James Cameron's Avatar - Das Spiel

James Cameron's Avatar - Das Spiel (PS3)

(Ubisoft)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Ubisoft Monreal
Publisher: Ubisoft
Genre: Action-Abenteuer, Third-Person-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Avatar - Das Spiel
Preis: 58,45 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

James Camerons Topfilm "Avatar" eroberte im Sturm die Leinwände der Kinos und begeisterte viele Zuschauer durch seine innovative 3D-Präsentation, die die Computeranimationen auf einen neuen Level angehoben hat. Gleichzeitig erschien aber auch das Spiel zum Film, das nun die schwierige Aufgabe hat, die extrem hohen Erwartungen der Käufer zu erfüllen. Lesen Sie im folgenden Test, was das Lizenz-Game letztendlich zu bieten hat und ob der ständige Vergleich zum cineastischen Blockbuster wirklich vorteilhaft ist.

Landeanflug

"Avatar - Das Spiel" erzählt die Geschichte von Corporal Able Ryder, der sein Glück als Söldner in einer äußerst feindlichen Umgebung versucht - auf Pandora. Der erdähnliche Mond liegt in der Umlaufbahn eines gewaltigen Gasriesen und besitzt viele Bodenschätze, auf die die Menschheit im Jahre 2154 stark angewiesen ist. Blöd nur, dass bereits intelligente Lebewesen namens Na'vi den Trabanten bewohnen und etwas dagegen haben, wenn riesige Bagger die heimische Flora ein wenig aufwühlen. Merkwürdigerweise scheint sich auch die Fauna gegen die "Himmelsmenschen" - so nennen die blauhäutigen, riesigen Eingeborenen die Eindringlinge - verschworen zu haben, denn zahlreiche Vipernwölfe und ähnliches Getier machen die Bergbauarbeiten zu einem schwierigen Unterfangen. Glücklicherweise gibt es Söldner, die die Firma RDA dabei unterstützen, von ihren Schürfrechten Gebrauch zu machen. Genauso hilfreich ist ein gewaltiger Zaun, der die ständigen Bedrohungen draußen hält - sofern er keine Lücken aufweist. Nach jahrelangen Konflikten beschließt die RDA eine neue Strategie, in der gezüchtete Na'vi-Körper von menschlichen Operatoren gelenkt werden, um mit den echten Eingeborenen über eine waffenlose Lösung zu verhandeln. Able nimmt ebenfalls an diesem Programm teil, um zunächst die Interessen seines Volkes zu vertreten. Jedoch kommen bei ihm immer mehr berechtige Zweifel über die Rechtmäßigkeit des menschlichen Vorgehens auf, so dass er sich schließlich an einem Punkt der Geschichte entscheiden muss, ob er weiter für seine irdische Heimat kämpft oder die moralisch richtige Wahl trifft, die blauen Ureinwohner zu unterstützen.

Sieht aus, als ob die Diplomatie versagt hat

"Avatar - Das Spiel" beginnt als ein klassischer Third-Person-Shooter wie er im Buche steht. Nachdem der Spieler einen Charakter mit dessen Na'vi-Avatar ausgewählt hat, landet er in der noch sicheren Landebucht auf Pandora. Dort erhält man erste Anweisungen vom Vorgesetzten, die gleichzeitig eine kleine Einführung beinhalten. Jedoch beschränkt sich die Hilfe nur auf das Wesentliche, während einige wichtige Dinge wie beispielsweise das Inventarmanagement ausgelassen werden. Weitere Informationen muss man sich eben selbst aus einer spielinternen Enzyklopädie besorgen. Ziemlich früh erhält der Spieler ersten Kontakt zu der feindlichen Umwelt auf Pandora, als er beauftragt wird, einige Söldner vor angreifenden wilden Tieren zu retten. Dabei verdient er mit seiner Spielfigur Erfahrungspunkte für das Erlegen der Angreifer sowie für die Erfüllung der ihm anvertrauten Mission. Je erfahrener Corporal Ryder wird, desto mehr Ausrüstungsgegenstände wie ein Granaten- oder Flammenwerfer und besondere Fähigkeiten stehen ihm zur Verfügung. Man muss sie nur im Inventarschirm auswählen und bestimmten Knöpfen zuweisen, sonst rennt der Held bis zum Spielende mit seiner anfänglichen Ausrüstung herum und hat gegen die meisten Gegner keine hohen Überlebenschancen.

An einer bestimmten Stelle des Spiels muss sich der Protagonist entscheiden, ob er weiter für die technisch überlegene Menschheit als skrupelloser Söldner dient oder mit seinem Avatar die Natur-treuen Na'vi unterstützt. Je nach seiner Wahl steht ihm entweder ein gewaltiges Arsenal zur Verfügung, das nun durch verschiedene Fahrzeuge komplettiert wird, oder die Fähigkeit, die wilden Tiere des Mondes als Verbündete für sich zu gewinnen. Zugegebenermaßen hört es sich an, als wären die Eingeborenen den "Himmelsmenschen" total unterlegen. Man sollte jedoch bedenken, dass sobald man die Seite der Menschheit gewählt hat, selbst jede Pflanze im Dschungel darauf aus ist, den Invasoren das Leben so schwer wie möglich zu machen. Die Entscheidung bestimmt auch das weitere Genre des Titels, denn in der Gestalt eines Na'vi-Avatars ähnelt es eher einem Action-Abenteuer, während man als Söldner weiterhin um sein Leben ballern muss. Dabei ist das Kräfteverhältnis nur im Einzelspielermodus ausgewogen. Im Mehrspielermodus gehen die Eingeborenen, die eher im Nahkampf versiert sind, glanzlos im Mündungsfeuer der Soldaten unter. Mitunter hat man Schwierigkeiten, überhaupt eine Online-Spielpartie zu organisieren, weil einfach nicht genug Spieler auf den Servern zu finden sind. Hoffentlich ändert sich diese Tatsache, wenn der Lizenz-Titel günstiger erworben werden kann als zum aktuell ausgeschriebenen Kaufpreis.

Fliegen auf Sicht

Die Spielsteuerung orientiert sich an der traditionellen Tastenbelegung eines Third-Person-Shooters, die mit "Lost Planet" vergleichbar ist. Allerdings vermisst man schon recht früh eine automatische Zielhilfe beim Schießen, die das Problem lösen könnte, dass keine Einstellung im Optionsmenü die Empfindlichkeit des Analogsticks, der für die Sicht zuständig ist, zufriedenstellend konfigurieren kann. Alle Variationen des entsprechenden Schiebebalkens machen das manuelle Zielen entweder zu langsam oder zu schnell. Es gibt einfach keine goldene Mitte, die verhindern würde, dass man Munition verschwendet und allzu schnell den Löffel abgibt. Unfairerweise haben NPCs diese Probleme nicht und zerlegen Na'vi-Krieger fachgerecht mit ihren Maschinengewehren. Auf diese Weise wird Genre-Neulingen nur unnötig der Einstieg erschwert, weil sie sich erst an die ungenaue Steuerung gewöhnen müssen, bevor sie mit dem eigentlichen Abenteuer beginnen können.

3D oder nicht 3D, das ist hier die Fra

Leider kann die Grafik des Spiels nicht mit dem großen Vorbild in den Kinos mithalten, denn im gleichen Maße wie der Dschungel auf Pandora äußerst detailreich gestaltet worden ist, um möglichst lebendig zu wirken, haben die Entwickler das Design der Charaktere vernachlässigt. Der Kontrast zwischen der nahezu fotorealistischen Umgebung und den eher klobigen Figurenmodellen, die aus "Grand Theft Auto III" hätten stammen können, hebt diesen Umstand viel zu deutlich hervor. Spezialeffekte wie heftige Explosionen sowie dazu passende Rauchentwicklung können dennoch einiges am Gesamtbild des Spiels retten. Ein eher nutzloses Feature des Titels ist die Möglichkeit, im Optionsmenü die Darstellung auf den 3D-Modus umzustellen, denn nur wenige Leute besitzen ein geeignetes Fernsehgerät, das diese technische Spielerei auch unterstützt. Ferner hätten sich die Entwickler um ein vernünftiges Physikmodell bemühen können, bei dem beispielsweise die Kampf-Buggys der Menschen nicht ständig an jedem kleinen, kaktusähnlichen Gewächs hängen bleiben, als wären sie frontal auf einen riesigen Felsbrocken aufgefahren.

Urgeschrei

Die Soundeffekte von "Avatar - Das Spiel" sind gut gelungen und vermitteln den Eindruck, man befände sich wirklich in einem heftig umkämpften Dschungel. Vor allem Besitzer eines Surround-Systems profitieren vom räumlichen Klang des Titels. Allerdings wurde bei der deutschen Synchronisation gepatzt, denn die Dialoge erscheinen abgedroschen und oftmals auf Grund der mangelhaften schauspielerischen Fähigkeiten der Sprecher unpassend zur jeweils dargestellten Situation. So geben beispielsweise angegriffene Soldaten seelenruhig eine Statusmeldung nach der anderen ab, ohne auch nur den geringsten Funken Angst in der Stimme zu haben. Schade, auf diese Weise geht einiges an stimmungsvoller Atmosphäre verloren.

Fazit

Auch wenn der Spieler mit einer nicht allzu hohen Erwartung an "Avatar - Das Spiel" herangeht, entdeckt er viele kleine Mängel, die leider typisch für Filmlizenz-Titel sind. Anstatt mit einer guten Story aufzuwarten, konzentrieren sich die Entwickler auf optische Effekte und vernachlässigen dabei die Charaktere, so dass ihr Werk am Ende wie ein billiges Fließband-Franchise wirkt. Bestimmt hätten die Fans es sich gewünscht, dass an Stelle der größtenteils ungenutzten 3D-Darstellung mehr Abwechslung in die Missionen eingebracht worden wäre. So aber bleibt den großen Massen nur James Camerons Werk "Avatar - Der Film" in guter Erinnerung, während das Spiel dazu verdientermaßen in Vergessenheit gerät.

(18.01.2010)

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