist, werden Ihnen links des Spielfelds die fünf besten Spieler für diesen Einsatzort angezeigt. Alternativ können Sie auch auf die automatische Aufstellung zurückgreifen, doch Vorsicht: Es gibt keine Möglichkeit, der KI bestimmte Regeln aufzuerlegen, sodass gegebenenfalls nicht nur das gewählte Offensiv- beziehungsweise Defensivsystem überschrieben wird, sondern auch Spieler aus dem Kader geworfen und durch andere ersetzt werden. Nebenbei: Frei verschieben, wie man das vom "Fussball Manager 07" gewohnt ist, kann man die Spieler nicht; allenfalls ein wenig nach vorn oder hinten ist möglich.

Das nächste zentrale Element in "Handballmanager 2008" ist der Transfermarkt. Hier können Sie sich - das versteht sich ja eigentlich von selbst - nach Verstärkungen für Ihr Team umschauen oder nicht mehr benötigte Spieler loswerden. Um sich nicht durch mehrere tausend Spielerdaten wühlen zu müssen, gibt es einen Filter, der Ihnen bei der Vorauswahl hilft. Mit diesem können Sie einzelne Ligen absuchen, nur Spieler einer gewissen Stärke oder eines bestimmten Alters anzeigen lassen oder gezielt nach einer gewissen Eigenschaft fahnden. Nur eine sehr wichtige Filteroption fehlt: Sie können nicht nach Spielern einer bestimmten Position suchen; es ist zwar möglich, die gefundenen Spieler nach Positionen zu sortieren, nicht aber, sich ausschließlich diese anzeigen zu lassen. Haben Sie einen Ballartisten gefunden, der in Ihr Ensemble passt, können Sie mit einem Linksklick in Verhandlungen mit ihm treten. Das gestaltet sich denkbar einfach: Ablösesumme, Gehalt, Vertragsdauer, Transferbeteiligung, Tor- und Assistprämie festlegen und abwarten. Klauseln gibt es keine, nur die Möglichkeit, dem Spieler einen Probevertrag anzubieten oder ihn vorher zu scouten. Praktisch ist, dass Sie auch hier angezeigt bekommen, wie stark er im Vergleich mit anderen Spielern Ihres Teams ist.

Im Trainingsmenü können Sie, wie der Name schon sagt, die Trainingseinheiten für Ihre Mannschaft festlegen. Das Training gliedert sich in Tages-, Wochen- und Jahrestraining, aber auch Einzeltraining ist möglich. Pro Tag können Sie maximal zehn Einheiten ansetzen, die Intensität gliedert sich in "leicht" (grün), "mittel" (orange) und "intensiv" (dunkelrot). Setzen Sie zu viele anstrengende Einheiten an, leidet natürlich die Frische der Spieler, im "Handballmanager" "Energie" genannt. Im Reiter "Woche" sehen Sie dann sämtliche Übungen der ganzen Woche noch einmal in der Übersicht. Sie können das Training natürlich auch dem Assistenten überlassen.

Selbstverständlich gibt es auch einen Statistikbereich, in dem Sie sich über die Fortschritte Ihrer Spieler informieren können. Für die Motivation sorgen verschiedene Prämien, etwa für den Meistertitel, einen internationalen Pokalsieg und so weiter. Zudem können Sie mehrere Veranstaltungen anberaumen, die die Motivation einer bestimmten Gruppe innerhalb der Mannschaft fördern: So ist ein Besuch in der Disco hervorragend geeignet, die Moral der jungen Spieler zu heben, doch die älteren fühlen sich dafür irgendwie zu ... alt. Genau anders herum verhält es sich bei Museumsbesuchen: Die Methusalems in der Mannschaft können sich für Ölschinken begeistern, während die Jungspunde allenfalls ihre Kaugummis an die Innenseiten antiker Vasen pappen.

Der Navigationspunkt "Ligen" ist wenig mehr als ein simpler Statistikbereich und wird so gut wie nie benötigt; hier finden Sie die Tabelle Ihrer Liga, die nächsten und die bereits absolvierten Spiele, die Mannschaftsstärken und die Statistik, wo Sie nützliche Informationen beispielsweise über die erzielten Tore in Unter- beziehungsweise Überzahl sehen. Wie gesagt: dieser Punkt ist, außer für Statistikfüchse, nicht weiter von Nutzen. Ganz anders natürlich die "Finanzen". Werbung ist das Zauberwort, denn ohne potenten Sponsor steht man schnell vor dem Nichts, kann Gehälter nicht zahlen oder das Stadion nicht mehr sanieren. Hier können Sie Verhandlungen mit Trikot-, Banden- und Hosensponsoren führen und noch einige andere Artikel mit dem Logo eines Sponsors versehen. Im Unterpunkt "Bank" können Sie an der Börse mit fiktiven Aktien spekulieren sowie Kredite aufnehmen und Geld anlegen. Die Bilanz gibt Ihnen Aufschluss über die Ein- und Ausgaben Ihres Teams und Toto können Sie auch noch spielen.

Unter "Verwaltung" finden Sie das Vereinsgelände. Hier können Sie Ihre Halle ausbauen, das Jugendzentrum erweitern und sonstige Gebäude erwerben, die Ihnen Mehreinnahmen verschaffen oder bestimmte Boni bringen. Der Hallenausbau gestaltet sich übrigens sehr rudimentär: Mehr als die Ausbaustufe einzustellen und eine Baufirma auszuwählen, können Sie nicht tun; auf die innere und äußere Gestaltung können Sie keinen Einfluss nehmen - schade. Unter "Historie" finden Sie Ihre bisherigen Errungenschaften sowie ewigen Rekorde. Im Karrierebereich hingegen können Sie etwas mehr tun: Sie können Managerpunkte auf vier verschiedene Fähigkeiten verteilen, nämlich "Entwicklung im Training", "Finanzen und Öffentlichkeit", "Motivation der Spieler" und "Geschick in Verhandlungen" - übrigens dieselben Eigenschaften, die Sie auch im "Eishockeymanager" an dieser Stelle vorfinden. Außerdem können Sie Ihren Vertrag einsehen und Ihr Ansehen beim Vorstand, den Fans, der Presse und bei den Sponsoren überprüfen. Wie bereits erwähnt, verfügen Sie über ähnliche Möglichkeiten wie im "Eishockeymanager", um dieses zu steigern: Sie können dem Vorstand Ihre großen Pläne für die nächste Saison schildern, ein Lehrbuch über Handballtraining schreiben und, und, und.

Die Jugendarbeit ist relativ schlicht und eintönig: Sie haben eine A- und eine B-Jugend, in denen es für jeden Spieler, der möglicherweise interessant für die erste Mannschaft werden könnte, eine Karteikarte gibt, die Informationen über seine Position, den Namen, das Alter und das Talent enthält. Es gibt zudem die Möglichkeit, einzelne Spieler auf Förderlehrgänge zu schicken, um deren Fähigkeiten zu verbessern, mehr Geld in die Jugendarbeit zu stecken, Trainingsschwerpunkte zu setzen und die Mannschaft ins Trainingslager zu schicken.

Die harte Bank

Vor jedem Spiel können Sie der Presse eine Einschätzung zum Gegner und zum Spiel geben, müssen das aber nicht tun. Danach startet das Spiel. Sie finden sich in einem aufgeräumten Bildschirm wieder; auf der linken Seite läuft ein Textmodus ab, der den Spielverlauf wiedergibt, rechts oben sehen Sie eine Ergebnisübersicht, darunter Ihre Aufstellung und am rechten unteren Rand die Einstellungen für die Szenenvielfalt, die Länge der Szenen, die Spiel- sowie die Textgeschwindigkeit. Je nach Einstellung sehen Sie hier dann die Chancen Ihrer Mannschaft und die des Gegners in 3D, wobei hierzu zu bemerken ist, dass die im Textmodus beschriebenen Szenen selten mit den in 3D gezeigten übereinstimmen; so wird aus einem Wurf aus dem Rückraum ein ganz normaler Sprungwurf in den Kreis; generell sind die 3D-Szenen wenig abwechslungsreich. Glücklicherweise gibt es über den Button "schneller" die Möglichkeit, das Spiel drastisch abzukürzen.

In der Halbzeitpause haben Sie die Möglichkeit, Ihre Mannschaft durch verschiedene Aussagen zu motivieren, beispielsweise können Sie 1.000 Euro Prämie für einen Sieg versprechen oder drohen, zum Präsidium zu gehen, wenn Ihre Jungs im Begriff sind, sich gegen einen schwachen Gegner bis auf die Knochen zu blamieren. Diese Aussagen können Sie theoretisch beliebig oft tätigen, solange die Motivationskurve von einem Ende des Bildschirms zum anderen läuft. Haben Sie das getan, geht es weiter mit der zweiten Halbzeit. Nach dem Abpfiff werden Ihnen noch die Spielstatistiken und der Tabellenstand präsentiert sowie ein Artikel über Ihr Match in der spielinternen Zeitung, dem "Handball Magazin", und dann sind Sie auch schon wieder zurück im Managermenü.

Mit Harz, Charme und Wischmopp

Die optische Präsentation von "Handballmanager 2008" ist zwiespältig: Die Menüführung und die Übersicht sind, wie auch im "Eishockeymanager 2007", gelungen. Die Menüs wirken erwachsen und es finden sich weit weniger kryptische Buttons wie noch im Eishockeypendant. Dafür ist die 3D-Präsentation nicht besonders gelungen: Die Spielszenen gleichen sich sehr stark, es gibt kaum abwechslungsreiche Animationen, die Spieler sehen sich, bis auf leichte Unterschiede in der Hautfarbe, zum Verwechseln ähnlich und wirken hölzern in ihren Bewegungen. Auch die Präsentation außerhalb des Platzes lässt zu wünschen übrig: Die Zuschauer sind kaum animiert, ab und zu hebt einer mal den Arm, aber das war es auch schon; die Oberränge der Halle werden erst gar nicht animiert und sind flach und leblos. Mitreißende Atmosphäre sieht anders aus!

Verdammt-mir-fällt-kein-Wortspiel-ein - der Sound

Der Menüsound ist ordentlich, ein poppiger Soundtrack erschallt aus den Boxen, wirkt aber auf Dauer ein wenig zu aufdringlich, um angenehm zu sein. Während des Spiels ist das nicht anders: Außer ein paar Quietschgeräuschen von Schuhen auf dem Boden und gelegentlichen Zurufen der Zuschauer hört man wenig; bei einem Tor der Heimmannschaft ertönt genau dasselbe überrascht-enttäuschte Raunen, das auch Tore der Gäste begleitet. Auch das ist der Atmosphäre nicht sonderlich zuträglich.

 


Fazit

   Ich war ehrlich gesagt etwas überrascht, als ich "Heimspiel - Handballmanager 2008" zum ersten Mal startete. Ich hatte bereits den "Eishockeymanager 2007" (http://dlh.net/new/disp.php?review-ehm2007.dat) getestet und was mir da entgegenlachte, war fast dasselbe Spiel in einer anderen Verpackung zu einem anderen Sport. Was nichts daran ändert, dass der "Handballmanager" ein gutes Spiel und für Fans des Genres sicherlich einen Blick wert ist, aber dass ein Entwicklerteam so dreist von sich selbst klaut, ist mir noch nicht untergekommen. Eingefleischte Handballfans dürfen dank der Lizenzen für die 1. und 2.Bundesliga zugreifen und auch für Managerneulinge, denen Eishockey nicht liegt, ist "Handballmanager 2008" einen Blick wert. Aber wer einen packenden Sportmanager mit Suchtpotenzial und Spieltiefe sucht, ist beim "Fussball Manager 07" besser aufgehoben. (12.09.2007)


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