Tiger Woods PGA Tour 07

Tiger Woods PGA Tour 07 (Wii)

(EA)

geschrieben von Roland Kindermann

 

 
Entwickler: EA Sports
Publisher: EA
Genre: Golfspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Tiger Woods PGA Tour 07
Preis: 52,90 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Es gibt sicherlich einfachere Dinge, als ein Spiel von einer Konsole mit klassischen Eingabegeräten für Wii zu konvertieren. Der Schlüssel zum Erfolg besteht meist darin, die Steuerung kaum zu verändern und hauptsächlich das Drücken der Tasten durch Remote- oder Nunchuck-Gesten zu ersetzen. Wesentlich komplizierter ist jedoch, ein Spiel zu konvertieren, das so gut zu den Wii-Eingabemöglichkeiten passt wie das Golfspiel "Tiger Woods PGA Tour 07". Ob EA Sports diese Aufgabe gelöst hat, lesen Sie in unserem Test.

Ihr ganz persönlicher Golfer

Bevor es mit dem Spiel losgeht, sollten Sie ein Alter Ego erstellen. Dazu nutzen Sie ein mächtiges Tool namens Game Face. Hier dürfen Sie an zahlreichen Parametern von der Frisur bis zum Augenabstand feilen. Falls Ihnen das zu viel Arbeit ist, können Sie so lange zufällige Kombinationen auswürfeln lassen, bis Ihnen eine gefällt. Um das Nachbearbeiten werden Sie vermutlich dennoch nicht herumkommen, da die einzelnen Merkmale sonst meist nicht zusammenpassen. Ist Ihr Golfer fertig, dürfen Sie ihn noch anziehen und mit Ausrüstung ausstatten. Die Auswahl hat dabei ausschließlich optische Auswirkungen.

Zunächst zielen ...

Stehen Sie dann endlich auf dem Golfplatz, geht es zunächst recht klassisch weiter: Mit dem Steuerkreuz wählen Sie die Richtung und den verwendeten Schläger. Mit "A" können Sie den vom Spiel vorausberechneten Zielbereich Ihres Schlages anzeigen. Damit es nicht zu einfach wird, werden dabei Wind, Höhenunterschied und der Untergrund, von dem Sie schlagen, nicht berücksichtigt. Wollen Sie genauer angeben, wo der Ball landen soll, können Sie auch mit der Fernbedienung auf den Zielbereich zielen, ihn mit "B" greifen und dann verschieben. Das Spiel wählt dann automatisch den passenden Schläger und gibt die benötigte Schlagstärke an. In besonders kniffligen Situationen sollten Sie über die Verwendung einer der vier verfügbaren speziellen Schlagtechniken nachdenken. Da das übersichtliche Handbuch Sie über deren Eigenheiten aufklärt und das Spiel Ihnen die Auswirkungen auf die Reichweite darstellt, können Sie ohne viel Übung alle Schlagvarianten sinnvoll einsetzen.

... dann schlagen.

Vielleicht hatten die Leute von Nintendo ja beim Spielen eines Golfspiels die Idee, eine Konsole mit einem grundlegend anderen Steuerungssystem zu entwickeln. Zumindest verdeutlicht kaum ein anderes Subgenre ähnlich stark, wo die Schwächen der klassischen Gamepads liegen. In Ermangelung einer besseren Idee setzen Golfspiele auf anderen Konsolen oder dem PC meist auf Systeme, bei denen man im richtigen Moment hoch- oder runterlaufende Balken per Knopfdruck stoppen muss. Diese Steuerungsansätze funktionieren zwar einigermaßen, haben jedoch nichts mit der Realität zu tun und frustrieren oft, da man ein ganzes Spiel verlieren kann, indem man den optimalen Zeitpunkt um ein paar hundertstel Sekunden verpasst. Deshalb überrascht es nicht, dass EA Sports das alte System in der Wii-Fassung von "Tiger Woods PGA Tour 07" durch eine wesentlich intuitivere und realistischere Steuerung ersetzt hat.

Um zu schlagen, nehmen Sie einfach die Fernbedienung wie den Griff eines Golfschlägers in die Hand, zielen nach unten, dorthin wo der Ball liegen müsste. Dann drücken und halten Sie "B". Nun müssen Sie nur noch eine natürliche Schlagbewegung ausführen. Das Spiel liest aus Ihrer Bewegung ab, wie stark Sie geschlagen haben, und ob Sie den Ball gerade getroffen haben. Ist dies nicht der Fall, verläuft die Flugbahn in einer Kurve, was fortgeschrittene Spieler auch nutzen, um Hindernissen auszuweichen.

Nachträgliche Korrekturen

Auch wenn der Ball bereits in der Luft ist, können Sie noch das Ergebnis Ihres Schlages verändern, indem Sie vor dem ersten Aufsetzer den Spin beeinflussen. Dazu drücken Sie auf dem Steuerkreuz die gewünschte Richtung und schütteln so schnell wie möglich die Fernbedienung. Realismusfetischisten mögen über dieses Feature zwar die Nase rümpfen, alle anderen jedoch freuen sich über die ebenso sinnvolle wie spaßige Möglichkeit, kleinere Fehler sofort zu korrigieren.

Perfekte Schlagerkennung

Die Grundzüge des Steuerungssystems sind ebenso genial wie simpel. Entscheidend ist jedoch, wie gut die Bewegungen erkannt werden. Hier haben die Entwickler von EA Sports ganze Arbeit geleistet. Insbesondere wenn Sie zu Beginn des Schlages und am Ende des Ausholens kurz innehalten, setzt das Spiel Ihre Bewegungen nahezu fehlerfrei um. Lediglich beim Putten gibt es öfters Aussetzer - doch dazu später mehr. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit werden Sie den Ball beim Ausführen einer natürlichen Schlagbewegung relativ zuverlässig gerade treffen. Lediglich die Wedges erfordern etwas mehr Konzentration, wenn Sie Abweichungen in der Flugbahn verhindern wollen. Wahlweise können Sie auch vor jedem Spiel den vereinfachten Schlagmodus wählen. Dann fliegt der Ball immer so, als hätten Sie ihn gerade getroffen.

Anders als bei "Wii-Sports" dürfen Sie in "Tiger Woods PGA Tour 07" so fest schlagen, wie Sie wollen, ohne deshalb einen ungenauen Schlag fürchten zu müssen. Deshalb sollten Sie nach Möglichkeit meist die maximale Stärke von 110% nutzen und die Länge der Flugbahn lediglich durch die Wahl des Schlägers beeinflussen. Sollte dies einmal nicht möglich sein, können Sie mit der Minustaste in einen Übungsmodus wechseln und dort in Ruhe den richtigen Schlag proben.

Putting leicht gemacht

Haben Sie es endlich auf das Green geschafft, werden Sie beim Putting von einer Gitternetz-Anzeige unterstützt. Dabei codieren die Farben der Linien den Höhenunterschied zur Position des Balls. Auf den Linien bewegen sich kleine Blöcke in absteigender Richtung. Dabei geben Farbe und Bewegungsgeschwindigkeit die Neigung des Greens an. Die Putting-Hilfe beinhaltet relativ viele Informationen, ist deshalb jedoch ein wenig unübersichtlich geraten. Besonders Anfänger hätten vermutlich mehr Nutzen von einer simpleren Alternative. Das ist jedoch nicht besonders schlimm, da Sie die Anzeige fast nie benötigen. Das Spiel berechnet nämlich den Verlauf eines möglichen Putts und zeigt ihn in Form einer dicken weißen Linie in einer speziellen Ansicht an. Sie müssen deshalb lediglich die vorgegebene Richtung einstellen und mit der richtigen Stärke schlagen.

Da Sie mit dem Putter außerdem nicht darauf aufpassen müssen, den Ball gerade zu treffen, sind Putts in "Tiger Woods PGA Tour 07" wesentlich leichter als in den meisten Golfspielen. Einzig die bei sanften Bewegungen etwas unzuverlässige Schlagerkennung macht Ihnen öfters einen Strich durch die Rechnung. Wenn Sie nicht aufpassen, wird bereits die Ausholbewegung als Schlag erkannt. Dies lässt sich nur verhindern, indem Sie genau darauf achten, was Ihre Figur auf dem Bildschirm macht. Holt sie bereits aus, wenn Sie "B" gedrückt aber die Fernbedienung noch nicht bewegt haben, sollten Sie schleunigst den Schlag abbrechen. Die Problematik hätte leicht umgangen oder zumindest abgeschwächt werden können, wenn man angeben müsste, ob man Links- oder Rechtshänder ist und es so möglich wäre, an der Bewegungsrichtung abzulesen, ob es sich um die Aushol- oder Schlagbewegung handelt.

Überflüssige Nunchuck-Steuerung

Es fällt schwer, sich vorzustellen, warum jemand auf die ausgezeichnete Bewegungssteuerung von "Tiger Woods PGA Tour 07" verzichten und ein eher klassisches System vorziehen sollte. Falls Ihnen ein Grund einfällt, können Sie die optionale Nunchuck-Steuerung auswählen. Dann holen Sie aus, indem Sie den Analogstick nach unten ziehen, und schlagen, indem Sie ihn zurück in die Mittelstellung bewegen. Geschwindigkeit und Richtung der Bewegung entscheiden dabei über Länge der Flugbahn, ob sie gerade verläuft. Grundsätzlich ist die Nunchuck-Steuerung eher ungenau und wesentlich schwerer zu erlernen. Deshalb gibt es wirklich keinen Grund, sie zu verwenden.

Klassische Golferkarriere ...

Die Steuerung mag noch so ausgeklügelt sein, wichtig für die Langzeitmotivation von Einzelspielern sind ein vernünftiger Karrieremodus und angemessene Belohnungen. "Tiger Woods PGA Tour 07" überzeugt mit gleich zwei motivierenden Singleplayermodi: Im PGA Tour-Modus können Sie über fünf Jahre die Karriere Ihres Golfers verfolgen. Dazu wählen Sie in einem Kalender Turniere aus. Die meisten Veranstaltungen müssen jedoch durch Erfolge bei einfacheren Events freigespielt werden. Sollten Sie am Ende einer Saison zu den 30 besten Golfern gehören, qualifizieren Sie sich für die Play-offs des FedEx Cups, dem Endziel des PGA Tour-Modus.

... oder abgedrehte Herausforderungen?

Wer es etwas abwechslungsreicher mag, wählt stattdessen die Tiger Challenge. Hier müssen Sie nacheinander verschiedene Herausforderungen bestehen. So müssen Sie beispielsweise einen bestimmten Golfer im Lochspiel besiegen oder im Skills18-Modus eine bestimmte Punktzahl erreichen. Dazu müssen Sie den Ball durch farbige Ringe spielen. Je nachdem wie weit diese abseits der optimalen Schlagrichtung liegen, bekommen Sie für einen Treffer unterschiedlich viele Punkte. Da auch die Anzahl der benötigten Schläge die Punktzahl beeinflusst, gilt es, sorgsam abzuwägen, welche Ringe Sie unterwegs mitnehmen und welche Sie lieber ignorieren. Haben Sie eine Herausforderung bestanden, wird eine weitere freigeschaltet, bis Sie als letzte Aufgabe gegen Tiger Woods persönlich antreten.

Ausrüstung und Sponsoren

EA Sports hat in "Tiger Woods PGA Tour 07" massenhaft freischaltbare Features eingebaut. Zunächst gibt es die bereits erwähnten Kleidungsstücke, Golfschläger, Golfbälle und Accessoires, mit denen Sie Ihren Spieler ausstatten können. Um sie zu erhalten, müssen Sie zunächst, beispielsweise durch den Sieg in einem Turnier der PGA Tour, Geld gewinnen und dann den gewünschten Gegenstand kaufen. In der Tiger Challenge können Sie neben Golfern auch Sponsoren freischalten. Dann bekommen Sie in Zukunft für jeden in einem Turnier verwendeten Gegenstand des entsprechenden Herstellers einen bestimmten Geldbetrag gutgeschrieben. Manche Golfer können Sie erst nutzen, nachdem Sie sie einmal besiegt haben.

Eine Frage des Charakters

"Tiger Woods PGA Tour 07" verfügt über ein grundlegendes Charakterentwicklungssystem. Abhängig von Ihrer Leistung bekommen Sie in Tiger Challenge oder der PGA Tour Erfahrungspunkte in sechs verschiedenen Kategorien. Diese können Sie in acht verschiedene Charakterwerte investieren. So können Sie mit Konzentrationspunkten beispielsweise Ihre Recovery-Fähigkeiten oder Ihr Glück verbessern. Während des Spiels wird nach jedem Schlag angezeigt, in welchen Kategorien Sie Erfahrung erhalten haben.

Vielfalt pur

Wenn Sie nur mal eine kurze Partie zwischendurch spielen wollen, dürfen Sie in "Tiger Woods PGA Tour 07" aus satten 14 verschiedenen Modi wählen. Diese sind in zwei Kategorien unterteilt: Die traditionellen Modi Zählspiel, Lochspiel, Bloodsome, Greensome, Skins und Alternate Shot werden allesamt auch von echten Golfern gespielt. Bei den sogenannten Arcade Games handelt es sich um reine EA Sports-Erfindungen. Darunter fallen beispielsweise das bereits erwähnte Skills18 oder der Battle-Golf-Modus, bei dem der Gewinner eines Loches dem Gegner einen Schläger wegnehmen oder wahlweise einen eigenen zurückerlangen darf. Auch wenn die Einzelspielermodi von "Tiger Woods PGA Tour 07" die Motivation verhältnismäßig lange aufrecht erhalten, macht es wie fast jedes andere Sportspiel mit mehreren Spielern noch mehr Spaß. Auch hier profitiert der Langzeitspielspaß von der enormen Anzahl der verfügbaren Spielmodi. Mitmachen dürfen maximal vier Spieler, auch wenn Sie keine vier Fernbedienungen besitzen. Nach Wunsch darf sogar jeder Teilnehmer einen andern Schlagmodus wählen.

Brillante Animationen

Die Grafik von "Tiger Woods PGA Tour 07" kann Wii-typisch nicht mit technischer Brillanz punkten. Dafür fällt die große optische Abwechslung positiv auf. Dies gilt nicht nur für die unterschiedlichen Umgebungen der Golfplätze sondern auch für die einzelnen Löcher. Die Golfer sehen recht realistisch aus und wurden perfekt animiert. Wenn Ihr Alter Ego beispielsweise nach einem schlechten Ergebnis den Ball aus dem Loch fischt, vermittelt jede Bewegung seine Enttäuschung. Die Umgebung besticht mit einer relativ detailreichen Vegetation und hübsch spiegelndem Wasser, ist jedoch ein wenig statisch geraten. Außer ein paar Vögeln und den Spielern bewegt sich nichts auf den Golfplätzen. Sich im Wind wiegende Bäume hätten nicht nur die Grafik deutlich aufgewertet, sondern auch einen praktischen Nutzen gehabt.

Professioneller Kommentar

Auch wenn Golf eher zu den leiseren Sportarten gehört, wurde "Tiger Woods PGA Tour 07" mit zahlreichen passenden Soundeffekten unterlegt. Die Schlaggeräusche dringen auch aus den Lautsprechern in der Fernbedienung, was die Atmosphäre sehr unterstützt. Unsichtbare Zuschauer unterlegen das Geschehen mit Applaus und bewundernden oder enttäuschten Rufen. Ein besonderes Lob verdienen die grandiosen Kommentatoren David Feherty und Gary McCord, die sonst für den US-Sender CBS tätig sind. Sie beschreiben das Geschehen meist treffend. Die Sätze wiederholen sich dabei merklich, jedoch nicht so häufig, dass es nervt. Besonders nützlich sind die inhaltlich treffenden und perfekt vertonten Analysen, mit denen das Spiel Ihnen vor jedem Loch dessen Besonderheiten nahe bringt und Sie auf mögliche Gefahren hinweist. Um dies zu nutzen, sollten Sie allerdings relativ gut Englisch sprechen, da "Tiger Woods PGA Tour 07" nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Zu Beginn eines jeden Matches klären die Kommentatoren Sie außerdem über die spezifischen Stärken und Schwächen Ihres KI-Gegners auf, die Sie dann auch tatsächlich in dessen Spiel wiederfinden. Der Soundtrack ist nur im Menü zu hören und hält sich eher im Hintergrund. Sollten Sie dennoch eines der 16 Lieder nicht mögen, können Sie es dank dem aus anderen Spielen bekannten EA Sports Trax-System deaktivieren.

Fazit

Vom Charaktersystem über die zahlreichen Spielmodi bis zum spaßigen Mehrspielermodus stimmt mal wieder alles in "Tiger Woods PGA Tour 07". Da dies auch beim letztjährigen Serienableger der Fall war, stellt sich die Frage, ob sich auch für dessen Besitzer die Anschaffung lohnt. Die Antwort lautet für alle Wii-Besitzer eindeutig "Ja", denn das neue Steuerungssystem vermittelt viel besser die Illusion, tatsächlich auf dem Platz zu stehen, und funktioniert nahezu perfekt. Auch wer bisher nichts mit Golf anfangen konnte, sollte sich "Tiger Woods PGA Tour 07" anschauen, da kaum ein anderes Spiel das Wii-Prinzip so gut umsetzt. Für Golf-Fans ist "Tiger Woods PGA Tour 07" in der Wii-Fassung sowieso ein Pflichtkauf, selbst wenn die Konsole noch zusätzlich angeschafft werden muss.

(17.04.2007)

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